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Sächsische Dorfzeitung : 16.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188806162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880616
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-16
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 16.06.1888
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ächsische DochMnlg. 50. Jahrgang Sonnabend, den 16. Juni 1888 dem vorstehenden Bülletin wiesen, den das Volk in ihm verehrte. Er, dem die Welt Alles bot, was den Menschen begehrenswerth erscheint, schied gottergeben ans derselben, selbst noch im Tode jene Seelenruhe bewahrend, die grotzen Geistern eigen ist Jetzt hat er ausgelitten, der edle Dulder — ihm ist wohl! Aber in banger Sorge lätzt er sein Volk zurück, das von jenen Männern, die das deutsche Reich wieder ausrichteten, einen nach dem anderen in s Grab sinken steht. Mit Kaiser Wilhelm und seinem Sohne sind die vorzüglichsten Repräsentanten des zur Rüste gehenden 19. Jahrhunderts von uns geschieden und der Regierungsantritt Kaiser Wilhelm s ll. be zeichnet den Beginn einer neuen Aera, welche dämmernd aus dem Schoohe der Zukunft emporsteigt. Möge diese neue Aera, wie die verflossene, dem deutschen Volke Heil und Segen bringen! die Werke des Friedens desto üppiger blühen. Denn gestehen wir es uns ganz offen — . Jahrzehnt dreimal aus blutiger Wahlstatt gestanden, ist jetzt des ewigen Kriegslärms müde und sehnt sich nach einer Aera des Friedens, um in ungestörter Ruhe an ihrer Entwickelung sortarbeiten zu können. Datz er diese Aera herbeisühren werde — das war es, wie gesagt, was man vom Kaiser Friedrich erwartete und er schien denn in der That auch ganz der Mann, diese Hoffnung zu erfüllen. Die Stirn geschmückt mit dem kriegerischen Lorbeer, erfreute er sich an allen Höfen des höchsten Ansehens und — was beinahe noch mehr besagen will — wohin er kam, wutzte er sich durch persönliche Liebenswürdigkeit die Herzen Aller zu gewinnen. Die heitzbltttigen Italiener und Spanier, sowie die kühler empfindenden Briten und Schweden — sie alle jubelten dem deutschen Kaisersohne zu, als er sich in ihrer Mitte zeigte. Also geliebt und geehrt von fast allen Nationen, wäre es ihm vielleicht geglückt, die sich im Osten und Westen Europas aufthürmeuden Gewitterwolken zu zerstreuen. Dies war die erhabene Mission, zu der Kaiser Friedrich auserseheu schien; doch der Himmel hatte eS anders beschlossen. Es ist eine wahrhaft furchtbare Tragik, welche in dem nur allzu frühzeitigen Tode des Verblichenen liegt. Von der Natur mit allen Eigenschaften ausgestattet, um sein Volk als Regent zu beglücken, das Herz voll der schönsten Pläne und Hoffnungen, wird er plötzlich von einem heimtückischen Leiden befallen, das seine Lebenskraft langsam, aber sicher untergräbt; alle ärztliche Kunst, die aufopferndste Pslege der Seinen erweist sich erfolg los; als ein todtkranker Mann besteigt er einen der mächtigsten Throne der Welt, um wenige Wochen später in die stille Gruft seiner Väter hinabzufinken. Aber so tragisch auch seiu Geschick gewesen, er hat sich bis zum letzten Augenblicke als der Held be Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für di« kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für di« Ortschaften de« kgl. Amtsgericht» Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter DreS e , Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger ^errmaa« Müller in Dresden. Se. Majestät Kaiser Friedrich ist 11 Uhr 1,5 Minuten verschieden." . - Schwer, unendlich schwer wird das Hohenzollernhaus und gleichzeitig nicht nur das preußische, sondern a g Volk heimgesucht. Vor genau drei Monaten mutzten wir den Kaiser Wilhelm zu Grabe tragen und heute t . Bahre seines edlen Sohnes. Der Tod des letzteren wirkt noch erschütternder als der seines erlauchten Vaters. reise Frucht, die, dem unerbittlichen Naturgesetze folgend, vom Baume des Menschengeschlechtes fiel; Kaiser An m 8 n stand mit seinen 57 Lebensjahren noch im rüstigsten Mannesalter, aber ein schleichender Wurm zehrte an s"uem^n w schlietzlich diese mächtige Eiche, unter deren Schatten das deutsche Volk von seinen Kriegsthaten auszuruhen geoacyre, z § u. , viele schöne Hoffnungen nimmt der Verstorbene mit in s Grab. War sein Vater in erster Linie Militär, so gatt er, oer Sohn, als ein verftändnitzvoller Förderer der Künste und Wissenschaften und allgemein hoffte man, unter seinem Lcepler eroe über dem deutschen Reiche die Sonne eines Perikle'ischen Zeitalters aufgehen; die Stürme des Krieges würden schweigen uno oasur — die heutige Generation, welche in einem Kai»» iiü'iuich -f- Di« seit Monate« drohende