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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210330021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921033002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-03
- Tag1921-03-30
- Monat1921-03
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i«r Dbend-Ausqabe US^Iahrgang 1821 Rr. 1K2 Mittwoch, den 30 März Karls Probefahrt nach Budapest anos Mei st.lL werden hier» -lärmen eru- itttLgs- övtlied , altvr «vkou, a ävr des ais der t-Vitill. ^Kl«. ltsrat. orsiftender. dem russischen Augenblick werd Da» keW-Naer Dr-evsatt enthiitt dl« mnMchen DekannNnaAm,^« de» !»a,r» und de» Polizeien«-» der «ravt Leipzig, rr» »mi-geruizt» Leipzig, iow», »erscdtedea« andere, vrh»rd«. StMegung von Aeitunasbetrieben Wilicnberg. 30. Mürz. Gme aufgehehke Menschenmenge Menz die hiesigen Zeitungen, dem Druckbetrieb einzustellen und sich am allgemeinen Streik zu beteilljsrn. Die Zeitungen lronnten nicht erscheinen. Der Besuch beim Reichsverweser Karl von Habsburg noch lu Budapest. Wlea, 80. März. Aeber die Ankunft des Exkaisers Karl in Budapest wird gemeldet: Sonntag 2 Uhr nachmittags fuhr in Buda pest ei» Automobil mit vier Insassen im Hofe des Ministerpräsidiums ein, von wo die Herren sich in die königliche Burg begaben. Zwei von den Herren sprachen beim Fiügeladjutanten des Rctchsverwescrs »ort Hy vor and tettten ihm mit, Kaiser Karl wünsche den Reichsoerweier zu sprechen. Der Adsulant meinte zuerst, er habe es mit einem Scherz zu ton. Rach einigen Minuten erschien jedoch Kaiser Karl mit dem gewesenen Oberstleutnant Hunyady. Der Kaiser blieb 2-L Stunden beim Reichsverweser. Um ^5 Uhr trat er die Rückreise nach Steina- mmrger an. Wien, 30. März. Zur Ankunft des früheren Königs Karl in Ungarn erftchrt die «Pol. Korr.': Der frühere König war Sonnabend abend in Steinamanger e'mgetrossen und b»im dortigen Bischof abgestiegen. Ministerpräsident Gras Teleky wurde nach Steinamanger genifen. So wohl er wie Oberst Lehar haben dem frühern König von der Durchführung seiner Absichten abgeraten. Trotzdem fuhr der König am Sonntag im Kraftwagen nach Budapest. Der Rcichs- rerweser v. Horthy veranlaßte wach einer Besprechung den König zur Rückreise in die Schweiz. Der König fuhr mit dem Ministerpcäsioenten am Sonntag abend von Budapest ab, entschloß sich aber, im Londe zu bleiben, uns soll sicb gegenwärtig in Steinamanger be finden. Der französische Vertreter in Budapest hat formell bekanntgegoben, daß die Alliierten sich der Rück kehr des Königs au f den unga rischen Thron wider setzen. Ls sind einige Verhaftungen vorgenommen worden. Die Regierung der Republik Oesterreich hat alle Vorkehrungen ge troffen, um die Rückwirkung dieser Vo rgänge auf Oester reich zu verhindern. Ein Gastspiel auch in Wien? Prag, 30. März. Von Reiserchen. die aus Budapest gestern abend a Wien eintrafen, wird berichtet, Laß Exkaiser Karl Sonntag abend wie- in Steinamanger angekommen ist und im bischöflichen Palais wohnt, ervomMilitärstark bewacht wird. Gestern nachmittag sei ein xc-nzes Offiziersbalaillon eingetroffen, ebenso ein Extrazug mit Ministern. Die Reisenden dürfen in Steina manger weder ein- noch aussteigen. Die Telegraphen- und Te'.ephon- lmien sind militärisch gesperrt. Das wcstungarische Steinamanger. wo sich Exkaiser Karl aufhält, ist der Sih der Division des ungarischen Obersten Lehär, wo 15000 Mann ungarische Truppen unter gebracht