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Naunhofer Nachrichten : 07.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190410079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19041007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19041007
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-07
- Monat1904-10
- Jahr1904
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- Naunhofer Nachrichten : 07.10.1904
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Uaunhoser Nachrichten Ortsblatt^fürMlbrechtshatn, An nelshainMelgershatn, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, GroUteinber^, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Ponchen, Gtaudnitz, Threna und Umgegend Bezugspreis r Frei ins HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährl'ch- Frei ins HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljäh, Och. Mit zwei Beiblättrx: Illustrierte- Souutag-blatt und Landwirtschaftliche Beilage. Latere «ll« 14 Lage. Verlag rmd Druck: Sü«z L G«le, Raunhof. Redaktion: Robert Günz, Rarmhof. ««kSudiguugeur Für Jnserentm der Amtshauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheine., jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme : Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Nr. 121. Freitag, den 7. Oktober 1904. 15. Jahrgang. Tagebuch blätter aus Rußland. Von E. Sft. Reise nach Saratow. — Der Kreml in Moskau. — Saratow. Schluß. (Nachdruck verb.) Fünf Tore verbinden den durch die hohe Mauer sonst abgeschloffenen Kreml mit der Stadt. Das älteste (1491) und berühmteste davon, die heilige Pforte führt durch einen 62 Meter hohen Steinturm von dessen Spitze der doppelköpfige russische Adler herabblickt. Zu beiden Seiten des Einganges stehen zwei kleine Kopeken. Ueber dem Eingänge hängt ein altes, heiliges Christusbild, vor dem eine ewige Lampe brennt. Auf Befehl des Zaren Alexei Michaelowitich (1645—1676) muß jeder, der das Thor passiert, sich diesem Bilde ehrerbietig zeigen. Entblößten Hauptes durchschritten wir das Tor und wir waren im Kreml, dem russischen Kapitol. Hier in diesen Mauern wurde das Samenkorn gelegt, aus dem sich die Stadt Moskau, das Zartum Moskau, und im Laufe der Jahrhunderte Rußland, das heutige, mächtige Rußland, entwickelte. Hier im Kreml vereinigen sich die Fäden der russischen Geschichte, er beherbergt die meisten kirchlichen und weltlichen Nationalheiligtümer der gläubigen Ruffen und ist ihm dadurch selbst heilig geworden. DsS Alter des Kreml ist unbestimmt, doch datiert man seine Erbauung ms zwölfte Jahrhundert zurück, da er bereits im Jahre 1147 erwähnt wird. Seme Ge schichte ist reich an Wechselfällen. Häufig zerstört von wilden aus Asien einfallenden Horden, mehrere Male niedergebrannt, ent stand er stets von neuem fester und größer, ein starkes Bollwerk gegen seine Feinde, ein Schutz den russischen Herrschern, die bis zu Ende des 17. Jahrhunderts in ihm residierten. Nach dieser Zeit begann eine neue Epoche, nicht nur für den Kreml, sondern auch für Rußland. Peter der Große (1682—1725) führte mit eiserner Hand die Zügel. Ueberall entdeckte das Auge des großen Zimmer mannes alte Schäden und mit Weisheit und Kraft besserte er sie aus. Sein scharfblickender, tatendurstiger Geist flog weit über die hohen Kremlmauern. Hoch oben im Norden an den sumpfigen Ufern der Newa wuchs unter seiner Leitung eine neue Residenz : St. Peters burg ! und die Blütezeit des Kreml war vor- ruber, nicht aber seine Geschichte. Im Sept. 1812 zog Napoleon mit seiner Armee in dem verlaßenen Moskau ein und nahm mit seinem Generalstabe im Kreml Quartier, und sah von hier aus den Brand von Moskau. Auch sand die Krönung aller neueren rus sischen Kaiser, den alten Traditionen gemäß, im Kreml