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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 27.06.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191106271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19110627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19110627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-06
- Tag1911-06-27
- Monat1911-06
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Man erwartet, daß das neue Ministerium bis DienStag, spätesten» aber Mittwoch gebildet werden wird. Als aussichtsreichster Kandidat wird nach wie vor der bisherige Finanzminister Caillaux betrachtet. Generalissimus, der Elsaß-Lothringen für Frankreich zurück- rrobern würde! Die einttttcude Neuerung in Frankreich wird für uns Deutsche keine Bedeutung haben, solange in Paris die Er kenntnis von der furchtbaren Verantwortung eines Krieges besteht. Aber für die französischen Verhältnisse selbst ist sie nicht gleichgültig, denn die Armee, die seit der Dreyfus-Affäre immer neue Zwistigkeiten mit den bürgerlichen Gewalten hatte, bekommt jetzt Oberwasser. Der Oberbefehlshaber wird in den Augen vieler Franzosen über die Person des Präsidenten der Republik heraustreten, und sie werden in ihm mehr den Repräsentanten der Republik sehen, wie den bejahrten Herrn Armand FalliSreS. Natürlich wird nur ein solcher General diesen Posten erhalten, dessen republikanische Urberzeugungs treue über jedem Zweifel erhaben ist, aber niemand wird ver hindern können, daß die auf Avancement rechnenden Offiziere sich eifrig an ihn herandrängen. Vor allen Dingen werden aber die bonapartistische und orleanistische Partei die Wendung für sich auszunützen suchen, und bald genug wird der Ruf erschallen, warum der Leiter des französischen Volkes in Waffen nicht aüch Präsident der Republik sein soll? Bisher hatte die jetzige Republik nur einen Offizier als Präsidenten, nämlich in den achtziger Jahren den Marschall Mac Mahon. Frankreich bleibt das Land der Seltsamkeiten, und kein Mensch in Paris hat jetzt an diesen Ministerstur; gedacht. Das Ministerium ist sehr stark rot gefärbt, und es fällt durch ein Mißtrauensvotum der radikalen Kammermehrheit, weil der Kriegsminister sich dagegen aussprach, die höchste mili tärisch« Macht vor aller Welt in die Hände eines einzigen Mannetz zu legen. Gerade davon wollten im Andenken an Boulanger die französischen Radikale« lange nicht» wissen, bis äußere Rücksichtnahmen, Schlagworte sie jetzt anderer Meinung machten. Eingebrockt habe»« sie sich die Suppe, und nun werden sie dieselbe auSessen müssen. Denn, das dürften sie bald genug erkennen, den künftigen Generalissimus der gesamten französischen Armee können sie nicht behandeln, wie jetzt etwa der Kriegsminister Goiran behandelt worden Erscheint au jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 k>0 monatlich SO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats S früherer Monate 10 Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstaltrn Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Bersand wöchentlich unter Kreuzband. planer Zsido. Berlin, 24. Juni. Im Falle Jatho wurde heute folgen des Urteil gesprochen: Das Spruchkollegium für kirchliche Angelegenheiten stellt nach seiner freien, aus dem ganzen In begriff der Verhandlungen und Beweise geschöpften Ueberzeu- gung kraft § 11 deS Kirchengesetzes, betreffend das Verfahren bei Beanstandung der Lehre von Geistlichen vom 16: März 191V fest, daß eine weitere Wirksamkeit des