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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.05.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190524016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919052401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919052401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1919
- Monat1919-05
- Tag1919-05-24
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Morgen-Ausgabe Btjugsprils: L M Ai.r-LUüL-^'!» ^4,4.11«»'»« «r. «2» II- »dd»>«- —»»«Ich M. »L>. ,»«-» »»>«'» «t»1iit«4» Ist Hao« ß«4k«chl »»»«lUch M. L0<^ »h-lich «i. »L0 »,,» »I« P»ft D«,I,»Ia»» «.lainI Ä-«--», ^,.1'1» M. ».»>, »i«rl»lI«d-U» M. «.0L Mor<,«ii.4>»«,od« «l. M. >,«. «»-»«,M. U.AI <«»1I»II«blIch D»st»«»»U,«»ü»k». M.i,«, «««««»« >» VU «»«,» I« VP Hanptschrislieiier: Dr. Erich Everth. Leipzi» HrmdeLs-IeUung Aartsblatt des Rates und des pollretarutes der Stadt Leipzig LS. Jahrgang Anzelgrnprei«: 'LHML L'Ä> ». S«dtr»«» l« ««ei. L,N »l« X,I»,«lj,!l4 1» Pf. *. «,1» l»A.: «»»«««« »«, SS Vs. »»«»Iv« 4V Vs^ r»»»l»ii«4l»!ch>«I WH,! V»i«n»»I)»IchI»,: u«d«k 2U0 >t»fa»G »4b. 1t«« 1UU A«il«o: 50-l». S«Ig>4>l»ai,,«I,<» «II » V««U« Platz »atz vat«»»»klchrllt »)»« V«idli>t!>cht«IL «all«««»: aal»»««»»»,», M. 7^— »«1 laalaa» aasicht. t-asia«»^»-. ««nq,»4ch-«»Ichl»!,*r.I4'l»r. >«»« .» 146X4. —V»ril»«»1°»l, 7«L «ch-MIall»»« „» «.Ichlslifi,«,: 5»tzo»»t4«,!I« Verlaa: Dr. Reinhold L To^ Leipii» Nr. 238 Sonnabend, den 21. Mai 1818 Clemeneeaus DAKerbundnote Die Antwort auf die deutschen DölkerbundvorschlLge Versailles, 23. Mal. <Drahtberlchl.) .Homme Llbre' zufolge lautet die von Llemenceau an die deutsch« Friedens delegation gerichtete Antwort auf die deutsche Note bezüglich des Völkerbundes folgendermaßen: Herr Präsident! Der ausjchutz dce allilcrtrn and affozilerten Mächte, welcher bestimmt ist, d e Vorschläge der deutschen Reg erung dezügl ch der Gesellschaft der Nationen zu prüfen. hat diese Vorschläge aufmerksam geprüft, Er nimmt mit Interest« Notiz von den in diesem Entwurf enthaltenen Stipulolionon und ist der Ansicht, das; sie n o h - bringend in allgemeiner Weise In dem Aagenbl ck werden erörl.rl werden können, in welchem die Gesellschaft endgültig gebildet sein wird Er beschränkt sich somit sür den Augenblick darauf, die Aufmerksamkeit aus «ino gewiss« Zahl besonderer Punkte, welch« ln dem Enlwarse an geführt sind, zu lenken. Er beehrt sich, zu bemerken, dah de Vor- sch läge der deutschen Regierung Gegenstände behandeln, welche vom Ausschuh der Gesellschaft der Nationen lange erörlerl mord n sind, aber dies.r ist im allgemeinen der Ansicht, dah d e im Pakt cai- ha.lenen Vorschläge viel praktischer und im HindliL aus di« Erreichung der Ziele der Deselljä-ast besser festgesetzt sind, als diejenigen dor deutschen Regierung. Er stellt übrigens mit Befriedigung s.st, dah die d.ulsct-e Regierung zur Bildung eincr Gesellschaft geue.gt ist, welche gegründet ist zur Erl-allung des auf der Durchführung der all gemeinen Grundsätze der Demokratie gegründeten Friedens. Er teilt diese« Gesichtspunkt, ist aber nicht der Ansicht, dah all« im deutschen Entwurf enthaltenen befand re» Vorschläge praktische Vorteile zu d esc« Zweck darstellen. Er unlerbre tet nachstehende Bemerkungen über ge wiss«, von der deutschen Regierung vorgebrachte Vorschläge: 1. Was die Errichtung «nes Bureaus sür