statt. Auch der jetzige Herrscher Nikolai 11. krönte sich hier bekanntlich 1894 im Beisein vieler hoher auswärtiger Fürst- lichkeiten zum russischen Kaiser und Selbst herrscher aller Russen. Eine genaue Aufzählung der vielen Sehenswürdigkeiten im Kreml würde bei weitem nicht in den engen Rahmen meiner Beschreibung paffen, doch will ich einige der wichtigsten flüchtig berühren. Vom heiligen Tore bergauf steigend, gelangt man auf den Zarenplatz der sich, von derKremlmauer begrenzt, hoch über dem Ufer des MoSkwafluffeS hin zieht. Dicht an der Mauer erhebt sich das imposante Denkmal Alexander II., des Zar befreiers, wie ihn das dankbare Volk nennt, wegen der von ihm 1869 befohlenen Auf hebung der Leibeigenschaft. Auf einem dunklen Marmorsockel steht die 6'/z Meter hohe Bronzestatue des Kaisers, die ihn in Uniform mit dem Katsermantel umgetan, die rechte Hand segnend erhoben, in der anderen das Aufhebungsmanifest haltend, stehend dar stellt. Eine goldene Inschrift auf dem Sockel lautet: „Dem Kaiser Alexander II. von der Liebe ic.aeü Volles". Das Denkmal, weiches mehrere Millionen Rubel kostet, ist auch durch freiwillige Spenden des russischen Volkes erbaut worden. Ueber dem Stand bild ruht auf vier Säulen ein spitzes Pyramidendach, das von den goldenen doppel köpfigen Reichsadler mit der Kaiserkrone ge krönt wirb. Um drei Seiten des Denkmals läuft eine gedachte Säulengallerie in deren Decke die Bilder aller russischen Herrscher vom Großfürsten Wladimir (980—1015) an bis zu Kaiser Nikolai I. (1825—1855) in prächtiger Stetnmosaikarbeit ausgeführt sind. Vor dem Denkmal steht eine Wache, alte bärtige Gesichter, die breite Brust voller Medaillen und Orden, immer in Parade uniform, die hohe Bärenmütze auf dem Kopfe und das Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett über der Schulter. Die Letzten aus der Leibwache des toten Kaisers, die vor seinem ehernen Standbild bis zu ihrem Ende Ehrendienst leisten. An der dem Denkmal gegenüber liegenden Seite des Zarenplatzes liegt ein Teil der Hauptgebäude des Kremls. Der Ntkolai- palast, ein einfaches Gebäude, in dem Nikolai I. zeitweilig residierte und Alexander II. geboren wurde. An den Palast schließt sich das Tschudow- oder Wunderkloster an, das eine interessante Geschichte hinter sich hat. In ihm lebte der falsche Demetrius als Mönch, Peter der Große und Alexander II. empfingen hier die Taufe und 1812 war in diesem Kloster der Sitz des französischen Generalstabes. Südlich vom Wunderkloster ragt das höchste Bauwerk des Kreml, der 82 Meter hohe Iwan Weliki, der große Hans, empor. Ein riesiger Turm mit einem Anbau, der 33 große Glocken enthält, die an Feiertagen zuerst das Geläute beginnen, wo nach dann alle Glocken Moskaus sich an schließen. Am Fuße des Turmes steht, als Invalide, auf einem erhöhten, steinernen Fundamente, die größte Glocke der Welt: die „Zarenglocke". Ihr Alter beträgt 250 Jahre. Im Jahre 1737 stürzte sie von dem für sie eigens errichteten Glockenstuhle herab, wobei ein großes Stück, welches jetzt noch zum Andenken an den Todessturz neben ihr liegt, von ihr losggesprengt wurde. Die Glocke mißt einen Umfang von 18 Meter, ihre Höhe 6 Meter und ihr Gewicht beträgt 200 000 Kilo. Unweit des Iwan Weliki steht die Us- penskiy-Kathedrale, in der leit Iwan dem Grausamen alle russischen Zaren gekrönt wurden. Das Innere der Kirche ist auf das kostbarste und reichste mit Gold und Edel steinen geschmückt. Außer diesen und noch anderen Bauwerken liegt am Zarenplatz der der große Kremlpalast mit seinen prächtigen Gemächern und Sälen, unter denen wohl der AndreaS-Thronsaal der schönste ist. Um den riesigen und hohen Saal führen weiße Marmorsäulen, an den Wänden siud auf weißen Marmortafeln die Namen der In haber