9 8 entstammt der griechischen Sprache und hat wohl in der ganzen Welt Anklang gefunden. Kinemata = die Bewegungen. Mit dem Worte Film bezeichnen wir das dünne Zelluloidband, auf welches die Reihenaufnahmen photographiert werden (Film entstammt dem Englischen). Wer den Entwicklungsgang der Photographie beobachtet, muß sehen, wie alles Bestreben darauf gerichtet ist, die Emp findlichkeit des Materials zu steigern, immer nur zu dem Zwecke, bewegliche Objekte aufnehmen zu können. Die Lichtstärke der Objektive, Empfindlichkeit der Trockenplatten, Verwendung von Momentverschlüssen sind die Anzeichen dafür, und es sind das jene Eigenschaften, die sich die Kinematographie zunutze machte, um mit ihrer Hilfe das lebende Bild zu ver wirklichen. In der Kinematographie dürfen wir ein neues Stadium der Weiterentwicklung der Photographie sehen. Diese Abart wird den bisherigen Arbeitsmodus zwar niemals ganz ablösen, aber zweifellos mithelfen, das menschliche Wesen uns näherzubringen. Die unübertreffliche Naturwahrheit, mit der sie sich betätigt, macht sie uns doppelt wertvoll als Helferin, um unser Vorstellungsvermögen zu ergänzen. Aus diesem Grunde hat das Verfahren auch für die Tätigkeit des Heim photographen Wert, der es für die Familienpflege einzusetzen denkt. Als Ende der 8oer Jahre des vorigen Jahrhunderts die ersten Momentbilder von Ottomar Anschütz bekannt wurden, formte sich meine jugendliche Phantasie kühne Luftschlösser. Wer damals die amerikanische Wundertrommel oder besser den Anschütz-Schnellseher zu sehen bekam, den entzückte auch die Naturwahrheit der geschilderten Vorgänge. Der Apostel ruf: „Zurück zur Natur“ und der Verkehr mit jungen, revo lutionären Künstlern war nicht ohne Folgen geblieben. (O, überschäumende Jugendzeit!) Edisons erfinderischer Geist hat nun in Wahrheit um gesetzt, wovon wir damals träumten: das „lebende“ Bild. Wir können heute bereits von einer Porträt kinematographie sprechen, und es ist nicht uninteressant, zu