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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.05.1919
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190514025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1919
- Monat1919-05
- Tag1919-05-14
- Monat1919-05
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118.1at)cgaag stbeuö-fiursad» Mittwoch, den 14. Mai ISIS Nr 217 Aauptschrlftletter: Dr. Tverlh, Leipzig Verlag: Dr. Relnbold ck To., Leipzig Die deutsche Auffassung der Schuldfrage — Der Protest gegen die wirtschaftliche Erdrosselung — Erste deutsche Gegenvorschlüge zur Gebietsregelung Auf dem rechten Wege kl. 8. Graf Brockdorff-Ranhau hak wieder drei, dieSnral aus führlichere Noten an Llemenceau gerichtet, deren Schlagkraft trotz der zahllosen Erörterungen der deutschen und -er fremden Presse ganz frisch und außerordentlich stark wirkt. DaS kürzeste Schrift stück legt in lichtvoller Weise, die auch zur Klärung der Anschau ungen im eigenen olke beitragen kann, die Auffassung der Negie rung von der deutschen Schuld am Kriege fest. Zunächst wird unter schieden zwischen -em deutschen Volk und seiner früheren Negie rung. DaS Volk wird von jeder bewußten Schuld am Kriege frei gesprochen, und es wird mit vollem Recht, der Wahrheit gemäß festgestellt, daß in seinem Bewußtsein der Krieg ein Verteidigungs krieg gewesen ist. Ander- -aS Bild der früheren deutschen Negie rung. Daß sie Irgendwelche und vtelleichk nicht ganz geringe Schuld an der Entstehung deS Krieges trage, wird nicht geleugnet, wohl aber wird entschieden verneint, daß sie die alleinige oder auch nur hauptsächlich« Schuld treffe. Ziemlich kühl, ohne sich zu ereifern, macht Graf Brockdorff gelte»»-, daß die Entente Beweis« für ihr« Auffassung bisher nicht erbracht habe und daß er jederzeit bereit s?i, Dokument« zu prüfen, dl« solchen Beweis führen wollen. Die zweite, größer« Note ist eine allgemeine Aeußerung über die Wirkung -et Frie-enSvertrageS auf daS deutsche Bevölke- rungsprodlem. Sie gibt ab«r viele konkrete Handhaben zur Be urteilung, »richt zu viele ans einmal, sondern in wirksamer Aus wahl und tu knapper Form. ES ist ein guter Gedanke, den Alliierten, vaö zwar nicht nur den Kommissionen in Versailles, sondern auch de» Böckern di« ein« solch« Karze Darstellung aus nahmslos»» -oft» »ad zu versteh« vermög««, überhaupt erst ein mal vor An,« « stellen, waS sie getan Hecken. Venn st« scheinen sich über di» Fotzzen ihrer Zumutungen wirklich nicht ganz klar ge- wes« zu ftt». DaS geht aus der Meldung hervor, die eigentlich ein« ungeheuerlich« Naivität darstellt, wonach die alliierten Kom missionär -t« sich k, Deutschland aufhatten, setzt erst ein Gut acht« rckstebe» solle», ob di« Forderungen tatsächlich unerträglich und mrerftillb« Pnd. Vies« Mitteilung -er Firnes' wirft doch ein »eueS lktcht «uf daS ganz« Borgehen der Verbündeten. Erst lass« st« »MnatiS«« mm eigene« Beauftragten Deutschland aus Herz »ach Rtzere» «ch biS tn di« Stngewel-e durchsuchen, um fest- ,u stelle», ob p« «mH wtrtrkich Nahrungsmittel liefern sollen, und üan» setz« K» «t»r« Wälzer voll ausgesuchter Schröofdestim- nrrmge» «»1 «h» ft« Kommissionen, wie eS scheint, auch nur zu fragmü DaS wtrd «nun t» aller Ruh« als ein« unvergleichliche Ge- wisserrlostgketk h«tchae» dürfen, die schtteßlich auch ihren eigenen Interesse« pvaentwer sich als schwer begreifliche Leichtfertigkeit dar stellt. Ma» Kun» «No k» der Tat mit der Möglichkeit rechnen, daß wir -« dvel Gewaltigen von Versailles über -i« Folgen ihrer eigen« Plän» noch sehr viel Neues und eigentlich erst alles Aus schlaggebende zu sagen Haden. Ein Anreiz mchr, auf dem betretenen Wege welterzogehen. Wir sind auf dem rechten Weg«. DaS sag« anS die vielen Aeutzenmgen, -i« aus -er neutral« und tn steigendem Maß» auch aus der alliiert« Presse vorliegen. Auf dem rechten Wege, -aS heißt nicht nur, daß wir die Ger«chtigkeit auf unserer Seite haben — -les braucht unS nieman- erst zu bestätig« —, sonder« daß wir praktisch richtig mchandelt hocken und noch nicht jede Aussicht auf Erfolg verlor« ist. Aus der Schweiz, aus Nor wegen, Dänemark, Schweden lieg« Auslassung« vor, die eine Mäßigung der Entente als notwendig un- wahrscheinlich be zeichnen. Italiens öffentliche Meinung ist von Anfang an gegen d« Entwurf gewesen, und zu -en englisch« und fran zösisch« Sozialist«, auch der internationalen Achetterfriedens- konferenz, deren Ausschuß in Paris tagt, gesellen sich die Sozia listen Belgiens und die Liberalen, ja auch Konservative EnglarckS. Wir sind nicht mehr ganz allein, und eS wäre töricht, zu leugnen, daß dieses Gefühl uns stärkt und damit schon an sich eine tatsäch liche Hilfe für uns bedeutet. Wir sind sehr davon entwöhnt, irgend wo in der Welt Zustimmung zu finden, wir haben uns jahrelang geistig und seelisch wie in einem Gefrierraum befunden, und wenn wir soeben, noch immer in diesem Bewußtsein, die Stärke tn unS selbst gefunden haben, uns nicht bloß zu widersehen, sondern auch die Welt, zu der wir so wenig Zutrauen haben konnten, zum Zeugen für das uns zugedachke, niemals von irgendeinem Volk in der Geschichte erlebte Schicksal aufzurufen, so werden wir nun erst recht uns aufrichten und straffen, da wir merk«, daß di« Vernunft zwar in Versaill-^ ^xre hak, aber aus der Welt noch nicht verschwunden ifa Es scheint sich, wenn auch ohne Plan und ohne Form, ein anderer .Völkerbund' zu bilden, als der in dem Versailler Dokumente steht, eine Gemeinschaft -er Gesinnung, der Beurteilung wenigstens diesem einen welthistorischen Fall gegenüber. Es braucht wohl kaum davor gewarnt zu werden, -iese Stim men, die wie aus weiter Fern« In di« Wüste zu unS dringen, zu überschätzen. Wie wissen alle, wt« unendlich Viel und Schweres vor uns liegt, aber wir dürfen das Zutrauen haben, daß die Auf klärung der internationalen öffentlichen Meinung kein vergebliches Äemühen ist. Wir vergessen darüber nicht die auch weiterhin noch immer nötige Aufklärung unseres eigenen Volkes. Nach einer Meldung aus Berlin werden die Abgeordneten der Nationalver sammlung im Einverständnis mit der Reichsregierung in ihren Wahlkreisen große Versammlungen abhalten, um das Bewußtsein, i^orum es sich eigentlich handelt, überall zu verbreiten: und hinter dieser Pflicht soll biS zur nächsten Vollsitzung der Notionalver- mmlung alle Tätigkeit ihrer Ausschüsse zurücktreten. — Die dritte Note, die offenbar schon den Anfang der endgültig digierten deutschen Gegenvorschläge bringt, ist erst so kurz v»r ^chluh -es BlatleS eingelroffen« daß wir unS ihre Besprechung noch vorbehalt«. Der Wortlaut der Noten Brockdorff-Rantzaus Versailles, 14. Mai. (Drahkberichk.) ReichSmtnister Graf Brockdorsf-Ranhau hat gestern an den Präsidenten der Friedenskonferenz, Ciemeneeau, folgende drei Noten ge richtet. ' I. Versailles,-«« 13. Mal. Herr Präsident! In dem den deutschen Delegierten vorge- legten Entwurf eines FrledensverlrageS wird der VM. Teil, be treffend die