sind. Die österreichische Regierung hät energische Matz- «.lollhr eiser Str.Lti, mlW Generals», der sich al» oder einst bürde, einer» «»»»gestelll t 0 Uhr 0 Uhr. ren Brauerei wegen Bei- und Ueber» loen an di« t gusammen- r Gesellschaft >er Bnmerei- g d«S unter S durch die gab« »> d«r kquidalions- nd bi eines Aktien der ingabe ihrer aaktien um- i und2: 4K- oar: deS d I nternekmenk» L aesafne» iZegfallS der sowie Zusau rr Lanlreme- Anzeigenpreis: L^L'A. M.2.2-: Lnzelgkl, o»» Bedörden lin axillche» L«U di« B»»par»lll»z«il« M.ZLO. ».au»w. BI. i.—; klein« Bnzelgen »>« ««»»»arelllezeile Bi »,, on«wLlt« Mk 1L<>, DelchLiltanzetgen nnl Plal,»»rlchkiil«n i« Preis« »rdSdi. Plag und Dal«»»orlchrl>i ,dn« verdlndUchkeit. B»Nag«»pi«Is» fllr »I« Teiainlauflag« Bit». IL— neii«, ><i« T«il»»siag« Bik td.— »eil» »r» BI'I«. P»ila»ilag< Poslgedlldr «zira. ,i«r-!pr«q>-^nlchiul, Nr. >4i,nr. >«>»»4. — PeiticheckUon!» . EchrUII.Ni>»« uud Vrichtilsslil«: Leipzig, 3»ha»n14,aII« Ar. N. Verlag Dr. Aelnkel» ck L» - reipzi» M. imlung vom Srundkapital Nark zu er- i 8750 Stück welche vom id sonstigen beantragten wir gemäß uts die In s, ihre An- Höbe bis zu ich ihrer ur c AuHsckluh er Berliner tze 2, anrm leldung sind beansprucht»' ieichSiternpel o l. Jamnn Meldung ho: -e Wirrung, ot mit dem og von 50", Zähr auf die glich 2 vom rsmachenden eintretender iS spätestens le zu leisten b geleisteter oerden. Tie ichen Zeich Taler aleick !2»0.NMark ve AM«. Kämpfen. Wir haben sofort als Gegenmaßnahme das proletarische Standrecht verhängt.' Der Hallische kommunistttche Stadtverordnete und Arbettersekretär Bew : tzki, der in» Aufruf ebenfalls als Befehlshaber und .Politischer Kommissar des neuen Kommunistenslaakes' fungiert, hat g'eichfalls eine Proklamation an die Bevölkerung des Marisfelder Kreises gerichtet, in welcher es heißt: .Alle Amts- und Gemeindevorsteher erhalten bis zur Wahl von Arbeiterräken einen politischen Beirat, der für die Durchführung meiner Anordnungen verantwortlich ist. Die Landräte des Mansfelder Kreises sind außer Dienst gestellt und haben sich jeder Amtshandlung zu enthalten.' HSlz wieder entkommen Eisleben, 30. März. Bei Niederröblingen soll heute mittag ein Automobil mit Hölz und dessen Adjutanten von der Reichswehr abgesangen und unter Feuer genommen worden sein. Der Adjutant sei tat, Hölz sei entkommen. Generalstreikpropaganda in Greiz Greiz i. V^ 30. März. Der Kommunistenputsch in Mitteldeutschland hat sich auch hier bemerkbar gemacht, nachdem die hiesigen KomnLnisten- sührer auf dem öffentlichen Markte zum Generalstreik und zur Bewaffnung aufgefordert hatten. Es verbreitete sich das Gerücht, Greizer Villen sollten in die Lust gesprengt werden, wie in einem an die Polizei gerichteten Brief zu lesen war. Es stellte sich aber heraus, daß der Brief von einem Geisteskranken geschrieben wurde, der von auswärts stammt. Da die Arbeiterschaft sich den Kommunisten gegen über ablehnend verhielt, ist alles ruhig geblieben. Sprengung einer Eifenbahnunterführung Erfurt, 30. März. Heute nacht gegen 2 Uhr erfolgte eine schwere Detonation. Wie sich herausstellte, haben anscheinend kommu nistische Elemente dl« Eisenbahnunterführung auf der Streck« Erfurt —Kassel zwischen der Steigerstrafte und der Gustav-Frey- tag-Skrahe gesprengt. Näheres war bis zur Stunde noch nicht zu er- fahren. Die Polizei teilt mit, daß sie den Tätern auf der Spur ist; es haben bereits Verhaftungen stattgefunden. Erfurt, 