gclrennl« inter nationale B « rmiltl « ng sg lS dis l8 und 62 dcs deutschen Ent wurfes) anlangt, so ist er nicht der Ansicht, dah irgendeine grmäh dem deutschen Entwurf bezeichnete Körperschaft von Vermittlern die tat sächlich notwendige Autorität besitzen könn e, am lnlcrna lonal« Konflikte zu regeln ode» den Wellsr eben zu erhallen. Diese Funklionen werden dem Nate, wie er in dem Pakt konstituiert ist, angchören. Er ist gleichzeilig dem Gedanken geneigt, dah eia System von an- parteiischen AuSsöhnungSousschüssea l« vielen Fällen das am meisten angebrachte und wirksamste M kiel im Hinblick aus eine Untersuchung und, wenn dies möglich wäre, aus dl« Regelung von dem Schi dsversahren nicht unterworfenen Konflikten bilden könne. Er hebt hervor, dah es im Pakte nichts gibt, was sich einer V.rwendung der artiger Ausschüsse widersetzt, und er hofft sogar, dah sie scdesmal ge bildet werden, wenn sie einem nützlich«« Ziel «»tsprechev würde«. 2. Die Vorschläge der deutschen Regierung bezüglich der Zosamnna- schung, der Rechtsprechung und der Reziprozität des ständigen inter nationalen Gerichtshofes (8 14, 18, 29—36) wurden sorgsäil g geprüft und wcrd^n e ner cingehenden Prüfung des Ra'es der Gesell schaft der Rationen oorgelegt werd:« in d«m Augenblick, wo er den Entwurf zur Err chtung eines ständigen Gcrichlshoses en.sprechend Art. 14 dcs Paktes vorbereilca wird. 3. Der Ausschoh der Gesellschaft der Nationen hat brn Grundsatz des obligatorischen Schiedsverfahrens (8 39—35) bereits geprüft und beschloss:«, dah e ne allgemeine Einführung in der vor- geschlag ncn Form augenblicklich nicht zu verwirkliche» ist. Immerhin bemerkt er, dah er den obl gatcrische« Rückgriss aus Mittel zur sricdlichen Rege'ung aller internaliova'en Konflikte vor gesehen hat, und er g'anbt, tah die Bildung e nes ständigen Gerichts hofes viel dazu beitragen w rd, die Entwicklung dcS Gruudsatzcs ecke« Schiedsverfahrens za stärke«. 4 Er ist dcr Mehrzahl der ln 8 44—53 deS Entwurfes der benssche« Regierung gemachten Vorschläge bezüglich der Transit- und Ver kehrsfreiheit und der wirtschaftlichen und Kommerz ellen Be ziehungen zwischen den vcrsch ebenen Völkern günstig. 3m übrigen h bl er hervor, dah allgeme'ne Abmachungen über diese Fragen in der Art der von der deutschen Reglrrung vorgeschlagcwen von den alliierten und astoz irrten Mächten bereits geprüft sind und dah sie zur angebrachle« Zeit der Gesellschaft dcr Nationen wcrdea unterbreitet wcrda. 5. WaS den Vorschlag anlangt, den Zuwiderhandelnden Staat alle kosten und Schäden, welch« den Mikgli dcrn der Gvsellschast durch Berstöhe gegen den Pakt verursacht wurden, bezahlen zu lasten <8 65), erkennen die alliierten und assoziierte» Staaten im all gemeinen an, dah d:r von der deutschen Regicrnng ausgestellte Grund satz, wo'cher wohl allgem in dnrchznführen ist, begründet ist. Indessen hat der Ausschuß derartiqes Vertrauen, dah diese Maßnahme von der Gesellschaft für den unglücklichen Fall eines DerfloheS gegen de« Pakt tatsächlich angenommen werden wird, dah er es nicht für notwendig hält, die Dispositionen des Paktes zu ändern. 