PfatterS Jatho (Köln) innerhalb der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen Preußens mit der Stellung, die er in feister Lehre zu dem Bekenntnis der Kirche einnimmt, unvereinbar ist. (Pfarrer Jatho leugnet das Vorhandensein eines per sönlichen Gottes und die Gottheit Jesu.) Jatho hatte in seinem Schlußwort gesagt, er versichere, daß er voll und ganz ans dem Bode« der Religio« Acht Christi stehe, sollte er trotzdem verurteilt werden, so würde er dies nicht nur für seine Person, sondern noch viel mehr im Interesse der ganzen Küche, besonders aber seiner Kölner Ge meinde, die ihm das Liebste sei, was er auf Erden habe, un endlich bedauern. Er sehe sein größtes Glück in der herz lichen Anhänglichkeit seiner Gemeinde, was gerade jetzt ganz besonders zutage getreten sei. Er verkenne nicht die Schwie rigkeiten des Hohen Spruchkollegiums, gebe sich aber der Anzeigenpreis r Lie s -gefp. Petttzeil« oder deren Raum 1b bet Lokal- Anzeigen 13 im amtlichen Teil pro Zeile 40 -Eingesandt" im R-daKionstetl« SS Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für WiederholungSabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. 8Ml Nachweis und Offerten-Annahme werden Sb - Extragebühr berechnet. Jnferaten-AnnahMe auch durch alle deutschen Annoncen-Expeditionen. Vee Senersllrrlmnr. * Wonach vor zwanzig Jahren in Paris der General Boulanger zunächst strebte, anerkannter Oberbefehlshaber der französischen Armee schon in Friedenszeiten zu werden, das wird an der Seine binnen kurzem verwirklicht werden. Der Vizepräsident des obersten Kriegsrates und Gouverneur von Varis (Präsident dieser Körperschaft ist das jeweilige franzö sische Staatsoberhaupt), zurzeit der General Michel, wird Generalissimus sür Friedens- und Kriegszeiten; die zu Bou langers Zeiten bestehende Befürchtung, der erste General der Republik könnte sich leicht zum Diktator aufwerfen, findet bei der Volksvertretung keine Stätte mehr. Und das alles hat der heutige Kriegsminister Goiran mit sein« Bemerkung ver ursacht, Frankreich brauche für seine Armee keinen einzigen Oberbefehlshaber, wie ihn Deutschland in seinem Kaiser besitze, der OberkriegSrat genüge. Auf die Bevölkerung hatte das Eindruck gemacht, obwohl tatsächlich seit 1871 so gehandelt worden ist; nun gerade soll der Generalissimus auf dem Plane darum erscheinen. Man muß an das charakteristische Wesen der Franzosen denken, um die hiernach eingetretene Ministerkrisis zu begreifen. Wenn auch der Kriegsminister Perrier als Vertreter des noch immer ans Krankenzimmer gefesselten Ministerpräsidenten Monis durch seine Unklugheit vor der Deputiertenkammer die Sache verschlimmerte, der Rücktritt des Kabinetts wäre nach allem, was vorangegangen war, doch nur eine Frage der Zeit gewesen. Das Franzosentum klammert sich zu gern an Worte und erhitzt über diese sich ost weit mehr, als über Taten. Napoleon I. war ein militärisches Genie, Deutschland hatte im Borjahrhundert feinen Moltke, und die Republik sollte heute mit einer Heeresleitung von einem halben Dutzend Männern rechnen? Nein! Alle Möglichkeiten von Staats streichen verschwanden vor dem berauschenden Zukunftsbilde, einen General zu erhalten, der vielleicht einmal die Revanche träume erfüllen sollte. Ein Kammerredner pries schon den Hrrrensksmpfe. Roman von M. «rSst« v. Küna«. 