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Sächsische Dorfzeitung : 16.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188810167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18881016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18881016
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-16
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 16.10.1888
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Lxped. u. Redaktion Dre»den-Neustadt kl. Meißner Basse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend früh. Abonnements- Preis: dierteljährl. Mk. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. iichsische DorsMung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadl, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag. Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.Zeile l5Pfg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Juseraten- Annahuiestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaascnsteinLBoglcr, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 122. Dienstag, den 16. Miober 1888. 50. Jahrgang. Politische Weltschan. Deutsches Reich. Bei der Freitag Abend zu Ehren deS Kaisers Wilhelm im Quirinale zu Rom statt- gefundenen Galatafel brachte König Humbert folgenden Toast aus: „Mit hoher Genugthuung, mit tiefer Freude und lebhafter Dankbarkeit begrüße ich hier in meiner Residenz, hier in der Hauptstadt Italiens, den Kaiser und König Wilhelm ll. Die Thatsache, daß das Oberhaupt einer großen Nation und einer ruhmreichen Dynastie, mit welcher ich aus alter Freundschaft ver bunden bin, in Rom anwesend ist, gilt mir als ein neues Pfand für das Fortbestehen der Alliance, welche von uns für den Frieden Europas und für die Wohl, fahrt unserer Völker geschlossen wurde. Ich trinke auf das Wohl Seiner kaiserlichen und königlichen Majestät, meines erhabenen Gastes, auf das Wohl Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und auf das des deutschen Heeres, des Schutzes und SchirmesDeutschlands." Wenige Minuten später ergriff Kaiser Wilhelm zu folgender Erwiederung das Wort: „Ich danke Ew. Majestät auf das Herzlichste für die warmen Worte, welche Sie an mich gerichtet haben. Tie Berufung auf die von unseren Vätern überkommene Bundesgenossenschast findet in mir ein lebhaftes Echo. Unsere Länder haben unter der Führung ihrer großen Herrscher beide mit dem Schwerte ihre Einigkeit erkämpft. Die Gleichartigkeit unserer Geschichte bedingt, daß unsere Völker stets zu sammenstehen werden zur Aufrechterhaltung dieser Ein heit, welche die sicherste Garantie für den Frieden bietet. Unsere Beziehungen haben den lebendigsten Ausdruck gefunden in der erhebenden Begrüßung, die Ew. Majestät Hauptstadt mir hat zu Theil werden lassen. Ich trinke auf das Wohl Ihrer Majestäten des Königs und der Königin und auf das so sehr brave italienische Heer!" — Vor der Galatafel hatte, wie bereits angekündigt, Kaiser Wilhelm dem Papste im Vatikan einen Besuch abgestattet. Die Auffahrt des Monarchen erfolgte in einer Hofequipage, die man nebst den Pferden eigens zu diesem Zwecke von Berlin nach Rom hatte kommen lassen. Prinz Heinrich fuhr in dem Wagen des preußischen Gesandten v. Schlözer, während die übrigen Herren des Gefolges sich gewöhn licher MiethSkutschen bedienten. Nachdem Kaiser Wil» Helm am Fuße der Treppe, welche zu den päpstlichen Gemächern hinaufführt, von verschiedenen hohen geist. lichen Würdenträgern empfangen worden war, begab er sich nach dem Thronsaale, an dessen Schwelle ihm der Papst entgegentrat. Der Kaiser küßte dem heiligen Vater die and, worauf dieser ihn in ein anstoßendes Kabinett geleitete, wo beide unter einem Baldachin Platz nahmen. Prinz Heinrich, welcher, wie immer, die preußische Marineuniform trug, fuhr etwa zwanzig Minuten später als Kaiser Wilhelm vor dem Vatikan vor und betrat somit das Kabinett des Papstes erst, nachdem die erste Unterredung zwischen diesem und dem Kaiser bereits beendet war. Später durften auch Graf Herbert Bismarck und einige andere Herren des kaiserlichen Gefolges in dieses Privatgemach eintreten. Als Kaiser Wilhelm das Kabinett des Papstes verließ, fiel sein geradezu eherner Gesichtsausdruck auf. Am Sonn abend fand dann, vom herrlichsten Wetter begünstigt, die Truppenrevue auf der großen Ebene bei Centro- celle statt. Bereits mit Sonnenaufgang wallfahrteten Tausende und Abertausende aus den Thoren