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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 27.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190108274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19010827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19010827
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-27
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 27.08.1901
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Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich KWsk-Allzeiger sm Kohn-och Ködlitz, Kernsdorf, Küsdors, A Mi-ien, Keinrichrort, Mriennn u. Wsen. Amtsblatt für den Stadlrat zu Lichtenstein. - - 51. Jahrgang. - — — - Nr. 199. Dienstag, den 27. August ^«.77»""^" 1901. Dieses Bian erscheint täglich (außer Sonn« und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179,alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten« Korpuszcile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die sgespaltene Zeile 15 Pfennig. Der Gumbinner Prozeß hält die öffentliche Meinung fortgesetzt in Atem. Die Erregung über das gegen Marten ausge sprochene Todesurteil wächst eher, als daß sie sich vermindert. Die Phantasie der Bevölkerung hat sich der Sache bemächtigt und sieht Elephanten, wo Mücken fliegen. Allerhand Gerüchte tauchen auf, denen allen das Eine gemein ist, daß sie aus der Stimmung zu gunsten des Verurteilten ge boren sind. Niemand will begreifen, daß ein Mensch auf ein so bedürftiges Belastungsmaterial hin mit dem Tode bestraft werden soll. Wenn die Unmöglichkeit, für die Spanne von sechs Minuten Zeit seinen Aufenthalt nachzuweisen, genügen soll, um einen Verdächtigen zum Schuldigen zu stempeln, dann ist in der That kein Mensch mehr sicher, der das Unglück hat, wegen eines Ver brechens beargwöhnt zu werden. In diesem Ge dankengange findet sich die gesamte Presse von der äußersten Linken bis zur äußersten Rechten zu sammen. In der Beurteilung des Urteils herrscht also Einmütigkeit ; nicht so in . den Schluß folgerungen, die gezogen werdend An ge wissen Stellen wird der Prozeß Marten zum An laß genommen, um gegen die ganze Militärgerichts barkeit Sturm zu laufen. Sie ist sicherlich so wenig ideal, so wenig von Mängeln frei, wie irgend etwas anderes auf der Welt, aber die An griffe, die jetzt dagegen gerichtet werden, haben zum größten Teil denselben Fehler wie das Urteil, das sie hervorgerufe« hat: Sie beruhen nicht auf That- fachen, sondern auf Vermutungen. Anlaß zu einer gewissen Freude darüber haben nur die bürgerlichen Gerichte, die auf einmal mit einem viel günstigeren Lichte beleuchtet werden. Kein bürgerlicher Richter fall durch irgend etwas in gleichem Maße beein flußt werden wie die militärischen Mitglieder des Kriegsgerichts durch den militärischen Geist. Daß dieser jedoch auch über bürgerliche Richter Macht gewinnen kann, zeigt ein merkwürdiger Vorfall, der sich dieser Tage in Thorn abgespielt hat. Dort wurde die Vernehmung dreier Bürger als Zeugen mit der Motivierung abgelehnt, daß durch ihre Angaben das Zeugnis eines preußi schen Offiziers nicht erschüttert werden könne. Politifche TageS-Aundschau. Deutsches Reich. * Wie der „Reichsanzeiger" mitteilt, hat der Kaiser den deutschen Aerzten, Krankenpflegern und Krankenpflegerinnen, welche im Burendienste den Dienst in den Lazaretten übernommen hatten, ferner dem Konsul Biermann in Pretoria und dem Konsul Dr. Stollreither in Bloemfontein, dem Missionar Sandrock in Springfontein und dem Eisenbahndirektor Albers in Lourenco-Marques die Rote Kreuz-Medaille 3. Klasse verliehen. * Der Reichskanzler Graf Bülow wird der Begegnung des Kaisers mit dem Zaren bei wohnen. * Prinz Tschun ist an Bord des Dampfers „Bayern" in Genua eingetroffen. Der Prinz reist mit Sonderzug nach Berlin weiter. * Vielleicht die teuer st e Landkarte der Welt hat nach der Köln. Ztg. die Regierung Sachsens soeben fertiggestellt. Diese zeigt, wie der Boden in Sachsen beschaffen ist, aus welchen Ge steinen oder Verwitterungen er besteht, ob Lehm boden oder fruchtbare Ackerkrume aufliegt, ob das Erdreich durchlässig ist oder wie sonst der Unter grund beschaffen ist, ob Metallgänge oder Kohlen lager und Bergwerkslager sich unter der Erde hinziehen usw. 123 einzelne Kartenblätter gehören zu diesem großen Ganzen, deren jedes 30—40 000 Mark kostet. * Gnadengesuch für Marten. Wie dem „Berl. Lokalanz." von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, haben sämtliche Mitglieder des Gumbinner Kriegsgerichts sofort nach Fällung des Urteils ein Gnadengesuch an den Kaiser um Um wandlung der über Marten verhängten Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe gerichtet. * Die Kölnische Zeitung fordert angesichts des überaus traurigen Gumbinner Militär gerichtsprozesses fortan eine unausgesetzte Beaufsichtigung seitens der Vorgesetzten, um durch rechtzeitige Beseitigung eines krankhaften Gliedes den ganzen Organismus vor schlimmer Ansteckung zu bewahren. Offiziere, die durch übertriebene Schneidigkeit, gepaart mit sprunghaften Launen und auf die Spitze getriebene Strenge die Dienst freudigkeit bei den Soldaten ersticken, dürften nicht geschont werden, sondern müßten vielmehr ent schieden entfernt werden, unbekümmert um ihren Namen, ihre Herkunft, sowie ihre sonst vielleicht guten militärischen Eigenschaften.- Di« - Verant wortung für jene im Gumbinner Prozeß zu Tage getretenen Dinge fallen dabei nicht allein auf den schuldigen Offizier, sondern auch auf höhere Dienst stellen, die mit rechtzeitigem Eingreifen zurückge halten haben. * Das Reoisionsgesuch Martens wider das gegen ihn gefällte Todesurteil stützt sich u. a. auf den Paragraphen 68 der Militärstraf gesetzordnung, wonach die Osfiziersmitglieder des Oberkriegsgerichts vom Gerichtsherrn alljährlich vor Beginn des Geschäftsjahres für das Gericht zu bestellen sind. Es soll dies bei einem militärischen Beisitzer, und zwar bei demjenigen, der durch Fragen am meisten in die Verhandlungen einge griffen hat, nicht zutreffen. * Das Urteil des Oberkriegsge richts in Gumbinnen wird heute Montag eine Volksversammlung in einem der größten Berliner Säle beschäftigen. Den Bericht hat der Sohn des verstorbenen Reichstagsabgevrdneten Liebknecht, Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht, übernommen. Frankreich * Anläßlich des Z a r e n b e s u ch s in Frank reich beabsichtigt Pariser Blättern zufolge Präsi dent Loubet, alle von dem obersten Gerichtshof Verurteilten zu begnadigen. Türkei * Ein Jrade des Sultans verfügt, daß die französische Quaigesellschaft in Konstantinopel in der Ausübung ihrer Rechte nicht gehindert werden solle. Der französisch-türkische Konflikt scheint damit beendet zu sein. Südafrika * Da die Schlagfertigkeit der englischen Sol daten versagt, sollen die Buren durch den Hunger aus dem kapländischen Bezirke Queenstown, wo sie eingedrungen sind, verjagt werden. Kitchener be fahl, alle Geschäfte im Bezirke von Queenstown zu schließen und alle Güter, welche für den Feind möglicherweise von Nutzen sein könnten, in gewisse, genau bezeichnete Städte zu schaffen. Den Be wohnern des Landes ist verboten, mehr Lebensmittel zu besitzen, als für eine Woche erforderlich ist. — Wie die großen Zahlen der angeblich toten Buren entstehen, darüber schreibt ein Deutscher einem Breslauer Blatt: Die Buren haben meistens zwei bis drei Pferde. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn nach einem Gefecht viele leere Pferde herum laufen. Die Engländer bilden sich dann ein, daß zu jedem Pferde ein Reiter gehörte, der nunmehr tot ist. * In der Kapkolonie, unweit der süd lichen Meeresküste, haben die Engländer in einem Kampfe mit den Buren 19 Mann verloren. Aus Stadt und Land. Lichtenstein, 26. August. * — Bei dem Preisschießen in Crossen erzielte Herr Privatus Wilhelm Brosche in Lichten stein auf „Meisterscheibe frei" mit 47 Ringen einen Preis. Auch auf „Festscheibe frei" errang genannter Herr mit 35 Ringen den ersten Preis. * — Marienfäden, im Volksmund „Alt weibersommer" genannt, durchziehen die sonnigen Auen, — ein neues Zeichen des sich meldenden Herbstes. * —. Die Zahntechniker, die nicht gleich zeitig alle vorkommenden zahnärztlichen Verrich tungen übernehmen, gehören einer Entscheidung des deutschen Handwerks- und Gewerbekammer tages zufolge zum Handwerk, da die zahn technischen Arbeiten schließlich keine höhere Ge schicklichkeit erforderten, als die der Kunsthand werker, der Optiker, Goldschfinede rc.' * — Der Verbandstag Sächsischer Gewerbe- und Handwerkervereine findet am 29. und 30. September in Glauchau statt. *— Am 1. Oktober treten die neuen gesetzlichen Bestimmungen über den Meistertitel in Kraft. Alsdann dürfen den Meistertitel in Ver bindung mit der Bezeichnung eines Handwerks nur Handwerker führen, wenn sie in ihrem Ge werbe die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erworben und die Meisterprüfung bestanden haben. Die Abnahme der Prüfung erfolgt durch Prüfungs kommissionen. Die Bildung dieser Kommissionen muß in nächster Zeit vollzogen werden, da mit dem 1. Oktober d. I. ihre Thätigkeit wird beginnen müssen. Die höheren Verwaltungsbehörüen ernennen die Mitglieder, welche aus einem Vorsitzenden und vier Beisitzern bestehen, jedoch erst nach Anhörung der Handwerkskammern. *— Recht bemerkenswert — so schreibt der „Vogtl. Anz." — ist das Verhalten der von der Großfinanz abhängigen Federn in Sachen der Leipziger Bank. Die 80 bis 90 Millionen, die man verpulvert hat, sind bei Börsengeschäften verloren gegangen, die mit den zahlreichen Grün dungen der Trebertrocknungsgesellschaft zusammen hingen. In wessen Taschen müssen die vielen Millionen geflossen sein? Wo mögen sie stecken? Die Großfinanz muß darüber am besten Bescheid wissen. Aber läßt man davon das Geringste ver lauten? Nicht die leiseste Andeutung wird dem Publikum zu teil; dagegen paukt diese Presse mit einem Eifer, der stutzig machen muß, immer und immer wieder mit betäubendem Lärm auf die un fähigen Direktoren und Anfsichtsräte los, die sich die vielen Millionen haben abknöpfen lassen, als wolle man die Aufmerksamkeit immer nur auf diese lenken, um andere desto besser hinter den Kulissen verschwinden lassen zu können. Ueber die Schuld der Direktoren war vom ersten Tage kein Zweifel; auf sie loshauen, heißt leeres Stroh dreschen. Das leere Stroh kümmert uns jetzt wenig, — wir wollen wissen, wer die außergewöhnliche reiche Ernte eingeheimst hat. Aber gerade das soll nie mand wissen. Das Publikum wird wie gewöhnlich, mit blindem Lärm und tönenden, nichtsnutzigen Phrasen — abgespeist. *— Bernsdorf. Auf frischer That ertappt wurde in der Nacht zum l8. d. M. der 24 Jahre alte Bergarbeiter Robert Wagner aus Oelsnitz i. E., als er im Begriffe stand, einen EinbruchdiebstahlS
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