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Sächsische Dorfzeitung : 27.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188811277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18881127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18881127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-27
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 27.11.1888
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Inserate Ache». u. Redaktion Dre»de«-Ne»ftabt kl «echner Sasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, DONaersta, und GannadenO früh. WV»une»e«tA- Pret»: Rerteljkhrl.M.1^0. A» beziehen durch die kmki Uchen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tnS Haub erhebt die Post noch eine Ge bühr von 2b Psg ächsische VocheituU <Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und tandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter DreS eu, Tharandt und Moritzburg. werde» bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspaltLeile lSPfg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Inserate«, Aunotz«eftele«: Die Arvoldische Buchhandlung, InvaUdendniik, Haasenstein LBogler, Rudolf Moste, G L. Daube L To. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Müller in Dresden. 50. Jahrgang Dienstag, dm 27. Wovemöer 1888 Die Verlag-Expedition. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung str den Monat December nehmen alle kaiserliche« Poftan stallen und Posterpedittonen, sowie auch alle Landbriefttäger gegen Vorausbezahlung von 50 Pfg. entgegen. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Thronrede, mit deren Verlesung Kaiser Wilhelm am Donnerstag die Reichstags session eröffnete, wird fettens der in- wie ausländischen Presse eifrig besprochen. Während nun aber die meisten Blätter die Ueberzeugung äußern, daß, nach jener kaiser lichen Kundgebung zu urtheilen, der europäische Friede vorläufig gesichert erscheine, läßt sich die halbofficiöse „Post" folgendermaaßen vernehmen: „Der Kaiser gab der Hoffnung Ausdruck, daß es ihm und seinen Bun desgenossen mit Gottes Hilfe gelingen werde, Europa den Frieden zu erhallen. Dies ist die Sprache der Resignation gegenüber einer der ernstesten Aufgaben der Gegenwart — das Anerkenntniß, daß in der euro päischen Gesellschaft gewaltige Kräfte nicht richtig ge lenkt worden sind und deshalb jetzt die ruhige Ent wickelung der Dinge zu stören drohen. Die Unruhe der öffentlichen Meinung wird aus leicht ersichtlichen Gründen nicht überall so unbefangen laut, wie in Deutschland, aber es will uns scheinen, als ob diese Unruhe in Frankreich, Italien, Oesterreich und Ruß land trotzdem noch stärker ist, als bei uns. Die er wähnten Länder sind diejenigen, welche beim Ausbruche eines Krieges unmittelbare Heimsuchungen zu befürchten haben.- — Was die auswärtige Presse betrifft, so be merkt das officiöse Wiener „Fremdenblatt-: Der nicht mehr zu überbietende friedliche Charakter der Thronrede müsse am Meisten aufsallen; der ungeheure militärische Apparat des Reiches sei vollständig mit Stillschweigen übergangen und zwar auS dem einfachen Grunde, weil dieser Apparat am Besim seinen Zweck erfülle, wenn sein bloßes Vorhandensein eine ernstliche Verwendung desselben überflüssig mache. Die „Presse- begrüßt mit großer Genugthuung die m der Thronrede enthaltene Erklärung hinsichtlich der Festigung deS deutschen Reichsgedankens. Von den Londoner Blättern spricht sich der „Standard- am Sympathischsten aus, indem er schreibt: Noch niemals sei der Welt in so klarer und kategorischer Weise versichert worden, daß der einzige Zweck des Bündnisses der drei Centralmächte in der Abwendung des Kriege- bestehe. Nach dieser Versicherung von so erhabener Stelle müsse sich das Publikum jedes Argwohns oder Zweifels, den eS bis her in dieser Hinsicht gehegt haben möchte, entschlagen. Auch die Bemerkung des deutschen Kaisers, daß die Beziehungen Deutschlands zu allen fremden Mächten gegenwärtig friedliche seien, erscheine von nicht geringer Bedeutung. Ueber die Gehaltsverhältnisse der vom Reiche an- gestellten Staatssekretäre schreibt man von liberaler Seite: Während die preußischen Minister unterschiedslos 38,(XX) M., einschließlich der Repräsentationsgelder, als jährliches Gehalt beziehen, ist im Reichsdienste eine derartige Gleichheit des Einkommens nicht eingeführt. Es liegt dies ja auch in der Natur der