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Der sächsische Erzähler : 20.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188301209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18830120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18830120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-01
- Tag1883-01-20
- Monat1883-01
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 20.01.1883
- Autor
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8 Sonnabend, den 2st. Januar. 1883 Aeltetrrßische Aeilage zum sächsischen Lcziihfer. Zur st « w t! n u n v ! st e» llnterbaltunst für alle Stände. Ein Jugendstreich. Ein Bild au« dem Weltstadtlkben, von Rosenthal-Bonin, (Schluß.) Mit unglaublicher Spürkraft fand der Staats anwalt Seefeld aus den Verdecktesten Handlungen die strafwürdige Absicht heraus, die verwirrtesten, geheimnißvollen Verwickelungen gewannen unter seiner geschickten Hand eine überraschende Klarheit, und er gruppirte seine Untersuchungen mit einer Meisterschaft und trug sie mit einer Macht der Ueberzeugung und Zuspitzung zu seinem Zweck vor, daß selbst bei den Vertheidiger» die Bewunderung über den Ankläger ihre Wulh gegen diesen überwand und der arme Angeklagte die geheime Schuld seiner Seele gewisser maßen phdtographirt durch den StaatSanklägcr fand. Seefeld war Virtuose in seinem Fach und fühlte sich als solcher. Mit Staunen, dem ein gewisses Grauen beigemischt war, betrachtete man diesen hochbegabten, wie zu seinem Berufe geborenen Be amten, und er würde gefürchtet und verabscheut worden sein, wenn man nicht von seiner Rechtlich keit, von seinem tiefen Gefühl für Wahrheit und Recht und seinem Pflichteifer überzeugt gewesen wäre, wenn man sich nicht bewußt gewesen, daß alle diese Kraft, alle diese Begabung ja nur verwendet würde zum Nutzen der Gesellschaft, zum Schutze seiner Mitmenschen. Schon zwei Jahre übte der junge Staatsanwalt seine fruchtbringende Thätigkeit aus, als ein Ereigniß an ihn hcrantrat, da« ihn im Grund der Seele erschütterte und eine Reihe der bittersten, unsäglich schmerzhafter Kämpfe ihm bereiten sollte. Unter den Acten, dieser zur Einsicht von Zeit zu Zeit in sein Hau» geschickt bekam, befand sich einst ein umfängliches Heft, dessen ausgeschriebener Name den Beamten heftig erschreckte. Wie Dolch stiche traf jeder Buchstabe sein Herz von den auf dem Kopfe des Aktenstücke» mit Kanzleischrift auf gemalten Worten: Banknotenfälschunz, respective Verbreitung gefälschten Geldes — Anklage gegen die unverehelichte Friederike Lossow. Die Personalbeschreibung, die Erwähnung mehrerer Umstände machten eS dem Anwalt unzweifelhaft, daß die« nur seine ehemalige, gewissenlos ihrem Schicksal preisgegebene Geliebte sein könnte; er ging da« Aktenstück durch, und wenn er noch irgend welche Hoffnung auf eine zufällige Uebereinstiwmung der Umstände und Sehnlichkeit mit einer andern Person gehabt hätte, mußte ihm der Abschnitt »Vorleben brr Angeklagten" jede Spur einer solchen schrecklich bc« nehmen. Diese Rubrik lautete: „Friederike Lessow, unverehelicht, Tochter der Gemüsehändlerin Witlwe Amanda Lossow hier, Auguststraße Nr. 9, vierundzwanz'g Jahre alt und von nicht gewöhnlicher Bildung, entlief vor 7 Jahren ihrer Mutter, um mit einem jungen Mann, dessen Namen sie anzugeben sich weigert, zusammenzuleben. .Reichlich von ihrem Liebhaber mit Mitteln ver sehen, gab die Angeklagte ihre Beschäftigung, Nähen, auf und führte, al» nach Ablauf eine« Jahre« dieser Mann sie verlassen und Angeklagte alle Unter stützungen desselben zurückgewiesen, dieselbe ein Leben, da« trotz genauer polizeilicher Nachforschungen noch manchen unaufgeklärten Punkt enthält. „Die Friederike Lossow besaß stet« die Mittel, anständig, sogar luxuriös zu leben, sic gesteht ein, dieselben nicht durch Arbeit erworben zu haben, sie giebt ferner ganz offen an, durch die erlangte Bil dung ebenso wie durch da« glänzende, fröhliche Leben während ihres Liebesverhältnisses ihrer früheren Ar beit abhold geworden zu sein, überhaupt jeder ein tönigen Arbeit. .Uebcr den Erwerb dieser Mittel nun von der Angeklagten selbst Auskunft zu erhalten, war un möglich. Die Polizeiacten über die Angeklagte er gaben, daß besagte Friederike Lossow ein anständige«, eingezogenes Leben führte, fast mit Niemand ver kehrte, hingegen oft in der geheimen, vor sechs Mo naten aufgehobenen Spielhölle unter den Linden Nr. 80 gesehen wurde, woselbst Angeklagte mitunter be deutende Summen gewann. In der letzten Zeit wurde wahrgenommen, daß der bessarabische Prinz Dnjepr von Bjclaha sich um die rc. Lossow bemühte, ihr Geld und Geschmeide sendete; diese jedock, wie seine Versuche, in'die Wohnung der Jnkulpatin Eintritt zu erlangen, wurden von ihr zurückgewiesen, wie denn die Angeklagte überhaupt in dem Ruf steht, Männergesellschaft zu fliehen, ja dieselben sogar zu hassin. Etwa einen Monat nach der Aufhebung der Spielgesellschaft wurde die Friederike Lossow bei dem Versuch, gefälschte Fünfundzwanzig-Thalerscheioe auszuwechseln, verhaftet und bei der polizeilichen Untersuchung der Wohnung der Angeklagten noch viele solcher gefälschten Scheine gefunden und dem Untersuchungsrichter auSgehändigt. .Die Angeklagte erklärte sich bei der Verhaftung für nichtschuldig, sie giebt an, die fraglichen Noten im Spiel gewonnen und ohne Kenntoiß von ihrer eigentlichen Beschaffenheit diese zum Wechseln ge bracht zu haben. »Soweit die Personalbeschreibung und da« Vor leben der Angeklagten."
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