. ... - -— 1^0. 6. Freitag, den 6. Februar 1846. Ein unterßaktenbes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verleger Heinrich und Walther. Dieses Wochenblatt kostet nebst dem Beiblatte „Der Dampfwaaen" 12z Nar. oder 10 gGr. vierteljährlich. Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen Bestellungen darauf an. Vierteljährlich wird eine Lithographie bei- aegeben. Etwaige Beiträge werden unter der Adresse: „An die Expedition der s. Dorfz. in Dresden" erbeten. Inserate, welche in dem Beiblatte die weiteste Verbreitung finden, erbitten wir unter gleicher Adresse oder durch die Buchhandlung von Fr. Fleischer in Leipzig. Jnsertionsgebühren 1 Ngr. für die Seile oder deren Raum. Politische Äeltschau. Großbritannien. Seit dem Jahre 1831, wo Lord John Russell dem Parliamente die Re- formbill zur Annahme vorlegte, hat man den Ver handlungen der britischen Volksvertretung mit kei ner solchen Spannung entgegengesehen, als in gegenwärtiger Session, wo Sir Robert Peel seine Plane für die Zukunft des Landes darzulegen versprochen. Er hat die auf ihn gebauten Hoff nungen glanzend gerechtfertigt. Mit männlicher Offenheit bekannte er, daß seine Ansicht vom Schutz zollsystem eine Aenderung erlitten, daß er es für Pflicht gegen Königin und Volk halte, die ge wonnene bessere Ueberzeugung nicht nur auszu sprechen, sondern ihr auch auf dem Wege der Ge setzgebung Geltung zu verschaffen, unbekümmert um das Geschrei Derjenigen, welche ihre Sonder- intereffen dadurch verletzt glaubten und dem all gemeinen Wohle des Landes nicht ihren Egoismus zu opfern vermöchten. Der Minister suchte in sei ner mit ungeheuerem Beifall aufgenommenen Rede mit Zahlen darzuthun, daß die seit drei Jahren eingetretenen Zollermäßigungen nicht nur keinen Ausfall in der StaatSeinnahme verursacht, son dern auch dem Volke einen wahrhaften Nutzen gewährt haben. Auf diese Erfahrung bauend, wird die Regierung theils den gänzlichen Wegfall, theilS die Verminderung mehrer Zollsätze beantra gen; hinsichtlich des Getreidezolles soll die gänz liche Freigebung erst in drei Jahren eintreten, mittlerweile jedoch nur ein geringer, mit jedem Jahre herabgehender Zoll erhoben werden. Eine völlige und augenblickliche Aushebung der Getrei degesetze würde auf die größten Schwierigkeiten gestoßen, wenn nicht par unmöglich gemacht wor den sein; für die obigen Vorschläge, welche den 9. Februar zur Discuffion kommen sollen, hofft man jedoch den beßten Erfolg, und so wird, wenn auch nicht sofort, doch sicher das große Ziel er- Achter Iahrg. I. «Quartal. reicht. Die von Sir Robert Peel beantragte Re form ist von außerordentlicher Bedeutung und ei nes großen Staatsmannes wahrhaft würdig; er will eine verhältnißmäßige Besteuerung anbahnen und hat schon durch die von ihm eingeführte Ein kommensteuer den Anfang damit gemacht. DaS bis jetzt beliebte Besteuerungßsystem drückt mehr den Armen als den Reichen, ein Umstand, der bei der übergroßen Ungleichheit der Vermügensver- haltnisse in England um so greller hervortritt. Das Geschrei, mit welchem die Hochtories Sir Robert Peel als einen Verräther und Ueberläufer bezeichnen, weil sie durch ihn ihre Ackerbauinter- effen gefährdet glauben, wird deßhalb im Volke keinen Wiederhall finden und nur noch mehr dazu beitragen, die ohnehin nicht besonders beliebte Partei immer mehr in Mißcredit zu bringen. Spanien. Der Congreß ist in großer Auf regung, und eS dreht sich wieder alles Interesse um die Heirathsfrage; die der Regierung ergebene Majorität will von der Vermählung der Königin mit dem Grafen Trapani (einem Bruder des Kö nigs von Neapel) durchaus nichts wissen, aber der allgewaltige General Narvaez ist dem Plane sehr hold, und so ist eS denn schon zu sehr heftigen Conflicten gekommen. Die Königin scheint von diesem Streite wenig zu wissen; sie soll sich über haupt wenig um Staatsangelegenheiten beküm mern/da ihre Umgebung sie sorgfältig dieser Mühe überhebt und ihr selbst die politischen Journale vorenthält, so daß sie den wesentlichsten Ereignis sen fremd bleibt, wenn man es nicht für gut hält, ihr Etwas darüber mitzutheilen. Die junge Kö nigin ist glücklich dabei und glaubt, das spanische Volk müsse eS auch sein. Frankreich. Ueber das Schicksal der Co lonne des Generals Lavasseur (s. Nr. 5) sind jetzt genauere Nachrichten eingegangen, welche zwar die ersten Berichte als übertrieben bezeichnen, aber