48 Schullehrer damit seine Pflicht gegenüber Angelegenheiten der Kirchgemeinde, so bedeutete die Mitwirkung an den verschiedensten Ereignissen des Ortes eine zusätzliche Verdienst quelle, derer er durchaus bedurfte. Diese Tätigkeit wurde vergütet. Im Protokollbuch der benachbarten Gemeinde Mickten-Uebigau, also in der gleichen Parochie, findet sich dazu fol gende Eintragung: Vergütung des Lehrers für Leichengegängnisse: „Für gesungene Choralmelodie nebst Arie und Begleitung Für Choralmelodie und Begleitung Für Choralmelodie ohne Begleitung Jedem Sängerknaben sind außerdem zu gewähren. Schulbesuch und Unterricht erfolgten bei Lehrer Mohns Nachfolgern auf der Grundlage des Gesetzes für das Volksschulwesen im Königreich Sachsen vom 9. April 1872 und vom 23. April 1873. Die christlich-patriotisch-patriarchalische Tendenz des Unterrichts blieb bestimmend. Aus dem Protokollbuch der Lehrerkonferenzen der (einfachen) Volksschule in Pieschen ist zu entnehmen, daß unterrichtliche Fragen regelmäßig auf der Tagesordnung standen. Am7. 5. 1885 wurde z. B. durch den Direktor eine Präzisierung der Deutschstunden vorgenommen, nach der Montag Lektüre, Dienstag Grammatik, Mittwoch Stil, Donnerstag Lektüre und Memo rieren, Freitag Orthographie, Sonnabend Stil angesetzt werden soll. Da in den Oberklassen Lesen kein selbständiges Fach war, sollte es durch Bibelstudien gefördert werden. Am 18. 6. 1885 wurde darauf hingewiesen, daß der Unterrichtstag mit dem Morgengesang, die Unter richtsstunden mit Singen und Beten zu beginnen und der tägliche Unterricht mit Singen abzu schließen sei. Am 4. 3. 1886 wurde festgestellt, daß Schüler bei Aufnahmeprüfungen in Dres den das Einmaleins nicht kannten. Das löste eine Konzentration auf das Rechnen in den fol genden Konferenzen aus. Oft wurden die Lehrer aufgefordert, den religiösen Memorierstoff aufzufrischen. Am28. 5. 1889 wird über die Vorbereitung der Wettinjubelfeier informiert. Königs oder Kai sers Geburtstag, Sedan- und Bismarckfeiern usw. spielten im Schulleben regelmäßig eine wichtige Rolle. 19 1878 gehören von 786 Schülern acht der katholischen und drei der deutsch-katholischen Reli gion an. Bis zur Bildung der katholischen Volksschule in Pieschen war die religiöse Erziehung der katholischen Kinder ein ständiges Problem, mit dem sich die Lehrerkonferenzen laufend beschäftigten. Zeitweise wurden sie zusammen mit den evangelischen Kindern in Religion unterrichtet. Dann wurde dies verboten und am 18. 12. 1890 aufgefordert, die katholischen Schüler nach Dresden zum Religionsunterricht zu schicken. Später stand ein katholischer Religionslehrer zur Verfügung. Zwischen ihm und den katholischen Eltern einerseits und den evangelischen Lehrern andererseits gab es laufend Reibereien. 20 Die Konferenzen beschäftigten sich auch mit sozialen Problemen. Die königliche Polizeidi rektion teilt in einer Bekanntmachung an die Schulen mit: „. . . innerhalb des hiesigen Stadtbezirkes ist schulpflichtigen Kindern, wie hierdurch bezie hentlich in Erneuerung der bestehenden Vorschriften bestimmt wird, das Hausieren und das öffentliche Feilbieten irgendwelcher Verkaufsartikel verboten. Lediglich für die Dauer des 3 M - 2 M - IM - 10 Pf