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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.02.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191102035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19110203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19110203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-02
- Tag1911-02-03
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28 Freitag, den 3. Februar Frankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks- 70. Jahrgang. begründet 1842. AMM für die MM DichiyimamiW IW, dar MM Amtsgericht mS den Mrat zu ImkeMg i. Kl. 1911 Becantwortlichcr Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. So. — Druck und Verlag von E G Roßberg tu Frankenberg i. Sa. »rfchetut an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 S6 H, monatlich 50 Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats 5 früherer Monate 10 H. BeRellnnge« werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen Anzeigenpreis: Die «-gesp. Petitzeile oder deren Raum 15 H, kei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" t« Rcdaktionsteil« 35 Z. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiedcrholangsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. Kai Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b H Extragebahr berechnet. Inssraten-Annahme auch durch all« deutschen Annoncen-Expeditionen. A«» Kvstzev Zett. Chronologische Bearbeitung der Ereignisse <970/71. Aon Arno Roßberg. Am 6. Februar dauerte die Beschießung von Belfort fort und hofften die Deutschen nach Verlaus von zwei Tagen die Festung nehmen zu können. Trotz aller Friedenserwartungen wurden dem deutschen Heere große Truppentransporte aus der Heimat zugesührt. Versailles, den S. Februar. Die Abgabe der Geschütze und Waffen der Armee hat am 7. be gonnen. v. PodbielSki. Insgesamt betrug die Zahl der aus Frankreich ausgewiesenen Deut schen 110000 bis 120000. Die Wenigsten hatten Schadenersatzansprüche geltend gemacht, aber bei den Wenigen handelte es sich teilweise um Vernichtung großer Betriebe, deren Verlust nachweisbare Schädigung um Millionen bedeutete. Eine treffende Antwort würde Olivier zuteil. Hierüber folgender Bericht aus damaliger Zeit: Paris. Vor einigen Wochen hieß es, Emile Olivier habe vor einiger Zeit an König Wilhelin ein Schreiben gerichtet Die Pariser Zeitung „Temps" veröffentlicht nun diesen Brief. Olivier sagt darin, der Krieg sei durch eine dem Kaiser Napoleon, wenn auch unabsichtlich, angetane Beleidigung entstanden, und da er, Olivier, an Gott glaube und Gott stets Frankreich schütze, so glaube er auch an den endliche» Triumph Frankreichs. Darauf hat ihm (lt. Wien. N. Fr. Pr) Graf Bismarck mit folgendem Schreiben gedient: Der König hat Ihren Brief nicht erhalten, aber ich glaube Ihnen antworten zu können, daß, da Sie an Gott glauben, Ihr ganzes Leben nicht hinreicht, ihm auf den Knien um Verzeihung für das Unheil zu bitten, das Sie Ihrem Lande zu- gesijgt haben. Am 8. Februar verlegte Prinz Friedrich Karl sein Hauptquartier nach TourS. — In Frankreich' sanden die Wahlen zur Nationalversamm lung statt. — Am 1. Tage der Waffenauslieserung (7. Febr.) wurden 80 Feldgeschütze und 140000 Gewehre an die Deutschen abgeliesert. Am gleichen Tage war noch die Einnahme der Vorwerke von Belfort zu verzeichnen: Bourogne, den 8. Februar. Die in Felsen erbauten detachierten Forts Haute-Perche und Basse- Perche heute genommen, wozu die Laufgräben teilweise in Felsen ge sprengt werden mußten und bei dem jetzigen Tauweltcr unter Wasser standen. v. Tresckow. Versailles, den 9. Februar. Die Forts