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Der sächsische Erzähler : 15.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188312151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18831215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18831215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-15
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.12.1883
- Autor
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50. Sonnabend, den IS. Deeember. 1883. Aeltetrrßische Aeitage zum sücMchm LrzShkr. Zur gkmeinni'itzigen Unterhaltung für alle Stände. Die Preisbewerbung. Novelle von Ludwig Ziemssen. (Fortsetzung.) So süße Gedanken erfüllten ihre unschuldige Seele, als ste eines schönen Sowmertages (den der Baler im Auftrage des Herzogs zu einer Ausfahrt aus da» fürstliche Lustschloß Waldheim verwendete, wo auf einer Höhe eia kleiner Rundtempel errichtet werden sollte) einsam durch den Park dahinschritt, um die in der Südcr-Borstadt wohnende Schwester ihrer verewigten Mutter, die gute Tante Malvina, zu besuchen. Leichten, elastischen Schrittes wandelte sie unter den hohen Bäumen dahin, und ihr klares blaues Auge glltt bald sinnend über die weiten sonnigen Rasenflächen hin, bald erhob eS sich suchend zu dem Laubdach der Bäume, in dessen Versteck die Finken unermüdlich ihre melodische Strophe wieder holten; bald folgte e« lächelnd den drolligen Be wegungen eines Eichhörnchens, das, von ihren Füßen aufgescheucht, den Stamm einer Ulme erklettert hatte, und nun, von Wipfel zu Wipfel sich schwingend, sie zu begleiten schien und, hinter einen Ast gedrückt, nur dann und wann inne hielt, um ihre Erscheinung in größerer Ruhe zu beobachten. Lächelnd und halb leise eine hübsche Melodie vor sich hin summend, wandelte sie ihres Weges dahin; ihr war recht inoerlichst Wohl zu Muthe und das Leben erschien ihr wieder einmal im lieblichsten Lichte. Gewiß, es mußte nun bald — bald Alle» gut werden! So nahte sie sich der weitgestrecklen, mit hübschen Gartenhäusern gezierten Vorstadt und erblickte von ferne schon die Wohnung der Tante, deren Helle Fenster im Rückprall der Sonnenstrahlen blitzten, als unfern von ihr, aber ohne sie zu bemerken, aus einer Querstraße Haldingen, gefolgt von einem Diener, der etwa» Verhüllte» trug, hervorgeschritlen kam, in der auch von ihr verfolgten Richtung weiter eilte und endlich zu der Thür eine» einfachen aber zierlichen Häuschens, das unmittelbar an das Gebiet der Tante grenzte, abbog und sammt dem Diener in demselben verschwand. Boll lebhaften Interesses war ihm Ediths mit den Augen gefolgt und das Herz klopfte ihr bei dem Gedanken, daß er sich plötzlich einmal umwenden, sie erblicken und auf offener Straße anredrn möge; klopfte ihr aber noch mehr, al« er im Hause verschwunden war, ohne sie auch nur bemerkt zu haben! — Daß ihm auch keine Ahnung ihrer Nähe aufgestiegen war! — Da sah man nun, wa» von dem in Dichtungen so oft gefeierten seelischen Cootact zwischen Liebenden zu halten sei! Schritt er nicht s» ahnungSls» und gleichgiltiz dahin, al» wären sie durch eine Entfern ung von hundert Meilen, nicht aber durch eine Straßenbreite von einander geschieden? — Sie schüttelte den Kopf und warf die hübschen rosigen Lippen auf, um im nächsten Augenblick über sich selbst zu lachen und — noch lächelnd — bei der Tante einzutreten. .Wie gut, daß Du heute auf den Gedanken kamst, mich zu besuchen, liebstes Kind/ sprach die treffliche Matrone nach der ersten Begrüßung herz lich und fuhr der thenren Tochter ihrer unvergeß lichen Schwester liebkosend mit der feinen Hand über da» Blondhaar. Ich habe einen Gast zu er warten, mußt Du wissen, und da dieser auch Dir wohl bekannt ist, so giebl daß nun wenigsten« eine xartis ü trois und ich brauche «ich vor einem tsts L täte mit einem so schrecklich klugen jungen Manne nicht mehr zu ängstigen.' .Ein tsts ä tsts" lachte Ediths übermüthig, .und noch dazu mit einem jungen Herrn! — Nun sehe nur einer an! Wer hätte da« hinter dem lieben, stillen Tantchen gesucht! Ja, ja, so geht'»! „Stille Wasser sind lief." Und sie umarmte dir Gute mit stürmischer Zärtlichkeit. „Und wer ist denn Dein Erwarteter — um nicht Zukünftiger zu sagen?" neckte sie weiter. .Du meintest, ich kenne ihn gut. Also nur herau« mit dem Namen! Es kommt nun doch Alle« an den Tag." „Tolles Kind! lachte die heitere Matrone, höchlich amüsirt. „Nun, mich freut'«, daß Du so heiter bist. Du kannst es gebrauchen! Mein erwarterter Besuch aber hat'S nicht weit zu mir; er kommt durch ein Psörtchen, das unsere beiden Gärten mit einander verbindet. . .Aber einziges Tantchen," lachte Editha jubelnd auf, „die Sache wird ja immer bedenklicher! Ge heimes Psörtchen — verstohlener Verkehr durch den Garten — nun das Letzte: wie heißt er? „Wie er heißt? Ja weißt Du denn nicht, daß der Nachbar Gärtner, der mir immer mein Obst abpachtete und meinen Garten so hübsch in Ordnung hielt, Knall und Fall weggezogen ist und Hau» uod Grundstück verkauft hat, und daß der neue Besitzer ein Freund von Euch ist und ein tüchtiger Künstler, der das große Gewächs - Glashaus zum Atelier umgeschaffen hat und in sdemselbeo schier Tag und Nacht arbeitet? Er kam doch sonst zu Euch? .Ich meine natürlich Herrn Bildhauer Haldingen." Jetzt hätte Fräulein Editha einen höchst geeigneten Gegenstand für Neckerei abgegeben: so roth wurde sie bei der Nennung de« Namen«, der ihr theurrr al« der eigne war; so verwirrt HW» sie dse lächelnde
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