30. März. Der durch die Sprengung an der Eisenbahnunter- führung angerichtete Schaden ist nur geringfügig, da dos Sprengmoterial nicht im Mauerwerk angebracht, sondern frei in der Unterführung niedergelegt worden war. Als Täter kommen einige 18jährige Burschen tn Betracht, die bereits verhaftet worden sind: sie gehören der Kommunistischen Partei an. Vie Deutsche Volkspartei verstimmt Berlin, 30. März. Gestern vormittag fand zwischen Mitgliedern der Reichs- und Landtagsfraktion der Deutschen Volkspartei eine B e - fprechung über die tnnerpolitischeLage statt. Wie die .Kreiszeitung" erfährt, hat es innerhalb der Deutschen Volkspartei sehr verstimmt, daß die preußische Regierung nicht schärfer zuge- griffen hat. Wie w-iter mitgetellt wird, dürste das Verhalten der preußischen Regierung auch nicht ohne Einfluß auf die Regierungs bildung in Preußen bleiben. Die Laqe in Leipzig unverändert Leipzig, 30. März. Die Lage bei den bestreikten Firmen der west lichen Vororte Leipzigs hat sich nicht wesentlich verändert. 3m Lause des heutigen Vormittags fanden Versammlungen der Streikenden statt, deren Ergebnis noch nicht bekannt ist. Der überwiegende Teil der Leip ziger Arbeiterschaft lehnt nach wie vor die Beteiligung am Streik ab. Geyer kündigt in Moskau die deutsche RLtediktatur an Riga, 29. März. In seiner in deutscher Sprache gehaltenen Begrüßungsrede auf dem 10. Kommunistischen Parteikonareh in Moskau hat der Delegierte des Zentralkomitees der Kommu nistischen Partei Deutschlands, Geyer, u. a. erklärt, daß die gegenwärtig etwa eine halbe Million zählende kommunistische Arbeiterschaft Deutschlands an die Diktatur des Prole tariats nicht mehr wie an ein fernes Ziel denke, son dern als an die näch st «aktuelle Aufgabe de rPartel. Geyer wies darauf hin, daß die Bedeutung der deutschen kommu nistischen Partei darauf beruhe, daß sie sich in dieser Frage mit - Proletariat soltdart ch fühle. Der Augenblick werde bald eintreten, wo die deut chen Arbeiter für das, was sie von den russischen Genossen empfangen hätten, sich nicht nur mit Resolutionen, sondern durch revolutionäre Handlungen Seite an Seite mit dem russischen Volke re vanchieren würden. Die innere Lage Deutschlands spitze sich immer mehr zu, und der Augenblick des entscheidenden Zusammenstoßes stehe nahe bevor. nahmen getroffen, mn den Grenzschutz in Rord-Oesterreich uns Steiermark zu verstärken. Rach einer Version soll Exkaiser Karl auf der Bahnfahrt nach Budapest in Wien übernachtet haben. Es wurde eine strenge Untersuchung über diesen Vorfall eingelettet. In den nächsten Tagen ftt auch ein dipiomutischer Schritt der Narhsotge- siaalen z« erwarten, um die Budapester Regierung zu veranlassen, un verzüglich dafür Sorge zu tragen, daß Exkaiser Kari den ungarischen Boden sofort verläßt. Der Prätendent beruft sich auf Frankreich München, 30. März, <Eig. Drahlbericht.) Dem Thewi-Telegraphen- Bureau wird aus Budapest gemeldet, daß Exkaiser Karl schon wieder holt nach Ungarn zurückkehren wollte. Zuerst habe er es im Februar mit Hilfe eines falschen Passes versucht, und nunmehr sei es ihm mit Hilfe der Führer der Budapester Königspartei, des vormaligen Ministers des Innern Be nicky, des Vizepräsidenten des Parlaments Smira sa ny und des Abgeordneten Vasony gelungen, nach Budapest zu kommen. Dem Reichsverweser Horthy erklärte Katt, er komme mit Genehmigung der französischen Regierung. Horthys Erkundigung beim französischen