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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 03.04.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187304038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18730403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18730403
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-04
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Großenhainer UMH MW- und AnzeiMatt Rtbaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. L8V» Donnerstag, den 3. April Äbonnemenk: Lierteljährtuh 1» Agr. Inseratenmmahme: Bis Tags vorher spätestens früh lü Uhr. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt« M r Ngr. Li sch eilte» : Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. ^kmtövlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Regierung sollen ihnen durch eigens hierher geschickte I! Agenten außer Vergütung der Reise bedeutende Land- zu erwerben. In allen anderen Beziehungen werden ihnen ! die Rechte der meistbegünstigten Nationen zugestandcu. eoncrete und eigentlich menschliche Leben Vorbehalten. Aber alle diese Feldzugspläne sind sinnlos und verderblich. Ehrlich und heilsam ist nur eine Reform nicht zum Trotz der Glieder der Kirche." Das Unklare und Verschwommene dieser Vor stellung muß Jeder auf den ersten Blick erkennen. In wel cher Weise sollen denn die Mitglieder der Kirche die Reform derselben vornehmen, als indem sie den Weg beschreiten, welchen der Pater als sinnlos und verderblich bezeichnet, als indem sie die Kirche mit ihren Uebergrissen in das ihr gehörige Gebiet verweisen, wo eö geht, mit Sanftmut!) uud Milde, bei trotzigem Widerstreben nöthigenfalls auch mit der Gewalt des Staates? Wie wollen Jene, die sich .zu der schwierige» Arbeit beruseu fühlen, den Baum des finsteren Aberglaubens anders fällen, als daß sie die Axt der Wissenschaft an seine Wurzeln legen? Wir sind der Ueberzeugung, daß man in der Schwei; durch die Borträge des Pater Hyacinth sich von den wirksameren Waffen nicht abwenden wird, die man bisher im Kampfe gegen die rö mische Ueberhebnng und Berdummungssucht brauchte. In Oesterreich ließ sich die vorige Woche sehr stürmisch an, aber es ist Alles auf dem Wege verständiger Einsicht aus geglichen worden, da man die Erfolge der Weltausstellung, welche eine gewisse Gemüthlichkeit erfordert, nicht stören will. Auf Befehl des Kaisers sistirte nämlich das ungarische Mi nisterium die Einbringung der Escomptebank-Vorlage. Der Ministerpräsident sowie der Finanzminister eilten nach Wien, um mit der dortigen Regierung über den Eonflict wegen Gründung der ungarischen Escomptebank zu verhandeln. Schon in der ersten Sitzung einigte mau sich durch eiuen Vergleich, welcher die Ausführung des ungarischen Planes ermöglicht. In Wien io ar man sehr aufgeregt über das Vorgehen der Ungarn: die Negierung denkt dann aber ruhiger als die Presse, seit in Wien kaum noch ein Blatt erscheint, hinter welchem nickt die eine oder andere Finanz- gesellsckast steckt. Zwischen der Türkei und Nußland ist ein Vertrag abgeschlossen worden, wodurch den russischeu Uuterthauen das Recht eiugeräumt wird, im türkischen Reich Grundbesitz Politische Umschau. Versetzen wir uns in die Zeit vor zwei Jahren zurück, ! so waren viele begründete Zweifel vorhanden, ob Frank reich die Kriegsschuld von 5 Milliarden wirklich abtragen könne. Hierüber hat uns die Folgezeit vollständig aufgeklärt. Das kaum vou einem gefährlichen Aufstande genesene, noch immer in ernsten Kämpfen zwischen den monarchischen und republikanischen Parteien begriffene Land wird im ^eptem ber dieses Jahres den letzten Groschen seiner Schuld an uns bezahlen und damit anfs glänzendste seine NcgenerationS- ulid Leistungsfähigkeit beweisen. Nur ein Laud von der reichen landwirthschaftlichen und industriellen Produktion, wie Frankreich, konnte so