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Der sächsische Erzähler : 10.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188302108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18830210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18830210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-10
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 10.02.1883
- Autor
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6. Sonnabend, den 10. Februar. 1883. Aetketrrßische Menage zum sächsischen Eczühtec. D^r Schmie- von Altona. Historische Novelle von S. Heinrich«. (Fortsetzung.) Der Meister hob mit einem s» drohenden Aus druck die gewichlige Faust, daß der Redestrom abbrach. „Sie ist eine dumme Gans," sagte er kurz, .was hier geschehen, ist durch Menschenhände vollbracht; der-Herrgott hat nicht, damit zu schaffen. Ich rathe Ihr, Anna'« Mutter in Ruhe zu lassen und nicht derlei dummes Zeug mehr zu faseln, sonst mag Sie sich für ihre alten Tage ein andere« Unterkommen suchen." Er zog sie unsanft empor und schob sie nach der Thür. „Noch eins, Jungfer Hansen," fuhr er dann etwas milder fort, — „ich will.nicht, daß irgend rin anderer Mensch von diesem stillen Gast etwas erfährt. Verstanden?" „Ja, Meister Böhme," versetzte sie leise, einen scheuen Blick nach dem Todten hinüberwerfend. Dann ergriff ihre zitternde Hand die Lampe, um dem Meister hinauSzuleuchten und ihm zu folgen. Draußen schob sie den hölzernen Riegel vor. Nach denkend betrachtete der Schmied diesen Riegel und brummte dann wie mit sich selber redend: „Werde morgen früh ein Schloß davor legen," worauf er langsam und finster grübelnd in die Wohnstube ging. An dieser großen Stube, welche nach Handwerker sitte des vorigen Jahrhunderts sehr bescheiden und einfach ausgestattet war, stieß eine Kammer, worin Anna in heißen Fieberträumen mit dem Tode rang, der seine Knochenfaust immer begehrlicher nach ihr ausstreckte. Zum ersten Male seit ihrer Krankheit vergaß der Vater, «ach ihr zu sehen. Die Ereignisse waren so unaufhaltsam und so heftig auf ihn eingestürmt, daß sie den starken Mann fast zu bewältigen drohten. Ruhelos wanderte er auf und nieder in dem großen Raume, sein Gehirn zermarternd mit den kommen den Dingen. Er sah im Geiste die lodernde Stadt, sah sein Hans Zusammenstürzen und die Kranke darunter be graben, — mußte sie ja so wie so sterben, ob vom Feuer oder vo» der Kälte. „Aber doch besser draußen in meinen Armen," sprach er halblaut, seine Umgebung ganz vergessend, „ich erwärme Dich an meiner Brust, arme« Kindl — vielleicht Hal Gott Erbarmen mit mir, — wie kann er mich strafen wollen für ein Werk der Liebe. Mag der Toste darunter begraben werben, was wollte er hier? Ja, wenn er noch lebte, mir da« Kind retten könnt, — bei dem barmherzigen Gott » fei'« geschworen, — ich würde ihn segnen, zu ihm sprechen: Nimm sie hin, Du hast sie erkauft, — ich beuge mich unter dem Willen Gottes. — Aber nun ist er tovt, erschlagen von meinem eigenen Blut -- — hu, die Alte hat recht, es ist gräßlich, der todte Schwede in meinem Hause, in der Rum pelkammer aus Stroh, kommt aus dem Grabe zurück, um mein Kind, mein letztes Glück zu holen." Er hatte die letzten Worte, von seiner inneren Aufregung übermannt, fast schreiend ausgestoßen und sank nun erschöpft in seinen großen Lehnstuhl zurück. Die alte Junfer Hansen öffnete die Thür. „Mein Gott, Meister! Ich glaubte schier, Euch oder unserer Kranken wäre ein Unglück zugestoßen. — Ihr schreit ja, als ob das Haus schon in Flammen stände." Der Schmied strich sich mit der breiten Hand über's Gesicht und blickte sich dann verstört um. „Ja, ja, Alte, — mir ist'S auch just, als stürze mein Haus prasselnd über mir zusammen, oder als ob mein Gehirn nicht mehr festhalte. Sieh', ich bin ein Eisenkopf, aber heute ist die Hölle loS in diesem Hause und das verwirrt meinen Kopf. — Es ist doch wahr, daß der Schwede Malmström, der in der Ncujahrsnacht von — von — nun, der er schlagen wurde, einerlei von wem — heute Abend, also nach einer vollen Woche, hier vor meiner Thür gelegen mausetodt, — es ist wahr, daß ich ihn auf diesen meinen Armen in's Haus getragen und in die Rumpelkammer gebettet habe — sprich, Alte, mein Gehirn springt wie toll umher — habe ich diesen Spuck geträumt?" „Nein, Meister Böhme, das ist Alles leider Gottes nur zu wahr — der schreckliche Spuck liegt wirklich in der Rumpelkammer auf dem Stroh und ich weiß nicht, wie Ihr das Gespenst wieder los werden wollt." „Ja, bas Gespenst ist da," seufzte der Meister, „zum ersten Male in meinem Leben habe ich Furcht, Jungfer Hansen! Nicht, als ob ich mich vor dem Todten fürchtete, bah, — aber das Gericht, Alle, die Menschen mit ihren bösen Zungen, — da liegt meine Furcht. — Mag Slenbock kommen und mir den rothen Hahn aus's Dach setzen, — dann ver brennt auch das Gespenst und wird das Wieder kommen sicherlich vergessen — wo nicht —" Er verstummte plötzlich und horchte erschreckt auf. „Klopfte es nicht?" „Alle guten Geister!" betete Jungfer Hansen, sich entsetzt in einen Winkel flüchtend. Es klopfte wirklich, erst an die Thür und nun an die Fensterläden. „Meister Böhme, macht auf," tönte zugleich eine ängstliche Stimme.
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