RomS, um dem militärischen Schauspiele beizuwohnen. Kurz nach 10 Uhr erschien die Königin Margherita mit den Prinzessinnen in offenen Wagen, die von Kürassieren eskortirt wurden. Sodann trafen zu Pferde Kaiser Wilhelm in Gardes du Korps-Uniform und König Humbert in italienischer Generals-Uniform an der Spitze einer glänzenden Suite auf dem Platze ein. Die Mufik intonirte „Heil Dir im Siegerkranz!", die Truppen präsentirten, während die Volksmenge in unbeschreib lichem Enthusiasmus jauchzte, mit Tüchern winkte und in die Hände klatschte. Nachdem der Kaiser und der König die Damen begrüßt und letztere in einem eleganten Pavillon Platz genommen hatten, ritten die beiden Mo narchen zuerst die schier endlos erscheinende Truppen front ab; es waren im Ganzen 28,000 Mann aufge stellt. Der deutsche Kaiser, dessen Adlerhelm und weiße Kürassieruniform weithin aus dem Farbenmeer hervor leuchteten, sprengte der Suite auf einem Rappen voraus; hart ihm zur Linken ritt König Humbert. Dann begann der Vorbeimarsch der Truppen vor den Monarchen, die neben dem mit rothem Damast überzogenen reich geschmückten Pavillon der Königin hielten. Nachdem zunächst die Karabinieri und die Infanterie im Kom pagnie-Kolonnen defilirt hatten, trabten der Maulthier train und die Gebirgs-Artillerie heran. Sodann wir belten auf dem Blachfelde dichte Staubwolken auf und im Laufschritt unter eintönigen Hornsignalen rückten die Bersaglieri vor. Ein wahrer Enthusiasmus ergriff das Publikum, als eS dieser seiner Lieblingstruppe ansichtig wurde. DaS Glanzstück des Tages leistete jedoch die Artillerie; die Batterien hielten tadellos strikte Linien und fuhren mit geradezu abgezirkelter Akkuratesse. Jedem Anwesenden mußte sich angesichts dieser ganz verblüffenden Leistung die Ueberzeugung aufdrängen, daß die italienische Artillerie einfach unübertrefflich ist. Brillant ritten auch die LancierS, die im Karriöre mit fliegenden Fähnchen in schönster Ordnung einher- jagten. Nachdem hierauf sämmtliche Truppen abermals Aufstellung genommen und den Menarchen nochmals die Honneurs erwiesen hatten, kehrten die hohen Herr schaften — erst um 12'/, Uhr war die Parade be endet — unter nicht enden wollenden Hochrufen de- wohl an 100,000 Menschen zählenden Publikums nach der Stadt zurück. Bit zum Fort Casilino ritten die Monarchen, von da ab bis zum Quirinal benutzten sie Equipagen. Wie Ohrenzeugen versichern, äußerte Kaiser Wilhelm König Humbert gegenüber, einer so vorzüglich ver laufenen Parade habe er selten beigewohnt; er sei ja von dcr Tüchtigkeit der italienischen Armee überzeugt gewesen, aber die ausgezeichneten Leistungen, die er jetzt gesehen, hätten seine Erwartungen noch weit übertroffen. Ueber einen bedauerlichen Zwischenfall, der sich beim Einzuge des Kaisers in Rom abspielte, berichtet man nachträglich noch: Als die Equipage, in der die beiden Monarchen saßen, langsam dem Thermenplatze zufuhr, wirbelte plötzlich von einem Baume ein dichter Regen kleiner rother Zettel hernieder, welche plumpe Beschimpfungen der Tripel-Alliance enthielten. Kaiser Wilhelm fühlte sich von dieser Demonstration, welche von Franzosen ausgegangen sein dürfte, sichtlich pein lich berührt, wenigstens nahm sein Antlitz einen über aus ernsten Ausdruck an. Als später der Kaiser auf dem Balkone des QuirinalS sich der Volksmenge zeigte, stimmten einige halberwachsene Burschen Spottlieder an. Die jugendlichen Störenfriede wurden verhaftet, als eben das Publikum selbst Lynchjustiz an ihnen üben wollte. Ein ähnlicher Skandal fand auf dem Platze Poli statt, wo gegen die deutschen Fahnen de- monstrirt und „Hoch Frankreich!" — „Nieder mit der Tripelalliance" gerufen wurde. Ein dem Vatckane nahestehender Korrespondent schreibt aus Rom: „ES wird Niemanden überraschen, zu erfahren, daß die Anwesenheit des deutschen Kaisers in der italienischen Hauptstadt wegen der eigenthüm- lichen Deutungen, welche dieselbe erfahren hat, im Vatikane schmerzliche Empfindungen wachruft. Anderer seits herrscht aber nur eine Stimme dankbarer Be friedigung über die zarte RücksichtSnahme, welche der junge Monarch auf die schwierige Stellung des Papstes nimmt. Bietet er doch in der That Alles auf — diese Gerechtigkeit müssen wir ihm wiederfahren lassen — um seiner Reise nach Rom den ihr leichtfertiger weise beigelegten Charakter einer gegen den Vatrkan gerichteten Kundgebung zu nehmen und sie in dem einzig