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Sächsische Dorfzeitung : 01.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188809011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-01
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 01.09.1888
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Exptd. u. Redaktion Dresden-Neustadt v. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Ttcnftag, Lonnerstas und Sonnadend früh. Abanuevrnt»« Preis: Merleljührl.Mk.1^0 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Voten. iBei freier Lieferung MS Hau- erhebt die Li-st noch eine Ge» Lvühr von Lb Pfg. äch fische D ocheilunA Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadl, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.ZeilelSPfg. Unter Eingesandt: < SO Pfg. Inserate«» Annahmestele«: Die «rnoldische Buchhandlung, Jnvalidendam, , HaajensteinLBogler, Rudolf Moss«, G. L. Daube L in Dresden, Leiüzig. Hamburg, Bern«, Frankfurt a/M. u. s. ». Mr. 1V3. Sonnabend, den 1. September 1888. 50. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung- Mr de» Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanftalte» und Pofter-edtttouev, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pf. Die Verlag-»Gzpedition. Politische Weltfchau. Deutsche- Reich. Wir theilten in unserer letzten Nummer das vom Grafen Moltke seiner Zeit eingereichte EntlassunaSgesuch, sowie die Erwiederung mit, die Kaiser Wilhelm II. dem greisen Generalfeldmarschall hat zu Theil werden lassen. Heute liegt uns noch ein zweites kaiserliches Handschreiben an den Grafen Moltke vor, welches sich ebenfalls auf das Demissionsgesuch des selben bezieht und in dem es u. A. heißt: „Sie legen mir in Ihrem Schreiben vom 3. August mit der Klar» heil und Selbstlosigkeit, die leuchtend durch Ihr ganzes Leben geht, die Nothwendigkeit eines Entschlusses dar, dessen Begründung ich ja leider nicht verkennen darf, dessen Bedeutung aber erne so schwer wiegende ist, daß ich Ihrem Anträge doch nur theilwelse entsprechen kann. In dem Alter, welches Gottes gnädige Fügung Sie zur höchsten Freude meine- theuren Großvaters, zum Segen für die Armee und zum Heile des Vater landes bisher hat erreichen lassen, darf ich die unver meidlichen Anstrengungen des Dienste- Ihrer Stellung nicht mehr länger von Ihnen beanspruchen — aber ich kann Ihren Rath nicht entbehren, so lange Sie leben und ich muß Sie der Armee erhalten, die mit dem unbegrenztesten Vertrauen auf Sie blicken wird, so lange Gottes Wille dies gestattet. Wenn ich Sie daher Ihrem Anträge entsprechend von der Stellung als Chef des Generalstabes der Armee hierdurch ent binde, so geschieht es unter dem Ausdrucke des warmen Wunsches und in der Erwartung, daß Sie sich auch ferner mit den wichtigeren Angelegenheiten des General- jtabeS in Verbindung halten und daß Sie Ihrem Nachfolger — den ich hiernach angewiesen habe — ge statten werben, Ihren Rath in allen Fragen von Be deutung zu erbitten. Bei Ihrer in so hohem Maaße erhaltenen geistigen Frische wird es Ihnen auch mög lich sein, hiermit die Stellung als Präses der Lande-- vertheidigungs-Kommission zu vereinigen, welche ich Ihnen hierdurch übertrage. In Betreff Ihrer künf tigen Gehaltsverhältnisse habe ich den Knegsminister zur ferneren Zahlung Jhr.S bisherigen Gehaltes und Feuilleton. Erna. Novelle von L. Haidheim. (16 Fortsetzung.) Herr Calander lachte vergnügt, machte den liebens würdigen Wirth gegen Alt und Jung mit jener ihm eigenen zwanglosen Ruhe und Sicherheit und blickte nur zuweilen heimlich mit unruhiger Sorge nach dem immer gleichmäßig freundlichen Gesichte seiner Tochter, welche- niemals aufleuchtete in einem wärmeren Em pfinden und auf dessen weißer Stirn eine nie ver- schwindende Wolke stiller, sorgsam verheimlichter Trau rigkeit lag, welche nur der erkannte, welcher Erna früher lächeln und lachen gesehen. „WaSfehlt dem Kinde, Fräulein Meister?" fragte der reiche Mann jeden Abend. „Seine Puppe!" hatte Tante Louise zuerst herbe geantwortet, dann erklärte sie, Erna sei in dem Stadium, wo jedes Mädchen durchaus eine „unglückliche Liebe- Haben müsse, das gehe vorüber, wie das Zahnen bei den Kindern. Nur zuletzt, als immer noch dieser Schatten über dem Wesen ihre- Zöglinges lag, gab sie zu, daß Erna immer eine Art weiblicher Don