Amerika, Berlin oder Paris laufen sehen. Ispano verdiente ein Denkmal zu bekom* men in CassanSaid unter den Palmen, die in südlicher Sonne ihre fächerförmigen Schatten über ihn werfen. Ispano führt in der ersten Runde, in der zweiten bleiben die anderen Pferde weit zurück im geschlossenen Feld verkrampft. In der dritten bemächtigt sich große Aufregung der Menge, sie wird still. Das Pferd scheint nur für sich zu laufen. Kein Mensch zweifelt mehr an seinem Sieg. Alle sehen nur auf Ispano. Kurz vor dem Ziel stolpert das Pferd, stürzt hin und bricht sich das Genick. Das war in CassanSaid im Frühjahr 1934. $ An einem schönen Sommerabend sitze ich am Strande vor einem vor kurzem erst eingerichteten Lokal. Ein Bekannter von mir, ein Araber, Grundbesitzer aus Tozeur macht mich aufmerksam auf eine kleine Tischgesellschaft von einigen elegant europäisch gekleideten Herren. Es sind verschiedene Prinzen. Unter ihnen ein melancholischer junger Mann mit einer riesigen Narbe in der Gegend der Schläfe. Dieser junge Prinz wollte eines Tages Selbstmord begehen, als es ihm verweigert wurde, die Frau seines Herzens zu heiraten. Standesunterschied. Die Kugel ging in der Aufregung fehl. Die Familie sagt Fatma und nun kann er hei* raten. In Tunis ist man auf Rasse und Stand sehr stolz. Ein Araber aus La Marsa gibt mir folgenden guten Rat. Man soll nicht heiraten, es seien denn vier Frauen. Bei der ersten werde man malheureux, bei der zweiten desespere, bei der dritten beginnt man zu guerir, bei der vierten ist man ,,au ciel“. Ist der Araber unzufrieden mit einer Frau, so zerreißt er den Kontrakt. Die Frau muß zu den Eltern zurück, was als Schande gilt. Mit den Araberinnen steht es so: Sie tragen mit ganz wenigen Ausnahmen den Haik, ein weißes, kunstvoll geschlungenes Tuch, das Kopf und Körper bedeckt, dazu einen dichten schwarzen Schleier bis über die Nase. Nur schöne schwarze mandelförmige Augen sind zu sehen. So gastfreundschaftlich die Araber sonst sind, so rücksichtslos sind sie gegen die, die sich um ihre Frauen kümmern. Von Zeit zu Zeit hört man von einem Mord, und es ist fast immer dieselbe Sache. Solange ein Europäer sich nicht um ihre Frauen kümmert, mag er beruhigt in den dunkelsten Gassen spazieren gehen. 351