Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192402239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19240223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-23
- Monat1924-02
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Seite 2 Sonnndenck, cke» 22. kedruv ! Oie Verteuerung -es Bahnverkehrs Kür 3. und 4. Klaffe ah 4. März SSprozentige Erhöhung Berlin, LL. Februar. (Eig. Tel.) Ueber die Erhöhung der Fahr» preise für Vie 3. und 4. Klasse aus ven Eisenbahnen wird die Entscheidung nun in den nächsten Tagen fallen. Wie der ReichSverkehrsminister kürzlich erklärt hat, betragen die täglichen Anschüsse, welche die Reichsbahnverwaltung für den Per» sonenverkehr aufzubrlngen hat, beinahe eine Ooldmillio». «an denkt des halb an eine Erhöhung der Tarife in den beiden Wagenklassen, für die diese Ausgleichszuschiisse aufgebracht werden müsfcn, und zwar ift eine Er höhung «m etwa »«Prozent geplant. Von dieser Erhöhung werden die Einzelkarten irn Borortsverkehr der Grohstädte nicht ausge- nom men werden, doch soll der Preis der Zeitkarten gleich bleibe». Die neue« Tarife werden bereits am 1. März in Kraft treten. uafoir« Machenschaften zu stürzen, während die Li beralen nichts unversucht lassen, die Arbciterregie' rung fühlen zu lassen, daß sie ihre Ex stcnz nur de: liberalen Partei verdankt und da» stünd lich zu beherzigen habe. Die konservativ« Partei scheint entschlossen zu sein, dies anzuerkennen, die Regierung aber nur durch eine loyal« Opposition zu bekämpfen. Englische Fürsorge für die Pfalz Loudon, 22. Februar. (Sig. Tel.) „Daily Telegraph"' meldet, daß man über die neue Ent wicklung der Dinge in der Pfalz sehr besorgt ist. Die Verhaftungen und Auswe sungen durch den französischen Oberbefehlshaber seien offen bar nur Racheakte gegen die Personen, dir die Separatisten bekämpft haben. Ferner seien bisher nur 100 von den 350 bewaffneten Separatisten an» Speyer abtransportiert worden. Der Nest soll späterhin entwaffnet werden. Englischerseits erwägt man, in Koblenz zu beantragen, daß die drei Ver treter der alliierten Mächte, die bereits einmal in der Pfalz waren, sich wieder nach Speyer be geben sollen, um die völlige Durchführung der Be- ruhigungspolitik zu überwachen. Berlin, 22. Februar. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung' meldet au« Pirmasens, daß die Separat! st en bei der Verhaftung von Pirma senser Bürgern mit französischen Gendarmerie- und Kriminalbeamten zusammenwirken und auf diese Weise ihre Rache ausüben. In der pfäl zischen Bevölkerung greife immer mehr di« Meinung um sich, daß durch Repressalien der französischen Be satzung die loyale Durchführung der Vereinbarungen mit dem Sonderausschuß der Rheinlandkommission unmöglich gemacht werde. Es sei daher die dringende Wunsch der Bevölkerung, daß die Soirderkommission möglichst bald wieder in die Pfalz zurückkehre, um über die loyale Durchführung der Vereinbarungen zu wack>en. Der Oockarbeiterftreik London, 22. Februar. (Eig. Tel.) Die Dele gierten der Dockarbeitcr konnten gestern abend trotz längerer Sitzung nicht zu einer Einigung über das am Vortage mit den Arbeitgebern abgeschlossene Kompromiß gelangen. Die Delegierten der Londoner und der südenglischen Häfen unterstützten die Gewerkschaftsleitung, während di« Arbeiter der nordenglischen und der schottischen Häfen erkennen ließen, daß sie der Ansicht seien, daß die Gewerk schaftsleitung die günstige Lage der Arbeiterschaft nicht genügend ausgenutzt habe. Ein Teil der Dockarbeiter steht auf dem Standpunkt, daß die Forderung von 2 Schilling pro Tag und Mann das letzte Perhandlungsangcbot der Arbeiterschaft ge* wesen sei. Nachdem die Arbeitgeber dje Verhand lungen unmöglich gemacht und die Arbeiter -um Streik gezwungen hätten, gehe der Kampf nicht mehr um