korrespondiert, so ist hier der Zyklus in zwei divergierende Hälften ge spalten, während der erste und zweite Satz einerseits, der dritte und vierte Satz andererseits fast dasselbe sagen. Extrem typische Beispiele dieses Falles sind freilich sehr selten, doch sind viele Werke vorhanden, die in den einen oder anderen dieser Fehler verfallen sind, und nament lich macht sich im Laufe des 19. Jahrhunderts das Bestreben nach einer Verwischung der Tempogegensätze immer deutlicher bemerkbar, was natürlich dem Gedeihen der zyklischen Formen nicht sehr förderlich war. Die Viersätzigkeit der modernen Sonate hat noch mancherlei Modifi kationen erfahren, die aber größtenteils nur vereinzelt geblieben sind, da auch sie die Mängel des viersätzigen Zyklus nur in seltenen Fällen zu verdecken imstande waren. Dahin gehört zunächst die Umstellung der Mittelsätze, so daß das Scherzo an zweiter, der langsame Satz an dritter Stelle erscheint. Auf diese Weise ist das in kleinem Stil gehaltene Rondo besser vorbereitet als bei der normalen Ordnung; hier wird aber häufig der Kontrast zwischen den ersten beiden Sätzen in beinahe stil widriger Weise verstärkt werden. Auch die Annäherung der beiden Mittelsätze unter sich, wie sie vor allem Brahms häufig versucht hat, führt nicht zum Ziel; einer der Mittelsätze erscheint überflüssig, und es zeigt sich überhaupt, daß vom theoretischen Standpunkt aus die Drei- sätzigkeit, wie sie uns im klassischen Konzert und in der Sonate — das Wort diesmal im engeren Sinn genommen — vor Beethoven entgegen tritt, der Viersätzigkeit durchaus vorzuziehen ist und daß die großen und vollkommenen Werke des viersätzigen Typus eben nur Ausnahme erscheinungen darstellen 1 ). In dreisätzigen Zyklen ist auch das Problem des Finales nicht von solcher Schwierigkeit wie in viersätzigen, jenes Problem, an dem fast alle Meister des 19. Jahrhunderts gescheitert sind, am tragischsten vielleicht Bruckner. Ein ernsthaftes Finale, wie es durch Beethoven fast zur Regel erhoben worden ist, wird vielfach nur eine abgeschwächte Wieder holung des Gehaltes des ersten Satzes bringen und ein leichtgefügtes eben keine Lösung der durch die vorhergehenden Sätze erzeugten Span nung bewirken. In einem dreisätzigen Zyklus wird nun ein Zwischen charakter des Finales viel eher zu erzielen sein als in einem viersätzigen, in dem dieser Zwischencharakter meist schon durch das Scherzo vor weggenommen sein wird. x ) Es darf hier vielleicht an die alte Theaterregel erinnert werden, daß Stücke mit ungerader Aktzahl durchschnittlich bedeutend besser sind als solche mit gerader; wenn man den Sätzen eines Instrumentalzyklus gleiches Gewicht unter sich zuerkennt, mag hier ein vergleichbarer Fall vorliegen.