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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 21.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187306219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18730621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18730621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-06
- Tag1873-06-21
- Monat1873-06
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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Monnemenl: Vierteljährlich 10 Ngr. Werh Mngs- und AnzeiMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile l Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 21. Juni L8S» Tagesnachrichten. Dresden, den 19. Juni. Wie man auch über des Reichskanzlers persönliche Anschauungen über diesen oder jenen Neichsgesetzentwurf, beispielsweise über den von ihm selbst eingebrachten, die deutsche Presse betreffenden, denken mag, so viel muß der Unbefangene eingestehen, daß eine Riesenkraft dazu gehört, fortwährend Leben und Bewegung im Reichöleben zu erhalten und den sich aufthürmenden Widerwärtigkeiten Trotz zu bieten. Daß in solcher Lage Fürst Bismarck noch genöthigt ist, in seinen Reden seine Kränklichkeit zu betonen, verstärkt die Bewunderung, die man seiner Arbeitskraft zollen muß. Offen und wahr, wie er stets ist, dabei jederzeit warm dem Gegenstände seiner Fürsorge hingegeben, liegen seine Absichten auch Niemandem verhüllt vor, und wenn er einestheils seinen Gegnern da mit die Gelegenheit benimmt, ihn zu verleumden, bietet er ihnen anderntheils die offene Brust zu jedem Angriffe dar. Er forderte mit seinem Reichspreßgesetzentwurf seine wärmsten Anhänger auf, sich ihm gegenüberzustellen, so ungern sie es auch thaten, und er zwingt die Ultramontanen, die krummen jesuitischen Wege zu verlassen und in eine offene Kampses- weise mit ihm einzugehen, die sie eigentlich, weil ihnen weniger geläufig, lieber vermiedeu hätten. Indessen einmal auf dieselbe eingegangen, überbieten sie sich nun in un gerechtfertigten, ja frechen Anschuldigungen, und die bayer- schen, wie italienischen Organe derselben kennzeichnen den Fürsten als den wahren Antichrist. Und dennoch heißt es auch bei ihm: „je mehr Feind', je mehr Ehr'." Das deutsche Volk in seiner Gesammtheit wird immer mehr inne, daß des Reichskanzlers Wesen in seiner Allgemeinheit den ganzen deutschen Staatsmann darstellt, wie wir ihn ge brauchen, um nach dem ruhmvollen blutigen Kriege, welcher uns zur deutschen Einheit verhelfen, der Vortheile derselben nicht wieder verlustig zu gehen. Sachsen. Se. Majestät der König sind am Nach mittag des 18. Juni aus Ems zurückgekehrt und in Riesa von Ihrer Majestät der Königin, sowie Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen, dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg nebst Familie in herzlichster Weise begrüßt worden. Während sodann Ihre königlichen Majestäten mit dem Prinzen Georg und dessen Familie nach Jahnishausen fuhren, kehrte Se. königl. Hoheit der Kronprinz alsbald nach Strehlen zurück. Am l9. Juni Nachmittags wollten Ihre königl. Majestäten nebst den prinzlichen Herrschaften Jahnishausen wieder verlassen und Sich in das Sommer hoflager zu Pillnitz begeben. Am 17. Juni Abends halb 9 Uhr ist in verschiedenen Orten ein prachtvolles Meteor beobachtet worden. Beim Verschwinden ließ es einen lebhaften Feuerregen, wie man ihn auch bei größeren Sternschnuppen oft beobachtet, hinter sich zurück. Wie aus Meißen berichtet wird, zeigt sich seit einigen Tagen an mehreren Geleiten in der Stadt, im Triebisch- thal, Nauhenthal und in den Zscheilbergen blühender Wein. Wie die „Zittauer Nachr." aus sicherer Quelle ver nehmen, ist am 15. Juni zwischen Jonsdorf