6. Der Ausschnh nimmt mit Bcsriedlqung von der Tatsache Kennt nis, dah die deutsche Regierung der Entwaffnung günstig ist (8 4V und 42). Er hebt diesbezüglich hervor, dah der Pakt die Vorbereitung von Vorschläge» betreffend di« international« E«1»ass»»«g an die Mitglieder der Gesellschaft vorsicht. Er ist jedoch der Ansicht, dah der aus di« gegen den Pakt verstohendea Staaten ausgeübte wirt schaftliche Druck, welcher im Art. t6 des besagte« Paktes vor gesehen ist uud welche« gegebenenfalls eine «ilitärifche oder maritim« Aktion folgen würde, schneller and wirksamer sei« muh, als dl« l» dem Entwurf der de«tsch«a Regierung eulhallenen Vorschläge. Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner cnrs- gezeichncle» Hochachtung. gez. LI«»e»««««. Die Schlutzberatung in Spa Fertigstellung der deutschen Gegenvorschläge. Rückkehr der Konferenzteilnehmer nach Berlin und Versailles. Spa, 23. Mal. (Drahlbericht.) Heule fand in Spa lm Hotel der deutschen WaffenslillstondSkommlfsion die Besprechung zwischen den entsandten KabinettSmitglledern unter Füh rung des Ministerpräsidenten und der deutschen Dele gation ans Versailles statt. In voller lleberelnstimmung wurde der Wortlaut der deutschen Gegenvorschläge feftge stellt. Morgen, Sonnabend, werden die deutschen Flnanzdeleglerten mit dem NeichSfinonzminister die Ein zelheiten dcr finanziel l e n Vorschläge zum endgültigen Abschluß b-ingen. Die Ueberreichung der Gegenvorschläge, die ungefähr einen Umfang von 80 Echreibmaschinenseiten haben, wird in Bälde erfolgen. Die Minister und die Delegation sind heute abenü wieder nach Berlin und Versailles abgereist. * * * Berlin, 23. Mal. (Drahlbericht unserer Berliner S ch r l s 1 l« i t u n g.) Die Veranlassung zum Zusammentritt der Kon ferenz in Spu war di« immer dringlicher gewordene Erkenntnis, bah auch bei aller grundsätzlichen Einmütigkeit über die Grundlage« der deutsche» Stellungnahme das R i e s« » m a l e r i a l ln alle» selnc« El.iz lh'ile« auf dem mengclhaft funklloni?renden Wege dcr drahtliche» Ver ständigung nicht ln befriedigender Weife bewältigt werd.« kon'e. Es handelte sich auch bei den henllgen Beratungen in Spa «Icht mehr um Klärung prinzipieller Fragen, sondern lcbiglich darum, redaktionell im cinzelncn die endgültige Form zu geben. Man hofft, dah die Fristverlängerung von acht Tage» dazu nicht »ölig sein wird, sondern dah mau schon früher i» der Lage sei» wird, die deutsch« Gegen- noke zu überreiche». Das gesamt: dealsche Schriftstück ist bet weit»m nicht so umfangreich wie die feindlichen Vorschläge, und es wird durch eine Reihe von Einzelnsten noch immer weiter za er gänzen sein Man rechnet augenscheinlich damit, dah dieser Noten austausch sozufage» automatisch über die neu gesteckt« Frist hinaus die Verhandlungen weiterleiten wird. Ob man damit Aussicht Hal. zu Verhandlungen von Mund zu Mund zu gelangen, muß dahingestellt bleibe», so nützlich und notwendig diese gerade auf wirtschaftlichem Ge biete sein wögen. Auch vor der Abreise der Reichsminister nach Spa ist noch einmal der Standpunkt der Regierung feflgestellt worden, der nach wie vor den Vertrag ln der uns oorgelegten Form als gänzlich uaa»- »ehm bar bezeichnet. . . . . , Derttsch-franzöfische Konferenz über die Wiederherstellung der zerstörten Bergwerke Berlin. 23. Mal. (Drahtbertchl.) Am 3. März hat Marschall Fach in Ssa der deutschen Waffenstillstaidskommission mitteilen lasten, daß infolge Ilebersckwemmung der meisten DergwerkschäHte in Nord- f.