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Sächsische Staatszeitung : 22.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191705228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-05
- Tag1917-05-22
- Monat1917-05
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 22.05.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. ««auftragt mit der Herau-gab«: Hoftat Doenge» i« Dre»de» 191.7. Landtagsverhandlungen. II Kammer. 77 öffentliche Sitzung am 21. Mai 1V17. Präsident vr. Bogel eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 42 Minuten vormittags. Am Regierungstische Ihre Exzellenzen die StaatSminister Graf Vitzthum v. Eckstädt und v. Seydewitz, sowie die Regienmgskommissare Ministerialdirektoren Geh. Räte v- Wahle, Elterich und vr. Koch, ferner die Geh. Räte Just, l)r. Otto und Stadler, Oberlandforstmeister Winter, Geh' Finnnzräte vr. Hedrich und vr. Kretzschmar, Geh. Bergrat Fischer, die Geh. Regierungsräte vr. Morgen- stern, Frhr. v. Welck sowie Amt-Hauptmann vr. Vollmer, Oberfinanzrat Friedrich, Oberbaurat Köpcke, Oler- regierungSrat Krantz und Regierungsamtmann Froelich. Der Präsident macht zunächst einige geschäftliche Mitteilungen und berichtet sodann als Vorsitzender der ersten Abteilung über da- Ergebnis der von dieser vor genommenen Prüfung der Wahl de- Hrn. Abg. Andrä (kons). Die Wahl ist von der Abteilung als gültig er klärt worden. Zur Abgabe einer Erklärung erhält das Wort Abg. vr. Zöphel (nl): Die außerordentliche Deputation für die Neuordnung habe sich konstituiert und ihn zum Vorsitzenden, den Abg. Heldt (soz.) rum stellvertretenden Vorsitzenden und die Abgg. vr. Mehnert- Plauen (kons.), ^>r. Roth (sortschr. Vp.) und Winkler (soz.) zu Schristsührern gewählt. Hieraus wird an Stelle deS auS Gesundheitsrücksichten aus der Ges tzgebungsdeputation ausgeschiedenen Abg. Greulich (kons.) auf Vorschlag von der rechten Seite des Hauses Abg Andrä lkons.) in diese Deputation gewählt. Dann tritt die Kammer in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation über Titel 3b des Nachtrags zum außerordentlichen StaatShaushal splane auf die Jahre 1916 und 1917, Kapitalbeteiligung des Staates an der Landessiedelungsgesellschaft „Sächsisches Heim", Ge'ellschast mit beschränkter Haftung, betreffend. (Drucksache Nr. 399.) Berichterstatter Abg. vr. Eehfert (nl ): In Titel 3b des Nachtrag» zum außerordentlichen Staats haushaltspläne würden 2M,ll.M gefordert zur Kapitalbeteiligung des Staates an der Landessu delungsgosellschaft „Sächsisches Heim". Der Zweck dieser Bewilligung sei vor allen Dingen durch das Gesetz vom 5. Mai 1816 festgelegt. Rach diesem Gesetz entwurf sei die Kreishauptmannschaft Dresden als die General kommission für Ablösungen und Gcmeinheitsteilung n zur Landes- siedelungsstellc ernannt worden. Jie habe ihre Vorarbeiten für die wichtige Ausgabe bereits begonnen. Nunmehr solle ihr eine Landcssicdelungsgesellschasr zur Seite treten, die den Namen „SächjijchcS Heim", Gesellschaft mit beschränkter Haftung, führe. Die Gesellschaft solle im Juni ins Leben gerufen werden. Die Satzungen dieser Gesellschaft seien entworfen. Es liege ja nahe, welche Ge sichtspunkte sic enthielten. Es handle sich um ihre Mithilfe bei der Durchführung des bereits erwähnten Gesetzes. Es sollten Eiedelungen für die Kriegsteilnehmer lind deren Angehörige geschaffen werden. Die dazu eingehenden Gesuche müßten ge prüft, die Auswahl unter den Bewerbern getroffen lverden. Die Bewerbungen um die Siedelungen sollten beraten und vor allen Dingen solle das ganze Unternehmen geldlich gestützt lverden. Tie geldwirtschaftliche Seite der Frage sei eine der wesentlichsten