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Der sächsische Erzähler : 14.10.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-187110144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18711014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18711014
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1871
- Monat1871-10
- Tag1871-10-14
- Monat1871-10
- Jahr1871
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 14.10.1871
- Autor
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Sonnabend, den 14. vctober. AellelriMHHe Aeilage zum sächsischen Erzähsee. L87I. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Der Geliebten letzter Wunsch. ) Novelle von Emil Blau. (Fortsetzung.) . „Gewiß, mein Kind", erwiderte die Mutter; „Du hast mir ja fast nie Anlaß zum Zürnen gegeben; aber Du, Adolph, der Du mir immer feindlich entgegenlrittst, ja, selbst kein Bedenken trägst, die Tochter gegen die eigene Mutter aufzureizen, Du siehst jetzt, wie vollkommen ich in meinem Rechte bin; wenn Du es natürlich auch nie anerkennen wirst! - Hast Du jetzt noch Etwas einzuwenden?" k„Jch füge mich", entgegnete Ahlfeld wehmüthig, „Möge es uns nie gereuen; jedoch stelle ich eine Be dingung, von der mich keine Macht der Erde ab bringen wird: Die Hochzeit darf vor einem vollen Jahre nicht gefeiert werden. Das werde ich auch in Miner Antwort dem Herrn Sturm sofort erklären." „Also richtig ebenso wie bei der ersten Verlobung! O ich begreife Deine Bosheit! — Adolph, reize mich nicht und stehe von dieser lächerlichen Bedingung ab!" Aber diesmal blieb Ahlfeld unerschütterlich fest und so mußte es dabei sein Bewenden haben. Schon nach acht Tagen sand dessen ungeachtet die Verlobung statt. - -2. Drei Monate waren verflossen, jedoch nicht ohne für lange Zeit traurige Erinnerungen im Ahlseld'schen Hause zurückzulassen. Eines schönen Tages hatte man auf der Börse die Anwesenheit des Herrn Hollmann vermißt, was Unter den obwaltenden Umständen nicht wenig Kopf schütteln und Besorgniß erregte. Auch in seiner Wohnung wurde er nicht gefunden und bald stellte eS sich heraus, daß derselbe mit Zurücklassung be deutender Schulden und Verpflichtungen bei Nacht und Nebel entflohen war. Die ärmeren Beschädigten schrien Zeter und Mordio über ihn, während die großen Kaufleute, obgleich auch sie fast alle an den Verlusten betheiligt waren, bei Besprechung des Er eignisses eine überlegen lächelnde Miene annahmen, und es wahrhaft unbegreiflich fanden, daß nicht Jeder das, wie sie, vorausgesehen, und seine Maßregeln darnach genommen hätte. Am stärksten natürlich wurde in der Stadt die Ahlfeld'sche Familie dadurch berührt. Zwar ertrug Hollmanns Braut, Marie, diese sie vorzüglich be treffende Nachricht nicht allein mit bewunderns- werther Ruhe, sondern schien sogar an Fröhlichkeit und guter Laune dadurch nur zu gewinnen; um so empfindlicher jedoch traf das Ereigniß ihre Mutter und erschütterte deren bisherigen Glauben an die eigene Unfehlbarkeit bedeutend. Dazu hatte Frau Ahlfeld nicht einmal die Herzenserleichterung, sich darüber recht ordentlich aussprechen, sich energisch vertheidigen zu dürfen. Ihren Kindern gegenüber hielt sie das viel zu sehr unter ihrer mütterlichen Würde und in Bezug auf den Gatten fühlte sie sich diesmal denn doch selbst zu unsicher, um mit der ge wöhnlichen vermeintlichen Überlegenheit auftreten zu können Einmal hatte sie es versucht, demselben die Sache in milderem Licht und sich als das un schuldige Opfer der Verhältnisse darzustellen; aber nach einer langen Rede ihrerseits, die sie selbst für sehr gelungen anerkennen mußte und von welcher sie sich deshalb die besten Erfolge versprach, ant wortete ihr Gatte ungemein trocken und scharf: „Ich habe Dich, Rosalie, in dieser Angelegenheit vollständig aussprechen lassen, jetzt höre auch meine Antwort und präge sie in Dein Gedächtniß, weil ich später durchaus von der ganzen Sache nichts mehr hören will. Trotz aller Deiner Worte bist Du allein Schuld, daß Marie jetzt Braut ohne Bräutigam ist, daß wir in der Stadt gewissermaßen blamirt dastehen, und auch durch Deinen säubern Herrn Holtmann wenigstens 6000 Thaler verlieren; denn so sehr ich mich auch zurückhielt, konnte ich meinem zukünftigen Schwiegersohn unmöglich allen Credit verweigern, das hätte doch sofort seinen Bankerott herbeigeführt. Glücklicherweise hat Marie die Be werbung desselben nur um Deinetwillen angenommen, so daß sie dadurch gerade nicht unglücklich wird. Hättest Du jedoch Deinen Eigenwillen nicht rück sichtslos durchgesetzt, so wäre sie längst Sturm's glückliche Frau und Bertha hätte später immer leicht eine passendere Partie machen können. — Aber ich selbst bin am meisten Schuld! Ja, Rosalie! — Du siehst mich verwundert an und doch ist es die volle Wahrheit. Ich nämlich bin zu schwach ge wesen, habe des lieben Hausfriedens wegen Dir viel zu sehr den Willen gelassen; das war ein großer Fehler von mir, der sich jetzt hart bestraft und dessen Grenzen wir in Hinsicht Bertha's noch nicht er messen können. Aber — eS soll nicht wiedergeschehen, das versichere ich Dir fest. Die Folgen meiner Fügsamkeit gegen Dich, die das Theuerste auf Erden, das Glück unserer Kinder zu vernichten drohen, haben meine Friedensliebe — so stark sie war — überwunden. Fortan werde ich mein Recht zu wahren wissen.
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