Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1919
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190719029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919071902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919071902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1919
- Monat1919-07
- Tag1919-07-19
- Monat1919-07
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nk 837 Hauptschriftleiker: Dr. Everth. Leipzig -SoNNSbeNd, den 1A. Juli. ' Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig Scheitern des Wettproteststreiks? Teilstreiks als Kundgebungen zum Weltprotest Berlin, 19. Juli. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Was die ArbeitSruhe am 21. Juli anbelangt, ist festzustellen, daß die Situation zur Stunde nicht geklart ist. Ein Teil der Arbeiterschaft, der politisch zu den Unabhängigen ge kört, ist geneigt, die Parole des Streiks zu befolgen. Die mehrheits- iagialdemokratischen Arbeiter und Angestellten und die Demokraten lehnen gemäß der Parole ihrer Parteien den Streik ab. EinGene - ralstreik wird cs auf keinen Fall werden.' Die Arbeiter und Angestellten der Berliner städtischen Llektrizitäts- und Gaswerke haben sich bisher weder für noch gegen den Streik ausgesprochen. Ebenso ungeklärt ist die Lage bei den Verkehrsanstalten. Ob die Straßenbahn fahren kann oder nicht» hängt auch davon ab, ob die Elektrizitätswerke arbeiten und den Strom liefern werden. Von der Direktion ist den Angestellten vor geschlagen worden, ein Kompromiß in der Weise zu schließen, daß gearbeitet wird, daß aber eine Stunde lang, etwa zwischen >N2 bis ^«1 Uhr mittags, sämtliche Straßenbahnwagen angehalten werden und ftillstehcn. Das könnte als Demonstration angesehen werden. Die Buchdrucker werden wahrscheinlich nicht streiken, so daß das Erschei nen der Zeitungen keine Unterbrechung erleiden wird. Düsseldorf, 19. Zull. (Eigener Drahtbericht.) Die Düsseldorfer Gewerkschaften beschlossen, am Montag alle Betriebe ruhen zu lassen und Demonstratio ns Züge zu veranstalten. Letztere wurden von der Militärbehörde wegen des Belagerungs zustandes verboten. Daraufhin haben sich die Gewerkschaften durch V: iclung des Reichskommissars an die Reichs regierung gewandt, um das Verbot der Militärbehörde rück gängig zu machen. Hierauf ist zur Stunde noch keine Ent scheidung eingegangen. Jedenfalls ist die Betriebsstillegung sicher. Auch die Straßenbahn wird nicht verkehren. Es ist zu erwarten, daß sich die Kundgebungen auf ganz Rheinland-West falen erstrecken werden. * Versailles, in. Juii. (Drahtbericht) Rach einer Unterredung mit Ckemenccau hat der Verwältungsrat des allgemeinen Arbeitev- rerbandes Astern beschlossen, den für den 21. Juli geplanten allge meinen Ausstand zu vertagen. Genf, 19. Juli. (Eigener Drahkbericht.) Während die Meldungen aus Paris im allgemeinen hervorheben, daß der Gedanke an den 2 lslündigen Generalstreik am 21. Juli verliert. Die Dutzfordexung des Marschalls Doch Genf, l9. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die bevorstehende Antwort der deutschen Regierung auf die Forderungen Frankreichs wegen dec Erstcchung des Sergeanten Manheim, die die Zahlung der Buße ablehnk, wird in Parts sehr ernst beurteilt. Homme Ldbre' meldet: Frankreich wird nicht nachgeben. Der «Tencps' schreibt: Marschall Foch wird die Maßnahmen treffen, um Deutschland, das noch keinen Frieden hat, zu zwingen, Frankreich Sühne und Entschädigung zu geben. Berlin, 19. Juli. (Drahcbcricht.) Zu der Rote der deutschen Re gierung