Haute-Perche und Basse-Percbe vor Belfort wurden am 8. diesseits in Besitz genommen. Die Abgabe der Geschütze und Waffen der Armee von Paris hat am 7. begonnen. v. Podbielski. Ein 'Abteilung Pommern wurde nahe der Schweizer Grenze gefangen genommen, aber bald wieder sreigelasjen. — Am 11. bezahlte die Stadt Paris in Versailles die ihr auserlegte Kriegskontribution von 2oO Mill. Fres. In Dieppe rückten am 13. Febr 4000 Preußen ein. Am gleichen Tage fand in Paris die Eröffnung der Nationalversammlung statt, wäh rend der es zu groben Lärmszencn kam, als Garibaldi das Wort erbat. Belfort wurde ani 13. unter Androhung schärfsten Bombardements durch General v. Tresckow zur Uebergade aufgesordert. — Nach einigen Beratungen und aus die telegr. Aufforderung durch die französische Re gierung ergab sich dann die Festung. — Die Deutschen hatten vor Bel fort vom 3. November dis 13. Februar ca. 52 Offiziere (tot 12) und 1500 Mann (tot 244) verloren. Inzwischen hatte sich Paris wieder einigermaßen von dem schweren Schlage erholt und ein wirtschaftlicher Aufschwung war unschwer zu er kennen. — Die Gesamlabliesernng der Waffen aus Paris betrug 200000 Gewehre, 602 Feldgeschütze und von den FortS 1357 Kanonen. Die Zahl der Wallbüchsen war nicht zu kontrollieren. Lie Elsässer und Lothringer protestierten gegen Annexion seitens Deutschlands. Versailles, den 16. Februar. Der Kaiserin und Königin in Berlin. Heute hat Belfort kapituliert, unter freiem Abzug der 12000 Mann starken Garnison. Der Waffenstillstand ist bis zum 24. verlängert. Wilhelm. Versailles, den 16. Februar. Der Waffenstillstand ist bis zum 24. Februar mittags l2 Uhr ver- ängert und auf den südöstlichen Kriegsschauplatz ausgedehnt; unsere Truppen behalten die Departements Doubs und 6Sts ck'or, sowie den ' rötzten Teil des Jura-Departements besetzt. Die Festung Belfort wird mit dem zur Armierung des Platzes ge- .-enden Material übergeben und am 18. durch die diesseitigen Truppen ..setzt. Der ca. 12000 Mann starken Garnison ist in Anbetracht ihrer tapferen Verteidigung freier Abzug mit militärischen Ehren bewilligt worden. v. Podbielski. ve; Wrerr Aon. * In der Dankiagung des deutschen Kaisers für die ihm in so reichem Maße dargebruchten Glückwünsche zu seinem Geburtslage findet sich eine Stelle, die für das Inland wie für das Ausland in gleicher Weise bedeutsam ist. Sie lautet: „Ich hoffe zuversichtlich, daß es unter Gottes Schutz auch in Zukunft gelingen wird, das durch die Einmütigkeit der deutschen Fürsten und Stämme geschaffene und in den ver gossenen vier Jahrzehnten kräftig geförderte Werk im fried- .tchLti Wettbewerb mit den anderen Kulturvölkern weiter zu befestigen und auszubauen zum Segen des teuren Vakerlan- dek" Das ist ein politischer Hinweis für die innere, wie dir äußere Richtung unserer Politik. Die nächsten Reichs tagswahlen, die spätestens binnen Jahresfrist stattgefunden haben müssen, werfen, wie wir aus den ReichStagSbebattrn ersehen, Henle schon ihre Schatten voraus und bei den man cherlei Zwischenfällen der letzten Zeit ist wohl schon in vielen Bürgerkreisen die Frage aufgeworfen, ob bei einem unerwünsch ten Wahlresultat nicht etwa ein Konflikt austauchen und die gesetzgeberische Tätigkeit inS Stocken gerate', könn:--. Ter Kaiser hegt solche Befürchtungen sür die Zukunft nicht, er vertraut auf einen weiteren gesegneten Ausbau des Reiches. Es wirkt erfrischend, wenn in kritischen Zeiten ein solches hoffnungsvolles Wort von der höchsten Stelle fällt, nachdem wir so viele dunkle Prophezeiungen gehört haben. Der Kaiser erhofft diesen Ausbau des Reiches „im friedlichen Wettbewerb mit