das Verhandlnngsangebot, sondern um eine Lohnerhöhung von 2,^ Schilling pro Tag und Mann. Ferner rügten viel« Delegierte, daß die von den Arbeitgebern zugestandene Lohnerhöhung von zwei Schilling nicht sofort, sondern erst in zwei Tagen m Kraft treten solle. Heute werden die Delegierten die Verhandlungen fortsetz en. Der Vorsitzende der Gwerkschaft hofft trotz allem, daß das Kompromiß durchgehen werde. Kem iiatiemssch-franzöfisches Flottenabkommen Ro«, 22. Februar. (Eig. Tel.) Die Pariser Mitteilungen des Korrespondenten der „Daily Rtail', wonach Mussolini in der letzten Zeit durch Vermittlung de» französischen Gesandten in Rom an Frankreich hecangetreten sei, um zu versuchen, der Flottenkonzentration Englands im Mittelmeer ein« Art von italienisch'französischer Flot- tenverstärkung entgcgenzusetzen, wird von der „Tribuna' auf Grund zuverlässiger Erkundigungen dementiert. Ein amtliches Dementi steht znr Stunde noch au». Leipziger Konzerte Musik aus drei Jahrhunderte» Der kleinlichste Vorwurf, den Unverstand und böser Wille gegen Max Reger erheben ließen, galt tzein«m Rlangel an intellektuell-bildungsmäßiger Kultur. Als ob das Dorhandensmn einer solchen das Wunder genialen Schaffen, je erklärt hätte. Daß die geistige Seite von Regers Werk mit seinem un» vergleichlichen Reichtum an gedankentiefen Zügen, keinem poetischen Erfassen eines Weltganzen, sine Weite mißt, die noch kaum mit unserem Blick zu um- spannen ist, kann man immer wieder erfahren. Da von gab auch die letzte Motette ein Zeugnis, in der die Thomaner drei geistliche Gesänge des aller letzten Reger sangen. Nur ein großer, zur Totalität einer geistigen Lebensauffassung durchgedrungencr Mensch vermag die religiösen Poesien eines Matthias Claudius und älterer Dichter so gleichlautend eben mäßig mit Musik zu durchtränken. Keusche Inbrunst, Weltüberwindung klingen au» der Mystik dieser schlichten Sätze. Wie ander« sprechen Hugo Wolf, Strauß und Braunfels ihr innere» Erleben in Lie- dern au», wie häufig bringt sie gerade da», wa» dem „ungebildeten' Reger abging, in di« Versuchung einer über da» Literarische hinaus nicht in, tieser Menschliche hinabgreifendcn musikalischen Umschret- bung de» Dichterworts. Mario Ianowska, die ihre» Liederabend diesen drei Meistern gewidmet hatte, empfängt offenbar besonder» starke Impulse au» jener nachromantischen Liedkunst, di« bei Braun- frl» sogar in ausgeführteren Klavierepisoden dü impressibl«n Momente der Dichtung aufgreift und klangcharakteristisch auswertet. Man hört gern ein« Weile auf diese hauchzarte Sprache de» Winde» und der melodischen Naturstimmen, besonder» wenn eine so reife Gesangskunst, wie die der Frau Iamowska, p« vorträgt. Weitab von dieser spätreifen, alternden Liedkunst, die au» denkbar überfeinerten Klangcmpsinden her ausgewachsen ist, führte ein Kammermusikabend de« immer bei uns gern gesehenen Döberein« r-T rios. Aelterer Kunst begegnet man heute nicht mehr selten, hier ober wird sie einem auf echten Instrumenten d«r Wit auch al« l<a»gliche« O-öueme» bewußt ' Am Dienstag großeAussprach« Berlin, 22. Februar. (Eig. Tel.) Nach d«n Beschlüssen des Aeltestenrates des Reichstages bleiben der Sonnabend dieser Woche und der Montag der nächsten Woche sigungsfrei. Am Dienstag beginnt die große politische Aussprache, die mit einer Rede des Reichskanzlers ein geleitet wird. Di« Aussprache wird anknüpfen an di« Einbringung des vorläufigen Haushalts etats (Notctats) für 1924 und an die Abänderungs- bzw. Aufhebunysanträge zu den Notverordnungen. Die gesamte Inner- und außenpolitische Aussnrache wird die ganz« Woche in Anspruch nehmen. Die Frage der Wahl'»« form wurde noch einmal im Aeltestenrat besprochen und es herrscht« bei allen Parteien Ucbereinstimmung darüber, daß die Wahlreform nicht mehr vom alten Reichstag erledigt werden soll. Keine Verschleppung der Wahlen Berlin, 22. Februar. (Eig. Te l.) Die „Kreuz zeitung" behauptet heute früh, der Reichsaußen. Minister Dr. Stresemann habe die Absicht, die Wahlen zum Reichstage bis zum De zember verschleppen zu lassen, weil er fest glaube, bis dahin außenpolitische Erfolge zu er zielen. Zu dieser Meldung wird festgcstellt, daß ein solcher Plan, die Wahlen über den gesetzlichen Ter min hinaus zu verschleppen, nirgends besteht, und daß weder im Kabinett bisher auch nur ein Wort über eine solche Frage gesprochen worden sei, noch mit den Parteien etwa von dem Reichsaußcnminister persönlich Kein Mensch im Kabinett habe jemals di« Frage auch nur gestreift. Es kann im Gegenteil mitgeteilt werden, daß man die Möglichkeit erwögt, die Wahlen vorzuverlegen, etwa auf den Mai, falls bis dahin die außenpolitische Lage und die Verhältnisse an Rhein und Ruhr einen geord- neten Verlauf des Wahlgeschäftes gestatten. An einer sofortigen Sprengung des Reichstages, die der Rechten die Früchte des Ausnahmezustandes in den Schoß werfen würde, habe man freilich kein erheb- liches Interesse. Oie neue thüringische Regierung Weimar, 22. Februar. (Lig. Tel.) Der Land- tag trat gestern zu sein«: ersten Sitzung zusammen. Den Vorsitzenden stellt der Thüringisch« Landbund m der Person des Abg. Dr. Wernick. An Stelle der bisherigen sechs Parteiminister sollen drei Ge schäftsminister treten. Zu diesem Zweck wird das Wirtschaftsministerium nnt dem Ministerium des Innern vereinigt werden. Der künftige Inhaber des Doppelministeriums wird der ehemalige meiningische Landrat a. D. Dr. Sattler aus Königssee sein. Das Finanzministerium wird Ministerialrat Dr. Stolze (Weimar) übernehmen und das Ministerium für Volksbildung Oberver- waltungsgerichtsrat Dr. Leutheuser. Als Staatsräte werden vorgeschlag«n werden für Mei- ningen: Oberlandesgerichtsprüsident Dr. Fritze, gemacht, und zwar in einer so lebendig einfühlenden und liebevollen Weife, daß man über ein anfäng- liches klangliches Armutsgefühl hinweg bald des ganzen inneren, musikalischen Reichtums jener ver sunkenen Epochen gewahr wird. Nur ein« Dach- Sonate ließ gelegentlich empfinden, daß bei ihrer Erschaffung Klangvorstellungen mitgespiclt haben, die in ihrer Zeit nur annähernde Dersinnlichung finden konnten. Man wird daraus den Schluß ziehen dürfen, daß di« heutige Aufführungsprax^ bei W-ken älterer Kulturen jeden Schematismus ver meiden und von Fall zu Fall doch imnvr wi«d«r das moderne Klarucr heranziehen sollte. Die lange Kette köstlicher Darbietungen ließ zeitlose Größen wie Dach und Händel in Gesellschaft anderer, vielfach Ebenbürtiger erscheinen: ein Telemann entdeckte hinter weitläufigen Manieren sein ganzes, großes Menschentum, und mit Jean Philippe Rameaus be zauberndem Konzerttrio lebte die Kultur seine» Landes und seiner Zeit o-uf. Die Künstler-Der- einigung Döbereiner — Huber — Li Sta- del mann wurde wertvoll ergänzt durch die Herren Fischer und Kludt vom Gewandhausorchester. U. 8. Vit» Kleaq>«r«r, der Generalmusik- direkter der städtischen Bühnen in Köln, ist, wie die „Kölnische Zeitung' erfährt al» Opern- direkter an die Große Bolksoper in Berlin berufen worden und wird im Ein verständnis mit der Kölner Stadtverwaltung am End« der jetzigen Spielzeit au» der Kölner Oper arw- scheiden. Die Nachricht wird in Köln mit dem Ge fühl dr» Bedauern» ausgenommen, do da» Scheiden Klemperer» für Köln einen nicht wieder gut zu mach-nden Verlust bedeutet. Klsmperer hat bekannt- lich schon im vorigen Sommer mit der Intendanz derDerlinerStaatsoperin Unterhandlung«-» gestanden. Die Verhandlungen haben sich damals zerschlagen. Klemperer ist in Köln seit »S17 al» Nachfolger Gustav Brecher» tätig. Lloyd S«»ra« «ch Asquith auf der Büß»«. Der -»eite Teil von Shaw» Drama „Zurück zu Methusalem' Hot, wie unser Vertreter au» London meldet, dort einen schwächeren Eindruck gemacht al» der erst« Teil, da die Unterhaltungen »wischen zwei Politikern, in deren Rede» Show persönliche Schwächen «ch politchh« Fehl« j für Weimar:. Dr. Herfurth, für Sondershausen: Regierungsrat Dr. v. Kleuchtzner, und für Reuß: Landrat Port au« Klein-Reinsdorf. Sachsen un- das Ende -es Ausnahmezustandes k'. Dresden, 22. Februar.. Den „Dresdner Nachrichten' zufolge hielt sich am Donnerstag der Leiter der sächsischen Staats- kanzlei, Ministerialdirektor Schulz, in Ber lin auf, um als Vertreter der sächsischen Staats- regierung mit der Neichsregierung Per- Handlungen über dis Notwendigkeit zu pflegen, auch nach der Aufhebung des Ausnahmezustandes die Sicherheit von Leben und Eigentum zu gewähr leisten. Diese Verhandlungen werden geheim ge führt. Es verlautet jedoch darüber, daß di« Reichs- regierung dem sächsischen Vertreter erklärt habe, di« Aufhebung des Ausnahmezustandes werde, wie in den übrigen Landesteilen, so auch in Sachsen erfolgen. Wenn auch die Vorkommnisse in Sachsen gezeigt hätten, daß die Aufhebung leider zu einem recht unpassenden Augenblick komme, so wird man doch von dem vorgesehenen Termin, dem 1. März, nicht abgchen. Wie sich die Dinge nach der Aufhebung des Ausnahmezustandes gestalten würden, müsse abgewartet werden. Zurzeit seien die Beratungen darüber, wclche Maßnahmen den Aus nahmezustand in seiner Wirkung ersetzen könnten, noch nicht abgeschlossen. Ans der Stilisierung dieser Meldung geht alles eher hervor, als daß die Landesregierung in Berlin di« Beendigung des Belagerungszustandes bcfür- wartet hätte. Die Entsendung eines der Deutschen Dolkspartei nahestehenden Beamten weist vielmehr darauf hin, daß die Regierung sich von den Ereig nissen der letzten Tage hat einschüchtern lassen. Auch aus ihrer gestrigen Erklärung im Landtage klang wohl keine Sehnsucht nach Beendigung des Ausnahmezustandes heraus. Der Verband Sächsischer Industrie l-, l e r wendet sich von neuem gegen die Aufhebung des Ausnahmezustandes und meint, die traurigen Der- hiiltnisse in Sachsen feien lediglich darauf zurück- -»führen gewesen, daß die Polizei von der Re gierung nicht rechtzeitig eingesetzt worden sei und daß den Polizeioffizieren bezüglich ihres Eingreifens so viel Hemmungen auferleqt worden seien, daß ein durchreisender Erfolg nicht möglich gewesen sei, sondern die in Betracht kommenden Ele- ment« nach und nach jeden Respekt vor der Rolizei verloren hätten. Diese Elemente batten ganz ge nau gewußt, daß diejenigen Offiziere, die etwas energisch durchgegriffen hätten, sehr bald von ihrem Platze hätten verschwinden müssen. Schon hieraus ergebe sich der grundlegende Unterschied, der zwischen einem Einsatz der Polizei durch das Wehrkreis kommando und einem Eingreifen auf Anweisung eine« sozialistischen, auf Partei st römun. gen Rücksicht nehmenden Minister» liege. Dresden, 22. Februar. (Eig. Tel.) Zu der Meldung der „Dresdner Nachrichten', daß Mi nisterialdirektor Dr. Schulze in Berlin gewesen sei, um in der Angeltzgenheit des Ausnahmezustandes bei der Reichsregierung vorstellig zu werden, teilt von Lloyd Georg« und Asquith hinein- mengte, die Zuhörer statt ermüdete, weil das eng lische Publikum Shaws, das meist der Arbeiter partei und den Intellektuellen angehört, Lloyd George und Asquith bereit» als erledigt« Personen ansieht. Di« Schauspieler haben soweit als möglich di« persönlichen Merkmal« und rednerischen Gewohnheiten der beiden liberalen Politiker nach geahmt. Ein Schweizer „Faust'-Spiel. Alljährlich spielt in dem besonders hierzu eingerichteten schmucken Theatersälchen des Zürcher Kunstgewerbe museums am Marionettentheater, das neben den sonst üblichen Stücken diesmal einen schweizerischen Dr. Faust zur Aufführung brachte. Karl Friedrich Wiegand und Jakob Welti hatten sich die Aufgabe gestellt, nach dem durch E. Höfer im Auftrage des Znselverlages fest gestellten Text« des alten Puppenspieler» ein Faust- puppenspiel zu schaffen, das speziell für ein Schweizer Publikum gedacht wird. Wie die Münchener Ma- rionettenspi«!« aus dem Hanswurst des alten Puppenspiele» einen Kasperle machten, wandelten di« Bearbeiter der lustigen Figur in einem „Han» Zog- g e l', einen mutterwitzigen, bauernschlauen Schwyzer um, der mit seinem endgewachsenen Schwyzer Dütsch da« Publikum in Helle» Entzücken versetzt. Das Werkkin hat 20 ausverkaufte Hauser gehabt. St» »euer Verlag »»d Bühvrnvertrieb wurde unter Führung de» Verbandes der deutschen Volke- bühnenverein« in» Leben gerufen. Die „Dolksbühnen-Derlags- und Ver- triebs - G. m. b. H.' (Berlin dlW, Königsplatz) will vornehmlich solch« dramatische Werke zum Bühnenvertrieb bringen und durch billige Buch- ausgaben oerbreiten, die in ihrem geistigen Ge halt und ihrer künstlerischen Bedeutung die theaterkulturellen Bestrebungen der Dolksbiihnenbewcgnnq zu fördern geeignet sind. Dte derttfch« Wissenschaft t» I takle». Da» Athenäum von Neapel wird anläßlich seiner Jahrhunderts« ter m«hr«r, Bertr«1«r oe? deutschen Universität«, zu den Festlichkeiten ein- laden, um so zu bekunden, daß di« Universität Neapel seit ihrer Gründung auf die Mitarbeit von 20 deutschen Professor«» hauptsächlich der mediztmchchen Fakultät mit Stolz blick« daH di« Nachrichtenstelle der Staatskanzlei auf Anfrage mit: Die Meldung der „Dresdner Nach- richten' ist nur insofern richtig, als Dr. Schulze in Berlin geweilt hat; alles übrige sind Kombi nationen. Nie Schweiz un- -er Achtstundentag Wie in allen übrigen Ländern, so hatte auch m der Schwei- der Sturm gegen den Achtstundentag eingesetzt. Die Lag« der Schweizer Industti« in der Nachkriegszeit war keineswegs allzu rosig und die Gründe, di« für eine Verlängerung der Ärbeitszeu sprachen, durchaus nicht weniger drängend als ander, wärts. Aber während man etwa in Deutschland die Beseitigung des Achtstundentages der „Praxis" über ließ, führte der Kampf um die Arbeitszeit in der Schweiz zu einer Volksabstimmung, die om vergangenen Sonntag vorgenommen wurde. W,e heftig die Frage umstritten war und wie groß der Anteil, den die einzelnen an ihrer Entscheidung nahmen, geht schon daraus hervor, daß rncht weniger als 72 Prozent aller Stimmberechtigten ihre Zettel für und gegen abgaben. Mit einer Mehrheit von 120 000 Stimmen wurde die lvx Echultheß, die die zehnstündige Arbeitszeit wieder einführen sollte, abgelehnt. Damit bleibt der Schweiz der Achtstundentag erhalten. Nur bei „zwingenden Gründen" ist die Ausdehnung oer Arbeitszeit auf 52 Stunde« wöchentlich zulässig. Zeigt schon die Art und Weise, wie die ungemein wichtige Frage der Arbeitszeit zur Entscheidung ge bracht wurde, wie tief die Demokrat!« im Leben drs Schweizervolkes verankert ist, so legt das Abstim mungsergebnis ein beredtes Zeugnis dafür ad. Denn zum guten Teile ist der Kampf um den Zehn- stundentag nicht eine Frage des Produktionserfolgcs. sondern eine bloße Prinzipicnfrage. Wenn das Prinzip gerettet ist, wird erklärt, daß jetzt die Reu- Labilität gesichert sei. Die Arbeit wird wieder aus genommen, der alte Arbeiterstamm wieder ern- gestellt und zunächst in — verkürzter Arbeitszeit beschäftigt. Das ist kein Witz, sondern bei der Phönix, Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Hörde, tatsächlichst geschehen. D>: Schweiz hat durch das Abstimmungsergebnis gc-cigl, daß ihr di« Frage der Arbeitszeit nicht lediglich eine Prinzipienfrage ist und sie ist deshalb zu dem an erkennenswerten Ergebnis gekommen, daß zunächst kein Grund vorliegt, bei verlängerter Arbeitszeir