Sache be gründet. Die preußischen Minister sind vollständig einander gleichgestellte und gleichberechtigte Mitglieder einer kollegialen Behörde, des Gesammttninisteriums; im Reiche ist aber davon nicht die Rede. Der Kanzler gilt vielmehr als das oberste Haupt der gesammten Reichtverwaltung und die Staatssekretäre, Unterstaats sekretäre, Direktoren der einzelnen Reichsämter find ihm in jeder Beziehung untergeordnet. Es entspricht daher dieser Einrichtung vollkommen, daß sich auch hinsichtlich der Gehaltsbezüge ein Unterschied zeigt. Der Kanzler bezieht vom Reiche eine Besoldung in der Höhe von 54,000 M., woraus er die Repräsentationskosten zu bestreiten hat. Wir finden dieses Gehalt keineswegs zu hoch; der Kanzler eines mächtigen Reiches muß seiner Würde ent sprechend austreteu und das kostet eben Geld, viel Geld. Jetzt stellt sich nun aber mit einem Male heraus, daß auch der Staatssekretär v. Bötticher mit seinem bis, herigen Gehalte von 36,000 M. nicht mehr auskommen kann, infolge dessen diese Summe in dem Etat für 1889j90 aus 50,000 M. erhöht worden ist. Hiermit können wir uns jedoch nicht einverstanden erklären. Wahrhaftig, seine Stellung als Staatssekretär im Reichsamte de- Innern legt Herrn v. Bötticher hin sichtlich der Repräsentation keine größeren Verpflich tungen auf, al- sie jeder andere Minister hat. Gegen über unseren Reichsausgaben, die sich fast auf eine Milliarde beziffern, fallen derartige Summen freilich kaum in'S Gewicht; allein trotzdem halten wir e- für angebracht, wenn bei der Erhöhung der Ministergehalte nicht allzu splendide zu Werke gegangen wird. Französische Zeitungen kündigen da- Erscheinen einer Schrift an, welche den vielsagenden Titel „Der entlarvte BiSmarck- führt und, wie es heißt, „unwider legliche Beweise für die Heimtücke des deutschen Reichs kanzler- enthält.- Wir gratuliren — so schreibt die „Rordd. Allg. Ztg- — den Franzosen zu dieser Be- reicherung ihre- politisch-literarischen Schatze-. Jene- wird sich ohne Zweifel ebenbürtig den Albervbetten zur Sette stellen, die «t siebzehn Jahren UÄnMchn- S-d"n g-fl°N-° sind^ Sl°nd. vunkte der Psychologie oder richtiger der Psychiatrie aus ist der Vorgang insofern von ^ntereffe, als er zeigt, bis auf welchen Grad von Verworfenheit der Haß gegen Deutschland das französische Volk hat sinken lasten Dasselbe erscheint einfach al- unzurechnungS- Ma; man darf von den Franzosen jeder, auch der unvernünftigsten Handlung gewärtig sem. Die Pon", da- Organ der deutschen Botschafter, polemisirt"in emem längeren Artikel gegen dtt Vossische Ztg.-, indem sie u. A. schreibt: „Das deutsch^ Blatt welches trotz der eindringlichen Mahnung unsere- Kaiser- auf die tendenciöse Ausbeutung deS Andenken- Sr Majestät deS Kaisers Friedrich zu verzichten, diese- Handwerk systematisch fortbetreibt, behauptet in einer stiner letzten Nummern, im Jahre 1870 habe der da- malige Kronprinz Friedrich Wilhelm m Ueberem- stimmung mit Moltke und Blumenthal, trotz de- Widerspruches des Fürsten Bismarck, jene berühmte Schwenkung der Armee durchgesetzt, die zu dem Siege von Sedan führte; dagegen sei seitens des Kronprinzen gegen die von Bismarck gewünschte „vorzeitige- Be- schießung von Paris Widerspruch erhoben worden. Angesichts dieser Doppellüge möchten wir Folgende- bemerken: Es ist eine dreiste Fälschung der Thatsache, wenn die „Voss. Ztg- behauptet, der Kanzler sei gegen die besagte Schwenkung der Armee gewesen und habe direkt auf Pari- los morschsten wollen. Den Staat-mann zu verdächtigen, er hätte sich in der- artige militairische Berathungen eingemischt und die Autorität des Grafen Moltke bekämpft, erscheint al- eine Unverschämtheit oder eine Albernheit. Was ferner die Beschießung von Paris anbettifft, so ist eS eine offene Frage, ob es richtig war, mit derselben so lange zu warten, wie dies geschehen. Graf Roon drängte von Anfang an auf eine möglichst baldige Eröffnung des Bombardements und jedenfalls muß man ihm das Verdienst zusprechen, die Beschießung schließlich durch gesetzt zu haben. Zweifellos ist es, daß die Ver zögerung deS Bombardements vom politischen Stand punkte aus bedenklich war, zumal dadurch der Mög lichkeit einer Einmischung der neutralen Mächte zu Ungunsten Deutschlands ein sehr viel größerer Spiel, raum gewährt wurde. Die Energie, mit der Roon seine Ansicht schließlich zur Geltung zu bringen wußte, verdient um so mehr Anerkennung, als er vielfache humanitaire Erwägungen zu bekämpfen hatte. Die „Boss. Ztg.