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Sächsische Staatszeitung : 27.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191711272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19171127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19171127
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-11
- Tag1917-11-27
- Monat1917-11
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 27.11.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. 1917. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doenges in Dresden. Nr. 6. 37. ordentlicher Landtag. II Kammer. 4. öffentliche Sitzung am 26. November 1917. Beginn: 3 Uhr 7 Minuten nachmittags. Am Regierungstische: Ministerialdirektor Exzellenz I)r. Roscher und andere Negieruugskommissare. Stus der Tagesordnung steht: Allgemeine Vorberatung über den Ant rag Andrä und Oien., Kartoffelanbau- flache betreffend. (Drucksache Nr. 15.) Der Antrag lautet: Die Kammer wolle beschlichen: die Künigl. Staatsregicrung zu ersuche», 1- in Anbetracht dessen, daß die Kartossclanbausläche im Deutschen Reiche und im Königreiche Sachsen in bedrohlichem Umfange znrück- gcgangen ist und sich während der Kricgszeit immer mehr herausgestellt hat, daß keine andere Feldf'ncht die Kartvssel er sehen kann, mit allen Mitteln eine Begnnstignng des Mehr- anbaueS von Kartosseln zu erstreben, um eine genügende Siche rung der menschlichen Ernährung zn schassen; 2. die hohe Erste Kammer zum Beitritt zn diesem Beschlusse ei»',»laden. Abg. Andrä (kons.): Tas; der Antrag heute bereits behandelt wird, dafür sind wir dem Direktorium dankbar, denn wir halten den Antrag für dringend. Das; die Kartoffel als menschliches Nahrnngsmittcl das Wertvollste bedeutet, das unterliegt keinem Zweifel, hat schon früher keinen» Zweifel unterlegen, aber die Erfahrungen des Krieges habe»» den Wert der Kartoffel als menschliches Rahrungs- mittel anf das klarste herausgehoben. (Sehr richtig', rechts.) Auch für die Landwirtschaft ist die Kartoffel eines der wert vollsten Erzeugnisfc und die Kartoffel eine Frucht, die in» Ver hältnis zu den Getreidearten und Futterpflanzen die höchsten Nährstosswerte ergibt mit Ausnahme der Futterrüben und der Zuckerrüben, »venu auch nicht allgemein in allen Lagen und in aller» Böden, aber in dem größeren Teile des Deutscher» Reiches. Die Kartoffeln sind an» höchsten verdaulich, und deshalb ist die Kartoffel geradezu ein tlniversalnahrungsmittel. Tas ist auch von den Forschern unwiderleglich bewiesen worden. Stets ist die Forderung gestellt worden, eine möglichst hohe Kartofsel-Anbanfläche in» Deutschen Reiche sicherznstellen Aber wir müsse»» zu unserem Schrecken und Bedauern seststcllen, das; gerade das Gegenteil in den letzten Jahren eingetreten ist. Redner weist dies zahlenmäßig nach, auch der» Rückgang der Kartoffcl- ertrüge. Für 1917 haben wir im besten Falle mit 34,3 Mill. 1 Kartosselertrag zu rechnen. Die Gründe des Rückgangs sind nicht schwer zu erkennen. Sie liege» einmal zweifellos ü» der falsche» Preispolitik bei den Kartoffeln in» Jahre 1915 nnd 191V, die eine»» großen Teil der Landwirte geradezu verprellt hat, ferner in den Fütterungsvcrboten usw. und dam» nicht zum wenigsten in der entschieden zn geringen Saatmcnge, die