Wiedergutmachungen, mit dem Artikel 231 eingeleitet, welcher tautet: «Die alliierten und assoziierten Regierungen erklär« und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und alle Schäden verantwortlich sind, welche die alliierten «ad assoziierten Regierung« und ihr« Staatsangehörigen infolge -eS ihnen durch d« Angriff Deutsch lands an- seiner Derbündeten aufgezwuagenea Krieges erlitten haben.' Deutschland hat die Verpflichtung -er Wiedergutmachung übernommen auf Grund der Roke de< Staatssekretärs Lansing vom 5. November 1S18, unabhängig von der Frag« d«r Schuld am Krieg«. Die deutsche Delegation vermag nicht anzaerkennen, daß aus einer Schuld der früheren densschen Regierung an der Ent stehung des Weltkrieges ei» Recht oder Anspruch der alliiert« und assoziiert« Mächte ans E»tschädign»g durch Deutschland für dl« durch d« Krieg erlittene» Verluste at^elettet werd« könne. Die Vertreter -er «Werte» und «ssozvert« Staat« hob« zudem wiederholt erklärt, daß das deutsch« Volk nicht für di« Fehler feiner Regiernng Ver antwortlich gemacht werd« soll«. DaS deutsch« Volk hat d« Krieg nicht gewollt und würde einen Angriffskrieg niemals unternommen haben. Im Bewußtsein der deutschen Volkes ist dieser Krieg stets einVerkeidigungS- kri«a gewesen. Auch die Anffassnng der alliierten und assoziiert« Regierung« darüber, wer als Urheber deS Krieges zu beschuldig« ist, wird von den deutschen Delegiert« «ichtgeteilt. Sie ver mögen der früheren deutsche» Regierung nicht die alleinige oder hauptsächliche Schuld an diesem Kriege zrrzusprech«. In de« vorg«legten Entwurf eines Friedens vertrags findet sich nichts, was ftne Auflassung tatsächlich be gründet, keinerleiBeweis« werd« für sie beigebracht. Die deutsch« Delegiert« bitt« daher um Mitteilung d«S Berichtes der von d« alliiert« und assoziiert« Regierung« eingesetzt« Kommission zur Prüfung der Verantwortlichkeit der Urheber d«S Krieges. Genehmig« Sie, Herr Präsident, usw. gez. Brockdorfs-Rantzau. II. VersailleS, den 13. Mal. Herr Präsident! Entsprechend der Ankündigung in meiner Note vom 8. Mai d. 3. überreiche Ich die nachfolgende Aeußerung der volkswirtschaftliche« Kommission, di« beauftragt ist, die Rück wirkung der in Aussicht genommenen Friedensbedingungen auf die Lage der deutschen Bevölkerung zu begutacht«: Deutschland war im Laufe der letzte» beide» Generativ«ea vom Agrarstoat zum Industriestaat übergega»gen. Ms Agrarstaat könnt« Deutschland 40 Millionen Mensche« ernähren. Als Industriestaat war es in der Lag«, di« Ernährung einer Bevölkerung van 87 Mil lionen pcherzofiellen. Die Einfuhr an Lebensmittel» betrog im Jahre ISIS rvnd 12 Millionen Tonne». Dor bem Krieg« lebte« in Deatsch- land vom auswärtige« Handel and von der Schiffahrt, entweder direkt oder indirekt durch die Verarbeitung auswärtiger Rohstoffe, rvnd 15 Millionen Menschen. Nach deu Bestimmungen des Friedensoertroges soll Deutschland seine fiir de» Uederse« handel tauglich« Handelstonnag« und Schiffs- neubaote» ausliefern: auch solle» die Werften in deu nächste» füns Jahren in erster Linie für die alliierten und assortierte» Negierungen bauen. Deutschland büßt ferner sein« Kolonien «in; bi« Gesamt heit seines Besitztums, seiner Interesse» und Titel in den alliierte« und assoziierte» Ländern, in der«« Kolonie«, Dominien und Protekto rate« soll zur teilweisen Deckung der Entschädigungsansprüche der Liq»idatio» mtterliege» und jeder anderen wirtschaftlichen Kriegsmaßnahme ausgesetzt sein, die