rasch sein finanzielles Ansehen wieder Herstellen. Bekanntlich wurde die letzte Anleihe vou circa 4 Milliarden mehr als zehnfach überzeichnet. Wohl war dabei viel Schein und künstliche Speculation, indessen wollen wir uns nicht verhehlen, daß thatsächlich das Land eine außerordentliche Probe seines Ereditö bestand. Diese That- sache müssen wir um so ernster ins Auge fassen, da sich nicht verkennen läßt, daß die französische Nation diese An- > schanung ihrer Kräfte, dieses wiedergewonnene Selbstver trauen, dieses Ringen um Ansehen und Eredit im Auslande nicht in friedlichen Gesinnungen, sondern mit entschlossenen Revanche-Gedanken betreibt. Nur zu rasch werden die Franzosen unter solchen unleugbaren Erfolgen ihre Kriegs- Niederlagen und deren Ursachen vergessen, dafür aber den übermüthigen Entschluß nähren, abermals das Kriegsglück? zu versuchen. Diese Verhältnisse verliert die deutsche Reichs regierung nicht aus dem Gesicht. Der bedeutendste Theil j der französischen Milliarden geht in Heilung der Wunden, j welche der Krieg geschlagen, im Retablissement der Waffen, in Rückzahlung der für den Krieg contrahirteu Reicksschut- deu, in zeitgemäßem Umban der Festungen, Befestigung der Küsten uud iu einer ansehnlichen Vergrößerung der Marine - auf, abgesehen von den Summen, die sür die Elsässer Eisem - bahnen, für die Entschädigung der Elsässer Kriegsschädeu bereits gezahlt sind. Angesichts der enormen Summen, die j ihrer Fruchtbarkeit für Deutschland. Die kirchlichen Wirren in der Schwei; verschärfen sich von Tag zu Tag. Die Buudesregierung, in ihren Maß- j nahmen von der Majorirät des Volkes unterstützt, geht; unnachsichtlich gegen den renitenten CleruS vor, entsetzt! denselben seiner Aemter und scheut selbst Landesverweisungen nicht. Der bekannte französische Pater Hyacinth hält gegen- ! wärtig in der Schweiz Vorträge über die Reform der katho- ! lischen Kircke. In Bezug auf die Waffen im Streit zeigt sich bei diesen Vorträgen ein gewaltiger Unterschied zwischen der verschwommenen Gefühlsseligkeit eines Franzosen und dem praktischen Sinn der Deutschen. „Drei Feldzugspläne, z drei Waffengattungen", sagt Pater Hyacinth, „sind in dem ' Kampfe bisher zur Geltung gekommen. Bean hat zunächst - zu den Schwertern der Gewalt und der Wissenschaft ge- griffen; Andere haben daran gedacht, den Feind durch die! Verführungskünste der Milte zu fesseln; noch Andere waren für eine Trennung, sie wollten die Kirche auf ihre Domäne, das geistige und abstrakte Leben verweisen und sich das - wir theils schon von Frankreich erhalten haben, theils noch im Laufe der nächsten Monate bekommen werden, ist es gut, sich keinen Illusionen hiuzugcben. Die Revanche Ge danken Frankreichs verleiden uns den friedlichen Genuß nnd die friedliche Vcrwerthung dieser Milliarden. Sie sind uns als Kriegsschatz iu die Hände gefallen nnd finden ihre Vcr Wendung als Kriegsschatz. Betrachten wir aber, was bis jetzt die französischen Gelder uns Gutes oder Schlimmes gebracht, so kommen wir zu solgeudem Resultate. Die immense Vorstellung, die nur von der Fruchtbarkeit der Milliarden hatten, rief eine gewaltige Unternehmungslust hervor. Diese fand bereite Mittel, theils iu den vom Reich zurückgezahlten Schulden, theils iu solchen Kapitalien, die, bisher vorsichtig zurückgehalteu oder mit mäßigem aber sicherem Erfolge angelegt, fich jetzt auf die hohe See der fpeculaliven Wagnisse begabeu. Der Friede war ja auf eiue Weile gesichert und in der ganzen Welt ging mau zu versichtlicher vorwärts. Baares Geld strömte in »»gewöhn lichem Maaße nach Deutschland, aber noch mehr fabricirten die unermüdlichen Zettelbankeu infolge des Eredits, welchen die unzähligen Unternehmnngen bedurften und fanden. Wel ches nun auch das Schicksal dieser Unternehmungen sein mag, zwei Folgen ergaben sich daraus mit Nothwendigkeit. Der Geldwert!) sank, alle