auf den Hektar zur Beringung gestellt wurde (Sehr richtig! rechts), und die zum Teil durch einzKne Kommunawerbände den Landwirten »nieder auch noch abgenommen wurde mit dem Bcrsplechcn, sie wieder zur rechte;» Zeit zu ergänzen, mid die daun an manchen Stelle» in einer Weise ergänzt wurde, dir selbstverständlich die größte nnd berechtigtste Unzufriedenheit bei den Landwirten Hervorrufen mußte. (Lebhaftes Sehr wahr! und Sehr richtig! rechts.) Tam» ist weiter zweifellos für die geringe Anbaufläche in den beiden letzten Jahre»» die Bestimmung mit ausschlaggebend gewesen: der Land wirt darf 40 Ztr. für den Hektar Anbansläche verwenden. Zur Berechnung dieser Anbaufläche diente nicht etwa das zn be stellende Areal in der» betreffende»» Anbanjahren, sondern die Anbaufläche deS vorhergehende» Jahres. Tas rächt sich »un in ganz erschreckender Weise, und ich glaube, »vir haben alle Ursache zur schleunigsten Umkehr und zu einer radikalen Umkehr von den jetzt vorliegenden Bestimmungen. Nur dadurch werden »vir in der Lage sc.n, sür das nächste Jahr einigermaßen erträgliche Zustände zu schaffen. Ma» sollte unbedittgt versuchen, die Kartvsicl-Aubaufläche aus l Mill, Im un nächsten Jahre zu steigern. Ich befürchte aber, nachdem ch mir die Sache »ach verschiedene» Richtuttge» hm berechnet habe, daß cs nicht »täglich sein wird, 4 Mill, lln mit Kartoffel»» zn bepflanzen, aber mindestens3>^ Mill lln müsse»» meiner Ansicht »ach »»bedingt im nächsten Frühja.re mit Kartoffeln bepflanzt werden. Tie Viehbestände sind etwas verringert worden; das ergibt die Viehzählung. Die Kuhzahl ist zurückgegangen, und nur die Jtmgvichbeständc sind etwas zahlreicher geworden, also die Stallmchprodnktion ist nicht in demselben Umfange möglich. In diesem Jahre kam» Stroh säst gar »richt e.»gestreut werde», und außerdem ist das Futter crr Tiere so ciwc.ßarm, daß der Mert des Stalldüngers nnd der Jauche mindestens gegenüber früher bezüglich se.ncs SbckstvffwtrtcS zurückgegangen ist. (Sehr richtig! rechts.) Zu dem kommt noch hinzu, daß msolge Kohl-n- mangcls, Arbeiter mangels und Wagenmangcls die Versorgung der dcutschcn L andwirtschast »nit Thomasmehl, Kamil, Kali usw. leider nicht in den» Umfange »eie cs unbedingt notwendig wäre, möglich ist, und schließt ch, daß die Stickstosswcrkc, die künstlichen Dünger Herstellen nnd von denen man gehofft hatte, daß sic in diesem Jahre schon die Landwirtschaft vollständig mit Stickstoff würden vcnehei» können, von der Heeresverwaltung bezüglich ihrer Pro duktion so in A sp.uch genommen werden, daß sie höchstens 15 bis 20 Proz. des frühere» Stickstosfbcdarfcs der Landwirtschaft liefern können. Es ist also eine » ch nnd »ach cintrctcndc voll- stättdigc Erschöpfung des Bodens unausbleiblich, und dadurch werden natürlich alle Bodenerträge geringer werden, nicht nur die Getreidecrträge, sondern auch die Kartvffelcrträgc werde» ganz erheblich znrückgchen. Rn» kommt anßerdem »och hinzu, daß infolge der Trockenheit im Deutschen Reiche nicht nur das Brotgetreide einen Fehlbetrag aufwe.st bezüglich der Versorgung der Bevölkerung, sodaß eine Streckung des Brotes mit Kartoffel» notwendig ist, sondern, daß weiterhin auch die Sommcrgetrcide- crnt, Gerste nd Hafer, so gering ausgefallen