den anderen Kultur völkern". Auf diese Worte gerade ist voller Nachdruck gelegt, sie entsprechen an Wert der gleichen Wendung in einer Thronrede zur Reichstagserüffnung. Und sie sind heute auch wohl angebracht, denn, wir wir seit dem Herbst, seit dem Be suche des russischen Kaisers in Potsdam, wiederholt aus fremdländischen Zeitungen entnommen hiben, wird die deut sche Friedensliebe in hohem Maße verdächtigt. Und trotz aller gegenteiligen Ausführungen, trotz aller Darlegungen des Kanzlers im deutschen Reichstage haben diese Angriffe nicht verschwinden wollen. Die Engländer kamen mit ihren Be- hauvtm.gen, Deutschland stecke hinter dem geplanten Bau der holländischen Seefestung Vlissingen, die Franzosen hatten gar den Argwohn, Deutschland wolle die „Tripelentente", das Verhältnis zwischen Frankreich, Rußland und England, spren gen. Zu allen diesen Unterstellungen hatte die deutsche Reichs- rrgierung weder bestimmte Pläne, noch konnte sie solche haben, denn ein Vorschreiten auf diesem Wege müßte zu einem eu ropäischen Kriege führen. Da ist es denn in jedem Fall angebracht, daß der Kaiser unsere auswärtige Politik als eine solche darstellt, die sich auf dem Boden des sriedlichrn Wett bewerbes mit den anderen Kulturvölkern bewegt. Diese Worte schließen allen Zweifel aus. Es sind augenscheinlich Personen an der Arbeit gegen Deutschland, die nicht öffentlich hervorzutreten wünschen, denn die offiziellen Kreise in Paris und London sind weit entfernt von der Nervosität, die sich in den Zeitungen widerspiegelt. Sollte etwa der russische Botschafter von Iswolski in Paris, der frühere russische Minister des Auswärts« und alte Gegner des Dreibundes, seine Finger mit im Spiel haben? Wir wollen das nicht ohne weiteres onnehmen, eine Tatsache ist aber j denlallS, di ß der französische Minister des Aus wärtigen, Pichon, allen Aufforderungen der Pariser Journale, sich energischer in der internationalen Politik zu betätigen, sorgsam aus dem Wege geht. Das alte Uebel des Chauvi nismus, von dem die Pariser Kreise so häufig schon heim- gesucht wurden, macht sich eben wieder einmal breit, man kann es an der Seme schwer ertragen, nicht in jeder Tages frage an der Spitze zu stehen. Das erstreckt sich vor allem bekanntlich auf Deutschlands neue Beziehungen zu Rußland. Hier ist aber Frankreich gar nicht aus^eschaltet, es ist ihm vielmehr aus Petersburg alles Notwendige mitgeteilt worden. Es ist im Gegensatz zu der Pariser Auffassung sehr erfreu lich, daß an die Stelle der früheren Unruhe an den leitenden Stillen der Politik in Pacis, London und Petersburg die volle Besonnenheit getreten ist welche vom friedlichen Ar beitsleben alle Störungen fernhält. Mögen die Staaten dauernd im Zeichen des friedlichen Wettbewerbes der Kultur- nalionen stehen, wie unser Kaiser sagte. Vom Reichstag. 119 Sitzung am 1. Februar nachmittags 1 Uhr. DaS anfangs sehr schwach besetzte Haus setzt die dritte Lesung der Retchswertzuwachssteuer fort. Die 88 23 bis37 wer den unverändert angenommen, nur 8 26 mit einem Zusatzantrag Dr. Weber (natl.), wonach die Verwaltung der Zuwnchsfteuer durch die von der Landesregierung hierzu bestimmten Stellen er folgen soll. 8 37», wonach die Entscheidungen der obersten Ver waltungsgerichte über die Auslegung dieses Gesetzes in einer ge meinsamen Veröffentlichung zur allgemeinen Kenntnis gebracht werden sollen, wirv nach dem Kompromißanlrag Graf Westarp (kons.) gestrichen. Die folgenden Paragraphen bis einschließlich 8 48 werden in der Fassung der zweiten Lesung unverändert an genommen. Nach 8 49 erbalten das Reich 50, die Gemeinden 40 und die Bundesstaaten 10 