die alliierte» mrb assoziierten Mächte in der Frlebeaszeil aaftechterhatte« oder ne» einzvführe« de schvrke« mögen. Bel Ausführung der t«rritoriat«n Bestimmungen des Friedens»««, lrags würden im Oste» di« wichtigste» Prob»btloas- g « bi«tefür Getreide oad Kartoffeln verloren gehe»; das wäre gleich bedeutend mit einem Ausfall von 21 v. H. der Gesamternte in diesen Lebensmitteln. Ueberdies würde unser« la»b«irtschasttich« Produktiv» in ihrer Iatenfivitäl stark zarückqehe». Einmal wurde die Zufuhr von bestimmte» Nohstoffe» für di« deutsch« Dü»nge- m i l t«l i n da st r i e, wie Phosphat«, erschwert, sodann würde diese wie jede andere Industrie unter Kohlenmangel leibe», denn der Ariedensvertrag steht vor, datz wir säst ei« Drittel «»serer K « hl« »- produktio» verlier«»»: außerdem werde« »as für di« ersten zehn Jahr« ungehear« Lieferungen i» Kohl« an bestimmte alliiert« Länder auferlegt. Weiter soll Deutschland nach dem Vertrage fast drei Viertel seiner Lisenprodnklioa and mehr als drei Fünftel seiner Produktion an Zink zugunsten seiner Nachbarn adtrete«. Nach dieser Einbutz« a» eigener Produl tion. nach der wirtschaft lichen Lahnlegung bnrch den Vertust der Kolonie«, der Handelsflotte und der a iswärtiqe, Besitztümer, wär« Deutschland nicht mehr tn der Lage, genügend Nohfloss« aus dem Unslgad« zu bezieh««. Die dentfch« Industrie müßt« daher in einem gewaltigen Umfang« erlösche»». Gleichzeitig würde der Bedarf a»r«b«»s«itt«lei»s»hre» «r- heblich steige»», währeud die Möglichkeit, ihn zu befriedige» außen« ordentlich sinken müßte. Deutschland wäre daher in kurzer Zeit außerstande, den viele» Millionen auf Schiffahrt und Handel angewiesene» Menschen Ar beit und Brot za gewähren. Dies« Menschen müßten anS Deutschland auswaudern. Das ist aber technisch unmöglich^ zumal da sich viele der wichtigsten Länder der Welt gerade gegen di« deutsch« Einwanderung sperren würde«. Außerdem würden Handert- tausendc ausgewiesener Deutscher aus den Gebiete« der mit Deutsch land Krieg führenden Staaten sowie aus den abzukrelenden deutsche» Territorien uad Kolonien »ach dem übrigdleibende» deutschen Gebiet elnflrömea. Werden dl« Friedensbedinglmge» durchgeführt, so bedeutet daS einfach, daß viele Millionen in Deutschland zugrunde gehen müßte». Dieser Prozeß würde sich rasch entwickeln, d« durch dl« Blockade während des Krieges und der«» Verschärfung wäh re»- des Wasse»plllsta«des die Volksgesundheit gebroche» ist. Kein HUsswerk, «och so groß and langfristig angelegt, könnt« diesem Massensterben Einhalt tun. Der Fried« würde von Deutsch land eia M-Hrsaches der Menschenopfer fordern, wie der viereinhalb jährig« Krieg verschlang. (Eindreiviertel Millionen l» Feld« gefalle», fast el»e Milli»» Opfer der Blockade.) Wir wisse» nicht, »ab möchte» es bezweifel», ob di« Delegierte» der alliierte» »nd assoziierten Mächte sich über die Konsequen zen im klaren sind, wie sie unvermeidlich einkreten würden, wen» Deutschland, soeben «och eia dicht bevölkerter, mit der ganze« Welt wirtschaft »erknüpster, a«s gewaltig« Rohstoff- und Lebensmitlel- ^»ftchr «gewiesener Industriestaat, plötzlich a»f eine Entwick lungsstufe zurückgestohe» wird, die seiner ökonomische» Konstruktion sich seiner Bevölkeruagsziffer von vor eine« halbe» Jahrhundert entspricht. Wer diese» Friedensvertrag unterzeichnet, spricht damit das Todesurteil über viel« Milllo- aea deutscher Männer, Frauen und Kinder ans.' Ich habe es für meine Phflicht gehalten, vor Ileberreichung