Quixote gewesen und sich stets gemüßigt gefunden habe, für die Angegriffenen Partei zu nehmen, wofür eS ihr ohne Zweifel auch noch einmal übel ergehen »erde. Herr Calander brauchte keine Erklärung für die Charakteristik seiner Tochter; die starkgeistige Philosophin ebenso dahin angewiesen, daß Ihnen Ihre bisherige Dienstwohnung verbleibt. Uebcr Ihre Wünsche bezüg lich Zuweisung eine- persönlichen Adjutanten sehe ich Ihrer Aeußerung entgegen. So denke ich ein Dienst- verhältniß für Sie festgestellt zu haben, in dem Sie hoffentlich noch längere Zeit segensreich zu wirken im Stande sein werden. Bestehen bleibt ja immer der tiefe Kummer, Sie von der Stelle scheiden ru sehen, auf welcher Sie Ihren Namen obenan auf die RuhmeS- tafeln der preußischen Armee geschrieben und ihn zu einem hochgefeierten in der ganzen Welt gemacht haben. Aber die Macht der Zeit ist stärker wie die der Menschen und ihr müssen auch Sie sich beugen, der Sie sonst überall den Sieg in Ihrer Hand gehabt haben. Einen besonderen Dank für Alle-, was Sie als Chef deS Generalstabes der Armee gethan, in dieser Stunde in Worten auszudrücken — davon trete ich zurück. Ich kann nur auf die Geschichtsbücher der letzten 25 Jahre weisen und mit vollster Ueber- reugung aussprechen, daß Sie al- Chef deS General- stabeS der Armee in hochgeehrtestem Andenken stehen werden, so lange es einen deutschen Soldaten — ein deutsch schlagendes Herz — und Soldaten-Empfin dung in der Welt giebt." Wie verschiedene Blätter mit großer Bestimmtheit versichern, hat Kaiser Wilhelm ll. vor Kurzem einem in letzter Zeit viel genannten jungen StaatSmanne gegen- über (sollte Graf Herbert Bismarck damit gemeint sein?) nachstehende beachtenSwerthe Aeußerung gethan: „Ich kenne nur BaterlandSfreunde und Gegner unserer ge sunden Entwickelung. Niemand wird mir zutrauen, das Rad der Zeit zurückschrauben zu wollen. Im Gegentheile ist es der Hohenzollern Stolz, über daS zugleich edelste und gereifteste wie gesittetste Volk zu regieren. Und in dieses Lob schließe ich Alldeutschland ein. Unsere ganze Gesetzgebung ist von humanen Grundanschauungen diktirt — wer dies verkennt und die Geister gegen einander hetzt, gehöre er welcher Richtung immer an, hat auf meinen Beifall nicht zu rechnen. Es giebt wahrlich Ernsteres zu thun." Die- sind wahrhaft kaiserliche Worte, würdig des Enkels Kaisers Wilhelm l.! Wie bereits angekündigt, hat am Freitag im Stadtschlosse zu Potsdam und zwar in dem Bibliothek- saale Friedrichs des Großen die Taufe des jüngst geborenen kaiserlichen Prinzen stattgefunden. Nach der vom Hofmarschallamte ausgegebenen Hofansage war das Ceremoniell folgendermaaßen festgesetzt: Die könig. liche Familie, sowie die hohen Gäste versammeln sich um 2 Uhr in der blauen Paradekammer und begeben sich sodann in den zur Taufkapelle umgewandelten Saal. Nachdem der Täufling in das diesem Raume hielt ihn fleißig auf dem Laufenden betreffs deS landes üblichen Klatsches und verfehlte niemals, daran die Versicherung zu knüpfen, daß, wer sie betrügen wolle, früher aufstehen müsse. Was aber den Klatsch betraf, so bewies derselbe die Unfehlbarkeit der philosophischen Tante mehr, als Calander je geahnt. Welche furcht bare Situation wäre eS für ihn und sein liebe- einziges Kind gewesen, wenn dieses jetzt die Braut eines Mannes wäre, von dem man immer lauter und entschiedener behauptete, er sei doch der Mörder seines Vetters — wie auch immer da- Resultat der von feinem Studien- genossen und intimen Freunde Birkner geleiteten Unter suchung laute. Die allzeit geschäftige, anklagende Bosheit, wie die abwehrende Freundschaft hatten sich stet- vor immer neu auftauchenden wirklichen oder falschen Jndicien ge funden. Man berichtete von Aeußerungen Kyburg'S, man hatte von den Dienstleuten auf Froysberg allerlei Aussagen über Differenzen der Herren, über die Geld- noth Willwart'S erforscht. Es gab ein Briesfragment — zerrissen und halb verregnet, worin eine Dame — Theodora von Willwart wahrscheinlich — ihn über redete, zu dem Aeußersten sei eS noch immer Zeit, ein Mann in seiner Lage müsse ebenso rechtzeitig warten, wie handeln können; der Prinz sei gesonnen, alle Hebel für ihn in Bewegung zu setzen. — Jetzt neuerdmgS, erst gestern, war Rochlitz mit bleichem Gesichte zu Ca lander gekommen und hatte berichtet, daß man