- verkennt offenbar eine der edelsten Eigen schaften Kaiser Friedrich'-, nemlich seine GerechtigkeitS- liebe und handelt nicht in dem Sinne deS Verstorbenen, Feuilleton. Der Brandbauer. Bon Gebh. SLLtzler-Perasini. (4 Fnlletzm,,.) Heraus mußte es, daS sah dieser ein, darum nah» er einen Anlauf und fing an: „Sieben Jahr« sind e» bald, daß der Bstkenhof abgebrannt ist. Wa- ich Dir zu sagen hab', da- datirt von damal- her." Ja, wenn der Bauer nur mal in Fluß kam, dann konnte er schon reden und wie am Schnürt' ging e- hernach. HanS nickte mit dem Kopfe. „Ja — ja!- meinte er, „ich weiß e-, kann mich noch gut erinnern. War zwar erst ein dreizehnjähriger Bub', aber ich seh' da- Großfeuer noch heut' vor »ir.- „Ich auch!- bestätigte aufsenfzend der Bauer. „Ich seh' es Tag und Nacht; wie etu Racht»antel (Ge spenst) lauft e- hinter mir her und schreit mir in die Ohren!' Wieder schaute ihn sein Soh» erstaunt au »nd nach kleiner Weile Hub der Bauer an zu erzählen: „Ich war der Erstgeborene in unserer Familie uud übernahm also auch später den Hof und die Wirthschast. einen einzigen Bruder hatte ich, der ein Jahr spät«« al- ich geboren wurde. Bi- heute hast Du'S viellettcht nur munkeln hören, nun erfährst Du'- al- sicher r »ei» Bruder war ein Vaaabund, ein Land, sicher! Er fluchte über die Bestehung de- Erstge ¬ burt-rechte-, daß er al- Mensch dasselbe Recht besäße und al- ih« da- Arbeiten al- Zweitgeborener zur Last ward, parkte er eine- schönen Tage- seine Sachen rusammen und zog in'S Land hinaus. Lange Jahre hindurch hörte man nichts von ihm. Vater und Mutter, die alten Lentel'n, waren todt. Sie hatten hinüber gemußt, ohne ihren einen Sohu noch einmal zu sehen. Wir Ander», Deine Mutter und ich, hielten ihn für gestorben Da — eine- Tage- kommt er daher. Richt allein; ein sieche» Weib »»d ein kerngesunde- achtzehnjährige- Mädel waren bei ihm. Die Beiden blieben drunte» st» Hofe uud er tritt ru »ir in die Stube. Ich hatte ihn gleich wieder erkannt, trotzdem eS Jahrzehnte her war; seit wir unS da- letzte Mal in'S Gestcht gesehen. Sein Haar war freilich erbleicht, auf seiner Stirue standen tiefe Aalten, aber über seine» Gesichte lag noch der alte Trotz au-gebreitet Nur schlecht paßte der To« seiner Worte zu de» trotzige» Gesicht. „Grüß' Gott, Bruder-, sagte er aedehnt u»d nahm den Hut vmn Kopfe Und al- ick ihm keine Antwort gab, fuhr er fort: „Wo find die Alten denn?" „Todt!- sagte ich kurz. „So — so-, meinte er, „dann bist also Du jetzt vollständig Herr im Hause. Du wirst mich wohl einige Tage bei Dir aufnehme». Hinten im AuStragstübel, bi- ich Arbeit gesunder» hab' m der Umgegend. Richt für mich kitt' ich, aber für ein kranke« Weib, Ka sich kaum noch auf den Füßen halten kann." Zornig war ich da anfgefahren. „War braucht ein Vagabund auch noch zu heirachenl- schreie ich ihn war wohl sehr übel daran, Bette. . dicht Tage saß er nun schon dort. ES war zu Ende der Erntezeit; da- meiste Getreide in der Scheuer. Tagelang saß er im Garten hinten und brütete vor sich Hw Ich hatte der Familie reichlich zu leben ge geben, aber dem Veri wär' e» uie eingefallen, eine Hand de, der Arbeit mit anzulegen. Da- Unglück hätte ihn brrsvlgt, sagte er mir einmal iu dieser Zeit, so daß er gesunken wäre. Hätte sich früher etwa- Ä?,!, gab nicht- daraus! — Da- Madel hotte denselben harten und böswilligen Sinn wie chr Vater. Wenn sie mir in den Weg kam, schaute von der Seite an. E» war ein bildsaubere-Dmg, da- an dem Veri hing mit einer gar nicht verdiente. Da- sieche «nv iah ich in der ganzen Zeit nimmermehr. Sie raran, konnte nicht au- dem an. Er zuckt' wohl zusammen, aber sagte doch nicht- weiter alS: „Sei so gut!" Ich hatte durch's Fenster auf den Hof hinunter, geschaut. Da- kranke Weibel saß dort auf einer Wagen deichsel und da- Mädel neben ihr. Deine Mutter, die damals noch gelebt hat, nickt' mir auch zu und so sag' ich denn zum Veri — so hieß er: „Seh' in'S Hinterhaus mit Deiner Gesellschaft. Den Weg weißt Du ja schon. Ich werd' Dir bald durch die Magd da» Zimmer für die Nacht einrichten lassen. Ohne ein weitere- Wort hat er sich zur Thüre hmuuSgedrückt. Wir sahen, wie er, sein Weib auf der erneu, da- Mädel, die Mutter auf der andern Sette stutzend, mit ihnen nach dem Hinterhaus ging.
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