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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 02.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18731202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18731202
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-12
- Tag1873-12-02
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WerhaltmSS- lind ZWMatt Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starte in Großenhain. 181». .N 14« Dienstag, den 2. December Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 10 Uhr. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt« zeile 1 Ngr. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. MmtWlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Großenhainer Bekanntmachung. Nach einer von der Königlichen Staatsanwaltschaft Pirna anher gelangten Mit- theilung ist Seiten derselben die Einleitung des Criminalverfahrens gegen die sämmtlichen Direetoren und verschiedene Unterbeamte der Pirnaer Bank zu Pirna, bez. deren hier, in Sebnitz und Meißen errichteten Filialen, zu deren Vermögen der Concursproceß eröffnet worden ist, beschlossen worden. Da nun die Inhaber von Bankactien voraussichtlich ganz leer ausgehen, die Einzahler von Spareinlagen aber nur einen geringen Procentsatz erhalten werden, und der Verdacht begründet erscheint, daß, obwohl die Bank niemals ausreichende Geldmittel besessen hat, das Publikum dennoch fort und fort und bis zur Zwangöschließung der Bank und deren Filialen von den einzelnen Beamten zur Einlegung von Spargeldern und zum Ankauf von Actien durch falsche Vor spiegelungen über die Prosperität des Unternehmens und die Sicherheit des Einlage kapitals zu immer neuen Einlagen verleitet und auf diese Weise in Verluste gebracht word:n ist, so werden diejenigen hiesigen Gerichtsbefohlenen, welche in der bezeichneten Weise von den Bankbeamten getäuscht worden sind, zur Abkürzung der einzuleitenden Untersuchung andurch veranlaßt, ihre in der Sache zu machenden Anzeigen entweder direct schriftlich oder mündlich bei der Königl. Staatsanwaltschaft Pirna, oder bei dem unterzeichneten Gerichtsamte ungesäumt zu bewirken. Großenhain, am 26. November 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Heinichen, Ass. Bekanntmachung. Die städtischen Centralanlagen auf das vierte Vierteljahr 1873 sind am 1. December l. Js. fällig und bis längstens den 2V December 1873 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 28. November 1873. Der Stadtrath. Politische Weltschau. Die Centrumspartei des preußischen Landtags schlägt eine Taktik ein, die in der Geschichte des Ultramontanismus keineswegs ohne Beispiel dasteht; sie nimmt die liberale Maske vor, greift einige Punkte aus dem liberalen Pro gramm heraus und formulirt sie zu Anträgen, um sie der Beschlußfassung der Volksvertretung vorzulegen. Lehnen die Liberalen ein Eingehen auf diese Anträge ab, so wird — das ist so der Gedanke der clericalen Antragsteller — bei den bevorstehenden Reichstagswahlen den Wählern vor- demonstrirt, daß nicht der Liberalismus, sondern der Ultra montanismus der wahre Vertreter des politischen Fort schritts sei. Gehen dagegen die Liberalen auf die Leimruthe, dann ist eine Trübung ihres guten Verhältnisses zur Re gierung unvermeidlich, und ein Bruch der Regierung mit der Landtagsmajorität gehört zu den sehnlichsten Wünschen der Ultramontanen. Läßt sich aber dieses Resultat nicht erzielen, so gelingt es doch vielleicht, wenigstens einen Theil von der großen liberalen Partei abzuziehen und in ein Bündniß mit dem Centrum zu verstricken; damit