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Sächsische Staatszeitung : 27.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191709279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19170927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19170927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-09
- Tag1917-09-27
- Monat1917-09
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 27.09.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 99. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doenges in Dresden. 1917. Landtagsverhandlungen. n Kammer. Fortsetzung der Sitzung vom 25. September. Staattzminifter v. Sehdewitz (nach den stenographischen Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Die Debatte gibt mir Anlaß, nochmals auf die Frage des Kohlenmangels einzugehen. Es kommen hier teilweise Umstände in Betracht, denen die einzelnen Regierungen vollständig machtlos gcgenüberstehen. Schon am 8. Mai habe ich in diesem Hohen Hause die Gründe, die zum Kohlenmangel führen, zusammengestellt. Einmal sind es Fragen der Förderung, dann der Kohlenbeförderung und dritten» Fragen de- großen Bedarf-, d. h. Folgende-außerordentlich gestiegenen Konsums. Um zunächst mit letzteren d. h. mit dem großen Bedarf zu beginnen, so hat vorhin der Hr. Abg. Nitzschke ganz mit Recht hervorgehoben, daß j tzt an die Kohlen- quellen, die in Deutschland fließen, ganz außerordentliche Ansprüche gestellt werden. Sie wollen sich ve gegenwärtigen, daß die eng lischen Kohlen jetzt für einen großen Teil ihres früheren LieserungS- gebieteS vollstä dig au-scheidcn. Die englischen kohlen kamen elbaufwärts in Betracht bis Magdeburg lind Dresden, in erster Linie aber für Berlin und Hamburg. Diese Orte sind je.t wesen lich auf die deutschen kohlen angewies n. Es werden da her jetzt große Mengen kohlen von Lberschlcsien nach Berlin und Hamburg befördert, was früher nicht d r Fall war. Alich im Mittellänoischen Meere werden die englischen KMen sehr zurückgedränat. Bekanntlich arbeiten dort unsere Unterseeboote mit großem Erfolg, und eine große Anzahl von Konsumstätten beziehen jetzt die deutsche Kohle; sie geht jetzt nach Bulgarien, Rumänien, nach der Tü kei, auch nach Armenien, weil die dorti gen Kvhlenwerke meist unter dem Feuer der russischen Kanonen liegen und deshalb nicht betrieben werden können, kommen hierzu noch Lieferungen in da- benachbarte Ostelreich und neu trale Länder, so wird man ohne weiteres erkennen, welch große An- svrüche an unsere Kohlenbekörderung gestellt werden. Ferner ist damit eine stark vergrößerte Leistling unserer Eisenbahnwagen ver bunden, die bei diesen Transporten durchschnittlich weit längere Strecken znrückznlcgen haben als früher, wo die Abnahmcorte im großen und ganzen mehr in der Nähe lagen. Dazu kommt noch der Rückgang der Kohlenlicserung all dem benachbarten Böhmen. Ter Hr. Minister des Innern hat bereits mit eteilt, daß wir uns für Sachsen einen gewissen Teil der böhmischen Kohle gesichert haben; gleichwohl ist dennoch die Einfuhr von böhmischer kohle nach Sachsen weit geringer, als sie in Friedenszcitcn war. Nicht zu vergesien ist ferner der stark ge stiegene Inlandsbedarf, den Hr. Abg. Nitzschke soeben gleichfalls mit v echt hervorgehoben hat. Insbesondere die Munitions fabriken verbrauchen selbstverständlich sehr große Mengen von Kohle. So ist es durchaus erklärlich, daß durch diesen gesteigerten Berbrauch eine gewisse Knappheit an Kohlen hcrvorgcrufen worden ist. Leider tritt hierzu neuerdings wiederum eine zweite Er schwerung der Kohlenversorgung, das ist der Wage nm angel, der sich sert einigen Wochen wieder bemerkbar «»acht. Leit Mitte April und während des Sommers war er vollständig vcr- fchwmkvch, fdtzt aber ist die übliche Herbsterfcheinmig eingetreten, wo,rach