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Naunhofer Nachrichten : 27.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190407272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19040727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19040727
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-27
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 27.07.1904
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mit 95, Mainz mit 83, Heidelberg mit 72, Offenbach am Main mit 54, Mannheim mit 35, Eisenach mit 22 und Karlsruhe mit 12 Feuerbestattungen. — Warnung! Die „Dresd. Nachr." scbreiben: Das Bankhaus Merkur in Brüssel, 101 Boulevard du Hainaut, versucht, dos deutsche Publikum, insbesondere alleinstehende Damen zu unkontrollierbaren Spekulations geschäften zu verleiten. Leider ist ihm dies in verschiedenen Fällen geglückt und die Hereingrfallenen erleiden schwere Verluste. — In Magdeburg fand ein mili tärischer Aufruhrprozetz statt. Zwei Kanoniere wurden wegen Aufruhrs und tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten zu 7 und 5 Jahren Gefängnis verurteilt. — Bremen. Der deutsche Dampfer „Lisboa" der Oldenburg - Portugiesischen Reederei von Abo nach Trangsund bei Wiborg bestimmt, wurde von einem russischen Kriegs- schiffe bei Hogland im finischen Meerbusen angehalten und durchsucht. Nach einstündigem Aufenthalte wurde das Schiff wieder freigc- lassen. Als Ursache der Anhaltung werden Vorgänge vermutet, die mit den finischen Zuständen in Verbindung stehen. — Eine untergehende deutsche Insel ist Haage an der Nor^ee. Sie isi unbedeicht und häufig Ueberschwemmungen ausgesetzt. Man schätzt, daß sie sich jährlich um 2 dis 2^z da vermindert. Vor 200 Jahren um faßte sie noch 1300 Ku, jetzt kaum 500 da. Die Zahl der Bewohner sank in 1i0 Jahren von 480 auf 135. Die preußische Regierung, die so viel für die Erhaltung der Halligen getan hat, überließ bisher das Eiland den zerstörenden Fluten. Jetzt haben der „Köln. Ztg." zufolge Mitglieder der schleswig- holsteinischen Landwirtschaftskammer eine Ein gabe an die Regierung gerichtet, Haage, bei dessen großer Bedeutung für den Schutz des Festlandes, durch Sicherungsarbeiten zu er halten. — Auf dem Artillerieschießplatz bei Thorn in Westpreußen spielten Soldaten mit einem Blindgänger, als plötzlich die Granate explodierte. Zwei Mann erlitten schwere, mehrere andere leichtere Verletzungen. — Oldenburg. Hier ist der Typhus auSgebrocheu; bis jetzt sind 38 Fälle vorge kommen, von denen 3 tätlich verliefe». Man führt das Ausbrechen der Krankheit auf den niedrigen Stand des GrundwafferS zurück. Auf Anordnung der Behörden sind in den Vorstädten 12 Brunnen geschlossen worden. — Der Vertreter des Wahlkreises Celle im preußischen Abgeordnetenhause ThieS ist im Alter von 69 Jahren gestorben. — Kamerun. Die mit Befremden aufgenommene Verminderung der Schutztruppe in Kamerun soll nicht zutreffend sein. Gou verneur von Puttkamer, der augenblicklich durch ein Beinleiden ans Haus gefesselt ist, hat weder diesen unverständlichen Antrag, noch überhaupt einen solchen, der sich auf die Schutztruppe bezieht, gestellt. Das Schutzgebiet mit etwa 400 000 Quadratkilometer Grund fläche hat eine Schutztruppe von 900 Mann. Schon an und für sich ist das eine geringe Mannschaft, insbesondere aber im Vergleiche mit der bewaffneten Macht, die England und Frankreich westlich und östlich davon unter halten. — Die Leiche des Präsidenten Krüger wird noch nicht sofort nach Süd afrika transportiert. Sie wird am heutigen Dienstag aus Clarens in der Schweiz, dem Sterbeocke des Präsidenten, im Haag ein treffen. Dort wird sie mehrere Monate in der Kapelle eines holländischen Friedhofes bei gesetzt bleiben, um erst später an Bord eines holländischen Dampfers nach Südafrika zu gehen. Dem Trauerzuge im Haag werden sich die Spitzen der Behörden anschließen. Uebcr die Gründe einer längeren provisorischen Beisetzung im Haag ist nichts bekannt. — Ein Trauertag in Transvaal. Infolge eines vom General Botha erlassenen Aufrufs war der letzte Mittwoch in ganz Transvaal als Trauertag zu Ehren des ver storbenen Präsidenten Krüger gefeiert worden. In allen holländischen und teilweise auch in den englischen Kirchen wurden Trauergottes dienste abgehalten. Die Geschäfte blieben größtenteils geschlossen und selbst einige Minen hatten die Arbeit eingestellt. — Der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wird an den deutschen Kaisermanöoern teilnehmen. — Die Diebe des Heiligenbildes der Mutier Gottes von Kasan wurden in Ntschnei-Noivgorad in Rußland verhaftet. Das Heiligenbild ist von ihnen zerhackt und verbräunt worden, doch hat man die kost baren Juwelen, die das Bild schmückten, wiedergesunden. — In China ereignen sich von Zeit zu Zeit immer wieder Mordtaten, die den Aufenthalt der Europäer, ^insbesondere auch für christliche Missionare gefährlich erscheinen lassen, wenn sich auch die in letzter Zeit wiederholt ausgesuchten Gerüchte von einem neuen Borerausstande erfreulicherweise nicht bestätigt haben. Aus Stadt und Land. Naunhof, den 26. Juli 1904. Naunhof. Immer noch nicht ist das segenspendenoe Naß vom Himmel gekommen, so dräuend auch die Wolken aussahen, vielleicht kommt eö aber doch noch vor dem Schützenfeste. Freilich, wenn nächsten Sonn tag dec Auszug beginnt, dann möchte wieder schönes Wetter sein, denn es werden tüchtige Anstrengungen gemacht, daß es ein schönes Fest werde. Naunhof. Die geplante volkstümliche Feier des Geburtstages unseres Königs am 7. August in der großen Festhalte auf dem Schützenplatze kann a!S gesichert angesehen werden. Mittwoch, de» 27. Juli, von z5—6 Uhr Kürkonzert a. d. Fürst Bismarckhütte. Konzert-Programm Dir.: Julius Hertel, Stadtmusikdirektor. 1. Leib-Dragoner. Marsch v. Herrmann. 2. Ouvertüre z. Op. „König von Jvetot^ v. Adam. 3. „Karola-Gavotte v. Goülöber, 4. Im schönen Andalusien. Spanischer Walzer v. Schneider. 5. Chor a. d. Op. „Sohengrin" v. Wagner. 6. Paraphrase üb. das Lied „Haideröslein" v. Munkelt. 7. Potpourri a. d Op. Troubadour v. Verdi. 8. Des Königs Leibhusaren. Galopp v. Zwicker. -j- Se. Königs. Hoheit Kronprinz Friedrich August verläßt bereits am 28. Juli das Bad LchmeckS und kehrt über Oderberg nach Dresden zurück, um sich so gleich nach dem Truppenübungsplatz Zeithain n seiner Eigenschaft als Kommandeur des 12. Armeekorps zur Besichtigung der schwarzen Brigade (Schützenregiment Nr. 108 und Jägerbataillone Nr. 12 und 13) zu begeben. Die Prinzen und Prinzessinnen der krön- prinzlichen Familie werden erst am 3. August das Grand Hotel zu Schmecks verlassen und nach Villa Wachwitz abreisen. P Vor dem allzureichlichen Genuss der schmackhaften Heidelbeeren durch ganz kleine Kinder kann nicht genug gewarnt werden, da deren Magen nicht genügende Widerstands kraft besitzen, ein größeres Quantum solcher Beeren zu verbauen. Dazu kommt, daß sich bei der augenblicklich herrschenden Tropen glut begreiflicherweise ein starkes Durstgefühl geltend macht und es oft nicht vermieden werden kann, daß die Kleinen Wasser trinken, kurz nachdem sie Heidelbeeren genossen. Die Folge davon sind UebelkeitS- und Durchfalls erscheinungen, die unter Umständen nicht un gefährlich wirken können. -j- Um die Rebhühner auf ihren Jagd terrains zu erhalten, wird von weidmännischer Seite folgender Vorschlag gemacht: Jeder ländliche Arbeiter, der auf dem Felde und auf der Wiese ein Rebhühnernest findet und es sorgsam behütet, soll für jedes Ei, sobald das Küchlein ausgeschlüpft ist, eine Prämie von 15 Pfg. erhalten. Wenn aber derselbe beim Mähen ein Nest anschneidet und die Eier dem Jagdbesitzer bringt, so erhält er pro Ei 10 Pfg.; die Eier werden dann den HauShühnern untergelegt und die ausgebrüteten Küchlein später in das Feld gebracht. Aus diese Weise dürften viele Rebhühnereier ge rettet und der Bestand an Hühnern bedeutend gefördert werden. P An den nun beendeten juristischen Prüfungen bei der Universität Leipzig be teiligten sich 134 Kandidaten. Davon fielen 5 bei der schriftlichen Prüfung durch, 10 traten von der mündlichen Prüfung zurück. Von den verbleibenden 119 Kandidaten haben die Prüfung bestanden. 2 mit Zensur I, 16 mit Zensur II, 43 mit Zensur III und 43 mit Zensur IV, während 15 durchgefallen sind. P Eine größere Zahl Mitglieder der Bienenzüchter-Vereine von Ostrau, Mochau, Böhrigen und Döbeln versammelte sich am Sonntag in Döbeln und gründete einen Bezirksverband, um die Bienenzucht in dasiger Gegend zu heben. Grimma. Der Architekt und Bau meister Otto Carl, Lehrer an der Glauchauer Bauschule ist vom Rat «ls Stadtbauinspektor für hiesige Stadt gewählt worden. Er tritt sein Amt bereits am 1. August an. Vom Rate der Stadt Leipzig hat der Bildhauer Werner Stern den Auftrag er halten, auf dem Roßplatze vor dem Gebäude der Kreishauptmannschaft einen freistehenden Zierbrunnen zu errichten. Ebenso soll Josef Mager einen „Märchenbrunnen" Herstellen, der an den Promenadenanlagen an der ver- ängerten Schulstraße Aufstellung finden soll. Die Kosten betragen im ersteren Falle 23000 Mk, im letzteren Falle 15 500 Mk. Rötha. Ter Stadtgemeinderat beschloß in seiner jüngsten Sitzung, daß diejenigen noch lebenden Veteranen der früheren Feld züge, welche ein Einkommen von nicht über 950 Mark haben, von den städtischen Anlagen befreit sein sollen. Dresden. Das Brückenmännchen, da» alte im vorigen Jahrhundert erneuerte Wahr zeichen der Augustusbrücke, an der Stirn seite deS vierten BogenS angebracht, kann jetzt vom Neustädter Ufer ans gut gesehen werden. Dieses kauernd dargesiellte Figürchen wird als Brückenbaumeifter Matthau» Fatiu» (?) bezeichnet und seit Jahrhunderten auch „Der Dresdner Duckmäuser" genannt. Eine Folge des jetzigen niedrigen Wasser standes ist die Erhöhung der Kohlenpreise. Einige Kohlengroßhändler in Dresden haben die Preise infolge der Verteurung der Frachten wesentlich gesteigert. Die Kohlenzufuhr aus Böhmen stockt fast vollständig und dürfte, wenn nicht bald Regenwetter eintritt, gänz. lich eingestellt werden. Die königl. Polizeidirektion Dresden warnt vor falschen, in Umlauf befindlichen 20-Markstücken. Eine ganze Anzahl solcher falschen Münzen sind in diese« Tagen in dem z. Zt. trocken liegenden Flußbett gefunden worden. Sie sind aus einer Kvpferlegieruug sehr gut hergestellt, tragen das Bildnis Kaiser Wilhelms II., die Jahreszahl 1892 und sind den 20-Markstücken sehr ähnlich. Solche Münzen sind bereits in Zahlung gegeben worden. Aus dem Bogtlande wird gemeldet: Durch die anhaltende Trockenheit fallen die Heidelbeeren von den Sträuchern. Die Pretßelbeere bleibt in der Entwicklung zurück, so daß die Ernte, die vielversprechend war, notdürftig ausfallen wird. Treuen. Fische, insbesondere wertvolle Forellen, gehen bei der fortgesetzten Dürre und Wasserknappheit in den vogtländtschen Bächen und Flüssen massenhaft zu Grunde. In dem Plohner Bache und in der Göltzsch konnte man in den letzten Tagen massenhaft tote oder sterbende Fische an den seichten Stellen schwimmen sehen. Zwickau. Beim Spielen selbst erhängt hat sich das 4 Jahre alte Söhnchen des Steinarbeiters Berthold in Saupersdorf. Der Kleine wollte sich an der Scheune eine Schaukel aufmachen, geriet aber dabei mit dem Kopfe in die Schlinge des Seiles, aus der er sich allein nicht wieder befreien konnte. Das zweite Gleis der Zwickau- Schwarzenberger Lime, da» zunächst nur von Zwickau bis Wilkau in Betrieb ist, wird von dort nach Wiesenburg weitergeführt. Bauunternehmer Müller in Ehemnitz ist da mit beauftragt. Die Gesamtkosten betragen 1150000 Mk. Eine neue Straße bei Wiesenburg muß mit gebaut »erden. Mit dem Gleisbau Hand in Hand geht die auf 250000 Mk. veranschlagte Erweiterung de» Bahnhofes Stein-Hartenstein. Nach dem Gleisausbau ist die Einstellung von Schnell zügen Zwickau—Karlsbad tunlich. Zittau. Eine 30jährige Kellnerin aus Zittau gehört nicht zum „schwachen Geschlecht". Sie wurde verhaftet, weil sie einen älteren Herrn mehrmals ohrfeigte. Bei der Ver haftung vergriff sie sich an den Wachtmeister, zerkratzte ihm da« Gesicht und schlug ihn mit dem Schirme. Sie hat Zittauer Gastwirten schon viel zu schaffen gemacht, nun folgt die Strafe. Freiberg. Nach althergebrachter Sitte feierten die Bergleute des Erzbergbaurevier» Freiberg den Streittag durch Gottesdienst, Bergparade, Konzert und abends Ball. An )er Bergpsrade, welche ein prächtiges Bild bot, nahmen etwa 800 Bergleute mit zwei Musikkapellen teil. Leider wird diese Sitte, auf die Freiberg so stolz ist, durch den Ein- Der AoLleriekönig. Roman von F. Wüstefeld. 33 Alle fuhren auf, obgleich man eine ähnliche Enthüllung er- wartet hatte, herrschte doch große Betroffenheit darüber. „Sie stellen da eine sehr kühne Behauptung ans, lieber Dok- tor. Womit wollen Sie sie beweisen?" sagte Schobert bedenk lich. „Mit meinen Angen," erklärte Meinhold sehr zuversichtlich. „Farkas hat sich wenig verändert, ist nur älter und kahler ge worden, ich habe ihn sogleich wieder erkannt, wußte nur nicht, wohin ich ihn bringen sollte. Uebrigens sind noch zwei von den Herren, die damals der Verhandlung beigewohnt, zufällig mit mir hierher gekommen und können meine Angaben bestätigen." „Sie haben also über die Geschichte gesprochen?" fragte Scho bert erschrocken. „Gewiß hab' ich das. Es ist ja ein wahres Gaudium, daß die vornehme Gesellschaft sich von dem Schwindler so hat an der Nase herumführen lassen." „Er hat auch uns getäuscht, vorausgesetzt, daß Sie sich nicht getäuscht haben," seufzte Schobert. Etwas kleinlaut erwiderte der Doktor: „Er kam zu Ihnen, gestützt auf die Empfehlungen Ihres Bruders." „In Chicago ist eS immer sehr anständig im Farlowschen Hause zugegangen," sagte niit leiser Stimme Konradine, die ganz nahe an Doktor Linderer herangerückt war, als ob sie bei ihm Schutz suchen wollte. „Dennoch..." „Was?" riefen Onkel und Tante, da sie stockte. „Dennoch fürchte ich, Herr Doktor Meinhold hat richtig ge sehen," antwortete sie noch leiser. „Vieles, was mir unerklär lich war, lerne ich jetzt verstehen; manches Wort, das ich gegen meinen Willen auffing, gewinnt jetzt Bedeutung." „Dann wäre es aber eine kolossale Frechheit von diesem Farkas, unter falschem Namen nach Berlin zu kommen," sagte Schobert kopfschüttelnd. „Er hat eben gemeint, über die Geschichte sei längst Gras gewachsen, und von hier bis Budapest sei es weit," meinte Lin derer. „Wie konnten diese Leute sich in die erste Gesellschaft drän gen," rief Fran Schobert, die Haude zusc.mmeu'chlagend. „Nicht, daß ich damit sagen wollte, wir wären gut genüg für sie/ „Sehr richtig, gnädige Frau. So urteilen auch die beiden Offiziere, denen ich die Geschichte erzählte," nickte Doktor Mein- hold. „Sie haben die Geschichte Offizieren erzählt!" rief Schobert und fuhr voll Entsetzen empor. „Gewiß," erwiderte Meinhold lächelnd, „sieist so pikant, und der Weg war weit." „Ach, was haben Sie damit angerichtet!" jammerte Frau Schobert. „Arme Angela! Ich habe zwar nicht viel für sie übrig, nun tut sie mir aber doch leid." „Sie meinen die Nichte des