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Sächsische Dorfzeitung : 15.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188812152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18881215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18881215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-15
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 15.12.1888
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«xped «. UwaM«, N Meißner «asie 4. Die Zettmrg erscheint Dienst«,, LonnerO,, nn» Unnnnsten» i. üh AAsnnewent»- Preis: Viertels« hrl«k.1M An brztehen durch die kaiserlichen Post- «chalien und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in- Hau« erhebt die Poft noch eine Se- duhr von 2b Pfg. Sächsische Nacheilung. Inser« te »»erden bis Montag, Usttwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diel spalt Zeile lbPsg. Unter Eingesandt: WPsg. Inseraten» Annatzmestellen: Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShaupttnannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-NeustadL, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«a«« Müller in Dresden. Die Arnoldische Buchhandlung, Invalidcndank, Haasensttin LBoalcr, Rudolf Mosie, N L. Daube » Co. rn Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt aM. u. s. r». Wr. 148. Sonnabend, den 15. Aecemöer 1888. 50. Jahrgang. Politische Weltschan. Deutsche- Reich. Der Reichstag hatte sich in seiner Eitzung am Mittwoch mit dem in diesem Hanfe bereits wiederholt zur Berathung gelangten Anträge des Abg. Ackermann (Dresden) auf Wiedereinführung des Befähigungsnachweises für Handwerker zu beschäf- tigen. Als erster Redner ergriff der Abgeordnete Metzner (ultramontan) daS Wort, um den Antrag folgender- maaßen zu befürworten : »Wir sehen den ruhigen, stetigen und ehrlichen Erwerb immer mehr im Abnehmer, begriffen. Die Befähigung sowohl wie die Arbeitskraft sind in den Dienst des Kapitales gestellt, das jede Hand arbeit aufsaugt. DaS selbstständige Handwerk schwindet immer mehr, der nationale Wohlstand wird von einigen Hunderttausenden repräsentirt, während Millionen darben müssen. Dieses lsisser fair« darf nur noch wenige Jahrzehnte dauern, dann hat die halbe Menschheit keine Arbeit und kein Brot mehr. Tie liberalen VolkSwirthe behaupten, der Niedergang des kleinen Handwerkes be ruhe auf einem Naturgesetze. Dies ist jedoch unrichtig; jener Niedergang beruht auf unserer Selbftverschul- düng. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die behaupten, alle socialen Mißstände könnten durch die Gesetzgebung beseitigt werden, aber zweifellos muß die Gesetzgebung da eingreifen, wo es möglich ist, bestehende Uebelsiände auszurötten. Ter größie Fehler dieses Jahrhunderts war die Einführung der unbeschränkien Gewerbefreiheit. Die verbündeten Regierungen wollen diesen Fehler nicht einsehen und darum muß die Volksvertretung die Initiative ergreifen, zumal dieselbe mitschuldig ist an jenem Fehler. Dem in Rede stehenden Anträge ist die Zustimmung aller Handwerker kreise sicher. Das Handwerk ist in einen Schraubstock gespannt; auf der einen Seite drückt daS Kapital, auf der anderen das Pfuscherthum. Die verbündeten Regierungen haben die Pflicht, zur Erhaltung des kleinen Handwerkes ihr Möglichstes beizutragen. Wie der Staal durch Prüfungen sich vor dem Eindringen untauglicher Elemente in das Beamtenthum schützt, so verlangen wir sür das