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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 05.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189503052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18950305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18950305
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-05
- Monat1895-03
- Jahr1895
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 05.03.1895
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zugleich AtjMs-AWtztt fir Hshsdorf, Ködlitz, §k«dgrf, K»Urf, A GßiRni, Hki«nchssrt, Mmmu A. MAsen Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstenz. LS. Jahrgang. -------- — - M. 54. Dienstag, Zerr 5. März 1895. -Mrses Blatt effcheint täglich (außer So««- BÄ» KsttagS) abends für dm folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Marl 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. IWellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanftalten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltms Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Zum Beginn der PasstoaszeiL. Wer wäre nicht ein Blumenfreund? Wenn Hyazinthen und Tulpen, blühende CrccuS und Alpen veilchen das Fensterbrett jetzt schmücken, so freut sich drinnen der Bewohner, draußen der Vorüber gehende, wenn er ein inniges und sinniges Gemüt sich be wahrt hat. So denke ich wenigstens. Dennoch sind diese Blumen manchem vielleicht alltäglich und un auffällig geworden. Ich kenne aber eine sonderbare Blums, die selten genug am Fensterbrett heutzutage zu finden ist. Sie redet sine nefergreifende Blumen sprache durch Namen und Wesen. Meine Mutter hatte diese Blume auf dem Wochenmarkt von einer Bauersfrau gekauft. Sie hatte einen ernsten, tief sinnigen Namen. Passionsblume hat sie der Volks mund genannt. Kennst Du sie? Merkwürdig, die violette Blüte zeigt inmitten ein regelmäßiges, kreuz förmiges Pistill. Ja, was noch merkwürdiger ist, von den vielen, vielen Knospen erschließt sich au jedem Morgen zur Blütezeit nur eine einzige Blüte in wunderbarer Schöne und kommt der Abend, so schließt sich die Blüte fest wieder. Das Merkwür digste aber ist doch, daß am folgenden Morgen nicht dieselbe Blüte" sondern die Nächstfolgende sich auf- thut und so der Reihe nach, bis alle Blüten daran gewesen sind. . Oft stand ich sinnend Tag für Tag vor diesem Geheimnis der Passionsblume. Liegt in ihrem Wesen Nicht mancher Zug, der uns Christen einen Wink geben kann, wie wir vom Beginn der heiligen Passionszeit bis zum Karfreitig besonders gesinnt sein möchten? Denke im Stillen darüber nach, was die Passionsblume Dir ins Herz prägen will für die nunmehr beginnende Passionszeit. Passion bedeutet Leiden. Daß mit dem Leiden kurz das Leiden Christi für uns gemeint ist, erraten Wir wohl gleich, wenn uns dis gewaltigen, markigen Gekenntnisworte des 2. Artikels fest in die Seele geschrieben stehen: gelitten unter Pontis Pilato, ge kreuzigt, gestorben rc. Die alte Kirche betrachtete und durchlebte die Passionszeit mit glaubensvoller Ehr furcht vor der Erniedrigung des Erlösers uns zu gut. Da verging kein Morgen, wo mau nicht in die Liebe Jesu auf seinem Leidensweg an der Hand der Leidensgeschichte der Evangelien sich anbetend versenkte. Das Christenherz, das still und ernst in heiliger Schöne sich morgens gleich einer Pasfions- blüte erschlossen hatte, schloß still und ernst am Abend nach des Tages Mühen einschlummernd in sich das Krsuzesbild mit ein. Später veräußerlichte sich das Gedächtnis der Leiden Christi in eine Art von Gesetz zum Fasten d. h. der Enthaltsamkeit von gewissen Speisen an bestimmten Tagen. Die er neuerte alte Kirche der Reformation hat auf Grund des Evangeliums wieder das innere Betrachten und Durchleben der Leidensgeschichte zurHauptsache erhoben und kräftig Front gemacht gegen pharisäisches Fastens gebot, das nur ein äußerlich Ding. Wenn wir nicht altersschwache Glieder der erneuerten alte« Kirche sein wollen, nun dann auf zu täglichem Anschauen des Gekreuzigten. Du hast gewiß ein Bild des Er lösers mit der Dornenkrone daheim an der Wand. Und hast Du keins, so schau Dir's noch besser in Ler Bibel in dem neuen Testament im Rahmen der 4 