und Groß schönau von einem 17jährigen Menschen aus Warnsdorf an einem Mädchen Gewalt verübt und dasselbe auch durch Stiche im Gesicht bedeutend verletzt und beraubt worden. Der Verbrecher ist in Haft. In Freiberg erschoß sich am 15. Juni der Artillerie- Fourier T. Die Motive zu dieser That sind zur Zeit noch nicht festgestellt. Am 18. Juni Abends sind von drei Brüdern, die sich in der NettungSanstalt zu Obergorbitz als Diaconen aus bilden und mit den dort untergebrachten Knaben bei Brieß- nitz in die Elbe baden gegangen waren, zwei ertrunken. Der jüngere hatte sich zu weit in den Strom gewagt und war in einen Strudel gekommen, in welchem auch der ältere Bruder, der auf den Angstschrei des Ertrinkenden zur Hilfe eilte, seinen Tod fand. Deutsches Reich. Nach Erledigung einiger kleineren Vorlagen genehmigte der Reichstag am 17. Juni in zweiter Lesung den Gesetzentwurf über die Einführung der Reichs- Verfassung in Elsaß - Lothringen. Am 18. wurde derselbe auch in dritter Lesung angenommen. Die Anzeichen für eine Herbstsession des Reichstags mehren sich; namentlich wünscht man, daß die Berathung und Annahme des Militärgesetzeö noch in der jetzigen Reichstagsperiode erfolgt, da kaum zu erwarten ist, daß der aus Neuwahlen hervorgehende nächste Reichstag, wel cher sich gleichsam noch nicht mit der Negierung eingearbeitet hat, ebenso bereitwillig wie der jetzige auf die Intentionen der letzteren eingehen werde. Die in vorigem Blatte gebrachte Mittheilung der „Wes.- Ztg." über die Reichöpapiergeldfrage wird von gutunterrich teter Seite als richtig bezeichnet, ausgenommen die Stelle, wo von dem Betrage des Reichspapiergeldes die Rede ist. Eine Fixirung dieses Betrages hat im Bundesrathe nicht stattgefunden, sondern es ist im Allgemeinen angenommen I worden, daß auf den Kopf der Bevölkerung 3 Mark Papiergeld zu emittiren sind. Die „N. A. Z." vom 17. Juni bringt folgende berich tigende ''Note: „Die in der Presse vielfach verbreitete Nachricht, daß der deutsche Botschafter in Paris, Graf Arnim, bei Gelegenheit des Regierungswechsels in Frank reich den neuen Machthabern einen gewissen Diensteifer entgegengetragen habe, sind wir in der Lage, auf das Bestimmteste in Abrede zu stellen." Preußen. Wie die „Spen. Ztg." hört, wird der Breslauer Domherr v. Richthofen feiten des Staates in allen seinen Rechten geschützt werden. In erster Linie wird er also seinen Gehalt, der den Domherren jetzt wieder direct vom Staate zugeht, fortbeziehen. Er wird nach wie vor seine eventuellen Wahlrechte re. ausüben dürfen. Da die Maßregeln des Fürstbischofs Förster gegen Richthofen vor den Erlaß der Kirchengesetze fallen, so wird dieser Schutz sich nicht auf jene Gesetze, wohl aber auf den bisherigen Rechtsbestand in Preußen basiren. Bayern. Aus Bayreuth wird gemeldet, daß infolge des andauernden Regens der niedrig gelegene Theil der Stadt, Wiesen :c. unter Wasser gesetzt sind und der Main ! noch im Steigen begriffen ist. Hessen. Die 25jährige Jubelfeier der Regierung des Großherzogs ist am 17. Juni in Darmstadt bei herrlichem Wetter und festlich geschmückter Stadt durch Truppenparade, Galadiner im Schlosse und Galavorstellung im Hoflheater begangen worden. Der zur Zeit in Ems weilende Kaiser von Rußland, sowie der Großherzog von Baden haben ihre Glückwünsche persönlich überbracht. Schwei;. Der Große Rath von Zürich lehnte es mit 106 gegen 59 Stimmen ab, in die Berathung des Gesetzes über die facultative Civilehe einzutreten. Italien. Das „Diritto" schreibt: „Fürst Bismarck hat gesagt, das Deutsche Reich wird sich nicht in die Papstwahl einmischen, aber wenn sie geschehen ist, wird es seine Legitimität prüfen und nachsehen, ob der erwählte Papst die Rechte, welche