änkreich -S unmöglich wäre, eine Untersuchung der zer störten Schacht Zimmerungen vorzunehmen. Da dies« Zer- störnngen sicher methodisch und infolge eingehenden Studiums vorae- nommen wo den seien, bitte er die deutsche Regierung um Lieferung der ZerstöruigSakten. Die deutsch« Wasfenstillstandskommisflon erwiderte am 29. März: lieber die technische Durchführung der Zerstörungen der Bergwerke in Nordfranketch beständen keine Akten, da die Spengungen :icht nach «'ner bestimmten Methode, sondern nach der Kriegslage von Fall z» Faß angeordnet worden seien. Nnr einig« wenige zusammen- hängende Notizen seien vorhanden, die allein durch die mit den Oertlich- keiten vertrauten Sachverständigen erläutert werden könnten, was lmmerhin von Nutzen beim Wiederaufbau sein würde. Di« deutsch« Regierung erklär« sich bereit, di« betreffenden Delegierten zur Avgabe von Erläuterungen in kcllegiatem Gedankenaustausch mit fran zösischen Bergwerksdirektoren zu entsenden. Auf diesen Vorschlag teilten die Franzosen am 22. Mai tn Spa mit, daS Angebot der deutschen Regierung, die Sachverständigen zur Beratung der Wiederherstellung der in Rordsrcmkrerch durch kriegShondlungen zerstörten kohlenbegwerke zu entsenden, werd« mit Donk angenommen und eS werde vorgeschlagen, die Zusammenkunft der beiderseitigen Vertreter in Spa abzuyalten. Frankreich als Sklavenhalter Berlin, 23. Mal. tDrahtbericht unserer Berliner Schriftleitu n g.) Die Note Llcmenceaus über die G e f a n g e a e a- frage zeigt wohl deutlich genug, wie die Gegner entschlossen sind, von ihrem Machlflandpunkt nicht um Haaresbreite abzuweichen. Wenn «S noch eines Beweises dafür bedarf, so bringt ihn die Art, wie hier eine humanitäre Frage zur Pression auf Deutsch land ausaenützt wird. In diesem Zusammenhang« ist eine Nach richt des ,B. T." beachtenswert, besten Haager Korrespondent folgen des drahtet' AuS einer äußerst zuverlässigen und in gewißem Sinne a-tori'crker Quell« «rfahre ich. dah Frankreich nicht die Ab sicht hat. die deutschen krieqSaefauienen, die sich in seiner Macht be- finden, nach Friedensschluß tatsächlich loSzulass« n. Die Kriegs- gefangenen sollen weiter in Frankreich bleiben und zu Wieder- herstellangsarbeiten verwendet werden. Diese unerhörte Nachricht ist mir in so bestimmter und einwandfreier Form zugegangen, daß ich nicht umhin kann, sie weite'zngeben. Frankreich wird, wie mir außerdem gesagt wnr^e. die von ihm bereits setzt vora'Sgesehene vnd voransgesetzkeNichtauSflhrunq eines Teiles des FriedenSverkragS durch Deutschland als Begründung be nutzen, vm seinerseits Frankreichs Verrflichtungen in der krlegs- gefangeuenangelegeuheit nicht zu erfülle«. * * >» Genf, 23. Mat. (Ltg. Drahtber.) Bureau Europapreß meldet: Mittwoch b gab sich eine Abordnung deS internationalen Roten Kreuzes von Genf nach Frankreich, um die tn der früheren Armeezone, und namentlich tn den zerstörten Gebieten, znm Wiederaufbau verwendeten deutschen Kriegsgefangenen zu besuchen. Bisher Kat nnr ein einziger schweizer Delegierter der Ab ordnung einen kurzen Besuch in diesen Geaenden gemacht und nur eine kleine Anwhl non Gefangenen besichtigen können. Die Abordnung wird sbrer Mission dre' Wacken widmen und so vtes« Lager wie möglich be suchen. nm einen G'samteindruck zu gewinnen über die Zustände, denen die deutschen Kriegsgefangenen unterworfen sind. Sie führt eine große Summe Geldes bei sich, um die Notlage der Gefangenen zu lindern. Jur Rückkehr des Ministers Schwarz Dresden, 23. Mai. (Drahtber. unserer Dresdner S ch r i f tle i t u n