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Der sächsische Erzähler : 03.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188311032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18831103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18831103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-03
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.11.1883
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44- Sonnabend, den S. November. 1883. Aettetnßische Aeikage zum sächsischen Erzähsec. Zur q e m e in n ir h i s e n N n ter b a! t u n a für alle Stände. Luthers Leben. Es wäre übel angebracht, wollten wir hier in so engem Rahmen eine erschöpfende Darstellung des Lebensganges jenes Mannes geben, über den so viele und vorzügliche ausführliche Werke ge schrieben und zu dessen vierhundertjähriger Geburts tagsfeier eine große Anzahl Festschriften veröffent licht worden, die alle mehr oder minder ausführlich Luther's Leben behandeln. Aber auch die Tages- Presse darf sich der Pflicht nicht entziehen, wenig stens in kurzen Umriffen das Leben und die her- vortretendsten Züge deffelben zu schildern, das Leben des Mannes, dessen Name heute in aller Munde ist; deshalb sei hier in wenigen Strichen das ge zeichnet, was uns am markantesten und schärfsten m oem Leben des großen Reformators entgegentritt. In Eisleben, am 10. Nov. 1483, in der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr, wurde dem Bergmann Hans Luther ein Sohn geboren, der in der Taufe dm Namen Martin erhielt. Den Eltern des kleinen Martin ging es aber in Eisleben nichts weniger als gut, und da auch die Familie sehr bald Zu wachs erhielt, verzog Hans Luther nach Mansfeld, wo es ihm gelang, durch Fleiß und Rechtschaffenheit seine Vermögensverhältnisse, welch auch nicht gerade zu glänzenden, so doch immcrhm keidlichen zu gestalten. Hart und streng, wie es damals Sitte, ward auch Martin Luther erzogen, und wenn auch die elter liche Liebe kemeswegs fehlte, so hat doch der Knabe die Freuden und den Sonnenschein der Kindheit nie kennen gelernt. Dadurch aber, daß Martin Luther im Elternhause auf das Gewissenhafteste in der Gottesfurcht und zu allen guten Werken an gehalten ward, wurde m seine Seele jene strenge Gewissenhaftigkeit gepflanzt, die ihn in späteren Jahren so auszeichnete. Auch in der Schule, in die Luther, noch ehe er das fünfte Lebensjahr er reicht hatte, gebracht; wurde, herrschte eine spartanisch strenge Zucht, die durch den Religions-Unterricht nicht gemildert, sondern noch verstärkt wurde. In jener Zeit wußte man Nichts von einem liebenden Gott und Vater im Himmel, sondern man kannte Gott nur in einer unnahbaren Erhabenheit, in furchtbarer Heiligkeit und erschreckendem Zorn. In dieser strengen Zucht und fteudeleeren Kindheit ward des Knaben Gemüth scheu und verschüchtert und noch später hat Luther erzählt, daß er trotz Schläge, Zittern, Angst und Jammer in der Schule Nichts gelernt habe. Von der Schule zuMansfeld, die Martin Luther bis zuseinem 14. Lebensjahre besuchte, kam er 1497 nach Magdeburg u. die „Schule der Brüder des gemeinsamen Lebens", wo die Behandlung eine weit mildere war und die Erziehung zu einem gott seligen Leben als die Hauptaufgabe der Schule angesehen wurde. Seinen Unterhalt in der großen Stadt mußte sich Luther gleich anderen armen Schülern durch Singen in oen Straßen und vor den Häusern erwerben. Im Jahre 1498 nach Hause zurückgekehrt, schickten die Eltern den 15 jährigen Martin zur Fortsetzung seiner Studien nach Eisenach. Obgleich er auch hier sein Brot durch Singen vor den Thüren erwerben mußte, hatte er doch die Freude, in seinem Lehrer Johannes Trebonius einen Mann zu finden, der die Fähigkeiten des Knaben nicht nur zu erwecken, sondern auch zu schätzen wußte. Durch eine lateinische Rede, die Luther bei Gelegenheit einer Schulfeier zu halten hatte, wurde der berühmte Gelehrte, Professor Jodokus Trutvetter, auf den Knaben aufmerksam und sprach derselbe schon damals die ahnungsvollen Worte „einen solchen Geist müßte man der Wissen schaft zu erhalten suchen." Die fromme Frau Ursula Kotta, geb. Schalbe, die Gattin des Kauf manns Conrad Kotta, war es, die sich Martin Luthers annahm und seine Wege so weit ebnete, daß er sein Studium bis zum Abgänge nach der Universität fortsetzen konnte, frei von allen Nah rungssorgen und im Schooße eines glücklichen und ruhigen Familienlebens. Dieser Frau, die unter den Tausenden, die an dem Knaben achtlos vor über gingen, den Genius einer großen Seele er kannte, verdient noch am heutigen Tage rühmend gedacht zu werden. Zwei Jahre blieb Luther in dem Kotta'schen Hause und Eisenach wurde ihm „seine liebe Stadt." Im Jahre 1501, in seinem 18. Lebensjahre bezog Luther die Universität Erfurt, die damals unter den deutschen Hochschulen eine hervorragende Stelle einnahm. Schon Michaelis 1502 bestand Luther die Prüfung zum Doctor der Philosophie, oder, wie es damals hieß, zum Bakkalaureus und 1505 unterzog er sich der Hauptprüfung zum Ma gister, die er nicht minder glänzend bestand. Nach des Vaters Willen sollte sich nun Luther zum Rechtsgelehrten ausbilden und wirklich begann er seine Studien mit größtem Eifer, dabei stets in der anerzogenen Frömmigkeit weiter lebend. Bis hierher hatte sich Luthers Leben, er war jetzt 22 Jahre alt, wemg von dem eines jungen Gelehrten der damaligen Zeit unterschieden. Nun aber geht mit dem jungen Rechtsgelehrten eine große, gewaltige Veränderung vor, ein neuer Mensch wird aus ihm geboren, der Reformator ringt sich aus Zweifeln, tiefster Seelenqual und peinlichster
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