ist, daß jedenfalls nicht nur d e Beschaffung von Saatgut für nächstes Jabr, sonder» auch die Versorgung der Heerrspscrde und der ini Jnlandc verwend ten Pferde ungchcucr schwierig wird. Tic Kar toffel nmß jedenfalls auch hier mit helfend cingreifen. Tem Ernteergebnis von 3t,3 Mill. Tonne»» »miß ich gegenüber- stellen, wie diese Ernte verbraucht wi»d und wie sie ver- braucht werden möchte Da rechne »ch zunächst einmal 15 M U. Selbstverbraucher »nit einen» Kartosielverbrauch von 4,5 Mill Tonnen nnd 10 Mill. Hee»esangebörige »nit cmcm solchen von 2,5 Mill.- Tonnen. Tan»» rechne ich 40 M ll. Verbraucher mit einem Verbrauch vou 7,2 Mill. Tonnen. Dann mnß man un bedingt — üb rechne dabei »nit Absicht wenig, un» überhaupt m t »»einen» Voranschläge ausznkommeu — mindestens 1» Proz. Ab gang rechnen (Abg. Bär: D s ist sehr wenig!), da? sind die Kartoffeln, die zum Essen zn klein sind, die angcsault oder an- gesrcssen sind und die zur Versütternng gelange«, das sind 3,4 Mill. Tonnen. Daz»» kommen noch 10 Proz. Abgang durch Fäulnis, Atmung, Frostschaden usw., das sind wieder 3,4 Mill. Tonnen. Hur Brennerei werden 2,15 Mill. Tonne» ge- braucht. Dieser Spiritus »vird nicht zum menschlichen Genuß verwandt, sondern zu 05 Proz. der Heeresverwaltung znm Zwecke der Munitionscrzeugung geliefert. Für die Brotsircckimg kommen noch 3,6 Mill. Tonnen Kartoffeln in Betracht Wie denkt man sich nun die Ergänzung und die Vergrößerung der letzigen Anbansläche, die jetzt nnr 2,65 Mill, da betrage»» hat? Infolge der schlechte»» Ernte wnd es nicht möglich sein, soviel Gerste- und Kaser-Saatgut zur Verfügung zu stellen, daß die Lcmdwirte besonders in denjenigen Gegenden, wo eine schlechte Hafer- oder Gcrsteernte gemacht worden sind, ihre Felder, wie sic gewöhnt sind, vollständig mit Sommergetreide bestellen können. Wenn ich rechne, daß vielleicht 0 Proz. der Anbauslächc infolge Mangels an Saatgut nicht bestellt w.'rden, so würden das un gefähr 52OOOO Inr fein. Außer dein nmß man auch damit rechnen, daß auch bezüglich der Mischsrüchte und dcS Menggetreidcs Snat- mangcl besteht und daß man vielleicht 1OOOG» Im von dieser An- banslä fe zun» Kartoffelanbau verwenden kann Tann müßte un bedingt angevrdnct werden, daß im Jahre 1918 leine Brache ge halt » werden sollte und das; vielleicht 25 Proz. davor» mit Kartoffeln angebant werde» müßtc», das würden ebenfalls 320000 Im sei». Tann könnte man vielleicht noch an eine Ver kürzung der Rüben- und Futterpflanzen Anbansläche denke»» mit rund 110000 ll», sodaß »»»an also, wenn »»an die 2,45 Mill. Im Anbansläche dazunimmt, auf eine Anbauslächc von 3'- Mill, Wc kommen würde. Wie soll das erreicht werden? Soll da? der deutschen Landwirtschaft als ein bestimmter Zwang aufcrlcgt werden? Tas ist unmöglich. (Sehr richtig! rechts ) Vielmehr müßtc »»an zunächst unbedingt sür die Ernte UNK einen genügend hohen Mindestpreis sür die Kartoffeln sestsepen. Man mußte un bedingt dafür sorgen, daß die nötige Menge Saatkartoffcln sür alle zu bestellenden Flache» sicher beschafft werde». (Zuruf rechts: Tas ist die Hauptsache!) Man könnte vielleicht sür die Mehranbansläche, die der betreffende Landwirt zur Ver fügung stellt, bis zum Höchstbetrng sirr den Hektar von 250 M. oder 2,50 M. sür