8 —>->>- MatzdruS »«rot«.) Willenlos ließ sie sich fortführen. Sie fühlte sich ganz krank von der Aufregung der letzten Tage, ihrer heimlichen Abreise. Ihre aufflammende Energie lähmte die traurige, aber unerschütterliche Festigkeit, die er ihrem Willen entgegensetzte. Zum ersten Male überwältigte sie die gräßliche Gewißheit, daß es sich wirklich tun einen Abschied fürs Leben handele, daß all ihr Ringen und Stemmen gegen das Geschick doch nutzlos bleiben werde. Schweigend legten sie den Weg bis zum Bahnhof zürück. Harry gab das Telegramm auf. Freda sah zu, während er schrieb. Sie sägte kein Wort, aber ihr schmerzlicher Blick traf ihn härter, als die leidenschaftlichste Klage. Der Wartesaal mar überfüllt. Auf Harrys Bitte schloß man ihnen den leeren Damensalon auf. Freda drückte sich in eine Sofaecke. Harry bestellte Essen für sie. Aber sie vermochte keinen Bissen zu ge nießen. Hand in Hand saßen sie nebeneinander. Er be-- antwortete ihre verzweifelten, abgerissenen Klagen nur mit zärtlichen Liebesworten. All ihr Drängen, daß er ihr wenigstens schreiben solle, sie beide auf eine bessere Zukunft hoffen wollten, fand bei ihm nur liebevoll aus weichende Trosteswvrte. Er konnte und wollte ihr Leben nicht an sein unklares Geschick binden. Der Kellner zündete das Gäs an, trug die unberührten Speisen wieder fort. Das ernste, traurige Gesicht des eleganten jungen Herrn, die verweinten, verstörten Züge der hübschen Dame musterte er mit flüchtiger Neugier, Ergreifende Abschiedsszenen sind in Hamburgs Wärtesälm nichts neues, es regte sich niemand darüber auf. „Der Zug muß jetzt gleich einfahren," sagte Harry. Freda zuckte nervös zusammen. „Willst Du hieMeiben, oder soll ich Minen Vater lieber allein empfangen?" Freda nickte. „Du gehst aber nicht heimlich fort? Du kommst wieder zurück?" „Ich gebe Dir mein Wort, ehe ich Dich nicht sicher Sei Deinem Vater weiß, verlasse ich Dich nicht." Sie lehnte sich Wieder in ihre Sofaecke zurück. Seelische Leiden und körperliches Ucbelbefiudcn vereinigten sich zu einer trostlosen Apathie, die sie vollständig lähmte. Der Zug fuhr in' di« Bahnhofshalle ein. Harry musterte die Aussteigenden. Fast lMtc er in der gebeugten Gestalt, die auf ihn zutrat, die früher fo stramme, mar tialische Figur'des Generals nicht erkannt. Er erschrak noch mehr, als er in das vergrämte Gesicht sah. Um Jahre gealtert erschien es ihm. „Freda ist hier?" Harry bejahte. „Ich brauche Wohl nicht zu versichern, daß ich von Fredas Kommen keine Ahnung gehabt habe. Ich traf sie gegen vier Uhr am Alsterbassin. Seitdem sitzen wir im Wartesaal des Bahnhofs." Der General neigte zustimmend den Kopf. „Ich glaub: Dir," sagte er kurz. „Wie schwer Vin ich gestraft worden sür meinen Leichtsinn, daß ich Eure Verlobung zugab. Was habe ich mit dem unglücklichen Kinde durchgemacht! Aber heute, als wir merkten, daß sie heimlich fortgereist ist — das war das ärgste." „Hoffentlich hat es sonst niemand erfahren?" .Der General zuckte die Achseln. „Verschweige einer etwas in solcher kleinen Stadt. Vermutlich pfeifen es die Spatzen von den Dächern." Ehe sie die Tür des Wartesaals erreichten, blieb Harry stehen. „Du wirst Freda keine Vorwürfe machen?" bat er. Der General lächelte bitter. „Du brauchst -nichts zu befürchten. Das Kind ist gestraft genug — vielleicht für ihr ganzes Leben um ihrer törichten Liebe willen. Was fragt sie jetzt wohl viel nach meinen Reden!" Als die Herren eintraten, sprang Freda auf und hing sich an Harrys Arm. „Hier können wir nicht Reiben," sagte der General. „Wir wollen in das nächste anständige Hotel gehen." — Zu Hohendorf gewandt fuhr er leise fort: „Sieh zu, daß Hw dann bald fortkommst, damit