auf die Buhfordcrung Fachs schreibt die .Deutschs Allgemeine Zeitung' u. a.: Die Anforderung einer Buße ist von» völkerrechtlichen Standpunkt unbegründet, man könnte sagen unverständlich. Es muß nach wie vor mit Rachdruck darauf hlngewiesen werden, daß Marschall Foch zur Verhängung von Strafen zurzeit überhaupt nicht mehr — keinesfalls aber außerhalb des besetzten Gebietes — berechtigt ist. ES liegt zweifellos aber für uns eine Berechtigung vor, von der fran zösischen Regierung für die Ereignisse, die sich bei der Abreise der deutschen Delegation in Versailles abspielten und bei denen mehrere Mitglieder der Delegation mehr oder weniger schwer verletzt wurden, Entschädigungsansprüche zu stellen. Eine Mahnung des Papstes Sugano. IS. Jull. (Drahtbericht.) Dec Papst hat an die deut sch e n Bischöfe einen Brief gerichtet, in drm es u. a. heißt: .Nach Beendigung des langen Kampfes und nach Unterzeichnung des Friedens nat die Blockade endlich aufgehört, die auch unter den Richt- kämpsern so große Opfer gefordert hat. Aller Gedenken muß sein, möglichst schnell die Krlegsschäden zu heilen. Damit in Deutschland nicht bolschewistische Unruhen eintreten, müßt Ihr alle Anstrengungen machen, dem Volk Lebens mittel zuzufahren. Deshalb laßt durch die Pfarrer das Landvolk ermahnen, daß es alle üderflüssi- gen Lebensmittel dem verhungerten Stadtvolk abgibt. Außer dem hoffen wir, daß auch d.e Angehörigen der anderen zivilisierten und katholischen Nationen dem deutschen Volke Helsen werden, von dem wir wissen, daß eS in Rot ist. Alle müht Ihr Euch das Wort des Apostel Johan/nes ins Gedächtnis zurückrufen: Meine Söhne, wir wollen nicht mit Worten und Arngcn reden, sondern mit den Tatsachen und der Wirklichkeit. Ferner sollt Ihr alle Eure Autorität aufwenden, um die geistigen Schäden zu heilen und jedes Haßge fühl gegen Eure bisherigen Feinde und gegen Eure Mitbürger von anderen Parteien zu beseitigen suchen.' A Saarbrücken, 19. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die klerikale .Saarzeitung' erfährt von bestinformterter Seile, daß im neuen SaarstaaSe die Bildung einer Diözese mit Einverständnis des Bischofs von Trier vorgesehen ist. Als Residenzstadt des neuen Oberhirten kommt Saarlouis tn Frage. Ls wird demnach aus teilen der Bistümer Trier und Speter ein neues Bistum geschaffen, taS den Namen Saarbistum tragen wird. Vie Arbeitergeftellunq für Len Wiederaufbau Berlin, 19. Juli. (E > g. D r a h t b e r l ch t.) Die französische Presse rrirft gestern wiederum die Frag« der Entsendung deutscher Zivilarbeiter auf, die in die zerstörten Gebiete kommen «ollen, um die Arbeiten der deutschen Kriegsgefangenen sorlzujehcn u >d bemerkt dazu, Berlin lasse sich offenbar recht viel Zeit hiermit: infolgedessen müsse Frankreich die Rücksendung der Kriegsgefangenen verlangsamen und darauf gestehen, daß Deutschland di« tn dem Vertrag Ebernommcn« Verpflichtung erfüllt. — Diese Ausführungen beruhen besagt eine Meldung des Bureau Europapretz aus Paris, daß die von der Regierung in der Frage der Ledensmittelleuerung ge machten Zugeständnisse von -en Gewerkschaften nicht als genügend anerkannt werden. Ls wurde beschlossen, die Propaganda zugunsten des 24stündtgen Generalstreiks nicht einzustellen. Hindenburgs und Bethmanrrs Anerbieten abgelehnt Versailles, 19. Juli. (Drahtbericht.) Wie die Pariser Aus gabe der «Daily Mail' wissen will, hat die Kommission für die Verantwortlichkeit am Kriege beschlossen, das Verlangen Hindenburgs und Bethmann Hollwegs, für den Kaiser