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Der sächsische Erzähler : 08.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-187107087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18710708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18710708
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-08
- Monat1871-07
- Jahr1871
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 08.07.1871
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' Sonnabend, -en 8. Juli. ' belletristische Aeikage zum sachflscheu Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Stephan Drake. Sine englische Criminalgeschichte. Bor dem Schwurgericht zu Winchester in Eng land wurde einst ein Fall verhandelt, dessen Aus gang bei der Bevölkerung lange Zeit der Gegenstand peinlicher Betrachtungen war. Ein gewisser Stephan Drake, der sich mit Pferdehandel abgab, hatte auf offenem Markt in Winchester ein durch mancherlei Eigenthümlichkeitsn leicht kenntliches Pferd verkauft üyd stand nun unter der Anklage, es einem Guts besitzer Letheidge, der dicht bei Winchester wohnte, gestohlen zu haben. Beweise gegen ihn lagen so gut wie gar keine vor. Gestohlen war das Pferd aller dings, aber Drakes Versicherung, daß er es mit zwei anderen voll einem ihm unbekannten Roßkamm auf einem großen Pferdemarkt in einer ziemlich ent fernten Stadt gekauft, hatte nichts unwahrscheinliches. Die Strafe für Pferdediebstahl war nach dem Ge setz der Tod; es ließ sich kaum annehmen, daß der Dieb, dem Line solche Gefahr drohte, das gestohlene Thier eben dort zum Verkauf stellen würde, wo es am ersten wiedererkannt werden konnte. Trotzdem sprachen die Geschworenen — meist Landleute aus der Umgegend — über den Angeklagten das Schuldig aus. Dies Urtheil gab den Einwohnern der Stadt Anlaß zu hitzigen Debatten; die meisten fanden darin eine schreiende Ungerechtigkeit; man richtete an die Königin eine Petition um Aufschub der Hinrichtung behufs gründlicher Untersuchung des Falles, insbesondre führten die Bittsteller an, es hatten im Wirtbs- hause bei einem Streit über die Gerechtigkeit des Urtheils zwei der Geschworenen sich dahin geäußert: ob nun Steffen Drake der Dieb sei oder nicht, jeden falls hatten sie darüber keinen Zweifel, daß cr bei der Ermordung des Johann Parlons und der Marie Bissington beteiligt gewesen. „Dies beweist", heißt es in der Bittschrift, „daß der Angeklagte von Personen verurtheilt worden ist, die mit Vorein genommenheit über ihn erkannten." Die Petition fand zahlreiche Unterschriften und bewirkte, daß die Regierung einen Aufschub bewilligte, zuerst auf zwei Monate, dann noch einige Male, so daß die Voll streckung des Todesurtheils UM ein ganzes Jahr ausgesetzt wurde. Während dieser Frist suchten nun beide Parteien neues Material zur Aufstellung des ThatbestandeS herbeizuschaffen; betrachten wir , ehö wix den Erfolg mittheilen, die Lebensgeschichte des Gefangenen. Er war noch ein junger Mann, erst 24 Jahre alt, gebürtig aus dem Dorf Teigemonth in Devonshire. Sein Vater, JonaS Drake, war ein Fischer, daneben ein Ackersmann, beides im kleinen, denn er besaß nur einen schlechten, gebrechlichen Kahn und ein nicht eben ergiebiges Fleckchen Land. Dabei liebte er den Branntwein, und dies wurde sein Verderben, denn als er einmckk halb berauscht apf die See hinaus fuhr, schlug das Boot um und cr ertrank. Der Sohn, den er hinterließ, und der damals in seinem neunzehnten Jahre stand, war dem Vater in Character und Neigungen sehr unähnlich. Stephan war stets ein fleißiger ordentlicher Mensch gewesen, der lieber bei der Arbeit oder bei einem guten Buche, als im Wirthshause saß. Er entschloß sich jetzt das kleine Anwesen, das er geerbt hatte, zu verkaufen, und sein Glück als Matrose auf einem Handelsschiff zu suchen. Bei seinem Verstände, seiner Körperkraft und seinem guten Willen gelang es ihm bald eine Heuer zu erlangen und er war im Begriff, nach Plymouth abzugehen, um in das betreffende Schiff — es war „der Pegasus", unter Capitän WitherS, be stimmt nach Bombay — einzutreten, als etwas da zwischen kam, was seinem Schicksal eine unheilvolle Wendung geben sollte. Etwa eine Viertelmeile von Teigemouth lebte in großem Wohlstand eine gewisse Priscilla Drake, eine gutmüthige, aber etwas verschrobene alte Jungfer, die aus der Familie des berühmten Weltumseglers, des Ritters Franz Drake, stammte. Nun hatte Stephans Vater immer behauptet, er sei auch ein Nachkomme jenes großen Drake, wenn auch gleich nur ein sehr weitläufiger ; immerhin war er ein Namensvetter, und vielleicht geschah es mit Rücksicht hierauf, daß Fräulein Priscilla den jungen Stephan ein wenig protegirte; sie gab ihm zuweilen Taschen geld, lieh oder schenkte ihm nützliche Bücher und lud ihn ein, so oft er bei ihrem Hause — es hieß Schlößchcn-Cadiz — vorbeikäme, anzusprechen und eine Erfrischung einzunehmen. Bei einem dieser gelegentlichen Besuche, bald nach dem Tode seines Vaters, machte Stephan Drake mit Marie Bissington Bekanntschaft, einem klugen, verführerischen jungen Mädchen, welches, wie man aus ihrem dunkeln Teint und ihren glühenden schwarzen Augen schloß, Zigeunerblut in den Adern hatte. Sie war vor Kurzem bei dem Fräulein Priscilla in Dienst ge treten, und es dauerte nicht lange, so hatte sie den jungen Drake in ihren Netzen. Daß sie ihn an sich lockte, geschah nicht ans bloßem Muthwillen, obgleich sie im Ernst gar nicht daran dachte, ihre Hand
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