Das Leben der amerikanischenMillionärskinder on den vielen Kindern amerikanischer Millionäre, die ich im Laufe der Jahre zu erziehen hatte, war vielleicht jener vierzehnjährige Junge, der zusammen mit seiner Mutter in einem fashionablen Seebad Florida wohnte, der schwierigste Fall. Die Saison näherte sich ihrem Ende, als ich ihn übernahm, soeben hatte ihn ein anderer Erzieher stehen lassen. Dieser Junge — wir wollen ihn John nennen —- war außerordentlich wenig erzogen, trotz einer Reihe von Erziehern, die er schon gehabt und trotz der guten Schule in NewYork, die er sehr unregelmäßig besucht hatte und der am kläglichen Resultat nicht die Schuld gegeben werden kann. Ich sprach mit seiner Mutter über ihn. „Was soll ich tun, Mr. Giflord?“ Sie blickte mich, auf dem Strande liegend, aus ihren schönen veilchenblauen Augen groß an. Sie war und ist noch eine sehr schöne Frau. „Sein Stiefvater will nichts mit seiner Erziehung zu tun haben, und ich kann den Jungen nicht zum Gehorsam zwingen. Er ist eben so schlecht erzogen.“ Der Junge gehorchte nur der Laune des Augenblicks. Ich gewöhnte ihm manches ab, aber es war schwer, mit ihm auszukommen. Er sagte seiner Mutter einmal beim Lunch, sie möge den Mund halten. Ich bat ihn darauf, das Zimmer zu verlassen. Als er zögerte, erhob ich mich und sagte ihm, daß nun entweder er oder ich gehen müßten. Dann ging er. Nach den Prüfungen verließ ich ihn mit zerrütteten Nerven und mit dem Gefühl einer Niederlage. Dieser Junge wird ganz bestimmt ein prominenter Mann werden. Er wird Millionen kontrollieren und wird die Dinge und Menschen beherrschen, die von diesen Millionen ab- hängen. Nicht auszudenken! Aber die Leiden des Erziehers künftiger Millionäre sind bisweilen amüsanterer Art. Das Merkwürdigste ist die Sparerei, die diese Millionäre treiben. Man gewöhnt sich bei ihnen an Papierservietten, an knappe Portionen und an Spinn gewebe über dem Bett. Aber sie treiben es mitunter noch toller. Das Tollste, was ich an Sparerei bei einer schweren Dollarmillionärsfamilie sah, erlebte ich auf einem wirklich wundervollen Landsitz in der Nähe von New York. Die liebenswürdige Dame des Hauses rief in meiner Gegenwart den Feinkostladen an, der nur einige Schritte vor dem Tor ihres Parks lag. Sie telefo nierte in meiner Gegenwart, wahrscheinlich, um durch die Tat zu beweisen, was sie mir früher einmal erzählt hatte, daß sie außerordentlich häuslich veranlagt sei. Die Dame hatte mir unter anderem erzählt, daß sie ihre Schlafstube immer selber aufräume: „Der Gedanke, daß ein Dienstbote mein Zimmer betreten könnte, macht mich krank.“ In diesem Augenblick kam ein Mädchen, beladen mit Besen und Staubtüchern aus der sakrosankten Schlafstube. Die Dame telefonierte: „Ja, und schicken Sie mir zwei Pfund Kaffeemischung . . . Sie wissen nicht, was Bericht eines Erziehers Von James Noble G iff or d