g.) Die Nachr chkenstelle der 6 t a a t s k a n z l e i verbreitet eine Meldnng. daß dt« Rückkehr deS Wirtschaftsministers Schwarz aus Versailles ins-sge einer Erkrankung erfolgt sei, di« er sich, wie auch andere Delegierte, durch d»e veränderte Lebensweise zugezogen habe. W r haben guten Grund, unsere Nachricht aufrechtzu erhalten, daß die Krankheit nur von sekundärer Bedeu tung, der Hauptgrund aber sein Brief vom 6. Mai gewesen fei. * Barziloi 4. Der italienisch« Staatsmann Barzilat. der während deS Krieges ats Mitglied des römischen Kabinetts ein« bedeutende Roll« gespielt hat, ist nach einem Telegramm aus Rom gestorben. Versuchsballon oder mehr? L. L. Die Nachrichten von einer bevorstehenden beiderseik'gea Annäherung in den Friedensverhandlungen stammen zunächst aus schließlich von einer Seile, nämlich von der Entente, und da wieder im besonderen aus Paris. Die vielen feindlichen Alätterstlmmen, die in auffallender Üebcreinslimmung und mit einer ziemlich plötz lichen Schwenkung ein Einlenkcn in wirtschaftlichen, aoer nicht M territorialen Fragen andeuten, kommen alle aus Pariser Blättern. Auch die Beantwortung unserer VolkerbundSnote bringt ncuo Töne. Wieweit die Entente aber in der Lage ist zu beurteilen, od di« deutsche Negierung einen so gemilderten Frledensvcrtrag unter zeichnen wird, wie der Pariser Berichterstatter des Amsterdamer ,HandeiSblad' behauptet, steht dahin. Wahrjchenulch ist es Nach gewissen, ziemlich unsicheren Informationen aus Berlin sollen ganz neuerdings irgendwelche Aendervngen ln der Auf fassung unserer maßgebenden Kreise eingetrelen sein, natürlich nicht in der Richtung, daß man jetzt alles zu unterschreiben geneigt wäre, waS man bis jetzt weit von sich gewiesen hat, aber vielleicht ln einer ähnlichen, wie die französische Presse anüeutet? Wenn man einmal annehmen wollte, daß die Sache so läge, so würde inan zur Erklärung sich wahrscheinlich der Kundgebungen er innern müssen, die bei den letzten großen Berliner Proteslversamm» langen gegen Unterzeichnung des Friedensvertrages in seiner jetzigen Gestalt von den Unabhängigen gegen die Regierung und gegen ihr Friedensprogramm veranstaltet worden sind. Der .Vor wärts'hat diesen Gegnern des Protestes zu Gemüte geführt, daß sie damit nur auf der Gegenseite jede Neigung zum Entgegenkommen vermindern, daß sie den feindlichen Annexionisten und Finanz spekulanten in die Hände arbeiten und .von innen her den Druck verstärken, den jene von außen üben, um das deutsche Volk in di« Sklaverei zu stoßen'. Es ist nun nicht ganz sicher, ob alle Mit glieder der Reichsregierung ebenso fest wie der .Vorwärts' ge genüber jenen unabhängigen Demonstrationen geblieben sind, und ob nicht auch von ihnen einige einen gewissen Druck von jener Seite Ker verspürt baden, dem sie einigermaßen nachzugeben bc> reit sind. Aber es ist selbstverständlich, daß es sich dabei nur um sozia listische Mitglieder des Kabinetts handeln konnte. Von den Demo kraten vnd auch von den Zentrumspolitikern ist nicht anzunehmen, daß die In ihrem Inhalt ja keineswegs neuen Meinungsäußerun gen der Berliner Ilnabbänaipen sie in ibrer Haltung wankend ac». macht haben sollten. Falls sich daher die Nachrichten der feind lichen und neutralen Presse über einen gewissen Umschwung, der tn Berlin und Spa stoktgefunden hätte, bewahrbeiten sollten, müßte man mit besonderer Spannung dem Verhalten