Lebensmittel stiegen somit im Preise. Die überall gesuchten Arbeitskräfte forderten immer höhere Löhne und ahmten die Genußsucht so mancher plötz lich reich gewordener Leute nach: sie leisteten ungleich weniger gegen ungleich gestiegene Arbeitslöhne. Das ist jetzt in Stadt und Laud die allgemeine Klage. Das Ende dieser Entwickeluug ist noch nicht abzufehen. Sie hat aber alle Zustände aus ihrem Gleichgewicht und ihrer Ruhe heraus gebracht und wir verdanken sie vielleicht weniger den fran zösischen Milliarden selbst, als der sangninischen Beurtheilung Versprechungen gemacht worden sein. Bei Auerhammer ist am 29. März durch eiuen Wald brand der niedrige Fichtenbestand auf einer Fläcke von ca. 10 Ackern zerstört worden. Als der Verwahrlosung ver dächtig wurden zwei Bergleute polizeilich eingezogeu. Wie man aus Dippoldiswalde berichtet, "kam am ver gangenen Sonnabend der Fleischermeister Kröner ans Frei berg, ein Mann von 27 Jahren, dadurch ums Leben, daß der Möbelwagen, neben welchem er ging, umstürzte und ihn augenblicklich erdrückte. Deutsches Neich. Der Reichstag hat am 29. Mär; die erste Berathuug des MünzgesetzentwursS zu Ende geführt. Die zweite Berathung foll im Plenum erfolgen. — Das Kriegsleistungsgesetz, dessen erste Berathung am 31. Mär; stattfand, wurde von allen Seiten bemängelt: namentlich - vermißte man die Bestimmung, daß für jede Kriegsleistung i eine Entschädigung geleistet werden solle. Das Haus beschloß, - die zweite Berathung im Plenum vorzunehmen. > Die Conferenz der bundesstaatlichen Justizminister über die Gerichtsorganisation sollte am 1. April unter Vorsitz des ! preußischen Justizminister Ui. Leonbardt in Berlin beginnen. j Lagesnachrichtm. Sechsen. Vom Schwurgericht zu Dresden wurde am z 29. Mär; Ernst Wilh. Louis Eiausuitzer aus Niederpöbel wegen Raubes und Diebstahls zu 3' ., Jahren Zuchthaus j und am 31. die verehel. Thierfeld aus Cölln bei Meißen j ! wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu 3 Jahren Zuchthaus j verurtheilt. Das Gesuch Bebel's, ihn während der Reickstagssession ! - aus der Hast zu enllasseu. soll vom Justizministerium ein ! ! sack abgelehnt worden sein. Der bisherige Kassirer des Vorschußvereins zu Plaueu . im Voigtlandc, deu man wegen eines Kassendeficits von ! 29,900 Thlr. flüchtig glaubte, hat sich amtlicher Bekannt ! ' machung nach freiwillig dem Untersuchungsrichter gestellt. Wie das „Werd. W." berichtet, haben am 26. März ; mehrere Familien, aus 53 Köpfen bestehend, die Stadt I i Werdau verlassen, um sich in Brasilien eine andere Heimath j zu grüudeu. Aus Erimmitsckau und Zwickau sind ihnen am ! selben Tage, und zwar aus ersterer Stadt über M, aus letzterer über 100 Köpfe gefolgt, und werden dem Vernehmen nach von hier und von Erimmitschau aus Mitte Mai d. I. S > noch gegen 400 Personen ebenfalls nach Brasilien ans- wanderu. Tie Famiüenhäuptcr sind lauter junge, kräftige Arbeiter im Alter bis zu 36 Jahren. Von der brasilianischen Die Gesammtausprägung in den Münzstätten des deut schen Reichs stellt sich bis 15. März auf 531,208,270 Mark, von denen 406,309,000 Mark in Zwanzigmarkstücken und 124,899,270 Mark in Zehnmarkstücken bestehen. Preußen. General-Feldmarschall Graf v. Wrangel beging am 30. März sein fünfzigjähriges Jubiläum als königlich preußischer General, doch konnte er seines Ge sundheitszustandes wegen , der sich aber in erfreulicher Weise bessert, persönliche Glückwünsche nicht entgegennehmen. Die Expedition und Redaction der „National-Zeitung" hat aus Anlaß des 25jährigen Bestehens derselben eine „National-Zeitung-Stiftung" zum Besten der Angehörigen dieser Zeitung ins Leben zu rufen beschlossen und zu diesem Behufe der Stadtgemeinde Berlin den Betrag von 10,000 Thaler als Stiftungsfond übergeben. Oesterreich. Das Abgeordnetenhaus nahm am 31. März in dritter Lesung den Gesetzentwurf an, betreffend