p rinzessin Von Friedrich Freksa Auf der Terrasse des Tanzpavillons „Alexan dra“ saß Julien Caillou. Sein Blick folgte dem weißen Tenniskleide von Miß Harris, das gerade hinter dem dicken Glase der Schwing tür unwirklich wurde und entschwand. Julien war der hübscheste junge Kerl in St. Jean, diesem kleinen koketten Orte der Cöte d’Azur. Er war groß, hüftschmal und breit in den Schultern. Helle Hosen, bunte Hemden, luftige Jacke und Baskenmütze trug er mit natürlicher Eleganz. Seine Mutter, Zeitungs- und Papierhändle-' rin, wandte ihr letzte Geld an ihren braunen Jungen. Sie und die Nachbarinnen waren überzeugt, er würde es einmal schaffen wie der große Maginot. Der hatte durch Tanzen, Plaudern, Tennisspielen vor acht Jahren eine Amerikanerin gewonnen, eine schöne Frau nach der Meinung der Leute von St. Jean, die Kleider, Juwelen, Emailleteint und Gold haare der Dame aufs höchste bewunderten. Drei Jahre hatte diese Liebesehe gedauert. Danach ward Maginot mit einem Vermögen abgefunden, das herzoglich war in den Augen seines Heimatortes. Saß er doch jetzt da oben am Berg in einer Villa von acht Zimmern mit Bad, man denke, und fuhr mit einem zitronen gelben Sechszylinder in der Gegend umher. Maginots Schicksal dünkte den Müttern von St. Jean als höchstes Lebensglück; es ihm nach zutun ward Ziel und Ehrgeiz aller jungen Leute, die sich hübsch hielten. Und wer tat das nicht! Doch Julian Caillou schien vor allen anderen berufen, den großen Richtungsweiser vielleicht gar zu übertreffen. Miß Harris, „die Milliardärin“, wie sie genannt wurde, hatte ihn zum Begleiter erwählt. Er spielte mit ihr Tennis, er tanzte mit ihr, er fuhr mit ihr auf Wochen nach Monte Carlo. Und wie jung, frisch und kräftig sie war! Eine ganze Stunde 437