einem legitimen Papste zustehen, frei und unabhängig ausüben kann, ob er wirklich das Oberhaupt und der Vertreter der katholischen Kirche oder eine von den Jesuiten zu ihrem ausschließlichen Vortheile angeputzte Puppe ist. Das ist eine Sprache, die jenseits der Alpen gar nicht neu ist, an die wir in Italien aber nicht gewöhnt sind. Der Augenblick ist in der That für diese Erklärung ganz geeignet; sie wird gewiß nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa den Beifall aller Liberalen finden, und wir zweifeln nicht im Geringsten, daß die Ideen Bismarck's in ganz Europa getheilt werden. Wie man jetzt in Deutschland denkt, wird man bald überall urtheilen." Der Ministerpräsident Lanza hat sich am 18. Juni von Rom nach Turin begeben, um dem Könige das nun auch vom Senat angenommene Gesetz über die religiösen Körper schaften zur Sanction vorzulegen und demselben Vortrag über die gegenwärtige parlamentarische Lage zu halten. Beim Empfang des EardinalScollegiums hat der Papst am 17. Juni e»ne Rede gehalten, in welcher er wiederholt gegen die Usurpation des päpstlichen Staates, sowie gegen das Gesetz betreffs der Kirchengüter protcstirte und jede Idee einer Versöhnung zurückwies. Auch sprach sich der Papst tadelnd über die Theiluahme der Geistlichkeit an dem Leichen begängnisse Rattazzi's in Alessandria aus, da derselbe ohne die Tröstungen der Religion gestorben sei. Die Königin Isabella ist mit ihren Töchtern in Nom eingetroffen. Vie wurde am Bahnhofe von zwei Prälaten begrüßt und nach dem Vatican geleitet, woselbst sie von dem Papste empfangen wurde. Frankreich. Jules Favre hat, wie die „Ageuce Havas" erfährt, darauf verzichtet, eine Interpellation an den Herzog v. Broglie wegen seines Rundschreibens an die französischen Vertreter im Auslande zu richten. — Nanc hat an die zur Vorberathung über seine Angelegenheit nieder-gesetzte parlamentarische Eommission ein Schreiben gerichtet, worin er der 'Nationalversammlung das Recht bestreitet, über die Frage, ob die gerichtliche Verfolgung gegen ihn eingeleitet werden solle, zu entscheiden, da er durch das allgemeine Stimmrecht zum Depulirteu gewählt sei. Die Eommission wird durch ihren Berichterstatter Baragnon beantragen, die Einleitung des gerichtlichen Ver fahrens gegen Nanc zu geuehmigeu. Rane ist nach London gereist, um sich einer etwaigen Präventivhaft zu entziehen. Der langjährige Vertreter Spaniens in Paris, Don Olozaga, welcher seit der Abdankung des Königs Amadeo wiederholt, aber stets vergeblich um seine'Entlassung nach gesucht, hat sich, augesichts der neueren Ereignisse in Madrid, entschlossen, seinen Posten definitiv aufzugeben, ohne die Annahme seiner Demission weiter abzuwarten. Herr Olozaga hat die Leitung der Geschäfte der spanischen Gesandtschaft dem Secretär Hernandez übertragen und sich nach Enghien ins Privatleben zurückgezogen. Spanien. In Vich und Calar soll es infolge der Haltung der Freiwilligen zwischen diesen und der Bevöl kerung zu blutigen Conflicten gekommen sein. Die Einschließung von Manresa ist aufgehoben, nach dem die verlangte Contribution an die Carlisten gezahlt worden war. Rumänien. Die Gerüchte, welche dem Fürsten Karl neuerdings Abdaniungsgelüste unterschoben, entbehren jeder Grundlage und sollen nur auf Ausstreuungen der Oppo sitionspartei zurückzuführen sein. Der Fürst hat in diesen Tagen eine Reise nach Deutschland angetreten. Rußland. Von der Ehiwa - Expedition sind folgende Nachrichten in Petersburg eingetroffen: Am 26. Mai fand die Vereinigung der orenburgischen Truppenabtheilung mit der auf der Halbinsel Mangyschlak zusammengezogenen Co lonne statt. Die beiden vereinigten Detachements schlugen am folgenden Tage die ihnen gegenüberstehenden