ist immer etwas gewonnen. Warum sollte der einmal in die liberale Partei gesäete Keim der Zwietracht nicht weiter fortwnchern, allmälig die Fortschrittspartei völlig von den National- Liberalen trennen und mit der Zeit die letztere große Partei selbst sprengen? Alles sehr wohl ausgesonnen von den Herren des schwar zen Centrums. Nur den einen Umstand haben sie vergessen in Erwägung zu ziehen, daß nämlich der Liberalismus nicht mehr so naiv ist, wie vor 20 Jahren. Er hat etwas ge lernt. Die liberalen Parteien treten nicht mehr mit ab- stracten Programmen vor ihre Wähler, sondern heben wohlbesonnen gewisse Punkte aus dem allgemeinen großen Wunschzettel heraus, für welche sie in der Legislatur ein stehen. Man beschränkt sich dabei auf das Nothwendigste, - wohl wissend, daß das Nothwendigste die meiste Aussicht auf Verwirklichung hat. Andere Punkte läßt man fort und würde es einem Parteimitgliede sehr verargen, wenn es während der Session Plötzlich Forderungen stellte, die von der Mehrheit der Partei für unzeitgemäß bezeichnet werden. Wenn man aber sich selbst beschränkt, sollte man da die von der Partei gezogene Schranke deshalb niederreißen, weil die Ultramontanen sich erbieten, hilfreiche Hand zu leisten? Die Conservativen haben es erfahren, wohin ein Bündniß mit den Ultramontanen führt; die leeren Plätze der conser vativen Partei im Abgeordnetenhause zeigen, wie die Nation über Diejenigen urtheilt, die mit den Feinden des Staates und des Reiches sich verbünden. Diesen Fehler vermieden die Liberalen und ließen das Centrum in seiner Jsolirung, in dem sie beschlossen, die Anträge Windthorst's und Genossen auf Beseitigung des Dreiklassen - Wahlsystems rc. auf sechs Monate zu vertagen. Damit ist die Luft gereinigt und den ultramontanen Jntriguen vorläufig ein Ende gemacht. Mögen die Parteien gegen den gemeinsamen Feind auch fernerhin fest zusammenhalten. Im österreichischen Abgeordnetenhause brachten die Adreßdebatten eine scharfe Rede Herbst's gegen die soge nannte Rechtspartei, die allerdings der Verfassungspartei wieder sehr unbequem wird, besonders in den finanziellen Fragen, die in beiden Reichshälften von einem Theile der liberalen Partei einigermaßen leichtsinnig behandelt werden. Ueber Ungarn ist eine gefährliche Ministerkrisis herein gebrochen. Der für die zahlreichen Sünden seiner Vor gänger mit verantwortlich gemachte Finanzminister Kerka- polhi, sowie sein College Tisza haben ihre Demission bereits eingereicht. Der Ministerpräsident Sylavy soll ebenfalls gewillt sein, das Portefeuille niederzulegen, und hat den Cultusminister Trefort oder den Grafen Szapary als seine Nachfolger vorgeschlagen. Herr der Lage scheint augenblicklich Baron Sennyey zu sein, dessen heftige An griffe wohl zumeist zum Falle des Ministeriums beigetragen haben. Er ist ein in den Kreisen der Wiener Hofburg und bei der lieben Geistlichkeit wohlgelittener Mann; hinter ihm stehen Graf Lonyay und Gerovs, mit denen er gemein schaftlich ultra-conservative Politik treibt. Die Organe der Deak-Partei dringen lebhaft in Sylavy, im Amte zu blei ben. Auch Andrassy, der sonst immer den kühnen Philo sophen spielt, ist kopfüber nach Pesth geeilt, um zur Be schwörung der Gefahren, welche der ganzen liberalen Richtung in Oesterreich drohen, aufzufordern. Denn ein Cabinet Sennyey würde auch in Cisleithanien starke Rückschläge herbeiführen und Andrassy's Stellung, wie seine auswärtige Politik bedrohen. Noch steht das Gelingen einer leidlichen Ausbesserung der precären Situation zu hoffen; wenn indeß die Liberalen in Oesterreich nicht