Ausgaben der neuen Landessiedelungs- gescllschast. Sie solle eine Gesellschaft auf gemeinnütziger Grund lage sein, ein höherer Gewinn als 4 Proz. Dividende solle auS dem Unternehmen nicht hervorgchen können. Zu dieser Gesell schaft sollten gehören alle diejenigen, die Mittel bereitstellten für den genannten Zweck, in erster Linie der Staat selbst, der jetzt zwei Millionen anfordere, um sich an dem zu gründenden Kapitale zu beteiligen. Außerdem würden durch Beiträge der Gesellschaft beitrcten der Bczirksoerband, die bezirksfreien Städte, die Berufs genossenschaften, die freien und sozialen Bereinigungen, allen voran der Heimatdank, der Fraucndank und schließlich auch ge meinnützig arbeitende Einzelpersonen, die Kapital für diesen Zweck zur Verfügung stellen wollten. Es sei gedacht, daß im ganzen das Kapital auf 5 Mill. M. zunächst festgesetzt werden solle. Die außer den zwei Millionen noch nötigen drei Millionen seien, so weit der Deputation berichtet worden sei, bereit» voll gezeichnet, ja es sei erfreulicherweise fast eine Überzeichnung zu erwarten. Der Zweck des Unternehmen» sei von der Sammer durch die ein- stimmige Annahme des Gesetzes gebilligt worden. ES würde des halb sinngemäß sein, lvenn die Lohe Sammer auch dem folgenden Anträge der Finanzdcputation zustimme: Tit. 3d des Nachtrages zum außerordentlichen Staatshaus haltspläne auf die Jahre 1916 und 1817, Kapitalbeteiligung de» Staates an der Landessiedlungsgesellschaft „Sächsisches Heim", Gesellschaft mit beschränkter Haftung, mit 2 000 060 M. nach der Vorlage zu bewilligen. Die Kammer nimmt diesen Antrag einstimmig an. Punkt 2: Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation v über die Anträge der Abgg. Castan und Gen. und vr. Niethammer und Gen., Kohlenmangel betreffend. (Drucksache Nr. 403.) Berichterstatter Abg. Mehnert - Chemnitz (soz.): In der Sitzung vom 3. Mai d. I. habe sich die Sammer mit den vorliegenden Anträgen beschäftigt und in voller Übereinstim mung mit allen Parteien anerkannt, daß zurzeit die Frage der Sohlenversorgung die wichtigste de» gesamten Bolk»leben« sei. Dadurch sei die Tätigkeit der Deputation, der die Vorberatung der beiden Anträge überwiesen worden sei, wesentlich erleichtert Insbesondere sei man sich darüber einig gewesen, daß zur Beseitigung her furchtbaren Mißstände mit den zu ergreifenden Maßnahmen etwa bi» zu einer späteren Zeit nicht zu warten sei, herankommenden Winter, sondern daß rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden müßten, damit die schreck liche Sohlennot mit all ihren Begleiterscheinungen im kom menden Winter und bei Eintritt de» Herbste» unmöglich wieder so in die Erscheinung treten könne, wie e» leider der Fall ge- MEfen sei. Man verspreche sich eine wesentliche Besserung, wenn auch nicht eme gänzliche Befettigung dieser Misere zunächst in der ge- mit hereinzusprechen hätten, die über unsere eigene Staatsgewalt hinausgingen. Es se> ja bekannt, daß es ein Reichskommissariat gebe und daß auch sonst noch Instanzen in Frage kämen, denen um Abg. Uünther (fortschr. Vp): In den zu erwartenden größeren Beurlaubungen seitens der Heeresleitung und in der Behebung deS Wagenmangels und der Transportschwierigkeiten seien schon zwei Momente vorhanden, die auf die Sohlenversorgung günstig wirken müßten. Es werde aber von dem Hrn. Reichskommissar erwartet, daß er die Wünsche de» sich unsere Staatsregierung zu unterstellen habe. In der Haupt sache nlüsse anerkannt werden, daß, soweit die Verteilung in Frage komme, der Regierung eine ganze Reihe von Mitteln und Wegen rur Verfügung ständen, um da wesentlich bessere Verhältnisse zu schaffen. In dieser Beziehung sei