Hand werk denselben Schutz Tas Publikum muß die Garantie haben, daß es bei jedem Handwerker gute Arbeit er hält. Tie Gewerbefreiheit hat den Unterschied zwischen Lehrling und Geselle verwischt; es fehlt den jungen Leuten an der nöthigen Ausdauer, etwas zu lernen. Von diesem Uebel kann dos Handwerk nur durch die Wiedereinführung der Meisterprüfung befreit werden. Gleichzeitig soll dieser Antrag auch ein Prüfstein für die Aituüerfreundlichkeit diests Houses sein. Wer Hot denn von der Gewerbefreiheit den größten Nutzen? Nur der kapitalkräftige Unternehmer, der Handwerker Nicht. Leider hat der Reichskanzler seimn früheren konservativen Standpunkt in dieser Sache verlaffen. Er kann große Srsolge auf dem Gebiete der Süße- ren Politik aufweisen; in der inneren Politik ist die- aber nicht der Fall und das liegt wesentlich daran, daß er eben feinen konservativen Standpunkt verlassen hat und seinem Freunde, dem deutfchfreisin- nigen Abgeordneten Rickert, gefolgt ist. (Große Heiter keit.) Gerade meine Ergebenheit der Regierung gegen über zwingt mich, ihr zu sagen, daß sie nicht ungestraft daS Handwerk darf zu Grunde gehen lassen." Als zweiter Redner betrat der Abgeordnete Ackermann die Tribüne, dessen Ausführungen wir Folgendes ent nehmen: »Ich habe nicht nöthig, meinen Antrag heute nochmal- eingehend zu begründen, da ich ihn bereits zum fünften Male in diesem Hause vertrete. Die von den Gegnern aufgestellte Behauptung, daß die Handwerker selbst von der Einführung des Be fähigungsnachweises nichts wissen wollen, ist eine ganz falsche; dres haben die Verhandlungen des Handwerker- tages und des deutschen JnnungStageS gezeigt. Es ist allerdings richtig, daß vor Kurzem auf dem Ge- werbekammertage unser Antrag abgelehnt wurde; dabei muß man jedoch berücksichtigen, daß die Gewerbe- kommern nach . ihrer ganzen Zusammensetzung und bei ihrem Zusammenhänge mit den Handelskammern kaum als kvmpttente Beurtheiler dieser Frage gelten können. Noch Allem, was bereits so oft zu Gunsten unseres Antrages gesagt norden ist, zweifle ich nicht, daß Sie demselben zustimmen werden." Gegen den Antrag sprach sodann der nationolliberale Abgeordnete Duvigneau, indem er u. A. erklärte: »Die für die Vorlage angeführten principiellen Gründe können ich und meine Genossen nicht für stichhaltig aneikennen. Zunächst — so heißt es — will man das Publikum vor der Ausbeutung seitens der Pfuscher schützen. Aber dieses Schutzes bedarf das Publikum gar nicht, vielmehr ist dieses selbst entschieden der beste Richter über die Güte oder Echlechiheit der Waare. Ebenso wenig glauben wir, daß man mit der Einführung des Befähigungsnachweises eine dem Handwerke gesährliche ! Konkuirenz unterdrücken kann. Die Konkurrenz, die dcm Handwerker in erster Linie gefährlich ist, ei wächst ! demselben ous der Großindustrie und die schaffen Sie doch nicht aus der Welt. Endlich wnd so viel davon gesprochen, daß diese Vorlage einen erzieherischen Ein fluß auf den Handwerkeistand auLüben solle; es sei — so sagt man — hier die Ehre der Handwerker im Spiele, nemlich die Ebre, sich als selbstständige Meister zu fühlen. Für die Hebung des Ehrgefühles im Hand werkerstände treten ar ch wir freudig ein, aber nur für eine Hebung dls Ehrgefühles durch Selbsthilfe, d. h. durch eigenen Entschluß und Dillen der Handwerker. Wo die« geschehen kann, begrüßen wir eS mit Freuden. Wenn die Innungen z. B. in ihren