Botschafter ergab aber, daß diese Behauptung nicht richtig war. Es wurde im Gegenteil erklärt, daß die Entente, sollte der Versuch gemacht werden, einen Habs burger auf den Thron zu bringen, das als feindlichen Akt betrachten würde. Exkaiser Karl wollte sich trotzdem nicht überzeugen lasten, daß er nicht sofort den Thron besteigen könne, und es bedurfte der größten Kunst, ihn zur Abreise zu bewegen. Unterwegs unterbrach er die Reise und erklärte, daß er das Land nicht lebend verlassen werde, wobei er sich wieder auf oie angebliche Zustimmung der französischen Regierung berief. Es verlautet auch, daß die Garnison Steinamanger dem Prätendenten bereits dem Treueid geleistet habe. Angeblich die Führer dos Putsches von Horthy verhaftet worden. Der Eindruck in Budapest und Wien Wien, 29. März.. (E ig e n e r Drahtbericht.) Der Streich Exkaisers Karl wird in politisch denkenden Kreisen Ungarns ein unerhört naiver Akt bezeichnet. Selbst in Ungarn, wo sich Kaiser-König noch verhältnismäßig großer Sympathien und einer un leugbar großen Anhängerschaft erfreut, -st man — und das gerade in den Kretsrn der karlistischen Legitimisten — durch den Schritt Katts vom Habsburg in Verlegenheit gekommen, da Ungarn durch den Friedens vertrag und überdies durch verschiedene nachdrückliche Vorstellungen der Entente gehindert ist, den Habsburgischen Fürsten zu wählen. In österreichischen polnischen Kreisen denkt man sich die Sache allerdings nicht gar so harmlos. Wenn auch in Anbetracht der Haltung der Entente die Aussichten für den Exkaiser so ziemlich gleich Null sind, so ist sein Aufenthalt in Westungarn, von dem ein Teil Oesterreich zugesprochen worden ist und in der nächsten Zeit von Oesterreich befehl werden soll, immerhin nicht ganz ohne Bedeutung. t«r Leipzig »n» B.rort« zvein,,! ttgNch in» « Ha,4g.brachi. S»»nlag« al» Morg«nllu»gad« »»»ati. Bi.N1.-. »««riet »drl. B..Si»— s»r Bbtzuler mooa'l. Bi. v bo. M»rg,»-B»4»ad« allein Bl. 7-U meaetiich, Bdend-Busgad« «llel» M L— »»»alltch. Varch »»I»r« »»««drligrn giliaie» m» Ha»» ««- ftrachi »»aaiiich M. >0.—, »i»r«ell«dr>tch Bl. so.-; durch dl« oft «»aerdaid «»»Ilchlaadl, frei >a» Hau» aeltaserl, <v«Iami-B»«,ad« »onalllch M. , »leNelllldrllch M. A.—. Bollantloeiland: «»»»«iich M. Ul.— »ad lvr»cklach«a-1>»rt». «lnzelummer» Morgra- A»1««s« llil Pf. Bb«ad-B»z,ad, -0 P«. e,i>Maa4-B»«aad« 40 Pf. GrSbers Brennpunkt harter Kämpfe Halle, 30. März. Zahlreiche aus dem Mansfeldschen austauchende Banden haben sich bei Grübers festgesetzt und den Bahnhof zu einem Bollwerk ausgebaut. Eme Hundertschaft der Polizei, die gegen Gröbers eine gewaltsame Erkundung vornahm, geriet in schweres Maschinengewehrfeuer. Infolgedessen mußte der Angriff einstweilen aufgegeben werden. Die beiden Offiziere, di« den 'Vorstoß geleitet hatten, fielen. Ferner blieben 10 Polizeimannschaften ftn feindlichen Maschinengewehrfeuer. Gegen dieses neue Nest der Aufrührer ist eine umfassende Bewegung eingeleitet worden. Ein Augenzeuge über bas Gefecht bei Gröbers Ein Augenzeuge berichtet uns über das F e u e r g e f e ch 1, das zwischen Poltzeitruppen und aufständischen bewaffneten Arbetkern gestern in Gröbers statrgcsuiiden hat, folgendes: .Als ich gestern mit dem Halberstadter Zuge, der ungrsähr um die Mittagszeit in Halle ein» treffen sollte, wogen Besetzung des Bahnhofs Gröbers durch Auf ständische nicht weitevfahren konnte, entschloß ich mich mit noch drei anderen