w^terer Einzelheiten dies« allgemeine Aeoherang über die Wirkung des Friedensvertrages ans das deutsche Bevölke- rmrgSproblem zur Kenntnis der alliierten und assoziierten Friedens delegierten zu bringen. Die statistischen Nachweise stehen aus Wunsch zur Verfügung. Geaehmige» Sie, Herr Präfibant, die Versicherung meiner aotgezetchaetea Hochachtung. gez. Brockdorff-Ranhau. lll. Versailles, 13. Mai. Herr Präsident! Die deutsche Friedensdelegation hat aoS dem Schreiben Eurer Exzellenz vom 10. d. M. entnommen, da^ sich die alliierten und assoziierten Regierungen bei Abfassung der Bedingungen des FrledensverlrageS ständig von den Grundsätze» haben leiten lassen, nach denen der Waffenstillstand and die Frie» densverhandlonäen voraeschiagen worden sind. Die deutsche Dele gation null selbstverständlich diese Grundlage nicht in Zweises ziehet sie muß sich aber das Recht vorbehalten, auf dieBedin st »« ae « hinzuweisen, die nach ihrer Aoflassang mit der Absicht der alliierten und assoztiertea Regierunge» ia Widersprach stehen. Ein solcher Widerspruch springt besonders n die Augen beß de» Bedingungen des Vertragsentwurfes, die sich aus die Ab trennung verschiedener von deutscher Bevölke- rungbewohnterTeiledesReichsgebietes beziehe». Abgesehen von der Rückgabe Elfah-LothringenS an Frankreich und der Besetzung Kehls, auf welche beiden Punkte ich mir vor behalte später einzugehea, wird Deutschland di« zeitweilige öden dauernde Unterstellung folgender deutscher Gebietsteile unken fremde Herrschaft angenommen: Des Saargebieks, der Kreise Eu pen und Malmedy sowie Preußisch «ZttoreSnet, deutscher Teil« Oberfchlesiens, Posens, Westpreuße» und Ostpreußens. (Hier folgen im Telegramm einige verstümmelte Worte.) Di« deutsch« Delegation verkennt nicht, daß für eine Reih« von Bestimmungen über territoriale Aenderungen, die im Fri», deasentwurf enthalten sind, der Grundsatz der nationalen Selbst bestimmung geltend gemacht werden kann, weil gewisse bisher vo» deutscher Seite beherrscht« Bevölkerungsgroppen, z. B. die pol nisch«, sich als »lchtdeuflch betrachte«. Auch in d«r Frag« vo» Schleswig find aaüonale Gründe anzuführe«, wenngleich di« deutsch« Delegation «icht eInfieht, mit welcher Vollmacht die allllerteu und assoziierten Regierungen die zwischen Deutschland und Dänemark zu regelnd«» Grenzfragen za» Gegenstän der Friedensverhaudlungeu machen. Die aeolral« dänisch« Regierung weitz, daß die gegenwärtig« beaflch« Regie- rung immer bereit gewesen Ist, sich mit der ihr über eine neue, de« Prinzip der Nationalität entsprechende Grenze zu verständigen. Wenn die dänisch« Regierung es trotzdem vorziehea sollte, Ihr« Ansprüche ans dem Umwege über die Friedensverhandlungen z» beschreiben, so ist dl« deutsche Regierung nicht gewillt, hier- gegeuWiderfprochzu erheben. Die Bereitschaft der deutsche» Regierung erstreckt sich aber »icht aus jene Gebiete des Reiches, di« nicht unzweifelhaft vo» einer Bevölkerung fremden Stammes bewohnt sind, vor alle» Dingen kält sie es für uaza lässig, daß durch den Friedens vertrag zu dem Zweck«, finanzielle oder wirtschaftlich« Forderun gen der Gegner Deutschlands zu sichern, deutsch« Bevölkerung uad Gebiete von dar bisherigen Souveränität zu einer anderen ver schachert werden, als ob sic bloße Gegenstände oder Steine io eine« Spiele wären. Dies gilt insbesondere von dem Saarbeckea. Daß hier eine ?eia -«»lsche P«pülksr»»g wohnt, hcstreilet tüd-
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