der nicht sozialistischen Regierungsmitglieder entgegensehen. Eine Nachgiebigkeit auf territorialem Gebiet gegen Zuge ständnisse, die unS von dcr anderen Seile in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen gemacht würden, — wir können uns schwer denken, daß man von vornherein ein so einfaches Schema an nehmen und den Gegnern es so bequem machen sollte. Daß wir nachgeben müßen, daß wir leider unsäglich viel zugestehen müßen, versteht sich von selbst; aber eine derartige Teilung würde docl> noch den zahlreichen Regierungserklärungen der letzten Tage und Wochen eine so plötzliche Preisgabe deutscher Volks- und Lan deskeile bedeuten, daß eine sähe Reaktion in den betroffene», Gegenden und nicht nur in ihnen unvermeidlich wäre, die, wis wir glauben, die Stellung der Regierung in Frage stellen müßte. Die bedrohten Gebiete glauben des entschiedenen Willens der Rcichsregierung sicher zu sein, nach Möglichkeit zu retten, was za retten ist; sie wißen freilich, daß ihr Schicksal leider trotzdem äußerst ungewiß ist, aber daß nun die Reichsleituna und unier« Unterhändler sie sozusagen noch vor Ueberreichung dcs deutsches Gckamtentwurfes sollten preisgegeben baden, das würde ihnen und auch uns nur sehr schwer eingehen. Denn mit den wirt schaftlichen Erleichterungen, die uns auf diese Weise auSgewIrkI würden, wären doch — ganz im Großen gesehen — hauptsächlich vorübergehende, wenn aucb sicher lange dauernde Beschwerden gemildert, wogegen in den Gebietsfraoen für alle Folgezeit ein enh» gültiger Verzicht ausgesprochen würde. Bis setzt sind die Meldungen von deutscher Seite ja durchaus nicht bestätigt. Auch ist die Haltung der Entente gegenüber un seren Forderungen auf Freilassung der Gefangenen nicht derart» daß sie die eingangs genannten Pariser Meldungen bestätige» könnte. Wir haben wiederholt onsgeführt, daß die Herausgabe un serer Gefangenen eine Bedingung sei, von der unter keinen Umstän den obgewichen werden könne, über die es kelnFeiischen geben dürfck Wir sind überzeugt, daß daS deutsche Volk mit geringen Ausnahme» in diesem Punkt nicht anders denkt, und halten daher ein Unter zeichnen deS FriedensvertrageS so lange nicht für möglich, als dir Entente ihre Stellungnahme zu diesem deutschen Verlangen nichl ändert. Eine deutsche Regierung, die sich darüber hinwegsetzksi. würde jedenfalls die Rückkehr der Gefangenen kaum nm eineN Tag überleben. Die Stimmung unter den 800 000 Volksgenoßen, die ihrer Heimat noch immer ferngehalken werden, ist ohnehin de»- artig, daß man sie nicht noch schwerer belasten darf, wenn sie nick? nach ihrer Rückkehr in großer Zahl zu revolutionären Clemente» schärfster Richtung werden sollen. Es ist also zu hoffen, baß möy- lichst bald eine befriedigende amtliche Aufklärung zu senen Pariser Gerüchten gegeben werde. Die Antwort auf die deutsche Wlrtschastsno^ Paris, 23. Mai. (Reuter.) Die AntworkderAlliier* te n auf die N o t e deS Grafen Vrockdorsf-Rantzau vom 13. Mcck über die wirtschaftlichen Bestimmungen erklärt, dl-« ln der Note enthaltenen Beschwerden bezüglich der Bevölkerung Schiffahrt. Kohlen, Blockade vsw. seien übertrieben. Deutsche land müße sich vergegenwärtigen, daß eS aus dem Unglück, da? über die ganz« Welt gekommen sei, und für das eS hauptsächllck verantwortlich sei, nicht ohne Einbuße hervorgehen KSiw«.
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