von der Regierung unum wunden zugestimmt und auch anerkannt worden, daß nur auf reich in Frage komme, sei es alleroings wünschenswert, das, de« Sache einige Aufmerksamkeit cntgegengebmcht werde, w il doch hier die Versorgung auf verhältnismäßig billigerem und kürzerem Wege möglich werde, zumal auch viele Betriebe aus die Ver sorgung aus Österreich eingerichtet seien. Eine wichtige Rolle spiele ja in dieser Frage der Wagenmangel. Bon dem Hrn Re- gierungSlommissar Geh. Rat Otto sei in dieser Beziehung erklärt worden, daß zurzeit und auch für die nächste Zeit von einem Wagenmangel in Sachsen nicht gesprochen lverden könne. (Abg. Schwager: Bravo!) Wenn das richtig sei, würde das aller dings sehr erfreulich jein und die Hossnuug aufkommen lassen, daß für die vvrzunehmende reichlichere Versorgung mit Kohlen für den kommenden Winter Erwartungen daran geknüpft lverden könnten, die nicht zu unterschätzen seien Freilich sei er nach den gemachten Erfahrungen in bezug auf solche Zusicherungen wegen der Beseitigung de» Wagenmangels etwas skeptisch geworden. Eine Besserung der Verhältnisse durch Aufdeckung neuer Kohlen- fclder herbeizusühren, dafür bestehe wenig Aussicht, well die Auf deckung von Kohlenselde n, insbsonde e auch in der Lausitz, die von einer Seite hier empsohlen worden sei, so zeit aubende Bor- a beiten erfordere, daß eine Verso gung für den kommenden Winter aus ncuauszudeckenden Kohlenselde n nicht mehr in Be- t acht komme. Schließlich sei auch aus die Bewucherung bei der Ab gabe von B ennmaterial im Kleinhandel hingewiesen wo den. Die Deputation sei sich da über einig, daß regier» gsseitig wenig tief einschneidende Maßnahmen zu erioarten seien, daß es aber Auf gabe der Gemeinden und Svmmunalverwaltungen jein müsse, da einzugreisen, namentlich in den großen Ttä ten, wo besondere Ubelstände zutage getreten seien. Tas gelte schließlich auch für die zweckmäßige Verteilung innerhalb der Kommunalbezirle und Gemeinden. Tas Wichtigste dabei aber sei, daß überhaupt etwa» zu verteilen sei, denn auch die besten Einrichtungen versagten, wenn nichts zum Verteilen da sei. Tie Berteilungseinrichtungen, wie man sie jetzt in einer Reihe von größeren Orten vorgesehen habe und wie sie auch durch die Presse vorgestern bekannt ge worden seien, seien sehr lobensivert und beachtlich Tie Deputa tion habe am Schluß ihrer Beratungen von der Regierung eine ganze Reihe von Mitteilungen erhalten, aus denen hervorgehe, mit welchen außerordentlichen Schwierigkeiten Sachsen bei der Frage der Kohlenversorgung zu rechnen gehabt habe. Es sei daraus auch zu ersehen, wieweit überhaupt die Regierung auf die ganze Frage Einfluß gehabt habe, und wieweit die Anord nungen des ReichskommissiariatS besonders zu beachten gewesen seien. Aus allen den erwähnten Dingen heraus und besonders aus diesen Mitteilungen heraus, die nicht für den breiten Raum der Öffentlichkeit bestimmt seien, habe sich die Deputation über zeugen lassen müssen, daß sich außer den von ihr erwähnten Wegen weitere Dmge nicht schaffen ließen, die für die Besserung der Kohlenförderung verheißend seien. Tas (ftgebnis der Be ratungen sei schließlich das, was in dem außergewöhnlichen Vorschläge der Teputation vorliege, nämlich: 1. die Anträge der Regierung zur sofortigen Berück sichtigung zu überweisen. 2. die Erste Sammer zum Beitritt zu diesem Beschlusse einzuladen. Die Deputation habe damit ihre Ausgabe erfüllt und erwarte, daß die Regierung nun ihrerseits schnellstens die Maßnahmen ergreife, die sie in Aussicht gestellt habe, und in dieser Erwartung bitte er, dem Vorschläge der Finanzdeputation einmütig zu- zustimmen (Bravo?) Abg. «öller (soz ): Zeine Fraktion sei gewillt, dem Anträge der Finanz- dcputation 8 zuzustimmen, jedoch unter der Borausletzun7, daß die Maßnahmen der Regierung so durchgre fender Natur seien, daß sich die Not und die Sorgen, die man im vergangenen Winter habe durchmachen müssen, nicht wiederholten. Möge daS Quantum, das den Haushaltungen sichergestellt werde, noch so Nein sein, jedenfalls müsse eine gerechtere Verteilung stattfinden Sie leg ten besonderen Wert darauf, daß dabei die im vergangenen Vinter entstandenen Sohlenpolonäscn, die Zteherei nach Kohlen aufhörten. In den letzten Wochen seien nun eine Reihe von Städten und Gemeinden dazu gekommen, schon jetzt die Kohlenkarte ein zuführen, so unter anderen die Stadt Leipzig. Tie Stadt Leipzig stelle «fach der neuen Kohlenkarte für die einzelne Familie 40 Ztr. Hausbrandkohle in Aussicht. Leipzig habe aber durch die Länge deS Krieges nichts gelernt (Hört, hört!), denn es gebe die Kohle schlankweg heraus, ohne sich zu vergewissern, inwieweit die ein zelnen Haushaltungen noch Vorräte hätten, wie der Bedarf sei und was an Ersatz und sonstigen Einrichtungen vorhanden sei. So müsse doch zweifellos unter anderem ein Unterschied gemacht werden dort, wo Gas-, Grude- oder Koksfeuerung eingerichtet sei. Die Haushaltungen könnten nicht über einen Bogen ge messen lverden. Redner schildert sodann, wie die Verhältnisse in den Vororten von Leipzig sind. Die Arbeitervororte Leipzigs hätten ihre Lohlenlieferungen von der Großstadt erhalten. Diese Kohlenhändler dürften laut Bekanntmachung des Rates Kohlen nicht über die Stadtgrenze in die Gemeinden Hinausgebell (Abg. Nitzschke-Leutzsch: Hört, hört!), und infolgedessen seien in einer Reihe von Gemeinden die größten Schwierigkeiten und die größte Not entstanden. Ta» betreffe besonders die Gemeinden Böhlitz- Ehrenberg und Wahren. Tie Gemeindevvrstände und Gemeinde- räie hätte sich nicht anders zu Helsen gewußt, als aus eigene Faust hm Eingaben an daS Generalkommando zu machen und dort um Hilfe zu ersuchen. Es sei zugleich nötig, daß die Gemeinden nicht bloß an und sür sich je nach ihrer Größe, sondern auch nach ihrer Wichtigkeit entsprechend mit kohlen von einer Zentralstelle au bedient würden, sodaß sie jedem Einivohner gerecht lverden könnten. Die Hausbrandkohle müsse gleich den anderen bevor zugten Kohlen mit an vorderster Stelle,gerückt lverden. Er wolle hoffen, daß dadurch besondere Erfolge erzielt würden. (Bravo! links.) sächsischen Volke- auch in bezug auf die Verteilung der außer- jächnichen Kohle soweit al- Mötzlich erfülle. Bei der Verteilung der Kohle fei e» für viele Gemeinden von ungeheurer Wichtigkeit, wenn die Gasanstalten hinreichend mit Kohle versorgt würden, denn auch in den kleinsten Haushaltungen werde Heizgas gebraucht. Wenn es also zurzeit noch an Hausbrandkohle fehlen sollte, um kochen zu können, so wäre e» doch sehr schlimm bestellt, wenn auch da« Heizgas nicht vorhanden wäre, auf da- vielleicht lausende von kleinen Hau-Haltungen mit angewiesen seien. Er möchte die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt hinlenken. Nachdem der Wagen mangel und damit die Transportjchwierigleiten inzwischen behoben worden seien und die Kohlenförderung eine weitere Stei gerung erfahren folle, müßten auch diejenigen, die etwa» ängstlich bezüglich der Sohlenversorgung sür ihren Hau-Halt seien, jetzt die*« Ängstlichkeit fahren lassen und mit der Überhastung der Versorgung aufhören Gerade diese über hastete Kohlenverforgung werde, wie ihm vor einige« Tagen au» Plauen und auch au» anderen Gemeinden milgeteilt worden sei, dazu au-genützt, um die hohen Kohlenpreise für Hausbrandkohle dem Wege der planmäßigen Gewinnung und geregelten Ver teilung des gesamten Brennstoffes eine Besserung zu erwarten sei Sie habe, wie schon bei der Vorberatung, auch in der Deputation die Einführung der Kohlenkarte in Aussicht gestellt. Ferner sei die Regierung bereit, gegen das sogenannte Hamstern vozugehen, und zwar dadurch, daß sie unter Umständen Zwangs bestandsaufnahmen in die Wege leiten wolle. Aber außerdem werde gegen mancherlei Benachteiligungen eine wesentliche Besse rung dadurch erwartet, daß für ganz Sachsen eine einzige Ber- teilungsstelle, und zwar die Linienkommondantur in Dresden, in Kraft trete, insbesondere würde dadurch die Verteilung einheit- licher, gerechter und vor allen Lingen übersichtlicher vor sich gehen. Schließlich habe auch die Regierung noch mitgeteilt, daß sie mehrfach bemüht gewesen sei, bei dem Reichskommisjar vor stellig zu werden über die bestehenden Mängel, die ibr bekannt geworden seien und daß der Reichslommissar, soweit es an- gängig sei, auch Abänderungen zugesagt habe, indem er Richt linien in Aussicht gestellt habe, nach denen die Kohlenversorgung deS ganzen Reiches geregelt werden solle. Die Einführung der Kohlenkarte sei bald notwendig. Die Klagen mehrten sich immer mehr, daß im kommenden Winter die Mängel vielleicht ebenso, wenn nicht noch schlimmer in die Erscheinung treten würden. Die Sorge für die Zukunft zeige sich allgemein im Zunehmen desHamsterns. In nächster Linie müsse der Produktion und ihrer Steigerung die nötige Aufmerksamkeit zugewendet werden. Hier sei aller dings bei der Regierung eine mehr oder weniger größere Zurück haltung wahrzunehmen gewesen. Die Regierung glaube aller- ding», daß in größeren Beurlaubungen ein Weg zu finden sei, auf dem eine wesentliche Bessen,ng möglich sei. Darauf lege auch die Deputation größten Wert. Schließlich habe auch die Fratze der Beschäftigung von Krieg»gefangenen dabei eine Rolle gespielt, der aber nicht die Aufmerksamkeit geschenkt werden könne nach der Erklärung, welche die Regierung darüber gegeben habe, und schließlich seien auch die besseren Ernährung-Verhältnisse noch- mal» mit erwähnt worden, um die Leistungsfähigkeit der Ar- bester in den Bergbetrieben zu steigern. E» dürste interessieren, daß gestern und vorgestern fast durch die gesamte Presse Notizen geaangen seien, nach denen sich die Militärverwalung bereit erklärt habe, größere Beurlaubungen in die Kohlenreviere vorzunehmen. Wen» da« geschehe, so fe, da« ein sehr wesentlicher Schritt, um eine Besserung -u erzielen. In der weiteren Beratung seien auch die Verfügung de« Reich«kommissar« über da« Verbot der Kohlenau«fuhr au« Schlesien und die Maßnahmen erwähnt worden, die notwendig seien, um Österreich dazu zu be- wegen, daß e« größere Kohlenmengen nach Sachsen abgebe. Schließlich sei auch die Abgabe von Kohlen nach dem neutralen Au«lande besprochen worden. Die Deputation habe sich mit allen diesen Fragen erschöpfend befaßt. E« sprächen ja Ding« mit, denen di« sächsisch« Regierung allein machtlo« gegenüberstehe und die nur durch da» «eichskommiflariat ««regelt werden könnten. Soweit nun die Zuführung au« lvster- regelten oder vermehrten Gewinnung und ferner in der planmäßigen Verteilung der gesamten Brennstoffe. Auch in dieser Auffassung herrsche zwischen Sammer und Finanzdeputation 8 Übereinstimmung. Die Leistungsfähigkeit der schaffenden -reife der Bergarbeiter se, ja wesentlich zurückgegangen, und darin sei auch da« Zurückgehen der Produktion vielfach mit zu suchen. Man müsse a so den schaffenden Kreisen der Bergarbeiter, sobald die Möglichkeit be stehe, in der Zuführung reichlicher Ernährungsmengen mehr Auf merksamkeit zuwenden. Der Ernst der