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Sächsische Dorfzeitung : 09.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188806095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880609
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-09
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 09.06.1888
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ttzped. ». Redakti» vre--eu-Re«ft«»t L. Meißner »ässe 4. Lie Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und üonnaden» früh. S-on»e»e»t»- Drei»: dUtteljLhrl.Mk 1,b0. noch eine »« wr von LS Psg g< beziehen durch die kaiserlichen Post- «stallen und durch unsere Boten. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmauu Müller in Dresden. -uferst, werden di» Montag, Mittwoch ». Freitag Mmag angenommen und kosten: dielspaltZeil-ISPfg Unter Lingesand«: «Psg Inseraten A»»tz»eftele»: Die Aruokdisch« Buchhandlung, Invalidkndünk paasensteinLLogler, Rudolf Mosse, » L. Daub« L «o. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Bertin, Frankfurt a/M u. f. w. Ar. 67. Sonnabend, den 9. Juni 1888. 50. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsche- Reich. Gerade jetzt, da die Frage der Wahlbeeinflussuna seitens der Behörden durch das wiederholt erwähnte Handschreiben deS Kaisers Friedrich an den Minister v. Puttkamer ein erhöhtes Interesse gewonnen hat, erscheint eS angemessen, darauf hinzu weisen, wie der hochselige Kaiser Wilhelm über diesen Punkt gedacht hat. Wir finden seine diesbezüglichen Ansichten in einem vom 4. Januar 1882 datirten Er lasse ausgesprochen, worin es wörtlich heißt: .DaS Recht des König-, die Regierung und die Politik Preußen- nach eigenem Ermessen zu leiten, ist durch die Verfassung eingeschränkt, aber nicht aufgehoben. Die Regierungsakte des Königs bedürfen der Gegen zeichnung eines Ministers und sind, wie dies auch vor Erlaß der Verfassung geschah, von den Ministern des Königs zu vertreten, aber sie bleiben Regierungsakte des Königs, aus dessen Entschließungen sie hervor- aehen und der seine Willensmeinung durch sie ver fassungsmäßig auSdrückt. Es ist deshalb nicht zu lässig, weil es zur Verdunkelung der verfassungsmäßi gen Königsrechte führt, wenn deren Ausübung so dar gestellt wird, als ob dieselbe von den dafür verant wörtlichen jedesmaligen Ministern und nicht von dem Könige selbst ausginge. Die Verfassung Preußens ist der Ausdruck der monarchischen Traditionen dieses Landes, dessen Entwickelung auf den lebendigen Be ziehungen feiner Könige zum Volke beruht. Diese Beziehungen lassen sich auf die vom Könige ernannten Minister nicht übertragen, denn sie knüpfen sich an die Person des Königs. Es ist deshalb mein Wille, daß sowohl in Preußen, wie in den gesetzgebenden Körpern des Reiches über mein und meiner Nachfolger ver fassungsmäßiges Recht zur persönlichen Leitung der Politik kein Zweifel gelassen und der Meinung stets widersprochen werde, als ob die in Preußen jeder Zeit bestandene und durch Artikel 43 der Verfassung aus gesprochene Unverletzlichkeit der Person des Königs oder die Nothwendigkeit, daß die Regierungsakte durch einen Minister mit unterzeichnet werden, der Selbst ständigkeit des Monarchen hinsichtlich der obersten Leitung der Politik Abbruch gethan hätte. Es ist die Aufgabe der Minister, meine verfassungsmäßigen Rechte durch Verwahrung gegen Zweifel und Ver dunkelung zu vertreten; das Gleiche erwarte ich von allen