Evangelien an. Und, gest Du an den Arbeits platz, wo Gott Dich Hinberufen hat, so nimm in der Seele das stille, ernste, heilige Bild mit und ein paar Verse au« den köstlichen Passionsliedern unseres Schatzkästleins, unsres Gesangbuches (Nr. 73—109). Das Leiden und Sterben — kurz das Kreuz Christi, so sagen unsere evangelisch-lutherischen Vä ter in den Bekenntmsschriften, ist die gewaltigste Buß predigt. Haben sie nicht Recht? Ich denke, ja. „Einwärts" ruft uns das Kruzifix zu. In uns wohnt die uns Allen verhaßte Sünde. Wie loskom men und freiwerden davon ? „Das that ich für Dich" zeigt uns ein Blick aus's Kreuz, nur aufwärts blicken zum Befreier von der Sünde. Jesus der Retter ist da ! ES ist vollbracht! — welch' tröstliches Wort in Ewigkeit! Dann aber: Vorwärts! im mutigen Kreuzigen des alten Menschen mit seinen Lüsten und Begierden. Mir nach, spricht Christus unser Held —, nehmt euer Kreuz und Ungemach auf euch, folgt meinem Wandel nach! Dis Welikinder unserer Tage schänden den heiligen Namen: Passion. So sehr sind alle Be griffs von der Hoheit und Heiligkeit dieses Wortes aus dem Erlösungswerk abhanden gekommen, daß man oft die westlichsten Dinge, die einer mit sicht lichem Behagen und wahrer Sucht betreibt, deren Versuchung er auch nicht einmal irr der Zeit der Stille und des Ernstes in Herz, Haus, Gemeinde widerstehen kann, ganz schief und thöricht „seine Passion" nennen hört. Da redet man von passionier ten Reitern, Jagern, Spielern und dergleichen mehr.. Wir wollen, wenn wir diese Entweihung des heiligen Namens hören, das Wort Zinzendors's als Waffe nützen: Ich habe nur eine Passion und die ist Er! „Ich bin durch manche Zeiten, ja selbst durch Ewig keiten in meinem Sinn gereist, doch wo ich hinge- kommsn, nichts hat mir's Herz genommen, als Gol gatha, Gott sei gepreist!" LKgesgeschickse. *— Lichtenstein. Die diesjährige Musterung in dem Aushebungsbezirk Lichtenstein findet im neuen Schützevhausezu Lichtenstem statt und zwar am 1. April früh 8 Uhr die Mannschaften aus: Bernsdorf, Calln- berg, Heinnchssrt und Hohnborf, am 2. April früh 8 Uhr die Mannschaften aus: Kuhschnappel, Lichten stein und Rödlitz, am 3. April früh 8 Uhr die Mannschaften aus: Mülsen St. Jakob, Mülsen St. Michel», Mülsen St. Niklas, Rüsdorf und Stangen- dorf. Die Losung der Mannschaften der laufenden Altersklasse wird für den Aushebungsbezirk Lichten, stein im neuen Schützenhause zu Lichtenstein: am 4. April früh fts9 Uhr vorgenvmmen. *— Die Königliche Ersatz-Kommission wird im Anschlusse an das diesjährige Musterungsgeschäft zur Entscheidung über etwaige Anträge von Reserve- und Landwehrmannschafteu, sowie von Ersatz-Reser visten und ausgebildeten Landsturmpflichtigen des 2. Aufgebots auf Zurückstellung wegen häuslicher und gewerblicher Verhältnisse den 4. April, vormit tags fts10 Uhr im neuen Schützenhause zu Lichten stein Sitzung halten. — Eine an den Reichstag gerichtete Petition gegen die Umsturzvorlage liegt vor. Ihr Eingang lautet: „Die Unterzeichneten wenden sich an die Mit glieder der deutschen Volksvertretung mit der Bitte, denjenigen Teil der sogenannten Umsturzvorlage, welcher der theoretischen Erörterung allgemeiner Probleme oder deren künstlerischer Behandlung ge wisse Schranken setzt, aus dem Entwurf zu beseitigen, damit nicht durch die Veränderung des bestehenden Strafgesetzes eine der geistigen Thätigkeit gefährliche Bedrängnis herbeigeführt werde. Die Unterzeichneten haben sich zu diesem Schritte vereinigt, ohne zu fragen, ob sie im Uebrigen auf einem gemeinsamen Boden politischer Parteianschauung stehen. Jedem das Recht oorbehaltend, die in Beratung befindliche Vorlage von seinem persönlichen Standpunkte aus zu beurteilen, enthalten sie sich bei gegenwärtigem Gesuch aller Einmischung in die Frage nach der Notwendigkeit oder Gerechtigkeit der beabsichtigten gesetzlichen Neuerungen in ihrer Gesamtheit. Sie haben ihr Augenmerk vornehmlich auf den zweiten Absatz des vorgeschlagenen Z 130 gerichtet, welcher mit Strafe Denjenigen bedroht, „der in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise die Religion, die Monarchie, die Ehe, die Familie oder das Eigen tum durch beschimpfende Aeußerungen öffentlich an