scheint ein kurzer Überblick über Torris, als des unbekannteren Kom ponisten, dramatische Kunst hier am Platze zu sein. Der Ausgangs punkt beider Musiker ist ungefähr der gleiche, ihr Altersunterschied be trägt ja auch nur wenige Jahre. Torris Entwicklungsgang ist kein so geschlossener wie der des Neapolitaners, der an seiner eigenen Kraft genügenden Halt hat, sondern wir sehen ihn da und dort sich anlehnen; doch trägt er weit eher die Tendenz in sich, von allem das Gute anzu nehmen als die Schwächen seiner Vorbilder bei sich weiterwuchern zu lassen. So geht er von der spätvenezianischen Schule aus, macht sich während seines niederländischen Aufenthalts die französische Opern kompositionsweise zu eigen, um sie in seinen darauffolgenden italieni schen Hauptwerken für den Münchener Hof geschickt zu verwerten. Scarlatti verdankt er dabei das flüssige Secco-Rezitativ, das Accom- pagnato, die Anlage der Da capo-Arie, die er zunächst ganz nach des Neapolitaners Art knapp hält und mit möglichst wenig Koloraturen ver sieht; ferner die dialogisierende Form des Duetts, überhaupt des mehr stimmigen Gesanges, während Steffani der Urheber der imitierenden Anlage desselben ist. Den Sinn für die Wirkung breit ausgeführter Chöre, sowie frisch und anmutig gehaltener Ballette wurde durch den näheren Umgang mit Lullys Werken gefördert. Hinsichtlich der Instrumenta tion bevorzugt Torri entschieden das Streichorchester und zwar in dem Maße, daß man häufig das Fehlen der Blasinstrumente sehr vermißt. Einigermaßen wird der Zuhörer durch die zum Teil wundervolle Be handlung von Soloinstrumenten innerhalb des Streichkörpers versöhnt. Treten einmal Bläser hinzu, so spielen sie bloss eine klangverstärkende Rolle, indem sie gewöhnlich mit den ihrem Umfang entsprechenden Streichern unisono gehen. Bei Torris „Griselda“ sind überhaupt keine Bläser be schäftigt. Insofern ist schon zwischen den Eingangssymphonien beider Meister ein Unterschied zu erkennen. Bei Scarlatti finden wir bei dem Streichkörper noch Trompeten und Oboen. Was aber das Wesent liche ist, ist die Behandlung der Instrumente untereinander, die schon in ganz moderner Weise vor sich geht. Man bediene sich übrigens noch der Sinfonia in der 6. Szene des ersten Akts der Scarlattischen Oper — bei Torri fehlt ein entsprechendes Stück an dieser Stelle — zum Ver gleich. Beim Zusammenwirken mit den Bläsern fällt den Streichern die Hauptbewegung zu, häufig begnügen sich die Bläser mit gehaltenen Tönen. Andererseits bilden die beiden Instrumentenklassen einen wir kungsvollen Kontrast, indem sie einander ablösen oder die Figur einem anderen Instrument abnehmen und weiterführen. Auch sind Stellen vorhanden, wo jede Instrumentenklasse gegenüber der anderen selbständig