hes heiligen Andreasordens mit goldenen Buchstaben eingeschrieben, der Parkettfußboden besteht aus herrlichen Mosaiken, die aus kostbaren Hölzern gearbeitet sind. In der einen Ecke des Saales steht der dreisitzige von Gold und Edelsteinen glitzernde Thron, überdacht von dem golddurchwirkten Baldachin. Wohin der Blick fällt, überall wird er ge blendet von der kostbaren Pracht. Im Treppenhause deü Palastes fesselt den Be sucher ein lebensgroßes, interessantes Bild des Malers Repin, die Huldigung der Gemeinde- ältesten vor dem neugekrönten Kaiser Alexander III. Inmitten der aus allen Teilen des Reiches Abgesandten, steht die hohe, kräftige, ernste Gestalt des Kaisers und nimmt auf silbernen Schüsseln Brot und Salz von seinen Untertanen entgegen. Namentlich die verschiedenen Vertreter, der unter dem rus- pichen Szepter stehenden asiatischen Völker ¬ schaften, in ihren fantastischen farbenbunten Festgewändern treten wirkungsvoll aus dem Bilde hervor. In einer abgesonderten Ab teilung des großen Palastes, den übrigens auch Napoleon anno 12 bewohnte, befindet sich die berühmte Schatzkammer, deren Be sichtigung zu gewissen Tageszeiten nach vor heriger Anmeldung jedem Fremden gestattet wird. Leider aber fand ich keine Zeit mehr, wenigstens noch dieser Sehenswürdigkeit einen Besuch abzustatten, denn mein kurzer Aufent halt in Moskau war vorüber und weiter ging es in schneller Fahrt meinem Reiseziele zu. 24 Stunden nach meiner Abfahrt von Moskau traf ich endlich, müde und matt, von lieben Verwandten am Bahnhofe empfangen, in Saratow ein. — — Schicksal deutscher Ansiedler in Südafrika. Zu Beginn vorigen Jahres wurde die sächsische Ansiedlerfamilie Paasch aus dem Orte Schedewitz, die sich auf einer Reise in portugiesisches Gebiet befand, in der Nähe der Transvaalgrenze von Eigeborenen ge tötet. Von den 7 Angehörigen wurde nur ein 11jähcigeS Mädchen verschont, das nach seiner Befreiung grauenhafte Einzelheiten über das Blutbad zu Protokoll gegeben hat. Das Aktenstück gelangt jetzt im „Zwickauer Tagebl." zur Veröffentlichung. Wir entnehmen ihm folgende Zeilen: „Die Familie war am Flusse Okuvaugo schon einmal von den Eingeborenen, die sich erst freundlich gezeigt hatten, nachts über fallen worden, wobei der Vater getötet und ein Sohn durch Schüsse verwundet wurde. Nur mit Mühe konnte sich die Anfiedler schar dem Verderben durch die Flucht ent ziehen. Am nächsten Morgen gelangte man nach der Werft des Bogamandu, wo der Vater begraben werden sollte. Plötzlich wurden wir, so heißt es wörtlich weiter, auch hier umringt, und die Eingeborenen fingen an zu stechen. Meine Mutter, mene Schwester und Herr Arndt (ein Händler, der die Familie begleitete) wurden von den Ein geborenen schwer verwundet. Meine Mutter starb kurz darauf; meine Schwester, die ein kleines Kind bei sich hatte, wurde von den Eingeborenen in den Fluß geworfen. Herr Arndt konnte sich nicht mehr bewegen und bat mich, ich sollte ihm eine Patrone geben, damit er auf die Eingeborenen schießen könne; er schoß sich aber selbst tot. Ich hatte mich vor einem Eingeborenen, der mit dem Speere nach mir stack, in den Wagen geflüchtet, und wurde «un von den Eingeborenen ergriffen und nach der Werft gebracht. Hier mußte ich hungern, ich bekam nur saure Beeren. Auf der Werft sah ich noch zwei weiße Kinder, die, ebenso wie ich, nackend umher laufen mußten. Ich erfuhr, daß es die Kinder von Buren wären, die von denselben Einge borenen totgemacht worden waren. Ich ver suchte auch mit den Kindern, die im Alter von 6 und 8 Jahren waren, zusammenzu kommen, wurde aber stets getrennt. — Später ist das kleine Mädchen von den Ein geborenen an eine vorüberziehende Buren truppe ausgeliesert worden, die es dann nach Grootsontein brachte. Die