einzutreten, abzulehnen. Paris, 19. Juli. (Reuter.) Der Ausschuß zur Untersuchung der Verantwortlichkeit hak'dem Obersten Rat seinen Bericht vor gelegt, in dem vorgeschlogen wird, daß keine anderen Per sonen an Stelle des ehemaligen Kaisers verurteilt werden dürfen. M- Amsterdam, 19. Jull. (Drahtbericht.) Der Korrespondent deS .Algemeen Handelsblad' in Amerongen erfährt, daß der frühere Deutsche Kaiser zwar sehr nervös sei, daß aber von einer ernste» Nervenkrankheit nicht die Rede sein könne. Auflösung des franzSfischen Hauptquartiers Paris, 19. Juli. (Eigener Drahkbericht.) Marschall Pätain bat nach dem .Echo de Paris' vorgeschlagen, daS groß« französische Hauvlquartier am 4. August aufzulösen. Seine Dienstzweige in LHai ti l l y sollen nach Paris verlegt werden. Der Oberste Gerichts- r a t soll mit Marschall Pätain als Leiter wiederhecgestellt werden. Koblenz, 19. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Teil« der Be satzungsarmee im belgischen und amerikanischen Abschnitt w«rden An fang August durch französische Kräfte erseht. Im Kehler Brücken- koofgebiet sind französische Jägerbataillon« zur Ablösung schwarzer Kolonialtrupprn eingetroffen. Den Mein eatlang beabsichtigen di» fron- zöstschea Militärbehörden die Schah- und Festungswerk« a»-z»b«i»«n. Rotterdam, 19. Jull. (Eigener Drahtbericht.) «Daily Mail' meldet, daß für die deutschen Luftangrtsse aus London ins gesamt Milliarden Schilling von Deutschland ge fordert werden. Arbeiter erbeten. Von einer Verzögerung kann >ei der kurzen seit i man KriegS- offenbar auf einem Mißverständnis: denn di« französisch« Regt«runa hat «rst an» Freitag, den 11. Juli, bei Beginn der AuS ührungSverhandlun- gen über den Wiederaufbau Nordfrankreichs, Deut chlanLS Vorschläge, über die Modalitäten der Zusammensetzung und Unterbringung o>- Arbeiter erbeten. Von einer Verzögerung kann ' ' ' . Freitag verstrichenen Frist keine Rede sein. Eben o wenig kann von einer Verlangsamung deS Abtransportes der deutschen Ki gefangenen sprechen, da dieser leider überhaupt noch nicht begonnen hat. Zudem ist von dem Vorsitzenden der interalliierten Wiedergut machungskommission, wie bereits gemeldet, ausdrücklich erklärt worden, daß der Rücktransport der Kriegsgefangenen nicht von -er Gestellung der Arbeiter abhängig gemacht würde. Ein Arbriterkabinett l« England? London, 19. Juli. (Ei g. Drahtbericht.) Die englische Arbeiter partei trifft bereits jetzt Vorbereitungen zu der im Herbst zu er wartenden W a h l k a m p a g n e, bei der man, wie Europapretz meldet, wesentlich besser odzuschneiden hasst, als im vorigen Winter. Selbst die konservativen und liberalen Kreise rechnen mit einem scharfen Zuwachs der Ar b e i t e r m a n ü a-t e. Man spricht sogar von der Möglichkeit eines Arbeiterkabinetts mit Henderson alS Premierminister. Sowohl A d ci m s o n, der Vorsitzende der Parla- meplarischen Arbeiterpartei, als auch Frank Hoüges, der Sekreiär der Bergarbeitergewerkschast, haben dieser Tage bedeutsam« Reden ge- hoiten, in denen dip Verstaatlichung gewisser Industrie» z als unabänderliche Forderungen ausgestellt wurden. Hodge erklärte, > daß, wenn die Arbeiter politisch nicht stark genug wären, Ihre Forde rungen durchzusehen, mau es auf eine wirtschaftliche Kraft- s probe ankommen lassen müsse. London, 1V. Juli. «Eigener Drabtberichl.) Liner Luropa- preßmeldung zufolge Hot Churchill aufsehenerregend« Mitteilungen über die Gründung einer neuen Partei gemacht. Die neue Partei soll die gemäßigte» Elemente der der nationalen «ad