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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192511138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19251113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19251113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1925
- Monat1925-11
- Tag1925-11-13
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klnrsl-kli».: 20 pfennlg Be»ugspr«IsÄ^-°W^:^«^ «e lellgld.extr. Ausland L Ml. ctnscvI.Porto. arlcdetn» tagt, mora Blenntg, Famillenanzrigen von «rwal« Höd. Äewali tchltefti e-rtüUuna aus Gchrtltl.GesivLItSft., Drucker«: '""-'Bene iech» Pfennig. -Gelegendeit-anj. Stellengesuche. Reklame» LelpOS. Vodannt»aasse ü cgernspr.OriSgelvr. Sammel-Nr.: 70811 tetlen. Rabatte usw nacr. Taris, tzür komb.Auttr. mtt N.L.Z. Sonder- ycrngrspr. 17VSS-17092): edenda u. in allen Filialen «n,eigen- und Watz- u. Taicnvorschriit. unvrrbindl. SrlllllungSon u. Sbonnemenr-Annabme aus nimmt iedeü Postamt Bestellungen an. Gerichtsstand Leipzig (AmiSger. Leipzig» Postscheck-Kto. Leipzig 3004 ' Da» rageblatt «atbSIt dl* a»Ui«d*» »ieraautnraed»««»» d«» »ottaewrSNdi««» Leipzig »7. , Leipziger Saniltenung ;;ovannlsaaile 8 «Hermprechei ?0811, . . Dresdner Schrrilielinng LreSden-A..Sicl>ngeni»r.3. . Oir. Berliner 2chri'iie>iung Freiherr v. Siein-Tir.5. iti. Tel Stepdan 1101 u.LOZÄ klkLtlLg, 0LN 12. DlOVLMVLr Fernsprecher 32.'»ldi IIV. >LVrg. Mr 3iitttlilitil»iale 3iistilii! siir geistig Zsilammeniirbeit Bon ttelmut Kllir. Am 1. November hat in Paris das ,Znter- irationale Institut für geistige Zu sammenarbeit" seine Arbeiten ausgenommen. Ohne einen geradezu epochalen Charakter zn tragen, verdient dieses Ereignis und seine Vorgeschichte doch die Aufmerksamkeit aller geistigen Kreise und eine besondere Würdigung vom deutschen Standpunkt. Dem Wiederaufbau der geistigen Beziehungen nach dem Kriege sollten zwei alle internationalen gelehrten Gesellschaften umfassende Organisationen dienen, der „Conseil International ckes recbercbes" für die Naturwissenschaften und die „Union acacke- lniquv internationale" für die Geisteswissenschaften, während die internationalen Institute ihre Arbeiten ap.) wieder aufnahmen. Von alledem waren die Zenrralmächte und vor allem Deutschland so gut wie ausgeschlossen. Die Mitgliedschaft bei jenen beiden 1918 von den Akademien der Ententeländer gegründeten Verbänden blieb Deutschland satzungs- gcmäß bis 1931 versagt, eine Bestimmung, die bc- fremdlichcrwcise erst im Juli dieses Jahres wieder bestätigt wurde! Bezüglich der Mitarbeit an den internationalen Instituten trat Art. 288 des Ver sailler Vertrages in Wirksamkeit, nach dem alle mir Deutschland geschlossenen internationalen geistig- wissenschaftlichen Uebcreinkünfte mit wenigen Aus nahmen als aufgelöst zu gelten haben. Demgegen- über bedeutete es einen Fortschritt, als sich der Völkerbund der internationalen geistigen Zu sammenarbeit in immerhin objektiver Weise annahm. Den ersten Schritt tat bereits die erste Bundes versammlung 1920, indem sie den Völkerbundsrat zur Vorlegung eines Berichtes über die Fragen der inter- nationalen geistigen Zusammenarbeit und eines dafür etwa zu schaffenden Völkerbundsorganes veranlasste Der Nat beschloss auf der zweiten Versammlung ll)21 auf Grund eines Berichts des kürzlich verstorbenen L«on Bourgeois die Ernennung einer zwölf- gl i c d r i g e n Kommission. Ihre erste Sitzung sand in Genf unmittelbar vor der dritten Völker- bundsvcrsammlung statt und sie figuriert seitdem als „Ausschuß für internationale geistige Zusammen- arbeit" unter den ständigen Ausschüssen des Völker- bundes. Für die Ernennung seiner Mitglieder ist der Rat an keinerlei besondere Vorschriften gebunden. Präsident war bisher der französische Philosoph Bcrgsou, als deutscher Vertreter gehörte ihm seit Bestehen mir einer kürzeren Unterbrechung Ein stein an. Wenn dieser Ausschuß überhaupt praktisch arbeiten wollte, mußte er sich notwendigerweise nut den bestehenden internationalen geistigen