Der Bautzener Bürgereid aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts (ältestes sorbisches Schriftdenkmal), Auszug ; VLa 44149 Y olee Oie Oenkmler sörbschen Schrff Die Sorben wurden im 9. und 10. Jahrhundert von den deutschen Feudal herren unterworfen und waren von dieser Zeit an ein sozial und national unterdrücktes Volk. Aus diesem Grunde konnte sich keine sorbische feudal höfische und städtische Kultur entwickeln und im späteren Mittelalter kein sorbisches Schrifttum entstehen. Die ältesten sorbischen Sprachdenkmäler reichen bis in das Ende des 15. und in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Das erste und wichtigste Schriftdenkmal ist der Eid der sorbischen Bewohner Bautzens auf den Rat, den Bürgermeister und den Herrscher. - Für die nationale Literatur ist aber erst die vollkommene Übersetzung des Neuen Testaments in den Sorauer sorbischen Dialekt von Bedeutung, die Miklaws Jakubica im Jahre 1548 beendete. Dieses Werk wurde von den Herrschenden weder beachtet noch gefördert, deshalb konnte es auch nicht gedruckt werden. Ähnlich erging es vielen anderen sorbischen Werken jener Epoche, wie z. B. der bedeutenden Übersetzung des „Wolfenbütteier Psalters“, die zur Zeit Jakubicas vorgenommen wurde. - Außer diesen schriftlichen Belegen findet man sorbische Wörter und Namen in deutschen gedruckten Büchern, so z. B. im botanischen Buch „Hortus Lusatiae“ des Kamenzer Phy- sikus J. Francus aus dem Jahre 1594 oder im mehrsprachigen Wörterbuch des Hieronymus Megiser aus dem Jahre 1605.