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Naunhofer Nachrichten : 17.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190408172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19040817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19040817
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-17
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 17.08.1904
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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Grdmannshain, Fuchshain, GroWeinberz, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Ltndhardt, Pomtzen, Staudnitz, Threna und Umgegend ' ««kSAdigunge« r Kür Inserenten der Amt-Hauptmann« schast Grimma 10 Pfg. die fünsge> spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. ve»«g»pret» t Frei inS Hau- durch Au-träger sMk. 1.20 vierteljährlich. Frei in- HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit zwei Beiblätter«: Illustriertes Eonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Srtztere «lle I< Lage. Berlag n«d Druck: «üuz L Eule, Nauuhof Redaktion: Robert Günz, Naunhof Die Naunhofer Nachrichtm erscheine.! jedm Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 8 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden Tage-. Schluß der Anzeigmannahme : Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Nr. 99. Mittwoch, den 17. August 1904. 15. Jahrgang. Die Geburt des Thronfolgers am Zarenhofe. Am Strande der Newa und darüber hinaus im weiten russischen Reiche herrscht Heller Jubel. Fast schneller noch als der Donner der Geschütze, die die Geburt des langersehnten Zeffarewitsch verkündeten, eilte die frohe Kunde von Mund zu Mund durch die Straßen Petersburgs. Den lebhaften Eindruck, den diese Nachricht überall hervor- rief, und die herzliche Sympathie, die der jungen Zarin entgegengebracht wird, schildert in anschaulicher Weise Nachstehendes : Eine so freudige Stimmung wie gegen wärtig hat die Residenz lange nicht erlebt. Der Jubel darüber, daß dem Zarenhose ein direkter Thronfolger geboren wurde, pflanzte sich mit Windeseile durch die Häuser der Vornehmen, wie der Geringen fort. Es war ein Familienfest, an dem die gesamte Residenzbevölkerung freudigsten Anteil nahm. Einer rannte e» schnell dem andern zu. Viele ließen ihre Wagen halten, um vor überfahrenden Bekannten schnell die frohe Botschaft mitzuteilen. Besonders herzlich war überall die aufrichtige, freudige Anteilnahme für die junge Zarin, der man diesen frohen Moment schon lange wünschte. Ein Thron folger! Ein Thronfolger! Der Ruf erscholl in allen Straßen, an allen Enden der Residenz. Mit strahlenden Gesichtern steckten die Be wohner überall Flaggen aus, so daß Peters burg im Nu in ein Fahnenmeer gehüllt war. Bei der Entbindung war Professor Ott zu gegen. Sie verlief durchaus normal. Die Amme für den jungen Thronerben wurde schon vor Wochen ausgewählt. Sie stammt aus der Umgegend von Petersburg, doch wünscht die Zarin ihren Sohn in der ersten Zeit selbst zu nähren. Seiner jungen, schönen Zarin schlägt in diesen Tagen das Herz des russischen Volkes in Liebe und Verehrung entgegen. Fast zehn Jahre ist es her, daß die damalige Prinzessin Alix von Hessen als Braut des russischen Thronfolgers den Boden des Zarenreiches betrat. Traurig war der Empfang; denn sie eilte an das Sterbelager ihres zukünftigen Schwiegervater», der sich damals in der Krim befand. Die russische Hauptstadt betrat sie nicht als frohe, glückstrahlende Braut; keine Hurrarufe, kein klingendes Spiel begrüßten sie. In lange, schwarze Gewänder gehüllt, auf die ein dichter Kreppschleier hernieder wallte, folgte sie der Leiche des Vaters ihres Verlobten. Einige Tage darauf fand im Winterpalais die Trauung der inzwischen nach russischem Hausgesetz orthodox gewordenen Prinzessin, die den Namen Alexandra Feodorowna angenommen hatte, mit dem nunmehrigen Zaren Nikolaus II. statt. Ein ernsteres Brautpaar hat e» wohl selten ge geben; die liebliche, leutselige Prinzeß Alix, die in ihrem Elternhause immer der Sonnen schein genannt wurde, war unter dem Druck der Verhältnisse mit einem Schlage wie vmgewandelt. Eine stolze ernste Zarin, die man selten lachen sah und die sich ihre Position am Zarenhofe, so sonderbar eS klingt, schwer erkämpfen mußte. Als das erste Töchterchen, die blonde, kleine Olga geboren wurde, da erwachte Liebe und Leben in der jungen, ernsten Zarin. Da» Mutterglück verklärte ihre schönen, klassischen Züge, verklärte sie von Jahr zu Jahr. In ihrem Beruf als Mutter ist sie denn auch fast ganz aufgegangen. Rauschenden Festen abhold, fühlt sie sich nur wohl, wenn sie in Gesellschaft ihres Manne» und im Kreise ihrer Kinder — bekanntlich hatte sie vier Prinzessinen das Leben ge schenkt — verweilen kann. Zahlreich sind die Anekdoten, die man au« den Jugend- jähren der Zarin, die selber ein reizendes MS« gewecktes Kind gewesen ist, erzählt, noch zahlreicher aber die, die aus der Kinderstube von Peterhof, der Lieblingssitz des Zaren- paareS, an die Oeffentlichkeit dringen. Von rührender Liebe und Sorgfalt umgeben, wachsen dort die jungen Zarenkinder auf. „Mam", wie sie ihre Mutter kurzweg nennen, ist ihnen die liebste Gespielin, die, ihre hohe Würde ganz vergessend, es sogar fertig bringt, sich mit ihnen auf den Teppichen ihre« Zimmers herumzukugelv. Abwechselnd müssen die Kleinen täglich mit ihrer Mutter aus fahren und sie dann wie eine rechte Hof dame unterhalten. Und sie wachen eifersüchtig darüber, daß sie in der Reihenfolge nicht übergangen werden. Ganz glücklich sind die Kaiserin und die kleinen Großfürstinnen aber erst, wenn der Zar sich von den Arbeiten, mit denen er in dieser ernsten Zeit überhäuft ist, freimachen und, die Sorgen von der ernsten Stirn scheuchend, froh im Kreise der Seinen weilen kann. Daß sie das Schicksal der Armen und Bedürftigen, die Leiden ihres Volkes über ihrem glücklichen Familienleben, das jetzt nach der Geburt des Thronfolgers erst recht von Heller Sonne beschienen wird, nicht ver gißt, hat Kaiserin Alexandra oft bewiesen. Mit starker Hand und bewundernswerter Energie hat die Zarin gleich vom Beginn ihrer Ehe an die Fäden der russischen Wohl tätigkeitsbestrebungen in ihrer Hand vereinigt und mit seltenem Organisationstalent neue Einrichtungen geschaffen. Wir sehen sie an der Spitze der verschiedensten Wohlfahrts- einrichtungen. Jetzt eben, bei Beginn des nunmehr in Ostasien wütenden Krieges, hat sie sich sofort an die Spitze des Hilfskomitees für die russischen Truppen gesetzt und sogar mit eigner Hand bet den Vorbereitungen für die Sendungen nach Ostasien geholfen. Das deutsche Volk, dem die Zarin durch ihre Geburt angehört, nimmt jetzt, so wie es in den letzten Jahren mit herzlicher Sympathie auf Nachrichten über das Be finden der mehrfach erkrankten Kaiserin wartete, innigen Anteil an dec Freude, die am Zarenhose herrscht. Bom Kriegsschauplatz in Ostasien. Ganz und gar aufgeklärt ist der Verbleib der Port Arthur-Flotte noch nicht; doch steht soviel mit ziemlicher Gewißheit fest, daß der Durchbruchsversuch der russischen Flotte teil weise gescheitert. Wie mitgeteilt wird, hat Admiral Togo die russischen Schiffe ange- griffen und in alle Winde zerstreut. Petersburg. Neber da» Seegefecht bei der sogenannten Runden Insel wird ge meldet: Mit „Retwisan" an der Spitze, ge folgt von ,Zesarewilsch', ,Pobjeda', ,Pallada', „PereSwtjet" und einer Anzahl Torpedo- booten erfolgte bei Sonnenaufgang der russische Angriff. Auf japanischer Seite stand die „Jzuma" in vorderster Reihe. Die Kanonade zwischen diesem und dem „Ret- wisan" dauerte etwa 10 Minuten. Mittler weile gelang es dem Torpedoboote „Ret- schitelni" in der Richtung auf Lschifu zu ent kommen. Drei japanische Torpedoboote be gannen die Verfolgung, mußten sie aber auf geben. Einen Augenblick waren die Japaner so nahe, daß der Kommandant des „Ret- schitelni" sein Schiff in die Luft sprengen wollte. Berlin. Nach in Tschifu eingetroffenen Nachrichten haben die Japaner die Forderung gestellt, daß der „Zesarewitsch" und die übrigen nach Kiautschau geflüchteten russischen Kriegs schiffe den Hafen verlaffen und ein Gefecht annehmen sollen. Der „Zesarewitsch", welcher schwer beschädigt ist, hat diese Forderung ab gelehnt. Die beiden deutschen Kreuzer „Hansa" und „Fürst Bismarck" halten sich klar zum Gefecht, um sowohl die Japaner an einer Verletzung der Neutralität zu verhindern, als auch die russischen Schiffe zur Desarmierung zu zwingen. Petersburg. Das Panzerschiff „Zesare witsch" durchbrach am 10. d. M. die Linien der japanischen Schiffe und erreichte Kiau tschau mit starker Beschädigung. Sein Ver lust betrug 210 Tote darunter der Admiral Witthöft, und 60 Verwundete. Tschifu. Das Geschoß, welches den Admiral Witthöft tötete, zerschmetterte ihn so vollständig, daß von ihm nur ein Bein vor gefunden wurde. Petersburg. In der Kathedrale der Admiralität fand am Sonntag ein Trauer gottesdienst für den Admiral Witthöft und den anderen beim Kampfe am 10. Aug. an Bord des „Zssarewitsch" umgekommenen Offizieren und Mannschaften statt. Admiral Kamimura hat die russische Wladiwostokflotte bei Tuschina geschlagen. Dabei wurde da» Linienschiff „Rurik" mit keinem Kommandanten, 24 Offizieren und 360 Mann Besatzung durch Torpedos zum Sinken gebracht. Petersburg. Wie die „Birshewija Wjedomosti" aus Liaojang meldeten, gingen von der japanischen Südarmee 12 Regimenter nach Port Arthur ab. Wie zuverlässig be kannt geworden sei, habe der Kaiser von Japan den Befehl erlassen, Port Arthur um jeden Preis zu nehmen, selbst wenn die Operationen der Armee in der Mandschurei eingestellt und nach Korea verlegt werden müßten. Es sei möglich, daß in den nächsten Tagen die japanische Hauptmacht nach Port Arthur abgehe. Der Regen habe alle Operationen zum Stillstand gebracht. Tokio. Der Kaiser hat durch den Marschall Jamagata dem Marschall Oyama den Befehl zugehen lassen, den Frauen, Kindern, Priestern, Kaufleuten und den Offizieren der neutralen Mächte zu er lauben, Port Arthur zu verlassen und ihnen in Dalny Unterkunft zu erteilen. Er hat ferner Oyama die Ermächtigung erteilt, auch andere Nichtkombattanten als die aufge führten, aus Port Arthur herauszulassen, vor ausgesetzt, daß sie nicht die militärischen Operationen beeinflussen. In der von Ja magata erlassenen Order heißt es: Der Kaiser wünsche aus Humanität, die Nicht kombattanten in Port Arthur vor der durch Feuer und Schwert hervorgebrachten Ver wüstung zu bewahren. London. Wie die Abendblätter aus Petersburg melden, berichten amtliche Einzel- heilen über die Seeschlacht vom 10. d. M., daß das Panzerschiff „Zesarewitsch- die Linien der japanischen Schiffe durchbrach und Kiautschau mit starker Beschädigung erreichte. Seine Verluste betrugen 210 Tote, einschließ lich des Admirals Withöft, und 60 Ver wundete. London. Aus amtlicher Quelle will der Washingtoner Korrespondent der „ Morning- post" erfahren haben, die japanische Regier ung habe bereits Schritte unternommen, um Protest gegen das Verfahren Deutschlands etnzulegen, was den Russen gestattete, unter irregulären Umständen in Kiautschau Kohlen einzunehmen. Die japanische Regierung sei davon benachrichtigt worden, daß bereit» im voraus Vorbereitungen getroffen waren, um die russischen Schiffe bet ihrer Einfahrt in den Hafen von Kiautschau mit Kohlen zu versorgen. Anstatt in den inneren Hafen einzufahren und die Erlaubnis der zuständigen Behörde nachzukuchen, Kohlen einzunehmen, hätten die russischen Schiffe auf der Außen reede geankert und dort Kohlen eingenommen, wofür offenbar Vorbereitungen getroffen sind. Fall« diese Behauptung sich als wahr er ¬ weisen sollte, würde Deutschland um eine Er klärung ersucht werden. Rundschau — Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Kaisermanöver in Mecklenburg in diesem Jahre nicht abgehalten werden, da durch die Hitze und die Dürre die Trinkwafferver- sorgung für die Mannschaften und Pferde sehr schwierig, fast unmöglich sein wird. Die Reise des General» v. Schliessen und mehrerer Generalstabsoffiziere hängt mit der Trink« wafferfrage eng zusammen. — Die Leutenot in der Landwirtschaft verschärft sich im Laufe dieses Sommers iu verschiedenen Teilen des Reiches wieder sehr erheblich. Die Arbeitsmarkt-Korresp." sagt darüber: Nach den Wahrnehmungen des Arbesismarktes der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg hörte schon 1903 dos Angebot gewerblicher Arbeiter für Land arbeit, do» während der Jahre der gewerb lichen Krise zu beobachten war, wieder ganz auf. Dafür begann das Aufsaugen der länd lichen Arbeitskräfte durch die Industrie. Die aus dem Auslande und anderen Gegenden herangezogenen Arbeitskräfte erwiesen sich nur als Tropfen auf heißem Stein, da sie schon nach kurzer Zeit von der Industrie ausge nommen wurden. Ständige einheimische Arbeiter, namentlich Knechte und Dienst mädchen, find äußerst schwer zu beschaffen, weswegen die Nachfrage nach Wanderarbeitern, hauptsächlich nach ausländischen, zusehends größer wird. Vom genannten Arbeitsamt wurden im Jahre 1903 nur 824 Stellen mit ständigen Arbeitern besetzt gegen 904 im Jahre 1902, Mit Wanderarbeitern wurden dagegen 9374 Stellen besetzt gegen 5234 im Jahre 1902. Und zwar waren unter den Wanderarbeitern nur 246 Deutsche, dagegen 1139 Russen, 6427 Galizier und 1562 Ungarn. Ganz erfolglos fallen nach wie vor die Versuche aus, entlassene Reservisten wieder auf dem Lande unterzubringen. Trotzdem in allen Kasernen der Provinz Brandenburg die offenen Stellen der Arbeitsnachweise der Landwirtschaft bekannt gemacht werden, meldete sich im Vorjahre von den zur Entlassung kommenden Reservisten kein einziger, vielmehr wandten sich die meisten der vom Lande stammenden Reservisten der Industrie und dem Gewerbe zu, wozu die Arbeitsnachweise der Kriegerveretne ihnen die beste Gelegenheit boten. — Die Bildung einer deutschen Mittel- stattdspartei ist nunmehr im Prinzip be schlossen worden. Der Ende dieses Monat» in Magdeburg stattfindende Handwerkertag wird das Genauere festsetzen. — An den verschiedensten Plätzen tobt zwischen Bauarbeitern und Bauausführenden jetzt ein erbitterter Lohnkampf. Die Opfer, die er fordert, sind teilweise ganz ge waltige, und auch an dem Streite an und für sich Unbeteiligte werden in vielen Fällen in sehr fühlbarer Weise mit betroffen. So sind es besonders die Baumaterialienlteferanten, die in die Sache begreiflicherweise gegen ihre Absicht — mit verwickelt werden. Sie wurden von den Unternehmerverbänden ersucht, im Ernstfälle die Bauausführenden dadurch zu unterstützen, daß sie die Lieferungen an die während der Sperre etwa wankelmütig werdenden Mitglieder des Verbandes bau- gewerblicher Unternehmer auf die Dauer der Aussperrung sistieren. In der Regel wird es für die Lieferanten zur Ehrenpflicht, der artigen Gesuchen zu entsprechen, — dem Wunsche indessen, für die Dauer des Lohn- ampfes die Materialienlieferung überhaupt etnzustellen, also das Geschäft zu schließen, !ann in diesem Umfange nur selten entsprochen werden. Aus diesem Grunde wird, wie die
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