Organisa tionen und Instituten in Verbindung seDcu. Bei den ersteren ergab sich durch persönliche Beziehungen eine c.nge Füklung onnc weiteres, bei den letzteren hätte sich die Kommission auf Art. 24 des Völkerbunds paktes stützen können, der eine Angliederung säurt- licher internationaler Institute an den Völkerbund --ersieht. Jedoch gehört dieser Artikel mit zu denen, die nur auf dem Papier stehen, denn da sich in ihm die Klausel der Einwilligung der betroffenen Ne gierring befindet, ist er so gut wie wirkungslos, da die nötige Einwilligung nur in den seltensten Fällen erreichbar war. So stellte cs sich denn heraus, daß die Kommission, zumal bei dem gänzlichen Fehlen eigener technischer Arbeitsmittel uird eigenen Per- sonals und bei ihrer beschränkten Mltgliederzahl, nicht die rechte Möglichkeit hatte, wirklich universell zu arbeiten, und cs tauchte der Gedanke auf, für dir künftigen Arbeiten der Kommission ein eigenes Institut zu schaffen. Zum erstenmal war von dem Plan eines I n - stituts für geistige Zusammenarbeit ichon während der Dölkerbuudsversammlung 1923 zu Horen. Im Juli des folgenden Jahres bot die fran zösische Regierung zur Verwirklichung des Planes ihre weitgehende finanzielle Unterstützung an, die von der fünften Versammlung 1924 angenommen wurde. Während der fünften und sechsten Der- iammlung und in einer Reihe selbständiger Rats- und Kommissionssitzungen beider Jahre wurde ein gehend über die Fragen der Organisierung des In stituts beraten und beschlossen, und eben die sechste Versammlung im Herbst dieses Jahres fasste alle noch nötigen Beschlüsse, in deren Verfolg das Institut sich konstituiert und jetzt seine Arbeiten ausgenommen hat. Der Aufbau d c s I n st i t u t s regelt sich noch seinem „Organischen Statut" und drei Reglements für Inneres, Personal und Finanzen. Daneben sind die Verhandlungen der verschiedenen Dölkerbunds- iagungen maßgebend. Die französische Re gierung als Geldgeberin hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, an diesen Beratungen und den münd lichen und schriftlichen Vorverhandlungen führend teilzunehmcn und sich dauernden Einfluß auf das Institut zu sichern. Die oberste Instanz ist der 'M.'r w a l t u n g s r a t, dessen Vorsitzender stets ein französisches Mitglied sein muß Er führt die Ober- aussicht über das Institut und hat eine Reihe weit- gehender Dcrwaltungsbefugnisse. so vor allein die Genehmigung des Budgets und die Ernennung der hauptsächlichen Beamten. Nach ihm kommt das Direktionskomitee, dem die technische Leitung des Instituts zugeteilt ist. Ls besteht aus fünf Mitgliedern verschiedener Nationalität, die vom Verwaltungsrat ernannt werden Es besteht gegen wärtig aus Destrse-Delgien, Lorentz-Oesterreich. Murray-England, de Reynold-Schwciz, Ruffim- Italien. Der Präsident des Perwaltungsrates nimmt gleichfalls an den Sitzungen des Komitees teil. dir PriWim der ReWezieninz LttiWINlW ter Men Ster tie MMmen m DienrtW ! ZOmmkiisritl ter SleWtW am 2?. Meinter Berlin, 12. dkovember. I Die Räumung der Kölner Zone soll ! am 1. Dezember ihren Anfang nehmen und am s 31. Dezember beendet sein. Gleichzeitig mit der Notifizierung der Räumung der Kölner Zone wird auch die Ueberreichnng jenes Dokumentes erfolgen, in dem milgeteilt wird, welche Aende- rungen in dem Rheinlandregime von den Wcstmächten zugestanden worden sind und sofort durchgesührt werden sollen. Es I-andelt sich vor allem um die Verminde rung der Besatzungstruppen, nm die Aufhebung der R h e in la n d or d o n nan z en und die Erleichterungen im Saargebiet. Die Veröffentlichung ver Noten sowohl über die Räumung der Kölner A ne wie über die Rückwirkungen im Rheinlande dürfte am kommenden Dienstag erfolgen. Un mittelbar nach dem Eintreffen der Noten wirb das Reichskabinett zusammentreten, um festzustellen, inwieweit die in Locarno gegebenen Zusicherungen von den Westmächten verwirklicht worden sind. Da die Noten kaum Ueberraschun- gen enthalten werden, wird das Reichskabinett vermutlich zu