Beamten, welche mir den Amtseid geleistet haben. Mir liegt es fern, die Freiheit der Wahlen zu beein trächtigen, aber für diejenigen Beamten, welche mit der Ausführung meiner Regierungsakte betraut sind und deshalb ihres Dienstes nach dem Disciplinargesetze enthoben werden können, erstreckt sich die durch den Dienst ¬ eid beschworene Pflicht hinsichtlich der Vertretung der Politik meiner Regierung auch auf die Wahlen. Die treue Erfüllung dieser Pflicht werde ich mit Dank an erkennen und erwarte ich von allen Beamten, daß sie sich im Hinblicke auf ihren Eid der Treue von jeder Agitation gegen meine Regierung auch bei den Wahlen fernhalten." Der .Reichs- und StaatSanzeiger" publicirt in seiner Nummer vom Donnerstag Abend das vom Kaiser Friedrich und seitens des gesammten StaatSministe- riumS unterzeichnete Gesetz, betreffend die Verlängerung der Legislaturperioden in Preußen. Somit scheinen die Meinungsverschiedenheiten, welche zwischen dem Monarchen einerseits und den Ministern andererseits hinsichtlich dieser Vorlage ohne Zweifel bestanden haben, ausgeglichen zu sein; doch wird von für gewöhnlich wohl unterrichteter Seite nach wie vor versichert, daß die Stellung des Herrn v. Puttkamer schwer erschüttert ist, da sich derselbe an allerhöchster Stelle nur sehr ge ringer Sympathien zu erfreuen hat. Namentlich zweifelt man angeblich bei Hofe daran, ob, so lange v. Putt kamer an der Spitze des Ministeriums des Innern steht, die Wahlfreiheit in der vom Kaiser gewünschten energischen Weise gewahrt werden wird. Die .Kölnische Zeitung" unterzieht in einem ersichtlich von officiöser Seite inspirirten Artikel die Haltung, welche die deutschsreisinnige Partei in letzter Zeit den Fragen der inneren Politik gegenüber beobachtet hat, einer überaus herben Kritik, indem sie u. A. schreibt: .Ganz Deutschland ist augenblicklich Zeuge davon, wie eine verächtliche Sippschaft mit den schmachvollen Mitteln der Fälschung, der Lüge und der Verstellung die ewig blinde Masse des Volkes zu be thören und die staatliche Autorität zu untergraben sucht; wir Alle haben gesehen, wie diese Gesellschaft mit den liberalen Farben prunkt und doch über Landes- verrath schreit, wenn die Lebensfragen des deutschen Volkes nicht, wie früher, nach reaktionärer Gepflogen- heit in aller Stille hinter den Koulissen des Hofes, sondern im vollen Lichte der Oeffentlichkeit entschieden werden; wir Alle haben es staunend erlebt, daß diese Gesellschaft sich freisinnig nennt und doch nicht das geringste Verständniß dafür besitzt, daß jeder echte deutsche Mann nicht nur das Recht, sondern sogar die nationale Pflicht hat, in Zeiten schwerer Entscheidungen Farbe zu bekennen und sich nicht zu den biblischen .stummen Hunden" zu gesellen. Was diesem ver logenen Treiben jener Partei gegenüber Noth thut, das ist nicht die seiltänzerische Sophistik untergeordneter Osficiösen, nicht jenes bängliche Schwanken und Wanken, welches nur eine Verwirrung der öffentlichen Meinung erzeugt, sondern das ist vielmehr Klarheit. Entschieden ¬ heit und muthige Offenheit, sowie die unzweideutige Zurückweisung der nichtswürdigen Versuche, die Krank heit unsere- geliebten Kaiser- in das Gründungskapital einer verkrachten politischen Partei zu verwandeln." Während da- am Mittwoch au-gegebene amtliche Bülletin daS Befinden des Kaisers als befriedigend bezeichnet, besagen Privatnachrichten vom Donnerstag, daß der Krästezustand des hohen