George Grosz DER KÖNIG UND DIE ÄRZTE Eine unwahrscheinliche Dichtung Von BERN ARD SHAW Tm Lande der Halbverrückten, das in prähistorischen Zeiten vom westlichen -LEnde Europas abgetrennt wurde, damit sich die Einwohner nur untereinander in den Haaren hegen könnten, bekam eines Tages der König eine schwere Kränk elt. a er schon immer sehr beliebt gewesen war und ihn ein inniges Band mit seinen Untertanen verknüpfte, vertiefte sich durch diese Krankheit die Zuneigung zu ihm und der hohen Familie noch mehr. Alle Ehefrauen sahen in der Königin das um ihren Mann besorgte Weib, das ein Krankenbett betreuen mußte. Und alle Männer sahen in dem König einen Geschlechtsgenossen, der erleiden mußte, was ihnen selbst schon geschehen war oder noch jeden Augenblick geschehen konnte. Ja es ist erstaunlich, wie Krankheit alle gleich macht und Liebe im Herzen er Menschen erweckt, ganz anders als der Betrüger Tod, der dem niedrigsten Wesen ungeheure Bedeutung verleiht. So war also die Nation durch Liebe plus eue m einen ustand der Unruhe und Sorge um den König geraten, wie man ihn ei un en ic en eiten nicht mehr kannte. Da es sich um eine wirklich ernste rankheit handelte, suchte das Volk natürlich bei den Ärzten Hilfe und Trost. * Nun nahmen aber im Lande der Halbverrückten die Ärzte — schon lange vor diesem Ereignis — die Stellung ein, die im Mittelalter die Kirche innehatte. 305