Situation sei in der Depu tation besonders dadurch zum Ausdruck gekommen, daß sich in dem empfindlichen Mangel rein gar nichts geändert habe bis zu dem Zeitpunkte, wo die Deputation über die Anträge beraten habe. Es sei insbesondere von einem Redner deS näheren er klärt worden, welche tiefeinschneidcnde Folgen der üohienmangel sür ganz bestimmte industrielle Kreise habe. Ebenso liege e« mit der Versorgung des Hausbrandes. Dazu komme ferner, daß die Erklärungen, die von der Regierungsbank in der Vorbe ratung gegeben worden seien, die Teputation recht wenig befriedigt hätten. Es seien Erklärungen abgegeben worden, die sich bei der Nachprüfung einzelner Tinge nicht so herausgestellt hätten, wie aus den Regierungserklärungen hier in diesem Saal zu entnehmen gewesen sei. Ins besondere solle danach der Handel verjagt haben. Rach den näheren Informationen und nach dem Sennenlernen der Verhältnisse habe aber der Handel versagen müssen, weil er infolge derBeschlagnahme größerer Mengen gar nicht so habe in Wirksamkeit treten können. Die Deputation sei auch nicht in der Lage, den Angaben, die über die vorhandenen Vorräte im Rheinland und in Westfalen ge macht worden seien, folgen zu können. Er persönlich habe als Berichterstatter Veranlassung genommen, darüber Informationen einzuholen, und habe die Wahrnehmung gemacht, daß von solchen Vorräten, wenn man etwa unter diesen Vorräten bereits zutage geförderte große Lager verstehe, keine Rede sein könne. In der Beratung sei zunächst die Brennholzfrage von der Kohlenfrage getrennt worden. Ferner sei anerkannt worden, daß nur die vermehrte Bewilligung oder Zuführung und planmäßige Vertei lung des Brennstoffes wesentliche Verbesserungen garantierten. Außerdem habe auch der Wagenmangel hierbei eine große Rolle gespielt. Im weiteren Verlauf der Teputationsberatung sei dann die Staatsregierung gehört worden. In der Brennholzfrage sei in der Deputation überraschend schnell eine Übereinstimmung der Deputation mit der Reg erung erzielt worden. Besonders der Regierungsvertreter Hr. Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Wahle habe sich sehr lebhaft bemüht, zwischen der Deputation und der Re gierung ein Einverständnis zu erzielen. Noch während der Be ratung seien Anregungen, die in der Deputation gegeben worden seien, sofort dadurch erledigt worden, daß der genannte Herr sich mit dem Minister der Finanzen in Verbindung gesetzt habe und daß dieser sofort erklärt habe, daß die Holzversteigerungen in Zu kunft in Wegfall kommen sollten. Gerade in diesen Holzversteigerungen, toi« sie seit 10 Jahren üblich seien, sei die Höhe der monierten Preise zu finden, die für Brennholz erzielt worden seien. Auch die bereits ausgeschriebenen Brennholzver steigerungen sollten nicht mehr zur Veranstaltung kommen. Die zur Verfügung stehenden Holzmengen und, soweit eS möglich sei, Mengen darüber hinaus sollten unmittelbar an Kommunalver- bände abgegeben werden, und zwar zu Durchschnittspreisen mit einem mäßig gerechtfertigten Aufschlag. Tie Regierung habe ferner zugesichert, daß sie in dem gleichen Ginne auf die Verwal tungen der Gemeinde- und Privatforsten einwirken wolle, und da» sei zum Teil auch schon geschehen. Bor allen Dingen lei beachtenswert, daß da, wo diese Anregung und das erhoffte Ent gegenkommen verjage, die Regierung bereit sei, Zwangsmaß nahmen zu ergreifen. Bei der Erledigung der Frage der Kohlcn- verjorgung und -Verteilung hätten sich allerdings eine ganze Reihe Schwierigkeiten in den Weg gestellt, vielleicht auch mit aus dem ! Grunde, weil bei der allgemeinen Kohlenversorgung noch Instanzen
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