der nnionl- flischen Partei angehörenden Mitglieder umfassen. Di« neue Partei wird den Namen Koalitionsgruppe de« Zentrum» annehme». Man nimmt an, daß Lloyd Georg« und Boaar Law hinter der Neugrüudung flehen und sich über «in gemeinsames Programm aeelnigt. haben. Was daS Pro» ramm der neuen Partei anbetrifft, s» wird behauptet, Bonar Law habe sich verpslichtct, Konzessionen a»>f dem Boden der Schutzzölle zu machen, wenn Lloyd George die Frag« der Nationali sierung verschiebe. Dos RationaUsterungsprosekt soll, um den Schein zu wahren, zunächst weiter betrieben, doch soll sein« .Ansstlhrang »er zögert werben. Außer den Genannten soll ein« groß« Anzahl anderer Politiker die Partei unterllührn, so Sir Auckland Gedde» und Sir Eric Geddes uno Sir Horn ey. Ein grotzfchwäbischer Srelftaat? Karlsruhe, 19. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Die Presse in Baden bespricht neuerdings den Gedanken einer Ver einigung zwischen Württemberg und Baden, namentlich jenen eines groß-schwäbischen Freistaates. Die badische Regierung steht dem Projekt durchaus zu rückhaltend und abwartend gegenüber. Im Gegensatz zu Württcinberg «nacht man in Baden sehr gewichtige Bedenken gegen den Gedanken geltend, und auch in der großen Masse deS badischen Volkes sind starke Widerstände gegen die J-ce zu er- kennen, da Boden bei einer solchen Vereinigung eine untergeord nete Rolle spielen würde. Ein Gedenktag Von Alfred Brodaus, - . Mitglied der Nationalversammlung. Heute, am 19. Jull, sind wci Jahrs vergangen, seitdem der Deutsche Reichstag mit seiner Friedensresolutton ein«« Schritt uniernahm, dem wahnsinnigen Völkermorden ein Ende zu »ereiten. Sein Bestreben, das deutsche Vaterland vor einem Zu- ammenbruch zu bewahren, wurde durch eine Hetze belohnt, wie le beispiellos dasleht. Eine neue Partei wurde gegründet eigen- zum Zweck des Kampfes gegen die aus Fortschrittlern, Zentrum und alten Sozialdemokraten bestehende Mehrheit des Reichstage-, der man vorwarf, daß sie durch ihren «Schmach"-, «Verelen- dungs'-, «Hunaerfrleden" Deutschlands Zukunft verraten, da- deutsche Volk um die «Früchte seiner Siege' betrügen wolle. Heißsporne der Valerlondspartei gingen so weit, Führer der Mehrheitsparteien, wie Conrad Haußmann, der dieserhaib gegen einen Stuttgarter Professor Beleidigungsklage erhcben mußte, der Bestechung Lurch amerikanisches und englisches Held zu be schuldigen. Ihr Ziel, einen Verständigungsfrieden zu verhindern, haben die Illusionisten erreicht. Wohl ist der Frieden diktiert wor den, nach ihren Rezepten, aber uns, nicht den Feinden, deren Zusammenbruch man, des deutschen Endsieges sicher, mit der «Uhr in der Hand" vorrechnen zu können wähnie. Der Verlauf der Dinge sollte nunmehr jedem bewiesen haben, daß der Reichstag auf dem richtigen Wege gewesen ist, als er unsere Regierung zum Verzicht auf Gewaltpolitik bestimmen wosste. Nur der eine Vorwurf kann den Reichstag noch treffen, daß er aus dem eingeschlagenen Wege nicht enischieden fort- geschrttten ist. Nachdeut Amerika durch daS leichtfertige Rven- de? U-Bdokkrieges auf den Plan gerufen worden war, mußt« es für jeden, -er sich Wirklichkeitssinn bewahrt hatte, klar sein, daß die Fortführung des Krieges zu unserem Zusammenbruch führen mußte, ein Frieden vor dein Zusammenbruch aber ohne Opfer unserseits nicht zu erreichen war. Klar und unzweideutig mußt« die Bereitschaft zur Wiedergutmachung der Schäden in Belgien und Nordfrankreich ausgesprochen werden. Staat dessen lieh Reichskanzler Michaelis unter Ludendorffs