Prozent des Ertrags der Steuer. — Göhre (soz.) beantragt, dem Reiche nur 30 Prozent zu geben, wovon se^s Millionen sür die Veteranenbeibilfe verwendet we den sollen, und den Gemeinden 60 Prozent. — Abg Cuno (Bp->: Wir lehnen den Antrag ab, da dem Reiche sonst so wenig übrig bliebe, daß der Umsatzstempel nicht oeseitigt werden könnte. Den Gemeinden, die mehr als 2000 Einwohner zählen, sollen drei Viertel des Anteil« an der Steuer verbleiben, die von den in ihrem Bereich befindlichen Grundstücken amkommt. — Abg. Dr. Weber (natl.) polemisiert gegen die Sozialdemokraten, die das ganze Gesetz ablehnen, trotzdem aber darin die Veteranenbcihilse festgelegt sehen wollen. — Nach einer Eiitgegnung des Abg Göhre erklärt Staatssekretär Wermuth: Wir können in diesem Gesetz die Veieranenbethilfe nicht sestiegen, das muß im Etat geschahen. Verringern Sie den Anteil des Reiches, so kann an den Abbau deS Umsatzstempels nicht gedacht werden. — Nach einer Erwide rung de- Abg. Dr. Potthofs (Vp) und einer nochmaligen Ver sicherung dcs SchatzsekretärS über die Auchebung des Umsatz- stempels wird 8 49 unverändert angenommen. Nach 3 49» sind die Gemeinden berechtigt, Zuschläge zur Wertzuwachssteuer mit Genehmigung der Landesregierung zu er beben. Die Zuschläge dürfen für die verschiedenen Grundstücks arten verschieden festgesetzt werden. — Abg. Cuno beantragt, daß die Zuschläge auch nach der Dauer de- für die Steuererhebung maßgebenden Zeitraum- verschieden festgesetzt werden dürfe«. Dieses Zugeständnis müsse man der Selbstverwaltung der Ge meinden billigerweise machen. — D-r Paragravh wird mit dem Antrag Cuno angenommen. Die 83 42 b bi- 54 bl-iben unver ändert. — Abg. Cuno beantragt die Wiederherstellung deS in zweiter Lesung gestrichenen 8 54» über die Fideikommisse. — Der Antrag wird abgesehnt. 8 55 wird unter Ablehnung eine- fort schrittlichen Antrags, der die Ermächtigung des BunveSrat-, ge wisse Rechtsvorgänge für steuerpflichtig zu erklären, einschränken will, unverändert angenommen, ebenso der Rest de- Gesetzes. Als letzten Paragraphen b-antragen die Sozialdemokraten einen 8 58, wonach mit dem Inkrafttreten dieses Gesetze- da- Zündwarensteuergesetz erlischt. — Abg. Brey (ioz.) begründet unter großer Unruhe de- HauseS diesen Antrag. Der Antrag wird abgelehnt und da- ganze Gesetz in der Gesamtab stimmung mit 199 gegen 93 Stimmen bet 20 Stimmenthal tungen endgültig angenommen. Darauf wird die am Montag abgebrochene Debatte über Petitionen wegen Revision deS JmvsgesetzeS und einer Denkschrift über die Jmpfsrage fortgesetzt. — Abg. Sachse (soz.) tritt für die Jmpfgegner ein. — Geheimer Rat v. Zedlitz wendet sich gegen die Meinung deS Vorredners, daß ein polizeilicher Zwang durch das Gesetz nicht beabsichtigt sei. — Abg. v Damm «wirtsch. Bg.) bekämpft den physischen Zwang. — Abg. H-rmann iVp ) verlangt vor gesetzgeberischen Maßnahmen eine objektive Prüfung. — Abg Faßbender (Zentr.) widersetzt sich einer solchen Nachprüfung nicht. — Abg. Hahn (kons.) stimmt dem An trag zu, zur Klärung eine Kommission einzusetzen und eine Denk schrift auSzuarbeiten. — Geheimrat Kirchner weist auf den günstige» Erfolg des Impfzwangs hin. — Darauf vertagt sich das Haus. Montag 2 Uhr: Interpellation wegen Ueberschwem- mung deS deutschen Geldmarkts mit ausländischen Aktie«. Zweite Lesung des GerichtSoersaffungSgesrtzrs. Gr« «s« «rl» osr MV It-tzven. Zum Jahresfest des Zweigvereins vom Evangel. Bund in Chemnitz hielt der jetzt in Dre-deu im Ruhestand lebende Herr Oberkirchenrat Fischer, der früher al» Seelsorger i« Frankenberg und in Oberwiesa wirkte, später alS EphoruS rege Beziehungen zu