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Der sächsische Erzähler : 27.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-189703277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18970327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18970327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-27
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 27.03.1897
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wundert und di« Ruhe und Ausdauer, .mit welcher Du datauSsührst, was Du für richtig hältst, wie kannst Du jetzt Dich selbst täuschen wollen? Ein junger Lieutenant, der sich den Lorbeer erst verdienen soll, kann nicht müßig in der Heimath bleiben, wenn die Armee, zu der er gehört, mobil gemacht wird, um in den Krieg zu ziehen." „Ich glaube nicht, daß es zum Kriege kommt, Oesterreich braucht nur noch schärfer oufzutreten, da weicht Preußen zurück", wandte die Gräfin ei». „Liebes Kind, was Du oder ich glauben, kommt hier gar nicht in Betracht, Emich Hot den Befehl seines Obersten zu befolgen und damit Punktum", entschied der Gras. „Und ich bitte Dich, bitte Dich bei Allem, was Dir heilig und theuer, lasse Emich nicht fort," sagte die Gräfin, indem sie ihren Gemahl zärtlich umschlang und mit thränrnvollen Augen ansah. „Bedenke, mein^ theurer, geliebter Mann, Emich ist unser einziger Sohn, unser einziges Kind, unsere Elternpflicht ist es, ihn zurückzuhalten." „Die Mutterliebe führt Dich auf einen Irrweg, Auguste, Emich ist nicht ganz mit meinem Willen Soldat geworden. Hat er sich selbst den Beruf ge wählt, muß er ihn ehrenvoll erfüllen. Ein Ehrloser, der seine Fahne verläßt!" sprach der Graf mit großem Nachdruck. Die Röthe der Scham oder des UnmutheS stieg der Gräfin in das feine Gesicht, sie entgegnete, als sei sie tief gekränkt worden: „Du verkennst mich, lieber Eugen, ich weiß, was der Name Eichenburg bedeutet, führte ich ihn doch schon als Mädchen, wenn auch mein Vater der jüngeren, freiherrlichen Familie ange hörte, und nur ein fehr entfernter Vetter Deines PapaS war. Mit Ehren muß Emich zurückbleiben, das versteht sich von selbst. Er muß sofort abreisen nach Paris oder nach der Schweiz, wir wissen seinen Aufenthalt nicht, werden schreiben, sobald wir Nach richt von ihm haben, darüber vergeht die Zeit, und wenn er endlich erscheint, haben sich die Monarchen versöhnt, die Schwerter stecken wieder in den Scheiden. Oder wir —" „Halt! " rief der Graf in einem Tone, den seine Gemahlin noch nie von ihm gehört hatte. „Ich hasse solche Winkelzüge, ich bin erstaunt, daß Du sie für erlaubt hältst, ja überhaupt so schnell damit bei der Hand bist, als sei Dir das Jntriguiren eine gewohnte Arbeit." „O, Eugen, Eugen," klagte die Gräfin, „wie wenig kennst Du mich, wie so gar nicht mein Mutterherz!" Graf Eichenburg liebte seine kluge, sanfte Gemahlin, die noch immer eine angenehme Erscheinung war, auf richtig, er war ihr dankbar für Jahre, reich an Glück, die er an ihrer Seite verlebt hatte, seine Heftigkeit reute ihn, deshalb sprach er jetzt in milderem Tone: „Wohl so will ich mit der liebenden Mutter nicht rechten, wenn sie in der Besorgniß um das Leben des Sohnes zu weit geht. Ohnehin ist möglicherweise dieselbe unnütz, Du zweifelst ja selbst, daß eS zum Krieg« kommen wird, es scheint wirklich, daß Du nicht klar weißt, was Du sprichst. Marschfertig muß sich aber Emich machen, wahrscheinlich streift er im Park umher, oder sitzt in seinem Zimmer und dichtet Sonette an Pauline. Ich werde ihn aussuchen." Die Gräfin, welche in der Nähe eines Fensters stand, blickte, durch das Rollen eines Wagens dazu veranlaßt, in den Schlößhof und rief erblassend: „Be such, täuschen mich meine Augen nicht, ist rS Otto! Was, um SottrSwillen führt ihn hierher!" „Mein Bruder?" sprach erstaunt, aber offenbar erfreut Graf Eugen, und eilte aus dem Zimmernden Unerwarteten zu begrüßen. Auguste sank aus einen Stuhl, alle LebenSfarbe war au- ihrem Antlitz gewichen, ihr Herz pochte ungestüm. „Was bringt ihn hierher?" murmelte sie, aber ihr Heller Verstand sagte ihr, daß sie den unwill kommenen Gast (denn sie hoffte, daß er nur als Gyst dableiben würde) freundlich empfangen müsse. Ihre Aufregung, ihre Bläffe konnte sie leicht mit der Sorge um ihren Sohn entschuldigen. Jetzt traten die Brüder ein, Auguste ging dem Schwager lächelnd entgegen und reichte ihm die Hand, dir er galant küßte. „Wahrhaftig, eine herrliche Ueherraschung", sagte Graf Eugen, „aber warum hast Du Dich nicht angr- meldet, damit wir Dich empfangen konnten , wie es dem Majoratsherrn gebührt? Und um die Vorfreude hast Du uns auch gebracht, mein lieber Alter!" Auguste lächelte immer noch, aber im Herzen ver wünschte sie den Angekommenen. Dieser erwiderte freundlich, indem er sich niederließ : „Großer Empfang ist nicht nöthig, lieber Eugen, ich finde Dich und die Deinigen gesund, das ist für mich der beste! Ich komme von Paris; da wir hier, wie ich höre, den baldigen Ausbruch des Krieges zu erwarten haben, halte ich eS für meine Pflicht, daheim zu sein, damit ich womöglich Deutschland meine Dienste widmen kann." „Wollen Sie, willst Du," verbesserte sich Auguste, „wieder in die Armee ein treten ?" Eugen fügte hinzu: „Emich ist einberusen, er muß jeden Augenblick.kommr», noch heute soll er abreisen." Graf Otto seufzte leise. _ „Ich dachte, er wäre schon bei seinem Regiments," sagte er nach einer Pause. Sein Bruder drückte ihm die Hand, die Gräfin fragte mit gepreßter Stimme: „Und Deine Frau, Marie, wie befindet sie sich, hat sie Dich nur bis Stuttgart oder Karlsruhe begleitet? Dürfen wir hoffen, sie hier zu sehen?" „Da es zwischen Frankreich und Deutschland zu keinem Konflikt kommen wird, der einen Krieg herauf beschwören könnte, habe ich Marie in Paris gelassen. Mehrere ihrer Verwandten und liebe Freunde sind dort, in wenig Tagen muß sich Alles entscheiden," antwortete der Graf. (Fortsetzung folgt.) Denkfprirch. Ein keines Korn, gesät in'S Feld, Bringt mit der Zeit dir tausend Aehren; Ein Körnlein Liebe, gut bestellt, Kann tausend Herzen Freud' gewähren. Druck und Verlag von Friedrich May, redigirt unter Verantwortlichkeit von Emil May in Bischofswerda.
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