den Ar bezahlen, oder man tönntc viel leicht die Pstanzkartosfcln für den Mchranban zn billigeren Preise»» liefern, etwa 3 M sür de»» Zentner, oder mau gibt für jeden Hcllar Mchranban 120 M. Prämie oder sür den Ar 1,20 M. Tas; etwa die Gcsahr eintrctci» könnte, daß durch den Anbau von 3'/, Milleine Überproduktion an Kartoffeln cintrctcn tönntc, dasibraucht man im Ernste »licht anzunchmen, denn es steht doch zu. eisellos fest, daß infolge der Minderung der Fruchtbar keit des Bodens uns in Anbetracht dessen daß ein großer Teil der Fläche in Brache gelegt »verden »miß, da nicht mit Stall dünger und genügend tünstiicüem Tunger gedüngt »verden kann, die Kartoffelernte wohl schwerlich eine zu große im Jahre 191^ »verden »vird. Wir sind aber unbedingt der Sicherung der Volks.rnäbrnng diese Maßnahme schuldig. »Bravo! rechts.) Reaiclnngstommmar Miiiistelialdiretw'. Wirk» Geh. Rat Ur. Rosche» (nach den stenographischen Rieoerschriften»: M. H.'. Die Königl. Staatsregiernllg hält den Gegenstand des heutigen Antrages sür sehr »richtig. Ich erinnere daran, daß im August 1008 in dki» „Prenßischen Jal/rbücheti»" Prof Hans Tel- brück einen Aufsah verönentlichte, in dem gesagt Ivar: Selvst wem» unsere Heere den an Zahl überlegenen Heeren Frankreichs, Rußlands und Englands stcmdhaltcu würden, so würde» doch englischen Schiffe »ms die Enfuhr unserer vom Anslauoe be nötigte»» Nahrungsmittel ganz abschneiden und uns damit dem Verhungern preisgeben tonnen. Diese trübielige Ansicht TclbrückS berücksichtigt nicht zwei »richtige Umstände: einen, der das Turch halten unserer Feinde erschwert, die Unterseeboote, und einen anderen, der unser Turchhaltcn erleichtert, die Kartoffel. »Sehr richtig! rechts.) Tas Nichtbciücksichtigeu der Unterseeboote kann dem Verfasser jenes Aussatzes nicht zum Vorwnrf gemacht »verden. Tenn im Jahre 1008 hatte Deutschland 1 Uuterseebot, Frankreich 50, England 40, Rußland 29. Taten der feindliche» Unterseeboote hat di: Geschichte nicht verzeichnet (Sehr richtig!), »rührend sie die Wirkung der deutschen Unterseeboote in bezug aus die vclgcllungsweisc erfolgte Einschränkung der Nahrungs- mittcl unserer Feinde jedenfalls für alle Zeiten fcstlcgen wird. Gegen die cutmutigcndc Ansicht Telbrücks wurde schon im Jahre 1908, also sechs Jahre vor Beginn des Weltkrieges, von einem Beamten des Vereins Deuts,1er Spiritnssabrikantcn, I'r. Behrend, ein kleiner, aber inhaltsvoller Anfiatz veröffentlich» mit der bezeichnenden Überschrift „Tie Kartoffel im Kriege". Ur. Behrend, der bei» Ausbruch des Krieges nicht mehr erlebte, wies darauf hi»», daß »vir in der Kartoffel einen Rückhalt Hütten, der uns in vieler Beziehung über unsere Gegner »seit hinaus erhöbe. Er kennte daran erinnern, daß die durchschnittlichen .nartoffcl ertrage Tcutschlauds von einem Hektar iir den sünf Jahren 1888,92 nur 95 <1-. betrugen, ii» den fünf Jahren 1903 »»7 aber reicht ch 131 <1/.. Tcntschland ist bekanntlich das kartonelrcichstc Land der Erde. Rußland bat zwar eme greßcrc Anbau fläche sür Kartoffeln, aber weit . geringere Erträge, nicht bloß nach der Gesamtsumme, sondern vor allrn Dingen auch im Verhältnis zur Anbaufläche. Während »vir in» Jahre 19t3 vom Hektar 135 ckx durchschnittlich ernteten, brachte es