dem formellen Beschluss kommen, die Voraussetzungen für die endgültige Verab schiedung des Vertrages von Locarno als ge geben anzusehen und den parlamentarischen Körperschaften die Gesetzesvorlage über den Vertrag von Locarno zur Genehmigung zu unterbreiten. t Im Reichstag, der am 23. November zu sammentritt. wird eine RegierungscrklLruug erfolgen, an die sich die großeAusspr a ch e über Locarno an schließen soll. Da bei der Unabänderlichkeit des Wortlautes der Verträge eine Beratung im Ausschuß sich er übrigt, könnte die Regierungsvorlage etwa bis zum 27. November in allen drei Lesungen ver abschiedet werden, so daß Kanzler und Außen minister, bevollmächtigt durch den Beschluß des Reichstages und die Unterschrift des Reichs präsidenten, am 29. November nach London reisen können, um dort am 1. Dezember mit den Bevollmächtiaten der Westmächte die bindende Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. Es ist — von deutschnationaler Seite — die Frage aufgeworfen worden, ob für die Annahme des Vertrages non Locarno eine Hweivrittelmclhrheit im Reichstage erforderlich sei. Das ist nach dem klaren Wortlaut der Verfassung nicht der Fall. Aber die Nlchrheit, die im Reichstage für Locarno tatsächlich vorhanden ist, umfaßt wohl zwei Drittel aller Stimmen. Der Reichskanzler hat in seiner gestrigen Rede angekiindigt, daß nach dem Eintreffen der Noten der Weltmächte über die Riickw'ckungen in den Rheinlandfragen und die Räumung der Kölner Zone — also bei Vor liegen des „Gesamttatbestandcs — die innerpolitischen ^utschlicszunacu zu fassen mären, die sich aus dem Austritt der Deutschnationalen aus der Regierung ergeben. Der Reichskanzler war ursprünglich der Auf fassung, dass L ese innerpolitische Neuorientierung erst nach dem 1- Dezember werde erfolgen können, unb zwar auf der Grundlage der Mehr heit, die sich im Reichstage für den Vertrag von Locarno zusaunnengcfunden habe. Seine gestrige Ankündigung läßt darauf schließen, daß ec schon vor dem Zusammentritt des Reichstages, also >n der Zeit zmlschen der Veröffentlichung der Noten und dem 23 November, n't den Parteien in Besprechungen über die Vervollständigung des Kabinetls und die Vilvunq einer neuen Rcqiernnqskoalition eintreten will Daß der Kanzler dabei an eine „Koalition der Mitte" denkt, ist b-.tannt. Inwieweit sich seine Absichten aber verw rNicheu lassen, bleibt dchrngestellt. Eine Entscheidung wird nicht fallen können, ch: der aPrtcitag des Zentrums zu Ende geacngen ist. Die Wahr'chcinlichkeit spricht eher dafür, daß man sich vor der Annahme des Vertrages von Locarno lediglich Uber die arund- legenden Prinzipien einer n c ucn Mehrheitsbildun g wird verständigen können, dass aber die Durchführung, vor allem die Rekonstruktion des Neichskabiuctts, erst in den Wochen nach dem 1. Dezember wird erfolgen können. * Da« Rheinland spricht Köln. 12. November. Der Außenpolitiker und Rhcinlandpolitiker d-r Zentrumsfraktion des Reichstages. Prälat Kaas, sprach am Mittwoch in einer großen öffentlichen Volksversammlung in Trier über den Vertrag von Locarno und die Rückwirkungen auf das Rhein land. Prälat Kaas erklärte, er hätte gewünscht, daß die Forderungen des Nheinlandcs bereits in dem ersten Memorandum Stresemanns vom 9. Februar 1925 enthalten gewesen wären. So sei dieses Memorandum aber nur eine Offerte gewesen, di» in keiner Weise habe erkennen lassen, dass wir dafür Gegenleistungen forderten. Im In teresse des besetzten Gebietes habe er sich mit aller Energie dafür eingesetzt, daß die Forderungen des besetzten Gebietes in die Note vom 20. Juli 1925 hineingebracht worden seien. Die erste Offerte sei dann allerdings mit nachträglichen Forderungen be legt worden und das habe für Locarno naturgemäß Schwierigkeiten bereitet. Was bisher bekannt i geworden sei, sei nicht übermäßig viel. Er wundere - sich, eine wie schlechte Regie die deutsche Re- ! gicrung treibe, wenn sie die Wiederzulassung des ! Reichskommissars als Erfolg hinstellt. Er hatte diese eher als eine