Kreisen die Lehr linge und Gesellen überwachen, Prüfungen einführen, fo sind daS Sachen, die wir durchaus billigen, weil hierin ein Selbstschutz deS Handwerkes liegt, da- sich damit selbst zu Ehren erhebt, ohne die Hilfe von StaatSwegen zu beanspruchen." Schließlich ergriff noch der focialdemokratrsche Abgeordnete Frohme zu nachstehender Erklärung das Wort: »Alle Gründe, die wir heute für den Antrag gehört Haden, find unS auch schon früher vorgeführt worden; namentlich hat der Abg. Ackermann nichts Neues vorgebracht. Der Abg. Metzner hat dagegen Gründe angeführt, die wesentlich focialdemokratischer Natur sind und wegen deren Aus- fprechen man uns verfolgt. Er richtete namentlich gegen daS Kapital feine Angriffe, dem er die Schuld am Niedergange des Handwerkes beilegt. Nun gebe ich den Nothftand des Handwei kes gern zu, aber c- ist Unrecht, deswegen die Einführung der Gewerbe- freiheit als einen Fehler hinzustellen. Die kapitalistische Produktionsweise war vielmehr eine historische Noth» Wendigkeit, die kommen mußte, wie der Herbst dem Sommer folgt. Man befürwortet die Bestrebungen der Jnnungsmeister mit dem Hinweise auf die Er haltung der Ehre des Handweikes. Ich bestreite aber, daß die Meister die Ehre des Handwerke- repräsentiren; dies thun vielmehr die Gesellen. Gewiß hegen wir Socialdemokraten Interesse sür die Handwerker, aber wir erwarten keine Besserung von den Innungen und der Einführung des BefähMNgS- nochweijeS. Das Handwerk als solches ist nicht zu retten, es ist dem Untergange verfallen. Das Ziel unserer heutigen Entwickelung werden nicht Innungen in dem Sinne dis Antragstellers sein, sondern große Innungen, eine Art Berufegenossenschasten, in denen der Unterschied zwischen Arbeitgebern und Arbeits sklaven hrnwegfäUt. Der Begabtere wird dann die Leitung in der Werkstatt haben, aber nicht in dem Sinne der heutigen kapitalistischen Produktionsweise. Das Jnnungswefen ist lediglich ein Privilegium für die Meister und darum wollen auch die Arbeiter, die Gesellen, nichts von den Innungen wissen." Nachdem hierauf die Diskussion geschlossen war, einigte sich da- Haus dahm, den Antrag nicht erst an eine Kommission zur weiieren Berathung zu verweisen, vielmehr die zweite Lesung desselben sogleich im Plenum vorzunehmen. Tie von den Abgeordneten Richter und Liebknecht im Reichstage gelegentlich der ElatSberaihung gehal tenen und von uns ausführlich miigetheillen Reden haben in der franzosenfreundlichen belgischen Presse, wie sie in der »IndSp. Beige", der »Gazette", der »Eloile Beige", der »Chromque", d^r soctallstisch-radi- Feuilleton. Befiehl Du Deine Wege oder Ter Kirchendiener. Novelle von K. K. (1 Fortsetzung.) »Heinrich Werner ist in jeder Hinsicht ein Muster. Von der Prima ist er abgegangen, weil er zu dürftig war, al- daß er eine Universität hätte beziehrn können. Die Umstände feiner armen Mutter sind Dir ja nicht fremd, da sie in Deinem eigenen Hause wohnt. Aber unglaub liche Fortschritte Hot Werner durch Fleiß und Talent bei nur gemacht, daß er wohl Professor werden könnte. Und seine Zöglinge weiß er meisterhaft zu traktiren, ohne daß er genöthigt ist, den Stock zu Hilfe zu nebm-n oder dieselben auf dem Erbsensack knieen zu lassen. Nun wird eS aber auch anerkannt! — Jedenfalls", fuhr der Küster nach emer Pause fort, indem er feinem ! Freunde bei der Wanderung durch dre Studrrstube be- > gegnete, »jedenfalls verringert sich