praktischer und energischer für eine reine Luft in den hohen, höheren und höchsten Regionen Sorge tragen, so wird der große politische Krach, auf den die Ultramontanen ihre Hoffnung setzen, dem finanziellen bald nachfolgen. Aber noch lebt man höchst gemüthlich in den Tag hinein und thut, als gehöre alle Welt den Wiener Liberalen. Ueber die Finanzlage Italiens erstattete dieser Tage Finanzminister Minghetti der Deputirtenkammer einen ein gehenden Bericht. Aus demselben ist herauszuheben, daß die Einnahme- und Ausgabe-Abschlüsse pro 1873 den be treffenden Voranschlägen allerdings vollständig entsprochen haben. Für das Jahr 1874 ist dagegen ein Deficit von 130 Millionen veranschlagt; von diesen werden 118 Millionen durch außerordentliche Ausgaben, namentlich 50 Millionen durch den Bau von Staatseisenbahnen herbeigeführt. Die außerordentlichen Militärausgaben sollen den Betrag von 20 Millionen jährlich nicht überschreiten, die Regierung will die zur Ausrüstung der Armee erforderlichen Arbeiten weder beschleunigen, noch deren Umfang erhöhen, weil dieselbe auf Erhaltung des Friedens vertraut. Die natürliche Erhöhung der Einnahmen gegen den Voranschlag sei eine sehr beträchtliche gewesen, indeß könne die Regierung hierauf allein nicht rechnen, und die Einführung neuer Steuern erscheint ihr nicht opportun. Der Ertrag der gegenwärtigen Steuern könne um 50 Millionen gesteigert werden durch eine ent sprechende Reform der bestehenden Steuergesetze, sowie durch eine, wenn auch nur unerhebliche Besteuerung der Börsen geschäfte, durch eine Vergrößerung der Tabaksregie auf der j Insel Sicilien und durch die Abschaffung der Portofreiheit. > Der Minister schlug die Ausgabe von einer Milliarde Papier geld mit ZwangscourS vor. Dieselbe soll durch das Syndicat der mit der Emission betrauten 6 Banken erfolgen, die indeß für ihre Rechnung nur das dreifache ihres Actien- kapitals und der Baarreserve mit dreijährigem Zwangscurse ausgeben dürften. Die Regierung behalte das Recht, den Betrag des circulirenden Papiergeldes zu Gunsten des Handels auf das Vierfache zu erhöhen; in diesem Falle sollten indeß zwei Dritttheile des Reingewinnes dem Staate zu Gute kommen. Die Rede des Ministers wurde von der j Kammer beifällig ausgenommen. Die Neubildung des französischen Cabinets ist nun erfolgt. Ausgeschieden aus dem Ministerium sind die Herren ! Beule, de la Bouillerie, Batbie und Ernoul. Wenn somit dieVeränderungen äußerlich bedeutender sind, als die vorherigen Nachrichten vermuthen ließen, so trägt dennoch das neue ! Ministerium vollkommen das politische Gepräge des 24. Mai. j Der Herzog von Broglie, der dem Cabinet seinen Namen giebt, hat das Departement des Auswärtigen dem Herzog I v. Decazes abgetreten und das hochwichtige Ressort des ! Innern übernommen. Alle übrigen Minister sind der ! Rechten entnommen. Bleibt somit auch der monarchische ! Charakter des Ministeriums gewahrt, so ist die äußerste i Rechte doch mit der Zusammensetzung desselben nicht zu frieden, weil nach ihrer Meinung die Orleanisten zu sehr begünstigt wurden. Und wenn, wie verlautet, der Herzog ' von Aumale zum Hilfscommandirenden der Armee ernannt werden sollte, so ließ sich gegen eine solche Behauptung ! allerdings wenig einwenden. Uebrigens geht aus diesem ! Schmollen der äußersten Rechten die Thatsache hervor, daß ! es mit der Fusion der älteren und jüngeren Linie des < französischen Königshauses nicht weit her ist. Die Spanier haben jetzt alle Aussicht, die Streitig keiten mit Nordamerika wegen der „Birginius-Affaire" friedlich beigelegt zu sehen. Der Ausschuß