Reisenden, den Weg nach Schkeuditz zu Fuß zurückzulegen. Kurz vor Halle begegnete uns eins Patrouille von ungefähr 30 Mann Sicherheitspolizei, die, wie sich nachträglich herausgestcllt hat, ein scharfes Gefecht mit ans ständischen Arbeitern gehabt hatte. Als wir Gröbers fast erreicht hatten, sahen wir von weitem zwei Kraftwagen, von denen einer lichterloh brannte. Sie batten von de: Polizeitiuppe im Stich gelassen werden müssen. Unseren Augen bot sich ein trauriger Anblick: Im Straßengraben fanden wir sieben tote Polizeisoldaten, darunter einen Leutnant. Die Leichen waren zerschossen und zerstochen und alle ihrer Fußbekleidung beraubt. Das Gefecht muß un- gefähr gegen 2 Uhr nachmittags st altgesunden haben, als wir von Halle abmarschterten. Halle ohne Kraft und Licht Halle, 30. März. Die Arbeiter der städtischen Elektri zitätswerke und des Gaswerkes sind gestern abend 6 Uhr in den Streik getreten. Der Straßenbahn verkehr ruht zum größten Teil. Durch den Streik ist Halle ohne Licht und Kraft. Der Betrieb oes Wasserwerks wird aufrecht erhalten. Der Verkehr in -en Straßen dar Stadt war am Nachmittag ein sehr lebhafter. Tausend« von Perjonen bevölkerten abends die Straßen. Der Riebcckplah ist von berittener Polizei beseht. Halle, 30. März. Die Lage hak durch die Arbeitseinstellung eine äußerst gefährliche Zuspitzung erhalten. Es hat den Anschein, als ob viele Arbeiter aus der Umgebung nach Halle gekommen sind. In der Bevölkerung befürchtet man daher blutig« Zusammenstöße, wenn nicht bald eine Aenderung ein tritt. Der verschärfte Belagerungszustand besteht noch. Eine Bekanntmachung von Max HSlz Halle, 30. März. In den gestrigen Morgenstunden wurden in Halle Maueranschläge angebracht, welche vom .Oberbefehlshaber Max Hölz, Hauptquartier Mansfeld' unterschrieben waren. In der Bekanntmachung heißt es: .Entwaffnet di« Bürger, d»e Polizei, die Gendarmerie, die Sipo und die Reichswohr. Beschlagnahmt alle erreichbaren Gelder. Sprengt die Schienen, di« Gerichte, die Gefängnisse. Befreit alle Gefangenen. Hörsing läßt in Mitteldeutschland Arbeiter, Kinder und Frauen erschießen «un deshalb, weit sie Arbeiter find und um ihr Brot unA ihre Freiheit Der versuchte Staatsstreich Während tn Deutschland die Kommunisten einen Putsch versuch machten, dessen Aussichtslosigkeit jedem Politiker von vornherein klar war, haken tn Ungarn die Habsburger einen Vorstoss zur Wiederherstellung ihrer Macht unternommen. Ex kaiser Karl hat am Ostersonntag in Budapest persönlich seine Visitenkarte abgegeben. Die Stellung der zurzeit in Ungarn am Ruder befindlichen Machthaber zu dem monarchistischen Putsch ist noch nicht ganz geklärt. Man weiß, daß die heutige ungarische Regierung sich nur als Platzhalterin ftr eine wiederaufzurtchtend« Monarchie betrachtet. Schon in dem Amte des ReichSverweserS liegt deutlich die Absicht ausgedrückt, die Gewalt nur vorläufig in Vertretung des an der Regierung verhinderten Herrschers aus- zuüben. Aber über die Person des künftig aus den Schild zu er hebenden Monarchen sind die verschiedenen monarchistischen Parteien Ungarns durchaus noch nicht einig. Neben dem Exkaiser Karl zählt der Erzherzog Joseph viele Anhänger, während ein anderer Teil der Monarchisten für einen nationalunga- rischen König eintritt, und eine vierte Gruppe endlich einen englischen Prinzen sich zum Herrscher erküren möchte. Kaiser Karl gedachte offenbar diesem Streit um den Kronenträger durch sein