sich der Verkehr in den Monaten nach der Ernte und vor Beginn des Winters -nsammendrängt. Vor allen Dingen kommen Libensmittel in Betracht, die teilweise vor Eintritt des Frostes gefahren werden müssen, außerdem spielen natürlich immer wieder die militärischen Verhältnisse eine außerordmtlich große Rolle. Wenn ein großer Bedarf an Wagen für mili tärische Zivecke auftritt, so muß dieser natürlich in erster Linie befriedigt werden, ost zu Lasten des bürgerlichen Ver kehrs. Die Tatsache, daß jetzt w'cder eine Knappheit an Wagen herrscht, ist nicht zu bestreiten, daß aber hierbei, wie einer der Herren vorhin andeutete, Sachsin schlechter wegkäme als and re Reichsteile, ist nicht zutreffend. Es ist gerade die Hauptaufgabe des Eisenbahnzentralamtes in Berlin, im Falle von Wagenmangcl au-gleichend für ganz Deutschland zu wirk.n, und so wnd er reicht, daß der Wagcnmangel in allen Gegenden Teutichland» ziemlich gleichmäßig austritt. Tie sächsische Verwaltung würde josort enerigsch Beschwerde erheben, wenn etwa Sachsen schlechter behandelt würde als andere Bundesstaaten. Tas ist indes nicht der Aall. Ein Verschulden der Verwaltung an der Wagcnknappheit kann in keiner Weise begründet werden. Der Beda f an Wagen ist, n ie ich schon andeutete, außerordentlich gestiegen. Es kommen jetzt vielfach meist läi g re Besörderungsstrccken in Frage als sonst. Eine sehr große Anzahl Wa„en hat n ch den besetzten Gebieten abgegeben werden müssen. Die Abnutzung der Wagen ist im Kriege wesentlich stärker als svorher, und der Ne. bau kann hiermit nicht Schritt halten. Am Neubau hat cS sonst keines wegs gefehlt. Ich habe Ihnen bereits am 3. Mai diese- Jahres mit^.e eil, daß der deutsche Staatsbahn-Wagenverband, der ja für die 2 eschaffnng von Wa en verantwortlich ist, seit dem Jahre 19091>is zum Jahre 1917 nicht weniger al- 210000 Wagen an- geschafft, also seincn Bestand um 44 Proz. vermelnt hat; do- Ladegewicht hat sogar eine Steigerung um 57,3 Proz. erfahren. DaS ist doch eine sehr erhebliche Vermehrung. In unserem engeren Vaterlande haben wir eine große An- ,ahl von Wagen bestellt; sie haben aber großenteils n ch nicht geliefert werden können, da die Fabrik n te liveise mit and r n Kriegslieferungcn beschäftigt waren, teilweise da- Material fehlt. Immerhin sind im Jahre 1916 für Sachsen 2029 C ück neue Gttterwag n geliefert worden, im Jahre 1917 in den ersten acht Monaten 2037 Stück. Es stehen aber nicht weniger als 5893 aus, die , och zu li fern sind. Es wurde auch vorhin erwähnt, daß es an Maschinen fehlt. Sachsen hat weit über 200 vollipurige Maschinen an die besetzten Gebiete abzugeben gehabt, imd auch hier hat der Ncnban den Anforderungen nicht ganz folgen können. Wir haben eine g oße Anzahl Maschinen bestellt, die noch nicht geliefert worden sind; eS sind sogar zu Lasten de- nächsten Etat- bereit- 70 Lokomotiven bestellt worden. An der Verwaltung liegt cs also auch hier nicht wenn die Maschinen fehlen. Hätte man neue Fabriken gegründet, so würde da» durchaus nicht» geholfen haben, denn cs fehlt an Arbeitskräften und Materialien. Im Gegenteil würden nenc Fabriken zu einer nachteiligen Zersplitterung und zur Schwächung der Leistungsfähigkeit der bestehenden Fabriken geführt haben. Zum Schluß will ich nochmal- auf die Frage der Kohlen förderung zurückkommen, die in der Hauptsache von Stellung an Menschenkräften abhängt. Die Angabe de» Hrn. Ministers dc» Innern, daß 600 Kriegsgefangene für das Braunkoblengebie« gestellt wordcn waren, ist wohl mißverstanden worden. Die Äußerung ging nur dahin, daß seit Anfang Mai bis Ende August für da- Braun- kohlengsbiet 600Krieg-ar sangene neu gestellt worden sind; erfind aber wa- erst heute durch die tz rren vom Krieg-Ministerium mitgcteill wurde, vor wenigen Tagen noch 470 Mann hinzugckommen, sodaß sich >ür da» Braunkohi, ng> biet seil 1.Moi ein Zuwachs um 1064 ».öpfe ergibt. Das crschöpft inde- keineswegs die militä rischen Leistungen für den Kohlenbergbau. Militärischerseits sind für den gesamten Kohlenbergbau Sachsen- bi» jetzt gestellt worden an Kriegsgefangenen 6690 Mann, hierzu kommen noch andere militärische Kräfte, die nicht zu den Gefangenen zählen, sondern au- der Truppe, vielfach au» der Front herangezogen norden sind, in Höhe von 3682Mann, zusammen also 10372 Mann. DaS ist doch eine starke Leistung, zumal wenn man bedenkt, daß die Leute zum Teil aus der Front genommen worden sind. Man muß in hoben: Grade anerkennen, daß das Militär soviel geleistet Kat, und nickt zum wenigsten jist das auf da« fortwährende Drängen der Regierung zurückzusühren, die hier tatsächlich nichts versäumt hat. Wir haben uns nicht gescheut, immer wieder um Mannschaften zu bitten, und der Erfolg ist ja auch nicht aus- gcblieben. Wenn aber erst in den letzten Tagen noch zahlreiche Kräfte gestellt worden sind, so liegt da» daran, daß solche früher nicht zur Verfügung standen. Schon im Mai waren uns weitere Kräfte zuqefagt worden, sie haben aber nicht sofort abgegeben werden können, w il sie noch im militärischen Interesse, ius- besondere an der Front, gebraucht wurden. Uberdem hat ie Heeresverwaltung ausdrücklich zugcfagt, daß noch mehr Arbeitsträst gestellt werden sollen, sobald Leute frei werden und wenn Bedarf vorhanden ist. . Ich darf hicr bemerken, daß die Steinkohlenwerte in Zwickau gebeten haben, mit der Zuweisung weiterer Arbeitskräfte jetzt nickt fortzusahren, da keine Arbeitsstellen mehr srei wären. Dabei möckte ich einfügen, daß auch vor einiger Zeit Braunkohlen- werte zugewiesene Arbeiter aus dem Monsseldcr Bergiverksge iet zurückgewicscn haben mit der Angabe, daß sie sür d n Braun kohlenbergbau sich nicht eignen. Es ist also dort nicht immer richtig verfahren worden. Dürfen wir hoffen, daß die Zuweisung von Arbeitern, die in: Brauutohlcngebiete noch gebraucht werden, weiter erfolgt, so steht zu hoffen, daß die Förderung weiter verbessert wiro, und vor allen Dingen darf man darauf zählen, daß der Hausbrand in der nächsten Zeit besser als bisher beliefert werden wird. Wie der Hr Minister des Innern bereits mitgetcilt hat, ist von den zuständigen militärischen Stellen ausdrücklich anerkannt wo den, daß es eine Notwendigkeit sei, den Hausbrand zu bc liefen:. (Sehr richtig!) Wenn es noch nicht in dein crwünickteu Umfang geschehen ist, so liegt cs daran, daß während des Sommers die militärischen Bedürfnisse noch allzu groß waren und diese zunächst zu befriedigen waren. Aber feit Ankaug August wird aus Anweisung des Reichskohlcnkommisjars ciu bestimmtes Quantum sür den Hausbrand bereit gestellt rind geliefert. Bei der Größe des G biets wird diese Lieferung natürlich nicht überall gleichmäßig fühlbar. Tatsache aber ist, daß jetzt Kohlei: für der: Hausbrand geliefert werden, und angesichts der gegebenen Zusicherungen darf inan sich der Hoff nung hingeben, daß ähnliche Mißstände, wie sic vorigen Winter zu beklagen waren, nicht wicderkchren werden; das wollen wir alle hosten. Abg. Hofman» (kons.): Wenn man immer wieder komme und Anträge stelle und immer wieder vertröstet werde, wenn man von der Staatsregic- rung gehört habe, daß eine bescheidene Abhilfe des Arbeiter- Mangels erst jetzt besonders im Bornaer Kohlenrevier in den letzten Tagen eingetretcn sei, so iei es bei aller Loyalität doch außer- ordcntl ck schwer, der Stack-regierung das Vertrauen ent- gegcnzubringen, das sie eigentlich haben müßte und das s ine Freunde ihr so außerordentlich gern entgegcnbringcn möchten. Heute, wo die Interpellation auf der Tagesordnung stehe, be komme er endlich die Antwort vom Ministerium des I nern a-f die Eingabe von 20. Juli Von seinen Wählern werde er immer gedrängt: können Sie nicht- tun? Haben Sie wchts getan? (Hort, hört!) Da dürfe sich die Staatsregierung nicht wun dern, wenn sie die Abgeordneten in dieser Weise bcliandete, daß man gewisie Bedenken babe gegen die Bitte, ihr das un bedingte Vertrauen entgegenzudiingen. (Abg. Hettner: Darum Neuordnung!) Wenn der Hr. Minister des Innern sage, die Versendung von Kohlcnardcitern in das Bornaer Gebiet sei au- militärßchen, tech nischen und o gani atorisck)en Grü> den verzögert worden, so könne er alle diese Gründe nicht für maßgebend halten (Sebr ricktig!), wenn cS sich darum handele, daß das Voll kohlen brauche. (Sebr richtig!) Er möchte das Land im europäischen Ctaatenkonzern sehen, da- seine Schätze daliegcn und die Maschinen lwbe, die Briketts zn presken, und wenn der Staatsregierung gesagt werde, schaffe 800 b s 1000 Mann, dann kannst du Woche Nick 1400 Dovpelwagen Briketts sür da- Polk schaffen, »vollste Re gierung da in Verhandlungen mit den einzelnen zuständige:: Ab teilungen zwei Monate inS Land gehen ließe, eke wirklich die Lcute gestellt würden. DaS VUt babe den besten Willen, durch- znhalten, aber die Staatsregierung müsse es mehr un»cr- stützen. Er möchte die Regierung dringend bitten, daß alle Mittel in Bewegung gesetzt und rücksichtslos Leute herein- geholt würden, wo man sie lierbckommen könne, damit diejenigen Brikettpressen, die nicht in Tätigkeit seien, in Betrieb kämen. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Wenn wirklich Ol- und Fett mangel und Repar turen kommen sollten, die jetzt der Staats- reaierung zu bedenken gäben, die Förderung soweit auS- zudchnen, fo bitte er die Staatsregiernng, das ganz getrost den Werlbeamtcn 'zu überlassen. In der: Ersatzbataillonen dc»: sogenannten garnisondicnftfähigcn oder überplcmmägigen Kompanien (Abg. Günther: Offiz ersburschcn!) ruhe noch em ganz bedeutender Schatz von Arbeitskräften (Sekr richtig!), die man recht wobl bei eiuem feste»: Zugrcifcn für unsere Kopien förderung noch gewinnen könnte. Er sei auch überzeugt, daß das Kriegsministerium, nachdem eS beute gehört habe, wie schlimm es um die Kohlenversorgung stebe, Mittel finden werde, recht bald Mannschaften zu stellen. (Bravo! rechts.) StaatSminifter Graf Bitzthm« d. »ckstädt (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.'. Tvr freundliche Ton, den der Hr. Abg. Hofmann der Regierung gegenüber foeben emgefchlagcn hat, findet bei mir das aufrichtigste Echo. Ich verstehe durchaus, daß die Herren Abgeordneten die Klagen ihrer Wahlkreis «gehörigen hören müsse»: und daß sie sich für verpflichtet ansehen, diese Klagen mit allen: Nachdruck hier zur Sprache zu bringen. Ick» nehm« ba den Herren gewiß nicht übel. Nur möchte ich bitten, daß die Bemühungen der Regierung hier nicht mit ironischen Bemerkungen abgetan werden. Dar ist wirklich in dieser Zeit nicht angebracht. Wir haben uns ehrlich bemüht, dem Lande zu Helsen, und wem: vielfach diese B nitthungen nicht ausreichend gcn'ejcn sind, so liegt das nicht ai: uns, sondern zum großen Teil an dc«: Ver hältnissen, zum Teil an anderen Stellen, über die wir keine Ge walt babcn. Da- Ministerinm de- Innern ist ja überhaupt erst während de- Kriege- sozusagen zum Kohlenmmistcriam geworden. Wir haben doch in der FrievenSzeit mit der Kohlenförderung rind koblrnverteilung nicht« zu tun gehabt. Al- aber während be kriege- der Verkehr stockte haben wir versucht, das Finanz- ministerinm dafür zu interessier n, um Berkehr-möglichkeitcn zu chaffen. Im vorigen Jahre hat das Finanzministerium uns freuncliche:weise die Bauwagen zur Verfügung gestellt, wodurch »vir die Gemeinden od.r Kommnnolverbünde mit Kohlen haben verfora n können. Da« war ein« ganz neue Einrichtung, die wir geschafieck haben. Die Frag« der Förderung kann da- Ministerium auch nicht selbst lösen, da- ist zum Teil eine Frage de- Finanzministeriums für seine Bergwerke, zum Teil eine Frage der privaten Unternehmungen, in dieser Frage kann sich das Ministerium auch «ur an das krieg-ministerium wenden und die Bitte aussprechen, daß die nötigen Leute zur Verfügung gestellt werden. Und dieser Bitte hat das Kriegs ministerium auch entsprochen. Wen»: nun der Hr. Abg. Hofnumu daraus Bezug genommen hat, daß er aus seiue Eingabe keinen endgültigen Bescheid bekommen habe, so kann ich daraus »ur er- widern: seine Eingabe ist an das Ministerium des Innern gelaugt und von uns, da diese Frage derMannschastsbeschaffung beim Finanz ministerium behandelt wird, an das Finanzministerium weiter- gegeben worden. Las Finanzministerium hat sich mit dein Kriegs- ministerinm in Verbindung gesetzt, und das Krieg-Ministerium l»at den ganzen Sommer über, sobald es ging, ii» der denkbar entgegenkommendsten Wehe uns Leute zur Verfügung gestellt. Ob da- Krieg-Ministerium in der Lage ist, noch mehr Leute zur Verfügung zu stellen, weiß ich nicht. Der Hr. Abg. Hofmann hat einen vorläufigen Bescheid bckomnwn, daß seine Anregungen seh« dankenswert sind und mau diese Anregungen weitecgegeben hat, weiter konnten »vir nichts tun. Was nun die Verteilung anlangt, so ist das das eigentliche Gebiet, »vofür sich das Ministerium des Inner»: sür zuständig an sieht. Auf diese Frage Kat cS in Berlin wiederholt und mit allem Nachdruck schon im Frühjahr hingewiesen nnd gebeten, gebt uns die Sicherl-eit, daß der Hausbrand richtig veriorgt »mrd. Nu«: haben ja in Berlin auch bei per Kohlcnverteilnngs elle die größten Schwierigkeiten bestanden. ES hat ein mehrfacher Wechsel stattgcfunden vor allein in der ganzen Organisation, schließlich lwt aber doch der Grundsatz, daß der Hausbrand vorzugsweise zu versorgen sei, sich endlich durchgesetzt. Gegenüber dem enormen Bedarf, der von allen Seiten an» gemeldet worden ist, vom Heere, von der Munitionsindustrie, von den verschiedenen anderen Industrien und vom Hausbrände, ist ein Schlüssel in Berlin festgelegt worden und bei diesem Schlüssel der Grundsatz anfgestellt worden, daß der Hausbrand ausreichend versorgt lverdei: muß Wir schreiben uns ein Ser- dienst zu, daß dieser Grundsatz in Berlin durckqejetzt worden »st. und ich hoffe, daß er schließlich auch in die Tat umgeictzt nkrd. Freilich sind »vir bei der Ausführung auch wieder anaewiefen auf den guten Willen vorn Reichstohlentommissar und von allen seinen Unterstellen. Wir können die Kohlen nicht selber schaffen, sondern sind darauf augcwiesen, unsere Bitten auszusprechen und imnwr wieder Anregungen zu geben, daß die Kohlen uns in der ge hörigen Weife zugesuhrt w rden. Nun hat der > r. Abg. Mehnert vorhin behauptet, wer Geld habe, der könne sich Kohlen beschämen. Ick mnß das bestreiten. Natürlich kann man sich Kohlen vcrichaffen sür einen gewissem Mindestbcdarf, der jedermann aus die Grundkarte, oder wie die Karte in den verichiedenen Gemeinden heißen mag, zusteht, aber was die Zusatzkarte»» anlangt, so gibt cs eine ganze Menge sehr reicher und wohlhabender Leute, die nicht in der Lage sind, sich die Kohlen zu verschaffen, auf die sie Anspruch haben. Tas ist — ich gebe das ohne weiteres zu — ein Kbelstand, und ich hoffe, daß dieser Ubelstand beseitigt »verden wird. Ich erwähne das nur, um den: Vorwurse zu begegnen, als ob die reichen Leute sich verborgen konnten, die ärmere Bevöltenmg aber nicht. Ich kenne eine ganze Anzahl reicher Leute, die darüber tlagen, daß sie ihre KohlenkcUer noch nicht gefüllt haben, ob gleich dw, was den Wohlhabenden zugebilligt ist, im Ber- hältniS zu den Wohnungen außerordentlich knapp bemessen werden ist. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.) Selbstverständlich halte ich es ja nicht sür ausgeschlossen, daß Kohlenhändler ihre alten Kunden besser bedienen, wie die rwu hinzutrct nden. (Abg. Günther: Das kann vorkommen'.) Tas wird natürlich vorkommen, aber ich glaube nicht, daß das auf die Tauer durchführbar ist, da sie doch schließlich über ihre Eingänge Buch sichren muffen. Sie werden kontrolliert, an wen sie ihre Eingänge weckergeben, und wenn irgendwo ein Mangel ist, so werden sie angewiesen, diesen Mangel zu decken. Ä so ich glaube nicht, daß eine »virklick willkürliche Verteilung der Kohlen dnrch die Kohlenhändler au» »ie Dauer möglich ist, und bin nur d-nkbar, wenn mir Fälle von derartigen ungenügenden Verteilungen mit- gcteikt werden. Es ist auch vorhin gesagt wordcn, daß der Maiigel an So und an Kohlen für die kommunalen Gasanstalten da.aus zurück» zusübrcn wäre, daß man die Konkurrenz d r kommunale» Gas anstalten gegenüber den Kokereien ha te ausschl.eßcn »volle». Solche Erwägungen nnd Gründe fallen natürlich gänllich »vea, davon kann gar keine Rede sein. (Abg. Günther: Sebrrichtig'.) Soviel ich mir habe jagen lassen, beruht die Vcrwr.ung der Kokereien darauf, daß man das in den Kokereien erzeugte Gas «och für militärische Zwecke verwendet, daß die Kokreien dos Olas in einer ganz anderen Weise ausnützen können, ganz aickere chemische Stoffe noch daraus erzielen als die städtüchen Gas anstalten, die ja doch nur da- Leuchtgas und etwas Anrmonial daran- ziekcn Ick verstehe die Sorgen durchaus, und ich nehme ein Härte- Wort nicht übel, aber ick bitte doch immer wieder, davon über» zeugt zu sein, daß die Regierung ja selber das allergrößte Inter esse hat, die Sache zur Zufriedenheit zu regeln; w>r a beiten den ganzen Tag daron — es sind in den Ministerien v elc Herren, die sich fast den ganzen Ta: au sicht eßlich mit der Kohlensrage bejowstigen, nach Berlin telegraphiere»: und telephonieren, dal»«»» und dorthin reisen —, wir können wnkuch weiter nichts tun. ats d >ß »vir diesen Fragen mit Fleiß nachgelwn und uns bemühen, die Sack»' zur Lösung zu bringen, und ich hoffe daß eS diesen Bemühungen gelingt, die Frage besser zu löc» wie im vorigen Jahre. Sta«t«»i»ister v. Lehdewitz (nach den stenographisckcn Niederschriften): Meine -sehr geehrten Herren! Gestatten Sic nur nur ci« ganz kurze Ergänzung meiner vorigen Au-führnngcn, die einer Bemerkung des Hrn Abg. Hosmann gegenüber notwendig er scheint. Er hat angeführt, daß er angeregt habe, cS möchten SOO bis 1000 Mann sür , raunkohlcnwerke ausgctricbcn »verden, dann w rdc dcr Bedarf in der Hauptsache gedeck sein. Ich hab« in meiner ersten Rede Ihnen dargelegt, daß Anfang diese- Monat- 260 Mann gestellt worden sind nnd jetzt vor wenigen Tagen 470 Mann, das macht zusammen 730. lAbg. Philipp: 69 davo» sind wieder »veg!) Davon ist mir nichts bekannt. Tic angcg bene Ziffer von 730 Mann deckt sich so ziemlich mit dein von Hrn. Abg. Hofmann angegcbencn Er-ordernls. Freilich sind die Mann schaften erst vor nicht langer Zeit angctrcten, das ist gewiß sehr bedauerlich, aber m'lckärisckcrseit- wird angeführt, daß die ge- ficllten Gefangen n früher nickt vorhanden waren, da sie erst in den letzten Wochen gen,acht wordcn sind. Ein gewisser Teck wird später noch Nachkommen. Denn die Gesangenen sind tellwci e in einem Zustande cingcbrackt worden, der sie zu schwerer Arveit nicht geeignet rsck ine » ließ; sie sind teilweise derart verhungert an^rkommen, daß sie erst eine Zeit lang gefüttert werden müssen, bis sie arbeit-fähig »verden. Wenn da- geschehen ist, steht M lwffen, daß dann noch mehr Kräfte überwiesen »verden könn u und dan ck dc n Mangel gründlich abgeholfen wird Mehr als man hat, kann man nicht geben, und wenn d«S Militär beftiimM
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