unseligem Einfluß, indem er die Reichstagsentschlicßung nur mit der Ein schränkung «wie ich sie aus fasse" annahm, deutlich erken- nen, daß die Reichsregierung ihre Absichten auf Erlangung der bekannten «Sicherungen" nicht ausgegeben hatte, und der Reichstag ließ das ohne den entschiedenen Protest geschehen, der sogleich hätte einsctzen müssen. So ist er auf halbem Wcge stehen geblieben. Das deutsche Volk wird als das der «Dichter und Denker', aber auch als das der T r ä u m e r bezeichnet. Als solches hat e- sich zu einem großen Teil dadurch erwiesen, daß es den Ernst unserer Lage nicht erkannte, der die Rcichstagsmchrhcit zu jener Entschließung führte. Roch heute gibt es Leute, die in Träu men befangen die Ursachen und Zusammenhänge unserer Nieder lage, die bei der gewaltigen feindlichen Uebermacht an Menschen und Material unvermeidbar war, nicht erkennen, sie in der Revolution suchen, ohne Einsicht dafür, daß diese nur eine Folge des Zusammenbruches war, der schon vier Wochen vor her durch Ludendorffs dringeirdes Verlangen nach Waffensiill- standsverhondlungen in die Erscheinung getreten war. Neben den jenigen, die nicht zur Einsicht fähig sind, stehen aber auch genug, die ihren Irrtum nicht bekennen wollen, nirlst zugebcn wollen, daß sie das deutsche Volk in die Irre, zum schließlichen Zusammenbruch geführt haben. Nach der Methode des Missetäters, der mit dem Ruf «Haltet den Dieb" durch die Gassen rennt, uin sich der Ergreifung zu entziehen, Klagen sie diejenigen an, die in Erkenntnis der Aussichtslosigkeit unserer Lags zur Be- endigung des Krieges durch Verzicht auf alle Gewaltpolitik drängten. Sie sollen den Siegeswillen untergraben, unserem Heer «von hinten den Dolchstoß versetzt' haben. Diese falschen Ankläger stellen noch heute die Reichstagsresolution vom 19. Juli 1917 als die erste Ursache hin. die uns ins Verderben geführt habe. Zu ihnen gehört H e l s s e r i ch, der kürzlich in seinen« Vorlraq in der Berliner Universität es gewagt hat, den 19. Juli 1917 als den ..verhängnisvollsten Tag in der deutschen Geschichte" zu bezeichnen« Helfserich hätte alle Veranlassung, sich ins stille Kämmerlein zu^ rückzuziehcn und zu schweigen, statt jetzt als Ankläger aufzutreten. Er ist einer der Kurzsichtigen gewesen, die zu dem verhängnis vollen U-Bootkrieg gedrängt haben: er ist es gewesen, der al- Staakssekretär im Reichstag das Wort von« «Bleigewicht der Mil liarden' prägte, das unsere Feinde, nicht wir, «durch die Jokr- zehnte schleppen' würden: er ist es, dec die Veraniwortung für di« falsche Finanzpolitik trägt, die, nur auf den Endsieg eingestellt, dl« Mittel für die Kriegführung ausschließlich aus inneren Anleihen beschaffte, von denen man wähnte, daß sie durch eine Kriegs- enlschädigung Deckung finden würden. Heute, wo eS gilt, unS von dem Rand des Abgrundes empor- zuarbeilen, an den wir durch eine falsche Kriegspolitik gedrängt worden sind, muß sich das Volk darüber klar sein, welche Männer es als seine berufenen Führer ansehen darf. Das sind nicht di« Männer, die wie Helfserich fortgesetzt sich und uns über unser« Loge getäuscht Haden, das sind vor allem nicht die Männer, di« jene Relchstagsenlschließung bekämpft und durch diese Bekämp fung wesentlich dazu beigetragen haben, daß sie uns den Friede« vor dem Zusammenbruch nicht gebracht hat. * lieber die Wiederaufnahme de» Paßverkehr» »st Amerika liegt, wie wir erfahren, an znstündiocr Stelle eine amtliche Nachricht nicht vor.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite