Seiten eine sorgfältig handwerksmäßig ausgeführte mittel alterliche Bücherschrift mit gotischen Buchstaben in gut er haltener schwarzer Tinte. Die großen Einzelbuchstaben sind farbig ausgemalt. Die 151 Pergamentblätter im Format 26,5X36 cm würden aneinandergereiht etwa 15 m 2 be decken. Das bedeutet, daß rund 75 Schafe oder Ziegen ihre Haut dafür lassen mußten. Sehr wertvoll sind ebenfalls die sieben Reformatorenbriefe aus dem Jahre 1539, die in durchsichtigen Schutzhüllen wohl verwahrt werden. Der Inhalt handelt hauptsächlich von der Besetzung der ersten Superintendentenstelle in Oschatz und von dem dafür empfohlenen Magister und Hofprediger Joh. Buchner in Torgau, der diese Stelle nach langem Hin und Her auch erhielt. Ein Brief vom 21. August 1539 zeigt die eigenhändige Unterschrift Martin Luthers; die anderen Briefe wurden von Melanchthon, von Spalatin und Justus Jonas geschrieben. Sie sind alle an Oschatzer Ratsmitglieder gerichtet. Ratsstube und Archiv können jederzeit besichtigt werden. Man wende sich an den Pförtner des Rathauses. über die breite Freitreppe rechts neben dem Rathaus steigen wir zum Kirchplatz hinauf und stehen vor der mächtig auf ragenden Haupt- und Stadtkirche St. Aegidien. Durch eins der fünf Tore mit eisernen Gittern werfen wir einen Blick in die vor uns liegende Krypta. Sie ist unter der Nordkapelle als Achteck gebildet und über stämmigen Pfeilern gewölbt, von denen einer die Jahreszahl 1464 trägt. Dieser Teil gehört mit den Umfassungsmauern, einigen architektonischen Ein zelheiten und Denkmälern zu den ältesten Resten der Kirche, die 1429 zerstört und 1443 mit zwei Türmen in der gotischen Bauart der Leipziger Thomaskirche neu erstand. Der Stadt brand von 1616 zog die Kirche stark in Mitleidenschaft. Bis 1622 war sie wieder aufgebaut, jedoch nur mit einem Turm,