Rußland damals nur aus .74 cir, also aus etwas mebr als die Hälfte Tic Kartoffel ist ja eine-? linkerer wichligstcn Levensbedurs- nisie. Tie Besiedelung EmopaS, wie sie jetzt stattnndet, insbc sondere auch TcutichhmdS, wäre völlig undenkbar, wenn wir nicht die Kartoffel hatt-n. Und doch ist die Kartoffel erst seit etwa 2»"> Jahren bei »ins angebant. In dieicr Beziehung bat Sachsen die Ehre, an» frühesten vorgeschritten zn sein. Ungefähr im Jahre 1717 wurde mit den» Anbanc bei uns begonnen. Preußei» folgte erst etwa 21 Jabrc später nach, nnd hier mußten vielsacb, auch durch Friedrich den Großen, dessen Verdienste anf diesem Ge biete nicht genng zu würdigen sind, Zwangsmaßrcgeln angcwen dct »verden. Namentlich wurde der Anbau der Kartoffeln durch die in« Jahre 177o herrschende gewaltige Hungersnot gesördcrt und verallgemeinert. Tat; der Anbau der Kartoffeln bis zu einer Meercsböhc von 1OOo in möglich ist, »»»eist msbcjonder.' der ge birgige Teil unseres Sachsens wobl zu würdigen. Turch die Kartoffel wurde die Häusigkcit und Schrecklichkeit voi» Hungers nötcn wesentlich verringert. So »st es wohl zn begreifen, daß Matthias Eiandius. von den» das köstliche, noch immer gesnngcnc Rhcinweinlitd hcrstannnt, anch der Kartoffel em beute »loch viel gesungenes Lied gcw dmct hat. N d einer der Beste»» nnsercs Eachscnlandes, Ludwig Richter, hat beide bezügl chc» Gedichte Matthias Claudius' durch köstliche Bilder, die jetzt noch zn Tausenden in» Volke umgehen, ver herrlicht. Run, n». H, im besondere»» zn den» Antrag Andrä Der Antrag Andrä beschäftigt sich »nit der Frage, »vie für die nächst jährige Ernte eine ausreichende Kartosfel-Anbanstäcbe sichcrgestcllt werden kam». Er geht also rwn der Voransjetzmig ans, daß ein weiterer Rückgang der Kartoffel-Anbaustäche sur das nackme Iah» zu befürchten ist Wie bereits in der Begründung des Antrags hervorgehvben wurde, beschäftigt sich mit der gleichen Frage eine Denkschrift des Kriegsan-sckttisses de. dcntjchcn Landwirtschaft übe» die S'chernng unserer Volksennihrung. Tie Denkschrift versucht die Möglichkeit nnd Notwendigkeit einer Steigerung unserer Kartoffelernte nn» etwa 10 Mill, t, nachzuwcisen nnd fordert die Erhöhung der Anbansläche»» nm etwa 1 Mill, Im, gleichzeitig ausreichende Rückstellung von Saatgut in unseren beste»» nnd ertragreichsten Sorten. Tic den» Anträge gegebene Begründung läßt erkennen, daß sich die Wünsche des Hrn Antragstellers in einer ähnlichen Richtung bewegen. Die Stellungnahme, welche die Regiernng hierzu cinnimmt, ist, wie sich bei den» starten Zuschußbedarf Sachsens an Kartoffeln ohne weiteres ergibt, voi» der Beurteilung der nächstjährige»» Erntc- aussichtcn im gesamten Gebiete des Reiche, abhängig. Es »vird sich deshalb nicht sowohl un» besondere Maßnahmen der sächsischen Regierung als darum handel»», ob von hier ans den zuständigen Zentralstellen eine entsprechende Anrcgnuq gegeben »verden sott oder wie sich die sächsische Regiernng gegenüber den vor- getragcuen Wünschen verhalte»» »vird, die selbstverständlich an maßgebender Stelle längs» bekannt sind und eingehend geprüft »verden. Tic jur cmen weiteren Rückgang de: »tarwffclcrliägc in« nächsten Jahrc geäußerte»» Befürchtungen gründen »'ich aus die Erfahrungen des