des nord amerikanischen Senats hat die Ansicht ausgesprochen, daß die Auslieferung des „Virginius" jede Veranlassung zu einer Kriegserklärung beseitigen würde. Darauf hin beejlte sich auch die spanische Negierung, Nordamerika kund zu thun, daß man in die Zurückgabe des Schiffes willige. Soweit waren die Nachrichten recht friedlich. Jedoch fand am Freitag Abend in Washington ein Minifterrath statt, der die friedliche Lösung zum Mindesten wieder in etwas weitere Ferne rückt. Nach einem Kabeltelegramm soll der Minifterrath die Er klärungen Spaniens für ungenügend erachtet haben. Jedenfalls werden daher die Spanier sich noch zu weiteren Zugeständnissen herbeilassen müssen. Zudem sieht es augen blicklich in Spanien wieder recht trostlos aus. Die Karlisten machen Fortschritte und haben bei Monte Jura einen großen Sieg über die Regierungstruppen errungen. Das Bom bardement von Carthagena macht auch keine wesentlichen Fortschritte und die Insurgenten Vertheidigen sich aus Leibeskräften. Auch das deutsche Geschwader hatte vor ei nigen Tagen mit diesen Herren zu thun. Dasselbe traf vorigen Mittwoch vor der Festung ein und verlangte unter Androhung des Bombardements die sofortige Zahlung von 25,000 Pesetas, welche Summe die Insurgenten deutschen Staatsangehörigen abgepreßt hatten. Nachdem die Insur genten vergeblich die Zahlung in der von ihnen geschlagenen Münze angeboten, verstanden sie sich dazu, die Summe in spanischem Golde zu erlegen. Ein gleichzeitig von dem italienischen Geschwader erhobener Entschädigungsanspruch wurde ebenfalls erfüllt. Tagesnachrichten. Großenhain. Mit dem 1. December ist der Termin abgelaufen, bis zu welchem die Concurrenzpläne für den hiesigen Rathhausneubau einzureichen waren. Diese Con- currenz scheint sehr lebhaft werden zu wollen, denn in den letzten Tagen des Novembers sollen die eingegangenen Bau pläne die Zahl 20 schon weit überschritten haben. Später, nach sorgfältiger Aufstellung der vorhandenen Zeichnungen, werden dieselben hoffentlich auf einige Zeit öffentlich aus gestellt werden. Sachsen. Am Sonntag hat in Obergorbitz bei Dres den die Einweihung des neuerbauten Rettungshauses der Diakonenbildungsanstalt stattgefunden. Die Frauensperson, die sich am 24. Novbr. vom Dache der Kreuzkirche zu Dresden herabgestürzt hat, ist eine in der Friedrichstadt wohnhafte, 32 Jahre alte ledige Näherin gewesen, welche schon längere Zeit an Schwermuth litt. Baden. Die Juristenfacultät zu Heidelberg hat durch einstimmigen Beschluß Herrn Schulze-Delitzsch in Anerken nung seiner großen Verdienste um die neue Rechtsbildung der wirthschaftlichen Genossenschaften zum voetor juris bonor^ causa ernannt. Italien. Gei Gelegenheit der Berathung des Budgets nahm die Deputirtenkammer am 24. Novbr. einstimmig eine auch von der Regierung gebilligte Resolution an, welche sich für die Errichtung eines internationalen Schiedsgerichts ausspricht. Der Minister des Auswärtigen, Visconti-Ve- nosta, erklärte in derselben Sitzung auf eine bezügliche Anfrage, daß die Negierung zu Spanien in den besten Beziehungen stehe und in Bezug auf die Frage der Aner kennung der gegenwärtigen spanischen Regierung eine der jenigen der übrigen Mächte conforme Haltung beobachten werde. Frankreich. Der Vicepräsident des Ministerraths, Herzog v. Broglie, legte der Nationalversammlung am 28. Novbr. den Gesetzentwurf über die Municipalbehörden vor. Die Wahl von Mitgliedern der Dreißigercommission zur Berathung der constitutionellen Gesetzentwürfe wurde am 28 noch nicht beendigt.
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