Konzession an die Rheinlandkommission angesehen. Ec freue sich, daß der Geist von Locarno sich zunächst einmal den Forellen, Hasen und Reh böcken des besetzten Gebietes zuwcnde. Aber es gebe auch noch andere Bewohner im besetzten Gebiet. Die Rückwirkungen müßten sich in erster Linie be- ziehen auf die Stärke der B e s a tz u n g s t r u p p e n. Wenn hunderttausend Mann genügen müßten, um die Ruhe und Ordnung im Deutschen Reich aufrecht zu erhalten, müßten auch zehntausend Mann genügen, um uns friedliche Bürger im Rheinland zu „schützen". Hier sei ein starker Abbau not- ! wendig, dazu müsse eine starke Reduzierung der Rheinlandordonnanzen kommen. Auch der Wirkung», bereich der Militärjustiz sei stark einzuschränken. Vermutungen über die deutsche Rote Paris, 12. November. Die deutsche Antwort auf die letzte 9kot» der Botschaftebkonfcrenz, die Botschafter von Hoesch am Mittwoch in Paris übergeben hat, soll ein ziem- - lich umfangreiches Schriftstück sein. Nach der Pariser Presse zeigt die deutsche Note das ernsthafte . Bemühen Deutschlands, die noch bestehenden Differenzen in der Entwasfnungsfragc aus der Welt .zu schaffen. In den meisten Punkten gebe Deutsch land die verlangte Genugtuung. Allerdings sei die deutsche Antwort in zwei Punkten, der Einschrän- kung der Machtbefugnisse des Generals v. Seeckt und der Organisation der Schutzpolizei, „nicht ganz befriedigend" und gebe zn einigen Bemerkungen Anlaß. Die Direktoren des Auswärtigen Amtes, Berthe- lot und Masiigli, haben sich gestern nachmittag sofort an die Durcharbeitung des deutschen Dokumentes gemacht. Die Botschafterkonferenz wird am Maniag zusammcntrewn, um die Note zu prüfen. Die Presse gibt der Erwartung Ausdruck, daß die deutsche Note cs gestatten werde, die Räumung i Kölns pünktlich am 1. Dezember zu beginnen. , Das „Echo de Paris" meldet in diesem Zusammen- § Hong, die Besatzungsarmcc im Rheinland- solle auf ! 4 0000 Mann ermässigt werden. I . n Eine große Anfrage der deutschnationalen Frok- ; tion des preussischen Landtags ersucht die Staats regierung um Auskunft, worin die Forderungen der letzten Entwaffnungsnote wegen der Polizei bestehen und ob die Stoatsrcgierung bereit ist, vor Abgabe einer bindenden Erklärung an dir Rrichsr»ssorts j bcranzutreten und dem Landtag- Gelegenheit zur Stellungnahme zn geben Der Direktor, gegenwärtig der Franzose Julien Luchaire, wird vom Dcrwaltungsrat aus sieben Jahre ernannt und kann einmal für die gleiche Zeit wiedergewählt werden. In keinem Falle darf jedoch der nachfolgende Direktor der gleichen Nationalität angchören, um die wirkliche Intcrnationalität nicht zu gefährden. Unter dem Direktor stehen sodann sechs Sektionschefs, die den sechs Abteilungen des Instituts vorstehcn und gleichfalls vom Verwaltungs rat ernannt werden. Die sechs Sektionen sind die Stellen, bei denen das Hauptgewicht der Arbeiten des Instituts liegen wird. Sie sind ständige Organe des Instituts mit fest angestellten Beamten, nämlich: Beziehungen zwischen den Universitäten; rechtliche und Unterstützungsfragen; Dokumentierung und wissenschaftliche Beziehungen; allgemeine Angelegen- heilen; Pressestelle; Beziehungen mit den schönen Künsten. Sektionschcf der besonders wichtigen allge meinen Sektion ist der ehemalige Oxforoprofessvr Zimmern, deutscher Sektionschef für die wissenschaft liche Sektion Professor v. S ch u l z e-G a e v e r n i tz. Den Sektionschcfs stehen Beigeordnete und das nötige Büropersonal zur Verfügung. Für Spezialfragen und besondere Gelegenheiten können jeweils ent sprechende Stellen geschaffen werden. Die Besoldung iss nicht allzu glänzend; der Etat für l926 sicht vor für den Direktor 50 000. für die Sektionschefs 42 000 französische Franken Iahrcsgehalt. Zu diesen Summen kommen noch eine Anzahl Sonderentschädigungen für Reise, Wohnung und Familie, deren Höhe jedoch im Etat auf 100 000 Franken jährlich beschränkt ist. Der gesamte Iahresetat beläuft sich auf etwa 2 Millionen Franken. Der Sitz des Instituts ist