Zur Anter den Sternen. Roman von Paul Böttcher, (Fortsetzung.) IN. Am Wiener Karltheater war seit einigen Wochen ein neuer Stern aufgegaogen, der die ganze Wiener Bevölkerung zu elcctristren schien. Fräulein Frigga Weise, so nannte sich die ebenso tüchtige Sängerin wie talentvolle Schau spielerin, war von der Theater-Direktion für «in mehrmonatliches Gastspiel gewonnen worden und der Theaterraum war an jedem Abend ihres Auf tritt» bi» auf den letzten Platz ausverkauft. Auch heute war dieser Erfolg zu erwarten, denn die Künstlerin trat an diesem Abend in ihrer Lieblings- rolle, als DeSdemova in Shakespeare'» Othello auf. Schon in aller Frühe drängle sich da» Publikum an die Casse, um einen Platz zu kaufen und e» währte nicht lange, so waren die Billet» alle ver griffen. .Sie kommen zu spät, Herr Doctor!" rief der an der Billetcasse Bedienstete einem eben daher eilenden jungen Mann entgegen, der, so ost di Künstlerin ausgetreten, noch keinen Abend versäum» hatte, da» Theater zu besuchen. Der „Herr Doctor', — e» war in der That ein junger Arzt — schien über die erhaltene Aus kunft sehr mißgestimmt zu sein und sagte in etwas verdrießlichem Tone: .Ich bat Sie doch schon gestern um die Gefälligkeit, mir, fall» ich zu spät komme, ein Billet zu reserriren, und ich hoffte nicht, eine Fehlbitte zu thun.' .Sie verzeihen gütigst," entgegnete der Cassirer, „ich halte Ihren Auftrag ganz vergessen und mich dessen erst wieder erinnert, al» der letzte Platz be reits verkauft war " „Wenn ich auch diesen Grund gelten lasse," sagte der Arzt, „so kann ich mich damit doch^nicht bescheiden; Sie müssen Rath schaffen, wie ich den noch heute Abend Eingang finden kann.' .Ich wüßte noch einen Platz," sagte zögernd der Cassirer nach einigem Nachsinnen," aber ich wage nicht, Ihnen diesen in Vorschlag zu bringen, weil ich weiß, daß er Ihnen nicht zusagen würde." „Wenn Sie mir nicht den letzten Platz,sd. h. den in den oberen Regionen de» Saale» anweiseu, wo ich die Lunge mit schon verbrauchter Luft speisen muß, daun Hera«» mit der Sprache. 3ch acceptire im Voraus." „Sie haben befohlen, da muß.ich'.wohl gehorchen, lautete die Entgegnung. „Jch^ «eine eia Platz hinter dtu Coulissea.' «onaLbeab, de« LS. eept«cher. 1883 Aelletristische Anlage zum sächsische» Erzähler. gemeinnützigen Unter-altung für alle Stände. Ium 28. September 1883 (Enthüllung -er MedttkmId-DenLmsIs.) Heil dir, Volk! das neu geboren Sich verjüngt zu starker Macht; Heil dir! deutsches Volk, erkoren Zu des Friedens treuer Wacht; Schmücke dich beim Morgengrauen Mrt des Ruhmes Lorbeerkranz Und durch alle deutsche Gauen Strahle deines Festes Glanz. Wehet, Fahnen, in den Lüsten! Deutsches Banner hoch und hehr Flattre in dem Thal, in Tristen, Auf den Bergen, auf dem Meer; Wo ein deutsches Lied erklungen In des Reiches fernster Mark Künde: daß wir kühn errungen Uns ein Deutschland, groß und stark. Weihet uns zum Hochaltäre Heute der Germania Bild, Daß es Deutschlands Völker schaare, Wenn es unsre Rechte gilt. Frieden, Segen sondergleichen Geb' es jedem Volk und Land. Hört es, Feinde in der Runde! Schauet nach dem Niederwald! — Kommt! reicht uns die Hand zum Bunde, Folget friedlicher Gewalt. Freunde seid uns, seid uns Brüder Auch bei fremdem Sprachenton; Kommt und legt die Waffen nieder, Glück ist nur des Friedens Lohn. Wie, ihr wollt euch neu erheben? Zittert! die Germania Wird vor unserm Geiste schweben, Wenn wir euern Schwertern nah. Und wie sie, aus Erz gegossen Ist auch ihre treue Wacht; Einem Heldenstamm entsprossen Wird sie brechen jede Macht. Jauchzet, Völker, deutsche Zungen! Jubelt wie's der Tag gebeut!' Was im Kampfe wir errungen Steht vor uns voll Herrlichkeit Und in kaum geahntem Glanze Strahlet die Germania In des Lorbeers grünem Kranze; Deutschland groß! — Hurrah, Hurrah! D, Kremz,