persönliches Erscheinen ein Ende zu machen. Der Versuch des Staatsstreiches ist aber allem Anschein nach fehlgeschlagen. Er ist offenbar sowohl an dem Widerspruch der Entente als auch an dem Widerstreben der Monarchiskenkreise gescheitert. Wie weit bei den letzteren nur die Furcht vor dem Eingreifen der En tente als Leitmotiv für ihre Ablehnung des Staatsstreiches maß gebend war, läßt sich natürlich nicht feststellen. Zunächst scheint aber Karl der Schwächliche die Aussichtslosigkeit seines Griffes nach der Stephanskrone noch nicht eingesehen zu haben. Er hat sich von Budapest aus nach dem ungarisch-österreichischen Grenz ort Steinamanger zurückgezogen. Seine Anwesenheit dort, wo er in engster Fühlung mit ungarischen Freischarenführern steht, bildet eine Gefahr sowohl für Ungarn als auch für Deutsch-Oester reich. Hier aber beginnt die Angelegenheit auch das deutsch« Interesse zu berühren. Exkaiser Karl hat sich bisher hartnäckig geweigert, den Wün schen seiner ungarischen Freunde folgend, sich mit der Stephans- Krone allein zu begnügen und auf die österreichische Kaiscrwürde Verzicht zu leisten. Sein Anhang unter den deutschösterreichischen Monarchisten ist noch iminer groß. Von Steinamanger aus könnte Karl den Versuch machen, den in Budapest zunächst miß lungenen Staatsstreich in Deutsch-Oesterreich zu wiederholen. Würde er hierbei Erfolg haben, so wäre damit auch den deutsch österreichischen Anschlußplänen der Todesstoß versetzt. Glücklicher weise liegt eine starke Garantie gegen das Gelingen dieser vom deutschen Standpunkt ans scharf zu bekämpfenden Pläne in der Uneinigkeit der österreichischen Monarchisten, die noch viel größer ist als die ihrer unga rischen Gesinnungsgenossen. In Deutsch-Oesterreich gibt es net^n den Monarchisten, die für Exkaiser Karl eintreten, auch noch viele Freunde der Hohenzollern, und noch andere propagieren eine Wittelsbacher Thronkandidatur, mit dem engeren An schluß Deutsch-Oesterreichs an Bayern. Sobald nun eine dieser drei Thronbewerbungen Aussicht auf Erfolg Hütte, würden sich die ' beiden anderen monarchistischen Richtungen sofort mit den Republikanern zu ihrer Bekämpfung zusammenschließen. Eine Wiederherstellung der Monarchie wäre in Deutsch-Oesterreich überhaupt nur möglich, wenn die Entente aus Furcht vor dem Anschluß an Deutschland ausdrücklich oder stillschweigend ihre Zu stimmung gäbe. Jede Verwirklichung monarchistischer Ideen be deutet daher für die Deutsch-Oesterreicher nichts anderes als der Verzicht auf den Anschluß an Deutschland, der gleichbedeutend ist mit dem wirtschaftlichen Ruin des weder allein, noch auch bei einer etwaigen Personalunion mit Ungarn innerhalb seiner heutigen Grenzen existenzfähigen Landes. Der Gedanke des Anschlusses Deutsch-Oesterreichs an das Deutsche Reich erfordert daher die Er haltung der Deutsch-österreichischen Republik und die Bekämpfung aller monarchistischen Putschpläne, von welcher Seite sie auch i immer ausgehen mögen. Sollte daher der habsburgische Exkaiser in der nächsten Zeit auch in Wien seine Karte abgeben, so muh man vom deutschen Standpunkt aus die Hoffnung aussprechen, daß man ihm hier recht deutlich die Türe weist. -er»»»? ?4»4 « Lblt. s>k »on z«, I Hodtt. »r ä Schaedrich «. - H. «dl» ! Ar. P»lft«r : L <vl,»rtch»zt - H. L»dl« S. Seid«, L L«t»u P. ee>köd«r B. B»d»oid »t. vyll« «»d. VI. de» Leipziger kg. — Ar«>iag:
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