belletristische Aeilage zum sächsischen Erzähler. 1871. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Ostern 1871. Gott sprach liebend: Auferstehen ! Da entfloh die Winternacht, Süße Frühlingslüfte wehen Und der blaue Himmel lacht; Stillt die Klage, scheucht den Schmerz, Hebt das Auge himmelwärts, Alle grüßt in Lusi und Wonne Hell und mild die Ostersonne. Und sie lockt aus GrabeStiefen Glatt und Glüthe, Halm und MooS, Weckt die Blumen all', die schliefen Eingewiegt im Erdenschoos; Festlick kleidet die Natur Thal und Hügel, Hain und Flur, Spendet uns auf lichten Wegen Ihren, schönsten Oslersegen. Orgeltöne, Glockenklänge Ziehen ihre luft'ge Bahn, Palmenchöre, Dankgesänge Steigen jubelnd himmelan; Auf den Triften, in dem Wald Auferstehungsgruß erschallt, Aus der Engel Heimath nieder Strömen heil'ge Osterlieder. Was sie künden? — Neues Leben, Ob das Herz im Tode bricht, — Vollen Sieg dem Wahrheitsstreben, — Nach dem Dunkel Helles Licht, — Wintersturm bringt Frühlingsglanz, — Thränensaat den Erntekranz; Ob auch schläft der Staub bei'm Staube, Nimmer wankt der Osterglaube. Osterglaube, heil'ger Glaube, Trüg' uns nicht, o trüg' uns nicht! Was die holde Friedenstaube Mit dem Oelblatt uns verspricht: Um ein freies Vaterland Schlinge sich der Einheit Band, Daß Alldeutschland wohlgeborgen, Fei're seinen Ostermorgen! Ehursürsttich ün- Kijchöstich. Eine Erzählung au- der Borzeit Bischofswerdas. (Fortsetzung.) „So ist'S auch, Herr Wildmeister", entgegnete Gebhard, „und Niemand zweifelt an Eurer Treue, am Wenigsten wir, die wir in Eurem Hause ver sammelt sind. Wer aber sind denn alle die chur- ßirstlichen Ritter, die zu Carlowitz halten, um uns zu verderben, kennt Ihr sie?" . „Warum nicht, treiben sie doch jetzt weit frecher als sonst tagtäglich in des Bischofs Waldungen ihr Unwesen. Da ist Christoph von Taubenheim, Hans Koch zu Neustadt bei Hohenstein, Hans Kiebitz zu Bencken, Nicol von Köckeritz zu Trebichow, Balzer von Maltiz zu Finsterwalde, Balzer von Köckeritz zu Satzes, Jacob von Köckeritz zu Elsterwerda, Otto von GerSdorf zu Ruhland, die von Zehnten, von S-beltendorf , von Dohna, von Schweinitz, von Schönfeld —— — „Hört auf, hört auf, Herr Wildmeister", rief halb ärgerlich halb lachend der Bürgermeister Fuchs. „Ihr zählt uns ja wahrhaftig den ganzen churfürst lichen Adel her, warum nicht gleich den Chursürst mit dazu". „Der jagt im Mochauer Forste und» kümmert sich wenig um uns", seufzte der Wildmeister, „und wird auch Euch nicht viel Erfreuliches erwarten lassen, trotz Eures unterthänigsten Bittschreibens". „Sind wir nicht eben so gut chursächsisch, als die von Dresden, Freiberg, Torgau und Witten berg?" rief Tanner erzürnt, indem er heftig auf den Tisch schlug, „sind wir nicht auch dem Chur fürsten zinsbar und darum schlechter, weil wir zween Herren abgeben müssen?" „Wir sind Papisten, wie sie uns nennen, mein Herr Bürgermeister", bemerkte der Amtsschösser trocken, „wir find Unterthanen eines geistlichen Herrn; dies ist'S, was uns schadet, da wir die Macht nicht besitzen, unfern Feinden zu trotzen, und dämm hat der ketzerische Adel mit uns freieres Spiel als Mit andern getreuen Unterthanen Seiner Durchlaucht".