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Der sächsische Erzähler : 15.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188309154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18830915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18830915
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-15
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.09.1883
- Autor
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««ZV 87. «»»madend, dm IS. September. 1883» MeCetrrßische Ansage zum sächsische» Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Anter -en Sternen. Roman von Paul Böttcher. (Fortsetzung.) Sie hatte für einige Augenblicke die Arbeit ruhen lassen und die ermüdeten Hände in de» Schooß gelegt. Man mußte gestehen: sie hatte von ihrer früheren Schönheit noch nichts eingebüßt, eher waren ihre bleichen Wangen und der traurig- Melancholische Zug, der um ihre Lippen spielte, dazu -geeignet, diese zu erhöhen; ihre ganze Erscheinung trug das Gepräge einer stillen Dulderin, die sich -verpflichtet fühlte, ihr freudloses Dasein klaglos zu ertragen. Doch als der Sohn ihr weinend seine eben widerfahrene Leidensgeschichte erzählte, da -stahl sich eine stille Thräne in ihr Auge und ein leiser Seufzer entfloh mit dem Hauche des ObemS ihrer Brust. Es that ihrem Herzen weh, da Haß ernten zu müssen, wo sie schon so oft Liebe säen wollte; sie hatte schon zu wiederholten Malen ohne Vorwissen ihres Gatten dem arme Manne Unter stützungen anbieten lassen, die dieser schroff von der Hand gewiesen; er ließ es ihr und ihrem Kinde entgelten, was der Gatte, zwar in seinem Recht, aber doch in allzu großer Härte gethan. Wie alle Kinder, so hatte auch der kleine Hermann bald unter den Liebkosungen der Mutter die ihm widerfahrene Widerwärtigkeit vergessen und er begann nun allerlei zu erzählen und fragte die Mutter, ob der Vater auch wirklich morgen käme «nd ob sie dann alle in die große Stadt übersiedeln würden. Franziska müsse aber auch mitgehen und er werde den Herrn Faber, der ebenfalls bald kommen wolle, schon zu bewegen wissen, daß er sie mitgehen lasse. „Da kommt die Franziska grad," sagte Hermann, auf den Eingang des Gartens zeigend; „Du kannst sie selbst fragen, ob sie nicht gern mit uns geht." Bald waren die beiden Kleinen, die schon jetzt «nzertrennbar schienen, in lebhafte Spiele verwickelt und freudeglänzenden Auges sah ihnen Helene nach, als sie Arm in Arm dem Wohnhause zuschritten, um dort ihre Spiele fortzusetzen. Helene hatte sich wieder emsig auf ihre Arbeit gebeugt; sie wollte diese gern heute noch fertig bringen, da der Gatte versprochen hatte, sie au« Anlaß seines morgenden Geburtstages zu besuchen «nd da gedachte sie ihm eine Freude zu bereiten. Sie war vertieft in ihrer Beschäftigung daß sie nicht einmal gewahrte, wie die Garrenthür geöffnet wurde und ein Herr den Garten betrat; erst als dieser beinahe vor ihr stand, blickte sie auf und — alle Blutwellen drängten sich ihr nach dem Herzen, so tief erschrak sie — nach acht Jahren das erste Wiedersehen mit Alfred! Sie halte ihn zwar bei seinen Besuchen in der Heimath schon einige Male gesehen, aber nie mit demselben auch nur eine Silbe gewechselt. Er hatte geflissentlich eine Begegung mit ihr, ja selbst den Gruß vermieden und nun dieser plötzliche Besuch? Was war der Grund seiner Sinnesänderung? Verzeihen Sie mir, Madame, den unangemeldeten Eintritt," begann Alfred; „ich habe mein Kind seit beinahe einem Jahre nicht mehr besuch! und sah, soeben hier ankommend, meine Franziska hier hineingehen." „Sie ist soeben mit meinem Knaben in das Haus gegangen, sagte Helene, nachdem sie sich einigermaßen gesammelt. „Wenn Sie es wünschen, so will ich Sie gleich zu Ihrem Kinde führen. Aber ich denke," fuhr sie mit gewinnendem Lächeln fort, „daß man einer alten Bekannten, mit der man seit 8 Jahren kein Wort gewechselt, ebenfalls Rücksichten schuldig sei, und ich bitte Sie deshalb, für einige Augenblicke hier Platz zu nehmen." Alfred vermochte dieser Aufforderung keine Ein wendungen entgegen zu setzen und es währte nicht lange, so saßen die Beiden im trauten Gespräch bei einander, wie ehedem, wo noch keine befremdende Schranke sie schied. Sogar das vertrautere Du hatte sich wieder in ihre Anreden gedrängt und Alfred mußte erzählen von seinen Reisen, von seinen Abenteuern und Begegnungen, von seinen Compo- silionen und ihren Erfolgen, und der kleine Mund seines Gegenüber war unermüdlich im Fragen und schien keine Grenzen zur Befriedigung seiner Neu gierde zu kennen. Aber der eigentliche Ten einer tieferen Leidenschaft war nicht in ihren Gesprächen ersichtlich, diese trugen mehr das Gepräge einer herzlichen uneigennützigen Freundschaft. Oder aber war die Unbefangenheit der Beiden nur erkünstelt, erzwungen? Wohnte in ihnen immer noch der glimmende Funke, der auf das leiseste Anfachen zur Hellen Flamme emporlodern konnte? — Sie er zählte ihm auch, wie die beiden Kinder, da der Gatte immer abwesend sei, ihre einzige Zerstreuung wären, sie hätte die kleine Franziska so lieb gewonnen, wie den eigenen Sohn; sie fragte ihn auch, warum er denn so selten zu seinem Kinde komme und warum er sich nicht wieder eine Gattin wähle, damit er sein Kind immer bei sich haben könne. Helene trieb, ohne es zu ahnen, eia gefährliche» Spiel, als sie Alfred diese letzteren Fragen vorlegte. 3a ihm stürmte und tobte e» mächtig; sie hatte mit
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