Paris. Die Aufgaben und Arbeitsgebiete er- geben sich im wesentlichen aus den Bezeichnungen der sechs Sektionen. Besonderer Wert wurde auf die Feststellung gelegt, daß sich das Institut auf keinen Fall Uebergriffe aus ihm nicht zussebende Gebiete erlauben dürfe. Unter keinen Umständen, heisst es in dem grundlegenden Bericht, dürfe cs sich z. B. in die so heikle» Schulfragcn einmischcn oder die Autonomie der Universitäten, Akademien und ge lehrten Gesellschaften beeinträchtigen. Auch solle es von sich aus „keine Wissenschaft treiben oder irgend- eine Richtung begünstigen usw., sondern lediglich die ihm unterbreiteten Probleme praktisch zu lösen suchen". Die positiven Aufgaben werden demgegen- über hauptsächlich sein: die Herstellung der Fühlung zwischen den nationalen Universitäten (Professoren- und Studentenaustausch), Organisatiocn und Ausbau einer wirklich internationalen Bibliographie, inter- nationaler Schutz des geistigen Eigentums, Unter stützung aller wissenschaftlichen Arbeiten usw Wie sich das Institut zu den bereits bestehenden inter- nationalen Instituten stellen wird, bleibt abzuwartcn. Ein Urteil über das Institut ist natürlich gegen- wärtig noch verfrüht. Die enge Bindung an Frank reich braucht an und für sich kein Grund über triebenen Mißtrauens zu sein. Auch damit, daß einem solchen Lande sozusagen als Patron gewisse Vor rechte cingcräuint bleiben, wird man sich abfinden können. Doch wird man dabei unbedingt voraus setzen müssen, daß unter die bisherige französische Kriegs, und Nachkriegsmentalität cm energischer Strich gezogen und der bisher häufig gerade von französischen Kreisen befürwortete, jedem wirklichen Verständigungsgcist entgegengesetzte Boykott deutscher Wissenschaft endlich radikal ms- gegeben wird. Alle juristischen Klauseln und Be stimmungen und Erklärungen würden gegenüber solchem Geiste nichts fruchten und die Arbeiten des Instituts zur Erfolglosigkeit verurteilt bleiben. Ls scheint erfreulicherweise, als ob sich eine Wendung tn dieser Hinsicht ungebahnt hat. Der Besuch des damaligen französischen Unterrichtsministers de Monzie in Berlin und die Zuziehung deutscher Gelehrten dienten offenbar zur Beruhigung der deutschen öffentlichen Meinung. Die fast ausschließ liche finanzielle Bindung an die französische Re gierung, die eine jährliche Subvention von 2 Millionen Franken leistet, bleibt auf jeden Fall unerwünscht, wenn man auch anerkennen kann, daß sich die französische Regierung mit ihrer Großzügig, keit, deren Gründe ja von verschiedenster Art sein können, zunächst um die internationale Zusammen arbeit verdient gemacht hat. Daß jedoch in diesem Zustande auf die Dauer schwere Gefahren gegeben sind, liegt auf der Hand. Das gute Beispiel Frank- reichs wird hoffentlich bald Schule machen und auch andere Regierungen, wie cs die polnische übrigens schon getan hat, zur finanziellen Förderung des Instituts veranlassen. Auch für Deutschland sollte ein regelmäßiger Beitrag erwägenswert sein. Ueberhaupt sollten es sich gerade die Kreise, denen die unleugbar äußerst starke französische Regsamkeit in diesen Dingen verdächtig ist, besonders angelegen sein lassen, ihr durch möglichst rege positive Mit- arbeit eine gleiche deutsche Regsamkeit gegenüber- zustcllen und nicht in negativer Kritik abseits zu stchen. Alles in allem ist zu sagen, daß init der Er- öffnung des Instituts ein wesentlicher Fortschritt gc- macht ist, denn cs fehlte bisher durchaus an einem wirklich universell angelegten Organ dieser Art, und ohne allen Zweifel liegen in dem Institut viele Mög- lichkeiten zu praktischer, ergebnisreicher Arbeit. Zu Zweifeln, daß eine solche auch wirklich objektiv ge leistet werden wird, besteht jedenfalls bisher begründeter Anlaß. Man wird daher auch von Deutschland aus die Arbeiten des Institut«, an denen ja auch namhafte deutsche Gelehrte teilnehmen, mit starkem Interesse verfolgen und ihnen eine erfolg, reiche Zukunft wünschen dürfen.
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