in Kurzem der Auf- ! wand in m iner Familie; Herr Werner w rd mein ' Augustchen heirathen und ich freue mich heizttch über ' diese Partie." Herr Hermann Thomas sprach die letzten Worte etwas leiser gegen seinen Vertrauten, aber dieser fing laut zu lachen an, wa- den Küster nicht wenig verdroß. ' Er stellte sich kerzengerade vor ihn hin und schaute ihm fragend in'» Gesicht. »Du hast die Rechnung ohne den Wirth gemacht, Brüderchen!" erwiederte Meister Schulze. »Besuche mich morgen auf ein Stündchen und ich w ll Dir die Ge liebte des jungen Lassen zeigen. Das fckiöne Aennchen wird ferne Frau, wenn er eine solche ernähren kann. Auf jedem Schritte läuft er ihr nach und ich denke. Deine Tochter wnd sich auch eben keiner großen Begünstigung von feiner Seite rühmen können. Du darfst mir's jedoch nicht übel nehmen, daß ich Dir so ein Lrcht ausstecke." »Was?" entgegnete der Küster, wie aus dem Himmel seiner schönsten Hoffnungen gestürzt. »Ist das gewiß? Wozu hätte ich denn den Schlingel in wem Haus ausgenommen, das beste Kämmerchen ihm eingeräumt und so Manches ihm zufließen lassen? Er bat mich ja selbst darum, als jene Dirne zu seiner Mutter zog." »Hilft Alles nichts, Brüderchen. Sie haben Dich hinter'» Licht geführt. Uebrigens laß Dir die Sache i nicht zu Herzen gehen. Em so hochmüihiger Gelb- > schnabel paßt nicht in unsere Gesellschaft und wenn Du § e« zufrieden bist, nehme .ch selber Dein schmucke- Töchterchen zum Weibe. Ern bessere- Leben soll sie bei mrr gewiß haben." Herr Hermann Thoma- vermied es, auf diesen ' Antrag einzugehen. Eine solche Verbindung war doch nicht ganz seinem Wunsche gemäß und außerdem erweckte die Rede seine- Freunde- in ihm den Verdacht, Meister Sckiulze möchte wohl au- Feindschaft, vielleicht gar au- Eigennutz und Eifersucht sermn Kirchendiener verleundet haben. Er rref also von der Thür hinaus noch Augusten, um mit ihr geheimen Rath zu halten und sein Lehrmeister, m der Meinung, daß seine Be. Werbung besprochen werden sollte, griff nach Hut und Stock. »Brüderchen", sprach er beim Abschiede, »die Feier tage sind nahe, da finden sich abends mehrere Bekannte bei mir zum Spiele ein. Du kennst jedoch das Gesetz, an Sonn, und Festtagen nicht zu spiclen und deckst mich nöihigenfalls durch die Aussage, ich sei bei Dir gewesen. Und damit Du Dein zarleS Gewissen nicht durch Unwahrheit zu verletzen brauchst, werde ich stet- gegen Abend em Slündchen bei Dir einfprechen. Von heute an theilen wir außerdem den Gewinn. Ver stehst Du?" Im Hause der Wittwe. Es begann düster zu werden in der kleinen, aber reinlichen Stube der Wittwe Werner. »So bin ich doch fertig geworden", sprach sie, hielt daS schnurrende Rädchen an und wendete sich nach ihrer Pflegetochter hin. Diese faß an dem anderen Fenster und legte auf die Mahnung der bejahrten Frau, ihre Augen zu schonen, die feine Näherei bei Seite, um den Strickstrumpf statt derselben zu ergreifen. »Liebe Anna, willst Du denn während der Däm. merung nicht em wenig Dich erholen? Setze Dich zu mir, damit wir ein ernstes, christl ch. S Gespiäch halten, wle e- zu dieser Zett sich geziemt. Wir haben morgen den Gründonnerstag und da bin ich immer mit m.tnem Heilande bis zum Tode betrübt. An diesem Tage er scheint er mir stet- jo göttlich erhaben und doch dabei so menschlich fühlend, daß ich in dem Gotte-sohne einen Bruder erblicke."
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