unserm Bezirk hatte, einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über das Thema: Ein Prinz von Sachsen al« Kirchensürst vor 100 Jahren. Der Redner führte nach der CH. A. Z. folgendes aus: Erst kerzengrades Auftreten, dann jämmerliches Umfinken — wie ost haben wir es in der katholischen Kirche erlebt. Das Vatikanische Konzil 1870 hat eS gezeigt. Zwei Männer, die uns als evangelische Sachsen nahe angehen, haben auch den zweifelhaften Ruhm gehabt, „sich löblich unterworfen zu baden", der eine vor kurzem, der andere vor hundert Jahren. Die Schilderung der Bekchrungsgeschichte dcs Herrscherhauses und des Anteils, den Prinz Christian August von Sachsen- Zeitz, „dei gefährliche Kardinal", daran gehabt hatte, sührte über zur Darstellung des Lebensbildes eines Prinzen, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderis alS Kirchensürst hervorge treten war: Clemens Wenzeslaus, der 1739 geboren, mit 22 Jaheen Priester, b ld Bischof von AugSburg nnb Ellwangen und 1768 Eribischof von Trier geworden war. Euergievoll in der Verwaltung, den Aberglauben bekämpfend, die Lasten der Bewohner menschenfreundlich mildernd, den Protestanten in seinem Lmde freien Aufenthalt gewährend, vor allem darin, daß er da- Schulwesen kraftvoll reformieren will, ist er uns sympathisch. Stärke gegen Rom bewies er freilich nicht, als er seinen Weih« btschof Johann N.colaus von Hontheim, den Verfasser der Schrift über den Zustand der Kirche und die Macht des PapsteS. zum Widerruf deweaen wollte. In seinem Auftreten gegen die Reformen Kaiser Joseis II. halte er lein Glück. Die „Emser Punktatton", die er mit drei anderen deutschen Erzbischöfen gegen den Papst beschlossen, und deren Durchführung den Ultramontani-mus au- Deutichland verbannt dätte, wagte er aus einen Verwe-- deS Papstes nicht aufrechtzuerhalten, er unterwarf sich. Die französische Revolution war dann die erste Ursache, daß er sein Erzbistum verlor und nun, ost in Dresden als eine populäre Persönlichkeit weilend, im Genuß reichlicher Pensionen, still sein Bistum Augs burg und Ellwangen verwaltete, bis er 1812 starb. M't Notwendigkeit fühlten die Gedanken von diesem Prinze« zu Prinz Max und seinem Aufsatz über die Wiedervereinigung der Kirchen, den er allein aus Liede zu seiner Kirche geschrieben, und der uns erst Freude erweckt über das mannhafte Auftreten, dis wir den Bcrwsser wenige Wochen darauf zu den Füßen de- Popstes sehen. Was macht dieses Hervortreten dcs Prinzen, dessen Folgen er doch kennen mußte, begreiflich? Die Freude seine- Herz-ns über seine geschichtliche Enid ckung. Aber dann machten sich die anerzogenen Ai fchauungen gelteod, und er unterwarf sich. Dies alles berahit auch uns, weil der Prinz nicht endgültig auf seine Zugehörigkeit zum KönigSkauS verzichtet hat, und diese sofort Bedeulung gewinne» würde, wenn er je einmal der „letzte P inz" de« Königshauses sein sollte. Wir sind durch seine Demütigung und durch die Schmähung des Königs von selten des Monsignore Matthies mit unserm Königshaus auch selbst gekränkt. Unser Volk bat wieder wohrnehmi n können, wie Rom eigentlich ousfieht. Was wrden nun gewisse Kreise tun. die >nS nicht begriffen, so dein mit Rom liebäugelten? Wir sind auf der Hut, die Schliche Roms aufzudecken. Wir bitten aber auch: „Laß die Wahrheit uns bekennen, Die unS siet und froh gemacht; Gib. daß wir « n cht lassen können, Habe Du die Uebermacht!" »rnllcdrr «»a Ztcdritcder, Frankenberg, 2. Februar 1911. Ltchtmek- Lichtmeß ist heute. Der Tag besitzt, wenn man den Bauernregeln :r. eu darf, auf das Wette, großen Einfluß.
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