letzter» Jahres. Nach der amtlichen Statistik soll die Anbauslächc de» Kartoffeln vou 3,57 Mill da inr Jalzrc 1915 aus 2,8 Mill. I>, in» Jahre 1''16 und am 2,37 Mill. 6» in» Jahre 1917 gefallen sein. (Hört, hört!) ^b aber diese Ziffern ein zutreffendes Bild geben, ist sehr zweifelhaft Na mcntlich der starke Abfall der Anbaufläche von 1015 zu 191«,, den die Statistik ergibt, beruht mindestens zu cincm erheblichen Teile aus einer veränderte»» Ermittelung der Anbauslächc. Es batle sich in dem ersten Kncgsjahrc herausgcstctlt, daß die Ermittelung der Anbauslächc ganz allgemein zu Ziffcru geführt batte, die zn hoch waren. Es in deshalb bereite für 1915 eine nachträg liche Ermittelung durch Individual Festsetzung angevrdnct wordcn. bei der sich die Ziffer sur die Kartencl-Aubausläckie um 22 Proz niedriger stellte, als bei der Anbauflächen Erhebung Anfang Juni 1915. Ist die nacötrüzlichc Erhebung richtig, so würden also in» Jahrc t'»15 nicht 3,57 Mill. h», sondern nnr 2,79 Mill, Im mit Kartoffeln bebaut gewesen sein, mithin annähernd dieselbe Fläche, wie sic sür oas Jahr 1''0> nach dcr gleichen Method-, sestgcstcllt wordcn ist Ein auffälliger Rückgang würde hiernach mir von 1916 zn 1917 aus der Slatntik »ich ergeben. Immerhin mnß darauf hingcwiekcn werden, das; auch die Ziffer sür 1917, die gegenüber den» Vorjahre elwa ",1 Mill, da Ive Niger Anbam'läcbr avswcif», dnrchc.u:- nicht unbestritten is: Für Sachsen find die entsprechenden Zmern der Jahre 1''lo 17 102592 In» und 92902 I i», »voraus sich eil» Rückgang »Ml etwa 9 Proz. ergeben würde, dcr dem des ReichrdurchichnittS ent spricht. Selbh wenn man die Richtigkeit dieser Ziffern in Zweifel zieht, Wird man aber in jedem Fall eine gewisse Vcrmindcnma der Anbaufläche sür Kartone!»» in» Jahre 1''17 zugebcn müssen Es ist alio zn fragen, ob ein weiterer Rückgang sür das nächste Jahr zn befürchten ist und ob durch Maßnahmen dcr Regierungen dieser weitere Rückgang aufqehaltcn »verden kann, womöglich aber eine-erhebliche Steigerung dcr nartoffcl Anbau'lächc zu er zielen ist. Wenn im Jahre 1'17 eine kleinere Fläche mit Kartoffel»» be stellt wordcn ist, so darf der Grund hierfür vornehmlich in dc» ungenügenden und verspäteten Versorgung mit Saat- tartoffcln gejucht »verden (Sehr richtig!) Tie Ernte dc Jahres 1'»16 war bekanntlich eine ausgesprochene Mißernte. Wu waren gezwungen, m weitem Umiaugc anch die Saatkartoffcl- Bcstände zur Versorgung dcr Städte mit heranzuz-chei', und waren insolge der schlechten Transport Verhältnisse und des ernsten Mangels au wirklich brauchbaren Saatkartoffcln bei weitem nicht in der Lage, das Bedürfnis dcr Landwirtichaft nach Saatgut ausreichend zu befriedige»». Es darf angenommen werden, daß dieses dcr wichtigste Grund sur die Verminderung der Anbauflächen gewesen in. Aller Voraussicht nach wirr er im nächsten Jabrc nicht nütsvrccheu. Tic Vcrwrgung mit Saatkartoffcln ist planmäßig vorbereitet und wno aller Voraussicht nach die Laudwirtschait in die Lage fetzen, ihren Bedarf in» nächst.»» Frühjahre rechtzeitig voll m decken. Tic Re gicrung schenkt dicwr Ausgabe volle Aufmcrtic.mkcit und wird alles daran setzen, um den im letzten Frühjahre jo schwer cmpsnndcncn .Nangel an Saatkartoffcln nicht »vicdcr cmtrete» -n