Niederwerfung -es Herero- Aufstandes ist vielleicht früher beendet, als man nach vereinzelten, weniger erfreulichen Nachrichten aus unserer südwestafrikantschen Kolonie schließen könnte. Die Aufständischen haben in den Kämpfen der letzten Monate einen Prozentsatz ihrer Krieger verloren, ihre Herden sind durch Verluste und eigenen Ver brauch stark gelichtet und allen Anzeichen nach ist ihre Munition auf der Neige. Dazu kommt noch, daß die Möglichkeit des Ent schlüpfens über die Ostgrenze fast ouSge- schloffen ist. Das Verhalten der Herero, welche im Schutzgebiete selbst von einer Wasserstelle zur anderen ausweichen, läßt auch erkennen, daß sie ein Ueberschreiten der Ost grenze gar nicht in Betracht ziehen. Diese Erwägung, welche von Anfang an bei der Bekämpfung des Aufstandes spielte, scheidet also jetzt wohl ganz aus. Während sich die Schwächung der Herero nach mehreren Richtungen hin deutlich zeigt, wird auf deutscher Seite noch Artillerie, die wirksamste Waffe gegen einen solchen Feind auf dem be sonders ungünstigen Terrain, verstärkt. Vom Kriegsschauplatz in Ostasien. Die militärische Lage bei den Haupt armeen erscheint nach den zuletzt eingegangenen Nachrichten kaum als verändert; über die Absichten der japanischen Heeresleitung herrscht noch die bisherige Ungewißheit, die sich auch in vielfach widersprechenden Meldungen aus- drückt. Deutlich erkennbar ist nur, daß die Japaner auch weiterhin das Hauptgewicht auf die vollkommene Sicherung ihrer Stellungen nördlich von Liaujang legen, während di« russische Armee, vomHunho bis nach Tieling gestaffelt, sich vorläufig abwartend verhält. Die Japaner, die im Westen von Mukden tätig sind, bedienen sich im weitgehendsten Maße der Chunchusenbunde zu Kundschafts zwecken. Die russische Kavallerie ist nach dieser Richtung hin stark. Die Pferde be finden sich in bester Verfassung und die Wege find gut. Die Ruffen sind ostwärts tätig. Zwischen den Vorposten finden kleine Ge fechte statt. London. Nach dem neuen japanischen Militärgesetz, das mit dem Tage keiner Ver öffentlichung in Kraft tritt, werden weitere 331 618 Mann zum Kriegsdienst einberufen. Die Gesamtkriegsstärke der japanischen Armee wird darnach über 1000 000 Mann be tragen. Genf. Die japanische Regierung hat hier bedeutende Lebensmittelankäufe für ihre Armee in der Mandschurei gemacht, darunter befindet sich eine Bestellung von 200 000 Kilogramm Zwieback, der in 14 Tagen nach einem mittelländischen Hafen zu liefern ist. Von dort wird der Zwieback unter englischer Flagge nach Ostasien abgehen. Rundschau. — Berlin. Der Kaiser sandte folgendes Telegramm an den Grafen Leopold zu Lippe- Besterfeld: „Ich spreche Ihnen Mein Bei leid zum Ableben Ihres Herrn Vaters aus. Da die Rechtslage in keiner Weise geklärt ist, kann ich eine Regentschafts übernahme Ihrerseits nicht anerkennen und lasse auch das Militär nicht vereidigen." Von der Presse wird das Telegramm teils sehr scharf beurteilt, so schreibt die „P o st": Man würde geteilter Meinung darüber sein können, ob es nicht aus Rück sicht auf das monarchistische Interesse wünschens werter gewesen wäre, eine weniger scharfe Tonart für das Telegramm zu wählen, was durch die lippische Landtagsvorlage bekannt geworden ist. Es wäre sicher wünschenswert gewesen, eine derartige Kundgebung nicht ohne ministerielle Gegenzeichnung ergehen zu lasten, denn durch diese wäre dem Telegramm der Charakter einer rein persönlichen Aeußer- ung genommen, welcher dem Dokument um so mehr snhaftet, als mit der Kundgebung von staatsrechtlicher Bedeutung eine persön liche Beileidserklärung verbunden ist. Es muß doppelt peinlich sein, wenn nachher der Schiedsspruch, in Uebereinstimmung mit der
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