Pattenten noch immer zu wünschen übrig lasse. Im Laufe der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag soll der Schlaf durch wieder holte Hustenanfälle gestört worden sein, infolge dessen der Monarch erst gegen Mittag daS Bett verließ. Von einer Spazierfahrt mußte unter diesen Umständen Ab stand genommen werden. In den nächsten Tagen soll übrigens die bislang benutzte Aluminium-Kanüle durch eine silberne ersetzt werden. Am Dienstag ist nun doch das Trümpelmann'jchr Luther - Festspiel im Vittoria-Theater zu Berlin in Scene gegangen, nachdem daS Komitö sich zu den seitens der Polizeibehörde als nothwendig bezeich neten Abänderungen der Dichtung bequemt hat. .Die officiöse „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt hierzu: Die Hindernisse, welche ansävglich der Aufführung des Festspieles behördlicherseits bereitet worden sind, scheinen in weiteren Kreisen ein gewisses Befremden erregt zu haben. So hat man davon gesprochen, daß in dem Eingreifen der Behörde in diese Angelegenheü eine peinlich berührende Beschränkung der Bethätigung des evangelisch-lutherischen Bewußtseins gefunden werden müsse. Für den mit den obwaltenden Verhältnissen genauer Bekannten ist es klar, daß diese Auffassung auf einer völlig unzutreffenden BeuNheilung der Sach lage beruht Oder sollte es wirklich unter den un befangen und maaßvoll denkenden Evangelischen Jemand geben, der eine berechtigte Aeußerung de- evangelisch lutherischen Bewußtseins darin erblickt, Laß von der Schaubühne herab der katholische Glauben mit den schärfsten Beleidigungen überhäuft wird? Es scheint doch in der That zur Wahrung des Reformationsge- dankens nicht nothwendig, dreihundert Jahre nach seiner historischen Verwirklichung die Bretter, .welche die Welt bedeuten", dazu zu benutzen, um das Kloster gelübde für eine Lüge zu erklären, die Verehrung der Heiligen und Reliquien lächerlich zu machen, das Ab laßwesen in völlig karrikirter Form zu verhöhnen, von den Meßopfern in den unpassendsten Ausdrücken zu reden, die Fasten in einer für das katholische Bewußt sein geradezu blasphemischen Weise zum Gegenstände einer burlesken Theaterscene zu machen. Freilich, wer das Alles nicht nur sür gestattet, sondern sogar für .evangelisch-lutherisch" hält, mit dem wird über die Frage kaum zu diskutiren sein. Die Obrigkeit eines Feuilleton. Der Günstling des Herzogs Von O. Bach. (38 Fortsetzung.) Frau Olga schloß sich dem Brautpaare an, welche- m Forsthause einen Besuch abstatten wollte, während ihr Gatte es vorzog, sein Spielchen mit dem alten Pfarrer und Herrn Hennig zu machen. Bis an den Anfang deS Waldes blieb die jüngere Gesellschaft zu sammen, dann aber trennte man sich. Martha trat mit Otto Ehrlich den Weg nach dem Friedhöfe an, um da- Grab Gabrielen'- zu schmücken; Gerloff und Judith richteten ihre Schritte nach dem Platze im Walde, auf dem Rodenstein, von Bottmer'S Hand ge- troffen, sein Leben ansgehaucht hatte. Mit einer eigenthümlichen Empfindung blieb der junge Mann vor dem bewegten Mädchen stehen, al- eS sich auf der Bank von MooS, die es selbst hier aufgerichtet hatte, niedergelassen; seine Augen ruhten auf der schlanken, ebenmäßigen Gestalt und seinen stürmenden Gefühlen Ausdruck verleihend, begann er leise: .Wie ander- wäre wohl Alles gekommen, wenn Sie mich hätten lieben können, Judith." — Und ohne die Unruhe Judüh's zu bemerken, fuhr er fort: .Ein Kunsch ist mrr ja doch in Erfüllung