Genau so, wie die Faux Monnayeurs, die Falschmünzer, bezüglich ihres Stoffes ihre fälschenden Methoden anwenden, genau so in ihrer Technik, wenn sie auf „Modern“ posen. Es gibt Schwindler auf allen Gebieten: Wie es bis vor nicht langer Zeit expressionistische Schwindler gab, gibt es heute surrealistische und Neuesachlichkeits-Schwindler, die sozusagen das Tempo der Zeit in Stil und Mache einfangen wollen. Demgegenüber sei auf eine Erscheinung wie Proust verwiesen, der mit den alten Methoden am radikalsten gebrochen hat. Auch Gide kann man hier nennen, oder von Amerikanern Sherwood Anderson. Aber ihre Technik ist alles andere als spitz, abgehackt und zusammenhanglos und entbehrt aller faden, flachen und äußeren Analogien. Im Gegenteil, sie sind breit, aus dem einfachen Grunde, weil die neuen Inhalte der Zeit nur mit größter Gewissenhaftigkeit festgestellt werden können. Man muß den Mut zur Breite haben, wie seinerzeit Fontane ihn hatte, was nicht zu verwechseln ist mit praktischen Eigenschaften wie Keß- heit und Bluff und was durchaus nicht das berühmte Tempo ausschließt, d. h. das wirkliche Tempo. Daß man darüber hinaus den Mut zu sich selber haben muß, ist eine ebenso selbstverständliche wie wenig beachtete Wahrheit. AN LI TAI P E Von DU FU Kühler Wind roeht von fern. Was denkst Du jetzt? Wann kommen roohl die Vögel, Die mir Gutes bringen? Herbstregengüsse schwellen Strom und See. Ins Unglück schwemmte Dich Ruhm. Die bösen Geister freuten sich, Als Du erloschest. O einmal möcht ich noch Mit Deinem Schatten sprechen. Wenn ich denke: Du starbst, Möcht ich meine Gedichte Der Vergessenheit opfern. Deutsch von Albert Ehrenstein. 429