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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190305244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19030524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19030524
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-24
- Monat1903-05
- Jahr1903
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 24.05.1903
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Wochen- md Nachrichtsblatt zugleich MW-AWW für Kohndorf, Ködtttz, Zernsdorf, Msdors, St. Wien, Keimichsort, Mrienan n. Mlfen. Amtsblatt für den Ktadlral zu Lichtenstein. »3. Jahrgang. Nr. 118. »-V--»»» Sonntag, den 24. Mai 1963. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Log. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2V Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. SO Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die siinsaefpaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlieben Teil" wird die zweispaltige stelle oder deren Raum mit 80 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die Sgespaltene Zeile 15 Pfennige. — Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Stadtgemeinderates wird hierdurch das Mitbringen von Hunden in Verkaufsläden und öffentliche Schanklokale untersagt. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafen bis zu 50 Mark ev. ent sprechender Haft belegt. Callnberg, am 20. Mai 1903. Der Bürgermeister. P r a h t e l. Versteigerung. Am 25. Mai 1903, vormittags 10 Uhr sollen im „Ratskeller" hier ge pfändete Gegenstände, nämlich: 1 Nähmaschine, 1 Waschtisch und ein Spulrad gegen Barzahlung an den Meistbietenden zur Versteigerung gebracht werden. Callnberg, am 22. Mai 1903. Der Vollstreckungsbeamte. Kloß. Ae MnUlW in LMM. Deutschland, dasVaterland der mit der hochherzigen Botschaft Kaiser Wilhelms I. vom November 1881 eingcleiteten modernen Sozialpolitik, ist noch immer das unerreichte Vorbild auf diesem Gebiete. Wohl sind inzwischen eine Reihe anderer europäischer Staaten in die sozialpolitischen Fußtapfen des deutschen Reiches getreten, aber ihre sozialreformatorischen Leistungen reichen noch lange nicht an diejenigen des deutschen Vorbildes heran, und wir Deutschen dürfen darum gewiß stolz auf unsere hervorragende Ausnahmestellung auf dem Felde der mehr oder weniger umfassenden staatlichen Fürsorge für die wirtschaftlich Schwachen und Hilflosen sein. Trotzdem harrt selbst das sich schon so imposant präsentierende Gebäude unserer sozialpolitischen Gesetzgebung noch seines weiteren Ausbaues, und noch mancher Stein wird demselben hinzugefügt werden müssen, ehe es als wirklich vollendet erklärt werden kann. Was insbesondere die eigentliche Versicherungsgesetzgebung anbelangt, so ist zwar in den letzten Jahren durch die verschiedenen Novellen zur Unfallversicherung und zurJnvaliditäts- und Altersversicherung, sowie durch die vom bisherigen Reichstage noch im Moment seines Auseinandergehens angenommene Novelle zum Krankenkassengesetz immerhin Aner kennenswertes zur Vervollkommnung der bestehen den Reichsoersicherungsgesetze geschaffen worden. Aber es sind in dieser speziellen Beziehung nach wie vor weitere Probleme zu lösen, was nicht zum wenigsten gerade von der weiteren Gestaltung der Krankenversicherung gilt, welche Frage zweiffellos auch den nächsten Reichstag wieder zu beschäftigen haben wird. Vielleicht erfolgt mit der Vollendung der Reform der Krankenversicherung zugleich die Ver wirklichung des Planes einer einheitlichen Gestaltung der gesamten Versicherungsgesetzgebung des Reiches durch Verschmelzung der Krankenversicherung mit der Jnvaliditäts- und Altersversicherung und Mit einbeziehung der Unfallversicherung, wie dies die Reichsregierung ja auch ernstlich erwägt. Eine bedeutsame Ergänzung der Reichsversiche rungsgesetze würde die Fürsorge für die Hinter bliebenen sein, wozu bekanntlich in der letzten Reichs tagssession ein gewisser Anfang durch Annahme des Antrages Trimborn zum neuen Zolltarif gemacht worden ist: Laut dem genannten Antrag sollen bestimmte Mehrerträge aus einigen Lebensmittel zöllen des künftigen Zolltarifs zu einem Fonds an gesammelt werden, auf welcher Grundlage unter gewissen Voraussetzungen die staatliche Hilfsaktion zu Gunsten der Arbeiter, Witwen und Waisen vom 1. Januar 1910 ab einzusetzen haben würde. Indessen krankt diese vorgeschlagene Regelung der Fürsorge für die Hinterbliebenen der Versicherungs pflichtigen unverkennbar an mancherlei Mängeln, so daß diese sozialpolitische Reform schließlich wohl eine andere Gestaltung erhalten wird. Ein ferneres zu lösendes Versicherungsproblem stellt die Arbeitslosen versicherung dar, das schon wiederholt während der Reichstags^rhandlunaen der letzten Jahre auftauchte und welchK Projekt sich bei der Regierung wie bei der deutschen Volksvertretung offenbar steigender Begünstigung erfreut. Was die Frage der Fort führung der den Arbeiterschutz betreffenden gefetz- geberischen Maßnahmen anbelangt, so wird hierbei das Augenmerk der maßgebenden Faktoren auf die weitere Beschränkung der Kinderarbeit, sowie aus die zulässigste Verkürzung der Arbeitszeit für Frauen und für erwachsene Arbeiter gerichtet sein müssen. Im sonstigen würden in den Rahmen der weiter auszubauenden staatlichen Sozialreform etwa noch gehören, die in der Tat immer brennender werdende Angelegenheit einer gründlichen und zeitgemäßen Revision des Koalitionsrechtes und die Schaffung eines einheitlichen Reichsvereinsgesetzes, die Wohnungs gesetzgebung von reichswegen und gewisse steuerpo litische Maßregeln des Reiches behufs Entlastung der unteren Klassen. Sicherlich lassen sich all' die genannten Maß nahmen zur konsequenten Durchführung der Sozial- Politik des deutschen Reiches nicht von heute auf morgen verwirklichen; vielmehr würden hierzu längere Jahre ernster und mühevoller Arbeit gehören. Aber da sie weiten Kreisen des deutschen Volkes nur zum Segen gereichen würden, so wird jede gewissenhafte Regierung und jede gewissenhafte parlamentarische Vertretung der Nation das ihrige dazu beizütragen haben, daß diese fernere sozial politische Reform allmählich doch zur praktischen Ausführung gelangt. Politische Rundschau Deutsche« Reich. * Wien in Dresden. Eine bemerkenswerte Rede hat der Wiener Bürgermeister Dr. Lueger in Dresden bei dem Festmahl anläßlich der Eröffnung der Stävte-Ausstclluna gehalten. Er führte aus: Er danke für die ihm gewordene ehrende Ein ladung herzlich. Hätte Dresden den Mut ge habt, die Stadt Wien miteinzuladen, so würde er auch den Mut gehabt haben, Wien sich an der Ausstellung beteiligen zu lassen, denn nach seiner Ueberzeuguug sei Wien eine deutsche Stadt. Deshalb gehöre auch er mit hierher. Die Deutschen sollten nicht vergessen, daß sie in Kraft und Treue für die Entwicklung der Städte aller Welt stets voran gewesen wären, und so würde es auch immer bleiben. Man solle von ihm keinen Toast auf den Dresdener Oberbürgermeister, keinen Toast auf die andern Bürgermeister erwarten, die in unge zählter Menge hier beisammen wären, er rufe nur: Die deutschenBrüder sollen in den deutschen Städten sich immer glück lich fühlen undglücklich sein! Die Rede hat einen gewaltigen Eindruck bei den Festteilnehmern hervorgerufen. Am Schluß er hoben sich alle Anwesenden unaufgefordert und sangen stehend „Deutschland, Deutschland über alles". Dann brachten sie auf den Redner tosende Heilrufe aus. Gesprächsweise äußerte noch Lueger, daß er sich in Dresden unter Deutschen als Deutscher fühle und seien auch Oesterreich und Deutschland politisch getrennt, sie blieben doch ein Herz und eine Seele. * E i n e E p i s o d e i m L a n d t a g e von Anhalt. Die „Bernburgische Ztg." berichtet über ein nettes Zwiegespräch im Anhalter Landtage: Abg. Dr. Cohn (Freisinn): ... In der Tat mühte man, wenn man sich auf den Boden des Prinzips stellt, viel weiter in der Progression gehen; denn jemand, der eine Million hat, kann nach meiner Ansicht ganz ruhig 500 OM Mk. für die Allgemeinheit abgeben, dann behält er immer noch genug, um üppig zu leben, wie es einem solchen Manne zusteht. (Ruf des Abg. Peus: Bravo l) — Abg. Peus (Sozial demokrat): . . . Nun, meine Herren, habe ich mich aber insbesondere über die ungemeine Entwickelung des Herrn Abg. Dr. Cohn gefreut. Er hat schon jetzt Forderungen aufgestellt, die man gewöhnlich nur in sozialdemokratischen Versammlungen hört. Denn, wenn man von einer Million schon 500 OM Mk. hergeben soll, so lasse ich mir das gefallen. (Heiterkeit.) Dann werden ihm unsere Parteigenossen zujubeln: „Der Junge ist gut!" (Andauernde Heiterkeit.) — Abg. Dr. Cohn: . . . Wenn Herr Peus meint, daß ich sozialdemokratische Anschauungen vertrete, so liegt das daran, daß, wenn wir beide die gleichen Anschauungen vertreten, er sich zu liberalen Anschauungen durchgerungen hat. Ich hoffe, daß ich ihm einst die Mitgliedskarte zum liberalen Verein ausstellen darf. — Abg. Peus (zu einer persönlichen Bemerkung): Meine Herren ! Wie der Herr Abg. Dr. Cohn sich nennt, ob Liberaler oder Sozialdemokrat, das ist mir egal; wenn er nur tut, was ich will. (Heiterkeit.) * Die Unruhen in Kroatien haben einen solchen Umfang angenommen, daß trotz aller amtlichen Beruhigungsversuche nicht länger an einer offenen Rebellion der Bevölkerung zu zweifeln ist. Die Wut der Kroaten richtet sich gegen Ungarn, den Erbfeind. Das kam am Mittwoch, dem Todestage des früheren Statthalters Jellachich, zum Ausdruck. Dieser Nationalheld des kroatischen Volkes hatte im Jahre 1848 siegreich gegen die aufrührerischen Ungarn gefochten, Grund genug für seine Landsleute, den Todestag zu lärmenden Kundgebungen zu benutzen. Zahlreiche Studenten zogen in Agram von der Kirche zum Denkmal Jellachichs, bekränzten es und zogen dann weiter durch die Straßen, wobei sie Lieder sangen und slavische Rufe ausbrachten. Eine Volks menge, die sich den Studenten angeschlosfen hatte, bewarf die Polizei mit Steinen, drei Personen wurden verwundet. Am Abend kam es zu wiederholten Ausschreitungen auf dem Denkmalsplatze. Als die Polizei eine Illumination des Denkmals verhinderte, wurde sie von der Menge angegriffen. Die Polizei mußte von der blanken Waffe Gebrauch machen und mit Unterstützung der Gendarmerie gelang es ihr schließlich, die Menge vom Platze zu vertreiben; es wurden zahlreicheVerhaftungen vorgenommen. Ins gesamt sind nach brieflichen Meldungen aus Agram bisher über 2000 Personen in Kroatien interniert. Die Gerichte haben Weisung erhalten, neue Arrcstlokalitäten zu errichten. In Jaska, Csolnica, Selce und Fraga sind neuerliche Aus schreitungen vorgekommen. Die dortigen Gemeinde vertretungen wurden aufgelöst. Infolge dieser Vor gänge sah sich der ungarische Landesverteidigungs minister sogar veranlaßt, die Behörden zu benach richtigen, daß die Aushebungen für das Heer vom 1. Juli bis 29. August verschoben werden müßten. Leisterreich Wien. Das bulgarische Kabinett teilte dem hiesigen auswärtigen Amte mit, daß es den Sultan be reits Vorschläge zur Bewältigung der mazedonischen Be wegung gemacht habe. Fürst Ferdinand von Bulgarien werde in nächster Zeit nach Konstantinopel reisen, um den Sultan einen Besuch abzustatten. — Hier treffen Depeschen über Greueltaten der Albanesen ein. Belgien. * Brüssel. DiebelgischeLiga derMenschenrechte ersuchte die französische Liga, Schritte zu unter nehmen, damit diese bei der ihr befreundeten russischen Regierung wegen der Greuel in Kischinew vor stellig werde. * Brüssel. Bisher äußert sich die Presse sehr wenig über den Beschluß der englischen Regierung mit anderen Mächten wegen der Kongostaatangelegen heit in Verbindung zu treten. Man glaubt, Deutsch- ' land und Frankreich werden sich nicht bereit finden lassen, England in seinen Schritten zu unterstützen.
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