feindlichen Truppen in die Flucht und nahmen Eodscheili mit Sturm. Am 1. Juni wurde uach heftigem Widerstände die Stadt Mangyt eingenommen. Der General Kauffmann hat den Amu-Darja in einer Entfernung von 35 Werst von Ehiwa überschritten. Amerika. In Cincinnati ist die Cholera ausgebrochen. In Memphis und 'Nashville sterben täglich durchschnittlich 15 Personen, hauptsächlich Neger. Auf Cuba wurde durch Eingeborene eine Abtheilung von 90 Spaniern überfallen und 40 derselben getödtet. Vermischtes. Die „Erfurter Ztg." berichtet über eine grauenvolle Mordthat Folgendes: Am Sonnabend Mittag ließ sich in dem nahen Dorfe Waltersleben ein unbekannter Mann von etwa 25 Jahren, kräftiger Statur, auffallend dickem rothen Kopf, auf dem die Mütze kaum sitzeu konnte, von einem Mädchen einen Trunk Wasser geben und erkundigte sich dabei nach Arbeitsstellen, deren ihm drei nachgewiesen wur den. An der dritten, bei dem dortigen Landwirth Zimmer mann, wurde er angenommen. Am Abend erkundigte er sich bei dem Dienstmädchen sehr angelegentlich nach den Ver hältnissen und der Localität seines Herrn, worüber ihm das unerfahrene Mädchen bereitwillig Auskunft gab. Es wird nun etwa 12 Uhr gewesen sein, als der Bösewicht, mit einem unter seinem Bette gefundenen Beile bewaffnet, in die Schlafstube seiner Herrschaft eiugeschlichen ist; beide Eheleute schliefen fest, der Mann mit dem Gesicht nach der Wand, die Frau entgegengesetzt nach vorn. Da hat er nun der unglücklichen Frau einen Hieb mit der Schärfe des Beiles in die Stirn versetzt, welcher dieselbe spaltete; gleich darauf ebenso dem Manne, der, mit der Hand nach der klaffenden Stirn fassend, einen zweiten Hieb erhält, wel cher mehrere Finger abschneidet. Hierauf versetzt das Scheu sal der Frau noch einen liefern Hieb in die Stirn, welcher die Hirnschale weit auseinander sprengt, einen tiefen Hieb in die Schulter und noch einige Beilhiebe, ebenso dem Maune. Nachdem er diese Gräuelthat vollbracht hatte, ist der Mörder in die Nebenstube gegangen und hat sich an das Pult be geben, um uach Geld zu suchen. Während dies geschah, war des Mannes Schwiegermutter, welche eine Treppe höher schläft, durch die Unruhe eines bei ihr schlafen den Kindes veranlaßt worden, auf den Hof hinunter zu gehen und Wasser zu holen; sie sieht in der Dämmerung eine Gestalt aus dem Gehöft wegschleichen. Beim Passiren der Hausflur hört sie eiu Röcheln, sie tritt in die Vtnbe lind muß das Gräßliche entdecken. Der Mörder hatte beim Oeffnungsversuch des Pultes die Tritte der Frau gehört, sich für entdeckt gehalten und war unter Mitnahme nur einer Uhr und einiger Kleidungsstücke davon gelaufen. Nun wurde der Schulze gerufen, das Dorf alarmirt und Streife gehalten, auch die Nachbardörfer be nachrichtigt. Um 6 Uhr traf die Mittheilung über das Ge schehene beim k. Landrath in Erfurt ein; Gensdarmen mußten sämmtliche Dörfer unter Angabe des Signalements des Verbrechers benachrichtigen, die städtische Polizei dirigirte ihre Beamten und Feldhüter in die Gegend zwischen Erfurt und Waltersleben, Telegramme nach den Städten längs der Eisenbahn meldeten die Uuthat und forderten zur Con- trole der Passanten auf. Mittags rückte die Turnerfeuer wehr, sowie 300 Mann Infanterie zur Durchsuchung des Steigerwaldes aus. Leider sind bis jetzt alle Bemühungen, des Djäters habhaft zu werden, umsonst gewesen, doch hegt man die Zuversicht, daß es dem äußerlich sehr auf fälligen Manne nicht gelingen werde, sich der Ergreifung zu entziehen. Das unglückliche Ehepaar, welches in einer gräßlichen Weise verstümmelt ist, war bis Montag noch am Leben, doch ist keinerlei Aussicht auf Erhaltung desselben vorhanden.
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