deu Bau einer Eisenbahn vou Falkenau bis zur sächsischen Grenze bei Graßlitz und nach Rakonitz an der Pilsen-Priesener Bahn. In einer der belebtesten Straßen von Prag erfolgte am 31. März ein Hauseinsturz, wodurch zwei Personen ge- tödtet wurden. Die Stadt Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge ist am 31. März vollständig niedergebrannt. Schweiz. Die katholischen Geistlichen des berner Jura haben in einer in Courrendlin (deutsch Rennendorf) abgehal- tcnen Versammlung den Beschluß gefaßt, auf ihrem Wider stande gegen die Anordnungen der Regierung zu beharren. Ein aus der Mitte der Versammlung gestellter Antrag auf Zurückziehung des gegen die Diöcesanbeschlüsse erhobenen Protestes blieb bei der Abstimmung in der Minderheit. Mit Rücksicht auf die obwaltenden dermaligen Verhält nisse ist vom berner Großen Rathe die Einführung der Eivilehe im berner Jura beschlossen worden. Die katholische Schulgemeinde von St. Gallen hat den Antrag des SchulratheS, daß die Lehre des Unfehlbarkeits- Dogmas und des SyllabnS im Schul- und Religions unterricht verboten fein solle, mit .582 gegen 177 Stimmen angenommen. Italien. Wie man aus Neapel meldet, wurde am 27. März eine Dame aus dem Gefolge der gegenwärtig in Sorrent weilenden Kaiserin von Rußland auf einem in Begleitung eines Dieners unternommenen Spazierritte von Banditen gefangen genommen. Von den Behörden ist sofort eine umfassende Verfolgung der Räuber ungeordnet worden. In Floren; wurde ein Jesuitenpater wegen Veröffent- tichung des Buches „Julius oder ein Alpenjäger", in wel chem die Person des Königs schwer beleidigt wird, arretirt. Frankreich. Die Gesammtsumme der von der fran zösischen Regierung im Jahre 1871 getragenen Unterhaltungs kosten der deutschen Truppen beläuft sich auf 248,625,000 Fr. England. Kaum hat ein großer Strike aufgehört, so sängt ein anderer an. In der Umgegend von Bolton und Faruworth haben 2500 Bergleute die Arbeit eingestellt, an geblich, weil die Grubenbesitzer die Verantwortlichkeit, welche das neue Gergwerlsgesetz ihnen zuerkenne, auf die Arbeiter laden wollten. Spanien. Die amtliche Zeitung vom 30. März publicirt das Wahlgesetz für die constittürende Nationalversammlung. Der Kriegsminister Acosta hat sich bereit erklärt, sein Portefeuille zu behalten, wenn die frühere Organisation der Artillerie wieder hergestellt wird. Die Regierung hat dies zugestanden. Wie verlautet, liegt es in der Absicht desselben, den Marschall Serrano zum Oberbefehlshaber der gefamm- ten Armee zu ernennens damit die Disciplin wieder eine straffere werde. Aus Barcelona vom 29. März wird gemeldet: Die Stadt Berga ist von den Earlisten genommen, welche als Angriffsmittel (ebenso wie bei der Einnahme von Nipoli) Petroleum verwandten und vermittelst desselben mehrere Häuser in Brand steckten. Man fürchtet, daß die Carlisten bald bis Puhcerta vordringen werden. — Einer weiteren Meldung aus Barcelona vom 30. Marz zufolge hat der Ausschuß der föderativen Republikaner ein Telegramm des Ministerpräsidenten Figueras empfangen, welches als die erste Pflicht eincs guten Republikaners die Aufrechterhaltung der Ordnung bezeichnet. Die Regierung traf Maßregeln zur Abhilfe von Uuglücksfällen. Die Städte Ripoli und Berga versäumen nichts, um den Krieg zu beendigen, so wie Ruhe und Vertrauen herzustellen. Mehrere Kirchen sind durch die bewaffnete Macht besetzt. Volksmassen, er bittert durch die Erfolge der Carlisten, versuchten in letzter Nacht die Kirche St. Jacob anzuzünden. Die Kirche ist von Freiwilligen umstellt und einstweilen in eine Caserne verwandelt. Die Volksansammlungen dauern fort. Türkei. Der italienische Dampfer „India", welcher im Suezcanal gestrandet war, ist ohne Schaden wieder flott gemacht worden nnd hat seine Fahrt nach dem Mittelmeere fortgesetzt.
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