der Jammer ein Ende nimmt." Sie erkundigten sich beim Portier nach den Zügen. Aber heute ging keiner mehr in die Heimat zurück. Deri General und Freda mußten die Nacht in Hamburg bleiben. Der Portier des Hotels versprach ihnen neben nn ander liegende Schlafzimmer. „Den Salon oben können die Herrschaften auch benutzen. Dort sind Sie ganz allein. Im ersten Stock wohnt nur noch der Kammerherr des Erbprinzen von Z., Graf Rotenburg. Er will nach Nor derney fahren, um eine Villa für die Herrschaften zu mieten." Der General nickte zerstreut. Ihm war der Kammer- Herr, sein Erbprinz und die Villa in Norderney ganz gleichgültig. Um so besorgter Ivar er wegen seines Kindes. Freda war totenblaß, ihre Augen seltsam starr. Als sie oben in dem Salon zusammensaßen, stockte das Gespräch immer wieder. Man hörte das angstvolle, schnelle Atmen des jungen Mädchens, das eintönige Ticken der Stutzuhr auf dM Kamin. i Ein qualvolles Beisammensein Harry verständigte sich durch einen raschen Blick wi dern General. Er stand auf und näherte sich Freda. Eik zog ihre kalten Hände an seine Lippen, dann küßte er ihre Stirn, ihre Augen, die sich unwillkürlich fest schlossen, als könnten sie ihm den letzten Abschiedsblick nicht zurück- gebeü. „Leb wohl —" sastke er ganz leise. Dann machte er sich sanft aus ihren Armen, di« sie leidenschaftlich um seinen Hals klammerte, frei. Mit einigen schnellen Schritten erreichte er die Tür. Ein gräßlicher, jammervoller Schrei gellte ihm nach. Mit stockendem Atem blieb er eine Sekunde zögernd stehen. Noch einmal derselbe Jammerlaut, nur herzzer schneidender. Er preßte die Hand vor die Augen und lief den langen Korridor hinab. Freda stieß die Hand ihres Vaters zurück, die nach der ihren gegriffen hatte. „Laß mich fort! Ich will nicht von ihm lassen. Ich muß ihm nach. Du sollst mich nicht hindern." Sie riß die Tür auf. Ihr gelöstes Haar hing uni ihr totenblasses Gesicht. Sie stürzte im Korridor vor einer Zimmertür am Ende des Ganges nieder. In ihrer Ver zweiflung schlug sie mit dem Kopf gegen die Wand, ein lautes, krampfhaftes Schluchzen schüttelte ihren Körper. Sie hörte auf keine Bitten und Zureden des Vaters, der sich verzweifelt über sie beugte. Der General brachte es bei ihrem Widerstand nicht fertig, sie aufzurichten und zurückzuführen. Jedes seiner Worte vermehrte nur ihr Schluchzen. Ratlos sah der General sich um. Er wollte eben rufen, als sich eine Zimmertür öffnete, und ein Herr, von dem lauten Jammern erschreckt, sich ihnen näherte. „Die Dame ist leidend?" fragte er höflich. „Kann ich behilflich sein?" „Meine Tochter hat einen nervösen Anfall. Wir smb auf der Reise. Wenn Sie mir helfen wollen, sie in ihr Zimmer zu tragen, wäre ich Ihnen sehr dankbar." Der Herr sah mitleidig in das verstörte Gesicht de alten Mannes, dann auf die znsa»nnengebrochenc Gestalt des jungen Mädchens. „Ich werde sie allein tragen. Bitte, zeigen Sie mir den Weg," sagte er. Er hob Freda auf. Er schien die Last kaum Kj spüren. Das blasse, tränenüberströwte Gesicht lag an seine« Schulter. Unter.den langen Wimpern perlten noch imms« große Tränen hervor, der kleine Mund zuckte nervös., (Fortsetzung folgt.) Dienstag, den 27. Zuni 14« 1811 Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger begründet 1842. 70. )ahrgang. -«MM fir die MM -MWlm«nM IlU das MM MM! Md dm Mimt z« IrMmlaz i. A. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Berlag von C- G- Roßberg in Frankenberg i. Sa.
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