gegangen, ein Wunsch, den ich gerade hier an dieser Stelle so lebhaft empfunden. Ich stehe gerechtfertigt, gereinigt vor Ihnen und auch meine so mühsam bekämpfte Liebe wird Ihnen jetzt in einem helleren Lichte erscheinen, al- damals. O, Judith, hätten Sie mich geliebt, wie glücklich hätten wir Beide werden können." Sie hob die Augen rasch auf; ein etwas Herbe- Lächeln zitterte um ihre Lippen, als sie leise fragte: .Glauben Sie wirklich, daß meine Liebe Sie dauernd beglückt hätte? Ich bezweifle es" — fuhr sie hastiger fort. — „Nur in meinem Widerstreben lag für Sie der größte Reiz und mit dem Momente, wo Sie meiner Gegenliebe gewiß, wäre Ihre Neigung für mich, wenn auch nicht erloschen, so doch ruhiger geworden. Unter brechen Sie mich nicht" — fuhr sie erregt fort, als Gerloff Miene machte, ihre Meinung zu bekämpfen — .ich will, daß es heute ganz klar zwischen uns wird, denn wenige Tage nach Frieda's Hochzeit verlasse ich Deutschland auf lange Zeit, um mir in Frankreich und England neue Freunde zu werben. Wann wir unS dann Wiedersehen, bleibt Gott überlassen und können Sie in mir auch nicht mehr die Geliebte sehen, so sollen Sie doch der — Freundin ein freundliches An- denken weihen!" Gerloff's fragende Augen trafen mit einem raschen, heißen Blicke Judith'- Antlitz und hastig ihre Hand ergreifend, fragte er zögernd: .Judith, noch heute würde mich der Jugendtraum beglücken, noch heute könnte ein Wort von Ihren Lippen —" „Die Illusion zerstören, die sie einst selig ge macht" — klang e- herb zurück. — .Nein, Gerloff, täuschen Sie sich nicht über Ihr Gefühl für mich; eS ist nicht mehr dem verwandt, das Sie einst für mich gehegt. Sie lieben mich nicht mehr und ich verdiene e- auch nicht, daß ein edler Mann, wie Sie, mir sein bestes Empfinden weiht, nachdem ich da- meine an einen Elenden vergeudet und mich an Ihnen ver sündigt habe. Lassen wir die Vergangenheit vergangen sein und hoffen wir von der Zukunft, daß sie die Wunden heilt, welche da- Schicksal un- Allen mehr oder minder geschlagen." Sie wollte sich von ihrem Platze erheben, allein Gerloff hielt sie mit sanfter Gewalt zurück und fragte leise: .Judith und wenn ich mir nun Ihre Worte nach meinen Wünschen deutete, wenn ich Sie bäte, lasten Sie die Vergangenheit begraben sein, aber die Zukunft gehöre dafür mir." „So würde ich Ihnen antworten: Um Ihretwillen, Reinhold, nein! Was zwischen uns gestanden, kann niemals ganz verschwinden. Niemals können Sie mir ganz vergeben, wie wehe ich Ihnen gethan, niemals mir verzeihen, daß ich so an Ihnen zweifeln konnte. Und dann glauben Sie mir, Sie geben sich einer Selbsttäuschung hin; Sie haben Judith Rodenstein, das Kind, die werdende Jungfrau geliebt, aber Judith Rodenstein, das zur vollen Erkenntniß erwachte Weib, die Künstlerin, lieben sie nicht mehr und Sie würden die- erst einsehen lernen, wenn es zu spät geworden! Lassen Sie mich den eingeschlagenen Weg nur ruhig weiter wandern; lassen S»e mich eine reine Priesterin der Kunst bleiben und in der Entsagung da- Unrecht sühnen, daS ich in meiner verblendeten Leidenschaft für Bottmer begangen habe." Seine Stimme klang innig und fest, al- er ihr leise darauf erwiederte : .Sie haben in gewisser Beziehung Recht, Judith. Mein Empfinden für Sie ist ein andere-, aber ein bessere- geworden und deshalb füge ich mich auch für jetzt ganz Ihrer Ansicht. Au- Ihren Augen,
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