angeblichen Farlow?" fragte Doktor Meinhold. „Höchstwahrscheinlich ist sie der verkleidete Waisenknabe gewesen." „Desto schlimmer für sie und für Düskow," platzte Frau Ma- thilde heraus. „Der Hauptmann hat sich mit ihr verlobt." „Aus der Heirat kann nichts werden!" erklärte Mrinhold sehr bestimmt. „Arme, arme Angela!" rief Konradine, in Tränen ausbre- chend. „Sie war heute so glücklich und soll nun so großen Schmerz erfahren. Ach, eS tut doch gar zu weh, entsagen zu sollen, wo man liebt!" Sie ward glühend rot und t^rbarg das heiße Gesicht in dem kleinen mit Spitzen besetzten Taschentuch; es wurde ihr erst jetzt klar, daß sie sich mit ihrer Aeußerung verraten hatte. Frau Schobert glaubte aber, der Augeublick, wo sie eingrei fen könne, sei jetzt gekommen. Sie stieß Linderer in die Seite und flüsterte ihm zu: „Können Sie das mit ansehen, Barbar? Soll ich Ihnen die Gelegenheit verschaffen, mit dem Mädchen allein zu reden?" Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm sie ihren Mann unter den einen Arm, Doktor Meinhold unter den andern und sagte: „Schobert, Tu machst mir kleine Augen, trolle Dich in Dein Zimmer und halte Deinen Mittagsschlaf. Sie, Doktor, muß ich inzwischen noch ordentlich ins Gebet nehmen, ich bin mit Ihrer wunderbaren Geschichte lange noch nicht fertig." Die Tür schloß sich hinter Doktor Meinhold und dem Scho- bertschen Ehepaar. Doktor Linderer und Konradine waren allein, und nun ge schah etwas Wunderbares und sehr Natürliches Beide fielen sich in die Arme und hielten, sich iefi und innig umschlungen. ohne daß einer von ihnen jetzt oder später gewußt hätte, von wem der Anstoß dazu ausgegangen war. Doch nur kurze Zeit hielt Doktor Linderer das junge Mäd chen an seine Brust gedrückt, dann machte er sich von ihr los und sprach traurig: „Konradine, was haben wir, nein, was habe ich getan!" Erstannt, unfähig, den Sinn seiner Worte zu fassen, schaute sie ihn an. „All mein Kämpfen, all mein Ringen war vergeblich! Ich darf Dir nicht gestehen, wie heiß ich Dich liebe, darf nicht um Dich werben, und habe mich doch Hinreißen lassen!" „Aber warum nicht?" fragte sie naiv. „Konradine, siehst Du, nein, sehen Sie das nicht ein?" fragte er, finster zu Boden blickend, und trat ihr wieder einen Schritt näher. „Ich bin der mittellose Journalist, der im Dienste Ihres Onkels steht, dein jeden Tag gekündigt werden kann; Sie . . ." Ein silberhelles Lachen unterbrach ihn : „Ich bin die Tochter und Nichte eines Buchdruckereibesitzers und ZeitungsverlegerS, ich finde, daß wir ganz vorzüglich zu einander passen." „Sie vergessen dabei nur, daß ich ganz arm bin, und Sie große Reichtümer besitzen." Wieder ertönte ihr melodische» Lachen. „Das ist ebenfalls ein sehr guter Ausgleich." „Konradine, spotten Sie nicht über mich! Die Sache ist mir sehr ernst, geht mir ans Leben!" bat er. „Man könnte versucht sein, es zu tun," entgegnete sie, „aber auch mir ist die Sache viel zu ernst. Sie lieben mich, sagen Sie?" „Mehr als mein Leben," beteuerte er, „ich könnte meinen letzten Blutstropfen für Sie hingeben!" Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann das kaum glauben. Ihre Liebe ist ja nicht so stark, um ein Vorurteil besiegen zu können." „Ein Vorurteil neunen Sie das?" erwiderte erlebhaft, „wenn ein armer Mann nicht um ein reiches Mädchen werben will oder besser, nicht darum werben darf?" „Ich habe noch nicht sehr viel von der Welt gesehen, aber doch schonerfahren, daß dies recht häufig geschieht," scherzte sie. „Eben deshalb darf ich eS nicht tun!" seufzte er. „Man macht niemand einen Borwurf daraus." „Und doch wird hart darüber geurteilt, sogar von Männern, d'.e selbst keinen Anstand nehmen würden, eS zu tun " 116,20
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