greift". Die Petenten erblicken in obigem Text eine Fassung von so dehnbarer Natur, daß keine kritische Beleuchtung einer der hier aufgeführten Materien unter gewissen Umständen gegen strafrechtliche Ver folgung gesichert ist, und sie erblicken ferner in der Gesamtheit dieser Materien ein so weites Gebiet abstrakter Begriffe, daß die meisten in das Gebiet der Philosophie und Kunst gehörenden Leistungen mittelbar oder unmittelbar damit in Verbindung ge bracht werden können". Zum Schluß heißt es in der Petition: „Im Namen vieler und im Interesse aller, die an der geistigen und künstlerischen Produk tion Deutschlands mitzuarbeiten berufen sind, wenden sich die Unterzeichneten an die Vertreter des Volkes mit dem Ersuchen: jene, die freie geistige Entwickelung bedrohenden Bestimmungen, insbesondere den zweiten Absatz des Z 130 aus dem Entwurf zu streichen". Die Petition ist unterzeichnet u. a. von den Herren: Pros. v. Bar, Ludwig Bamberger, Georg v. Bunsen, Prof. Felix Dahn, Prof. Hans Delbrück, Friedrich Dernburg, Arthur Fitger, Theodor Fontane, Gustav Freitag, Otto Gildemeister, Prof. August v. Heyden, Mitglied des Staatsrates, Adolf L'Arronge, Detlev Fehr. v. Liiiencron, Altona, Prof. Adolf Menzel, Prof. Paul Meyerheim, Prof. Theodor Mommsen, Georg Frhr. v. Ompteda, Dresden, Prof. Max v. Pettenkofer, Prof. Erich Schmidt, Heinrich Seidel, Prof. Max Gering, Friedrich Spiegelhagen, Frhr. Schenck v. Stauffenberg, Prof. Rudolf Virchow, Prof. Adolf Wagner, Ernst Frhr. v. Wolzogen, Prof. Theobald Ziegler, Straßburg !. E. — Zur Förderung der am bevorstehenden Buß tage einzusammelnden Kirchenkollekte versendet, wie bereits kurz erwähnt, der Landssverein für innere Mission auch in diesem Jahre ein Flugblatt, das von dem erfreulichen Fortschreiten der christlichen Liebeswerke Kunde giebt. Aus den Erträgnissen der vorjährigen Kollekte, die nach Abzug der Kosten für Druck und Versendung des Flugblatts 16,200 Mk. ergab, sind nach den Beschlüssen der Generalversamm lung des Landesoereins unter Zustimmung des evan gelisch-lutherischen Landeskonsistoriums nicht weniger als 29 Vereine und Anstalten der inneren Mission nach sorgfältigem Ermessen unterstützt worden. Die größte Anstalt der inneren Mission in Sachsen, das Dresdner DiakoniffenhauS, zählt gegenwärtig 410 Schwestern, welche in 40 Kranken- und Siechen- Häusern, 86 Gemeindepflegen, 23 Klsinkinderschulen, 8 Mäqdeherbergen, Dienstboten- und HaushaltungS- schulen, 2 Erziehungsanstalten und 2 Waisenhäusern arbeiten. Die meisten stehen im Dienst der Kranken und Siechen. Besonders wird der Segen der Dia- kvnissenanstalt im Lande empfunden durch die Ge° msindediakvnie, welche zur Zeit von 129 Schwestern auf 86 Stationen (wovon 74 in Sachsen) ausgeübt wird. Das Leipziger Diakonissenhaus zählt zur Zeit 45 Schwestern und hofft, sich bald ein eigenes Heim erbauen zu können. Der Gorbitzsr Brüder- und Rettungsanstalt gehört ein Verband von 65 Brüdern an, die teils als Hausväter in Rettungs- und Waisenhäusern und in Herbergen zur Heimat, teils in der Arbeiterkolonie, in der Stadimission, in der Krankenpflege, teils noch als Hausbrüder an dem 64 Kinder enthaltenden Gvrbitzer Rettungshause ar beite«. Im Jahre 1893 wurde in Oberpesterwitz eine Filialanstalt zur Erziehung konfirmierter sittlich gefährdeter Knaben errichtet. In der Anstalt Klein wachau bei Radeberg sind 47 epileptische Kinder der Oberhut von 7 Diakonissen und einem Pfleger unter stellt. Das Frauenheim Tobiasmühle, sowie das Frauenheim zu Borsdorf bei Leipzig wurde im vorigen Jahre als Zufluchtsstätte für arbeits- und obdachlose Frauen und Mädchen eröffnet, während solchen Männern die Arbeiterkolonie Schneckengrün schon seit 9 Jahren ihre Pforten öffnet. Allwöchent lich werden 15,000 Stück Predigten (zu 1 Pf.) an solche, die am Kirchenbesuch durch Berus oder Krank heit verhindert sind, verteilt. Noch immer sehlt es an Arbeitskräften, um allen Nachfragen zu genügen. Es ergeht daher an christliche Jünglinge und Jung frauen erneut der Ruf, sich in den Dienst der inneren Mission, der Arbeiter christlicher Nächstenliebe zu stellen. Aber auch ansehnlicher Geldmittel bedürfen
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