herauS- gebracht, Willwart'S Gewehr habe ganz genau da- gleiche Kaliber, dieselbe Form der Kugel wie dasjenige, mit welchem Froy-berg sich erschossen. Da- Alle- im Einzelnen war Nicht-, aber Ein- zunächst gelegene Gemach in Begleitung der Leib vagen der Kaiserin gebracht worden ist, wird derselbe durch die Oberhofmeisterin Gräfin v. Vrockdorff in die Taufkapelle bis vor den Altar getragen. Die Hof damen Gräfin v. Keller und Fräulein v. Gersdorff halten die Schleppe deS Täufling-, der Oberhofmeister Freiherr v. Mirbach beschließt den Zug. Die nunmehr beginnende heilige Handlung wird durch den Oberhof- und Domprediger v. Kögel vollzogen. Bei Beginn der Taushandlung überreicht die Oberhofmeisterin Gräfin v. Brockdvrff der Königin von Sachfen den Täufling, welche denselben später an den König von Schweden abgiebt, worauf ihn schließlich die kaiserliche Mutter selbst nimmt. Nach Beendigung der Taufhand lung findet in dem Theezimmer Friedrich'- deS Großen eine Defilirkour statt, der sodann eine Galatafel im Marmorsaale folgt. Der „Reichsanzeiger" publicirt in seiner Nummer vom Mittwoch die Ernennung deS nationalliberalen Führers, v. Bennigsen, zum Oberpräsidenten der Pro vinz Hannover. Diese Ernennung erscheint um so be. deutungsvoller, al- sie, wie von wohlunterrichteter Seüe verlautet, aus den persönlichen Wunsch des KaiserS zurückzuführeu sein soll. Damit ist denn nun das Dunkel gelichtet, in welche- bislang der Zweck der jüngsten Anwesenheit deS Herrn v. Bennigsen in Friednchsruh gehüllt war. Mag die Wirksamkeit de- Herrn v. Bennigsen als Chef der Verwaltung der Provinz Hannover von längerer Dauer fein oder mag der wichtige Posten für ihn nur eine Etappe bedeuten auf der Bahn zu einer noch umfassenderen und bedeut sameren Thätigkeit — seine Ernennung zum Ober- Präsidenten wird immerhin in Hannover auch außer halb der nationalliberalen Kreise mit lebhafter Befrie digung begrüßt werden. Als Landes-Direktor, welche Stellung v. Bennigsen bislang bekleidete, hat er sich bereits ungetheilte Anerkennung erworben. So gut deutsch er stets gewesen ist, so gut hannöverisch hat er sich allezeit auch erwiesen; er ist stolz darauf, ein Sohn deS ernsten, tüchtigen und thatkäftigcn niedersächsischen Stammes, ein echter Hannoveraner, zu sein. Noch giebt es ja in jener Provinz leider gar Viele, denen es schwer fällt, sich in die durch das Jahr 1866 geschaffe nen und durch die Kampfesgemeinschaft und BlutS- brüderschaft von 1870 Gott sei Dank so wesentlich gefestigten neuen Verhältnisse zu schicken und zu finden. Auf diese Vertreter des partikularistischen Hannoverthumes wird die Ernennung Rudolf v. Ben- nigsen's zum Ober-Präsidenten ohne Zweifel in ver söhnendem Sinne wirken. Gelegentlich der am Donnerstag im 6. Berliner Wahlkreise stattgefundenen Nachwahl zum Reichstage an das Andere gereiht eine solche Kette von Verdachts momenten, daß die beiden Herren wohl Recht hatten, in ernster Sorge zu berathen, was den Freunden Willwart'S zur Pflicht werde. Aber waren sie denn überhaupt verpflichtet? Calander gewiß nicht. Und hatte Willwart nicht ältere Freunde? Wußte denn Diringer Nichts von diesem Allen und sollte denn Niemand ihm sagen, Vie nun auch jene alte Froysberg'sche ErbschaftSgeschlchte mit allen Einzeln- heiten wieder zu Verdachtsmomenten gegen Willwart auSgebeutet wurde? „Diringer schreibt ein Werk über Fottifikation, heißt eS und soll nach Metz gereift sein", sagte Rochli^ „Aber seine Kameraden —?" Rochlitz wußte nicht, was diese erfahren hatten. „Ich habe gestern bei Sathen's einen Disput mit Ritberg gehabt", erzählte er, „der sehr nahe an ein ernste- Renkontre streifte. Ritberg ist meinem Gefühle nach von einem wahren Hasse gegen Willwart erfüllt. Er ist die Seele einer Koalition, die sich gegen den armen Kerl gebildet hat und ich will Ihnen sagen, Calander, um was eS sich bei diesem Allen handelt: um die Eifersucht." Calander sprang auf von seinem Sessel und sah ganz blaß aus vor Erregung. Rochlitz hatte, den Ringen seiner Cigarre nach blickend, eine Welle vor sich hingesehen; jetzt begann er von Neuem zu reden und Calander Hötte ihm, langsam auf und ab gehend, ernst zu. „Man sagt, Erna liebe Willwart; sehen Sie, da- ist, meines Erachten-, einer der ersten Gründe für
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