und in den letzten Tagen mit Riesenschritten nahende Katastrophe ^r'ingebrochtn Der amt liche Telegraph verkündet der Welt diese erschütternde Trauerbotschaft mit folgenden Worten: „Berlin, 15. v AUg. Ztg." hierzu — geht hervor, daß, so tiefschmerz lich der Gedanke auch ist, man mit einer bevor stehenden Katastrophe rechnen muß. Wie wir erfahren, haben sich bei dem Kaiser sehr bedrohliche Erscheinungen ein- gestellt. Die Alhmung ist schwierig und mühsam, in folge besten die Aerzte an ein Uebergreifen des Krank- hcitsprocesseS auf die Lunge glauben. Die Kräfte nehmen sichtlich ab und auch die Theilnahme des hohen Patienten an den Vorgängen um ihn her ist geringer geworden. In der Nacht vom Mittwoch zum Don nerstag war außerdem da- Fieber derart gestiegen, daß die Körpertemperatur über 40 Grad Eelsius betrug. Die Kaiserin ist seit Donnerstag Morgen 4 Uhr kaum einen Augenblick von der Seite ihre- schwerkranken, den letzten aussichtslosen Kampf mit feinem tückischen Leiden kämpfenden Gemahls gewichen. Auch der Kron, Prinz und besten Gemahlin, fowie Prinz Heinrich, welcher von Erdmannsdorf, wo er bekanntlich mit seiner jungen Gemahlin die Flitterwochen verlebt, am Mitt woch Abend in Potsdam eintraf, sind im Schlosse Friedrichskron versammelt. Sämmtliche Aerzte, auch vr. Mackenzie, der noch am Mittwoch an eine nahe bevorstehende Katastrophe nicht glauben wollte, haben den Kaiser als hoffnungslos aufgegeben. Aus Potsdam meldet man ferner noch: Voll banger Erwartung umlagerten am Mittwoch viele Hunderte das Gitter, welches den Weg zwischen dem Schlosse Friedrichskron und Sanssouci adfchließt, seitdem die allerhöchsten Herrschaften in Potsdam residiren. Jeder wollte wissen, wie es dem Kaiser gehe und auf den Gesichtern der Harrenden las man die bonge Sorge, welche die Herzen erfüllte. Obwohl etwas günstigere Nachrichten in'- Publikum drangen, so wollte doch eine rechte Freude sich nicht Bahn brechen, weil eine künstliche Ernährung sich noth» größte Besorgniß hervorgerufen mit günstigeren Nachrichten nicht Meldungen überein, die jedenfalls ! nn» ^°sfi summten. Wahr ist eS aller, n-n?!' "lauchte Patient mit heroischem Mitthe ankämpfte und daß derselbe sich nach den ersten Versuchen der künstlichen Ernährung, werden dt» Montag Mmwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dir1,palt.Zeile1ÜPf, Unter Eingesandt: SOPfg. Inserate«» Annahmestelle«: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein L Vogler. Rudolf Mosse. K L. Daube L La in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. «. s. w. und des König- von Schweden (über dessen Ankunft in Berlin siehe weiter unten), welch' letzterer darauf eine etwa 10 Minuten währende Unterhaltung mit dem l)r. Mackenzie hatte. — Lauteten die Nachrichten vom Mittwoch etwas günstiger, so klang das am Donnerstag ausgegebene Bulletin geradezu hoffnungslos. Das selbe besagte: „Der Zustand Sr. Majestät des Kaisers und Königs hat sich Mt dem gestrigen Abende wesent lich verschlimmert; die Kräfte sind im Sinken." AuS ,o bemerkte die „Nordd. Hped. u. Redaktion Dresden-Reustadt L Meißner Gaste 4. Di« Zeitung erscheint Dienstag, Houaerstag und Gannadead früh. Sboonemeat»- drei»: ilMeljährl.Mk ILO. Zu beziehen durch Ne kaiserlichen Post wstalten und durch unsere Boren. Lei freier lad Hau- erhebt die Kost noch eine Ge bühr von 25 Pfg Politische Weltfchau. Deutsches Reich. Ueber den Verlauf der Krank heit deS Kaiser- während der letzten Tage ist noch zu berichten: Am Donnerstag Morgen konnten die Aerzte in dem Befinden des Kaiser- eine leichte Wendung zum Besseren konstatiren, wie das nachstehende Bülletin beweist: „Bei Sr. Majestät ist nach einer guten Nachtruhe daS Athmen leicht und ruhig. Die Ernäh rung geht leichter von Statten und auch der Kräfte, zustand hat sich gebessert." Obwohl somit die Lebens gefahr für den Augenblick ausgeschlosten zu sein schien, blieb die Sachlage doch nach wie vor eine sehr ernste. Konnte doch kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß sich zwischen der Luft- und Speiseröhre eine abnorme Oeffnung gebildet hatte, durch welche Theile der ver- schluckten Speisen nur zu leicht in den Luftweg ge- langen, ein Umstand, der die Gefahr des Ersticken- mit sich brachte. Um dem vorzubeugen, sahen sich die Aerzte gezwungen, zu dem letzten Mittel, nemlich der künstlichen Ernährung, zu greifen. Die selbe erfolgte dadurch, daß dem hohen Patienten mittelst eine- durch den Mund eingeführten weichen Gummirohres Milch, Bouillon, Wein, Whisky u. s. w. verabreicht ward. — Am Donnerstag Nachmittag empfing der Kaiser die Besuche deS Fürsten BiSmarck
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