laffcn. Wrd für die Kartoffeln auch im nächsten Jabrc cin aus lömmliclzcr Preis frühzeitig scslgcsel.it, woran niest zu zweifeln ist. io fehlt cii» ersichtlicher Grund, der den Landw-rt veranlagen konnte den Kartoffelanbau zu beschränken Wollte man darüber hinans einen besonderen Anreiz bieten, d:c Kartone! Anbaufläche erheblich zu vergrößern, so ffagt es sich, auf Kosten welches anderen fcld mäßigen Anbaues diese Vergrößerung vor sich gehen sott. Tie Winterfrucht kommt hierbei nicht in Bc tracht. Es konnte sich also nur un» eine weitere Beschränkung dcr Scmmcrsrucht oder dcs RübeuaubancS handeln, wenn inan durch künstliche Mittel den Kartoffelanbau weiter ausdcbncn wollte. Hierbei ist aber zn bedenken, daß die Aussichten sür eme reichliche Bestellung dcr Felder »nit Sommergetreide, namcutl:cb mit Hafer und Gerste leider ohnehin durchaus nicht gnnsnz sind. Ter geringe Ausfall dcr diesjährigen Ernte an Hafer und Gerste bringt cs »nit sich, daß cs gerade hierfür inr nächsten Früh jaüre sehr an Saatgut fcblcn »vird. Anch ist zu bedenken, daß die Vcnimhung, die Gersten-Anbaufläche m vergrößern, sehr viel geringe, geworden ist, nachdem die dcmErbaucr früher belassenen WProz dcr Ernte in die öffentliche Bewirtschaftung cinbczogcn sind. Tast die Kartoffel Anbausläck^ rugunsten eines erweiterten Rübenanb ane s beschränkt »vird. wird sich wohl durch den immer sühlöarcr weidenden Mangel an geeigneten Tüngestofien von selbst ver bieten, da die Rübe Hotiere Anwrücbc an die Tunaung stell» als die Kartoffel. Ganz anders ivücde sich aUerdmgs die Frage dann stellen, wenn, »vie man nach den Ergebnisse!» dcr Statisti: Linnclmicn könnte, tatsächlich giößcre, landwirtschaftlich nutzbare Flächen im letzten Jahre unbestellt geblieben wären. Nach dieser wären allein m Sachsen im Jahre 1917 '»951 6.» un genutzter Ackcrstächc begen geblieben. (Hört! Hort!) Cs wäre von größtem Werte, solck»e Flä.1>en, soweit irgend möglich, sur den Kartoffelanbau nutzbar zu mache»». Cs muß aber stark bc zweifelt werden, ob tatsächlich eine so große Ackcrstächc unbcnutz' gcdiicben ist. Möglicherweise Guidclt es sich hi r lediglick, ode» fas» ausschließlich um die nach den, Wirt'chastsplanc namentlich in» Gebirge übliche Brache, die keineswegs obne weiteres zn» Bcpstanznng mit Kartoffeln twrangezogcn werden tann. Wenig stcns sind die gehörten Sachscrstn 'digen darüber einig, daß keineswegs in Sachsei« oder in andere»» Gegenden dcs Dcutschcn Reichcs wirtlich nennenswerte Ackcrstächc»» insolge dcr ein getretenen Virtjcbasts Erschwerungen m lmwirtschaftlichcr Weise bisher unbestellt geblieben sind. Hierüber sind jedoch dc Erortcrnngcu, die aus Vceanlaffung dcs Ministeriums der Landeskutturrat angcstcl't bat. nocb uicdt völlig abgeschlossen. ^bnc einer endgül.igen Stclllmgnahme vorzngrciscn, glaubt daher das Ministerium, daß sür das nächste Jab» ein Rückgang der Kartoffel Anvansläcbc, der zn ganz anßerordcnilicheu nnd du Reichstage schwer belastenden Maßnahmen Aulaß geben müßtc'. kann» zn befürchten ist. Immerhin ist ve> dcr außcrordcntlichcuc Tragwcitc der Fragc dic Rcgicrnng gc»n bcrcit, aus cmc weitcrc Crortcrung einzngch-n nnd deren Ergebnis lec ihre, sndgültigen
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