richtigen Lichte eines Doppelbesuches bei beiden in Rom weilenden Souveraine erscheinen zu lassen. In dieser Hinsicht ist es besonders bemerkenSwerth, daß Kaiser Wilhelm II. nicht nur nicht hinter der durch seinen hochjeligen Vater geübten Rücksicht zurück, bleibt, sondern dieselbe noch überbietet. Eine der be- Feuilleton. Ein Millionentraum. Novelle von O- Freitag. > (6 Fortsetzung.) Der Platz, den er gewählt, befand sich am äußersten Ende deS Wintergartens und bildete eine Art Grotte. Die Dämmerung, welche an diesem Orte herrschte, gestattete dem Außenstehenden nicht, da- Innere dieser Grotte zu erkennen, während er, der sich innerhalb derselben befand, sehr wohl beobachten konnte, waS draußen vorging. Volkmann lauschte mit vorgebeugtem Haupte, ohne ein Glied zu rühren. Der Klang zweier Stimmen war eS, der ihn in so große Aufregung versetzte, daß er gewaltsam den Athem anhielt, um sich nicht zu verrathen. Zu seiner Rechten befand sich eine dichte Laubwand, hinter derselben klangen jene Stimmen. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze richtete Volk mann sich empor und näherte sich der Laubwand; er suchte eine Stelle, welche ihm einen Durchblick erlaubte und fand eine solche. Regungslos verharrte er in der angenommenen Stellung. Jenseits der Scheidewand batten zwei Personen Platz genommen, die wohl im Stande waren, Volk mann'- ganze- Interesse in Anspruch zu nehmen; noch mehr als diese Personen fesselte ihn die Unterredung filbst. Elisabeth von Düring und Herr von Stein waren e-, die sich hierher aus dem Gewühle dcS Feste- zurück- gezogen und sich unbelauscht glaubend, eine Unterredung mit einander hatten, die für sie, wie für den Lauscher, verhängnißvoll werden sollte. Herr von Stein gestand Elisabeth seine Liebe und fand Erwiederung. Und diesem Vorgänge mußte Volkmann als Zeuge beiwohnen! Er mußte mit anhören, wie Herr von Stein Elisa beth beichtete, daß eine Neigung, die er für Liebe gehalten, die aber nicht erwiedert worden sei, ihn au- seiner Heimath vertrieben, wie er den Schmerz um seine zurückgewiesene Werbung in den Einöden einer anderen Welt zu ertödten gesucht habe, wie sein Herz sich aber be. ruhigt und er eingesehen, daß da-, wa- er für wahre, innige Liebe gehalten, doch nur eine flüchtige Neigung gewesen sei. Er freue sich jetzt über die Abweisung, denn jene» Mädchen, da- er damals sich erkoren, stehe so hoch in seiner Achtung, daß er e- sich nie hätte verzeihen können, wenn er sie unglücklich gemacht. Und Elisabeth, diese unnahbare königliche Gestalt, schmiegte sich so innig an den verhaßten Nebenbuhler, erwiederte Kuß auf Kuß de- Geliebten, war so ganz liebender Weib, daß Volkmann fast wahnsinnig wurde vor Schmerz, wenn er bedachte, daß diese Hingebung, diese Liebe, diese- schöne Weib eigentlich ihm gehörten, ihm, der sich schon in den Besitz ihrer Millionen ge träumt hatte. Doch nicht der Verlust der Millionen allein war e-, der Volkmann'- ganze- Sein mit Rachegedankeu erfüllte. In dem Augenblicke, da er Elisabeth in Stein'- Armen sah, erkannte er, daß er diese- Mädchen wirklich liebe, mit der ganzen Kraft, deren sein ener gischer Charakter fähig war, daß er ohne Elisabeth nicht leben könne. Wie im Traume zog da-, waS die Liebenden weiter sprachen, an seinem Geiste vorüber. Soviel be- griff er indeß davon, daß Stein am nächsten Tage um Elisabeth'- Hand bei dem Vater werben wolle, daß die Verlobung möglichst schnell stattfinden solle und daß er erst nach derselben auf seine Güter nach LudwigS- ruh gehen werde. Noch lange stand Volkmann auf seinem Lauscher posten, al- die Liebenden schon längst in den Ballsaal zurückgekehrt waren. Endlich richtete er sich auf. Sein Gesicht war entsetzlich bleich, seine Züge verzerrt, dieser Abend hatte seinen Millionentrau« zerstört. Mit wankenden Schritten verließ er die Grotte und kam an dem Platze vorüber, auf dem da» Liebes paar gesessen. Unwillkürlich warf er einen langen Blick dort hin. Az» der Erde lag ein weißer Gegen stand. Er bückte sich danach und hob ein Taschentuch in die Höhe. Schon wollte er eS verächtlich bei Seite werfen, da ein Blick ihn belehrte, daß e- kein Damentuch sei. Da kam ihm ein anderer Gedanke. Behutsam unter, suchte er die vier Zipfel deS Tuche-; in einem derselben befand sich ein Zeichen. „E. v. Et", murmelte er. „Eduard von Stein, sie nannte ihn ja Eduard."
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