verkürzt zu arbeiten. Massenüusfperrungen in Polen Warschau, 22. Februar. (Eig. Tel.) Seitdem die Regierung weitere Staatskredite für die Industrie ablchnt und dagegen von ihr überaus bedeutende Vermögensabgaben einzieht, spielt sich ein unter irdischer Krieg der Industriellen gegen die Regierung ab. der namentlich in Schließungen von Fabriken und Masscnaussperrungen von Arbeitern Ausdruck findet. Im Lodzer Textilrayon, dem vitalsten Nerv der Wirtschaft Polens, hat man dem allergrößten Teil der Arbeiter schaft gekündigt. Soeben gelangt die Meldung hierher, daß nunmehr auch im Tech euer Kreise der dortige Industrievcrband die Aussperrung sämtlicher Arbeiter beschlossen hat. Gleichzeitig wurde mit der Entlassung von 20 000 Arbeitern der Anfang gemacht. Warschau, 22. Februar. (Eig. Tel.) Obwohl die polnische Presse in jüngster Zeit voll von äußerst traurig klingenden Meldungen über das Iammcrlos der polnischen Arbeiter ist, die auf Grund der polnisch französischen Konvention sich zu Hunderttausenden nach Frankreich begeben sollen, werden neue polnische Arbeiterscharen diesmal gar nach Frauzösisch-Nordafrika dirigiert, wo sie in den berüchtigten algerischen Phosphor- gruben Verwendung finden sollen. Das hiesige Arbeitsministerium hat nach Pariser Vorschlag dir erste Probesendung mit der Verpflichtung auf Jahres arbeit soeben genehmigt. Der ehemalige Gouverneur von Ohio, Eor, der bereit» 1920 für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten kandidierte, hat für die diesjährige Wahl wieder seine Kandidatur aufgestellt. Wilhelm Gtreitberg Zum 60. Geburtstag. Heute begeht der Professor für indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig Dr. Wilhelm. Streitberg seinen 60. Geburtstag. Der Jubilar ist in den weitesten Kreisen, nicht nur Deutschlands, bekannt geworden durch seine sehr ausgedehnte editorische und schriftstellerische Tätigkeit auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachwissen schaft, vornehmlich der germanischen Grammatik. So ist nicht nur die musterhafte Ausgabe und Be arbeitung der „Gotischen Bibel' des Wulf-la, die „Urgermanische Grammatik' und das „Gotische Slementarbuch' zu erwähnen, sondern namentlich sind über alle Erdteile verbreitet die zahlreichen Bände der von Strcitberg in Geme- n- schaft mit Professor Hirt-Gießen herausgcacbencn „Indogermanischen Bibliothek', di« die wichtigsten Texte sowie die Grammatiken, Wörter bücher, auch Untersuchungen über möglichst alle indo germanischen Sprachen enthält. Don jeher hat der Gelehrte die Biblio graphie im Zusammenhang mit der Geschichte der Probleme seines Gebietes gepflegt. Bei der Aus- breitmig sprachwissenschaftlicher Forschung, bei der cs vielleicht mehr als anderswo gilt, die Spreu vom Weizen zu scheiden, sind kritische Anzeigen und biblio graphische Verzeichnisse dem Spezialforscher unent behrlich. Hier bieten Streitbergs „Anzeiger für indogermanische Sprach- und Altertumskunde' (seit 1892) und das „Indogermanische Jahrbuch' (seit 1914) vorzügliche Hilfsmittel. Der eigentlichen Spezial forschung dienen die „Indogermanischen Forschungen', die Streitberg seit seinem 27. Lebensjahre zunächst gemeinsam mit seinem Leipziger Vorgänger Karl Brugmann, seit 19>9 allein herausgibt und die in ihren stattlichen, bis heute 41 Banden Och zu der besten sprachwissenschafl- lichen Zeitschrift der Welt dnrcbaesetzt haben. Er staunlich ist die Energie und Umsicht, mit der der be- scheiden« und allseits gütige Gelehrte durch die schwersten Zeiten sein Forschung»- und Organisation», werk dnrchgeführt hat, und es ist im Interesse der Leipziger Universität und der deutschen Wissenschaft zu wünschen, daß dem Jubilar diese Energie und Kraft noch lang« erhalten bleibe», M.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder