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Zwönitztaler Anzeiger : 29.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188607295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18860729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18860729
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-29
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 29.07.1886
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MiWM Anzchcr. Loealblatt ffir Zwönitz, NieLerzwömtz, Kühnhaide, Thalheim nnd Umgebung. (Fortsetzung des „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend".) Amtliches Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. ll. Jahrgang. Redaction, Druck und Eizenthmn von E. B. Ott in Zwönitz. tl. Jahrgang. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal (Dienstag, Donnerstag und Sonnabend) und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition und deren Austräger vierteljährlich für I Mark 20 Pfg. (incl. Bringerlohn) zu beziehen. — Die Insertion beträgt für die dreigespaltene Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. und werden Inserate bis Nachmittags 2 Uhr Tags vor dem Erscheinen des Blattes angenommen. 88. Donnerstag, den 29. Juli. 1886. Der Freiberger Socialisten-Proces;. Am Montag haben vor dem Landgerichte zu Freiberg die Ver handlungen gegen 9 hervorragende Mitglieder der socialdemocratischen Partei in einer Sache wieder begonnen, welche schon das Chemnitzer Landgericht und sogar das Reichsgericht zu Leipzig beschäftigt hat. Es handelt sich um die gegen die Herren v. Vollmar, Bebel, Dietz, Auer, Frohme, Ulrich, Müller, Heinzel und Viereck seinerzeit erhobene Anklage, einer geheimen Verbinvung angehört zu haben, zu deren Zielen es gehörte, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern. Wir haben also hier eine Art von Hochverrathsproceh vor uns und da die An gelegenheit schon bei ihrer ersten gerichtlichen Verhandlung allgemeines Interesse erregte, so geben wir im Folgenden nochmais einen orientirenden Ueberblick über die dem Processe zu Grunde liegenden Vorgänge. Die genannten Mitglieder der Umsturzpartei, von denen der größere Theil zur socialdemocratischen Fraction des Reichstages gehört, hatten dem am 2. April 1883 zu Kopenhagen stattgesuudenen socialdemocratischen Parteicongreß beigeivohnt, waren bei ihrer Rück kehr nach Deutschland in Kiel, resp. in Neumünster behördlicherseits angehalten worden und haben in der Hauptsache ihre Theilnahme an den Kopenhagener Congreßverhandlungen rückhaltslos zugegeben. Auf Grund dieser Thatsache ist von der Chemnitzer Staatsanwaltschaft der Proceß gegen die Herren Bebel und Genossen angestrengt worden, und führte jene als Beweis, daß dieselben einer geheimen Ver bindung angehörcn, die ganze Gliederung der socialdemocratischen Partei, ferner die Protokolle der Parteicongresse von Wyden (Schweiz) und Kopenhagen, zahlreiche Artikel und Correspondenzen des Züricher „Socialdemocrat" und endlich verschiedene Reden und sonstige Aeußerungen der Angeklagten an. Hiermit wird von der Staats anwaltschaft in gewissem Sinne die ganze socialistische Partei inner halb der deutschen Grenzen hinsichtlich der Organisation, wie solche seit Erlaß des Socialistengesetzes sich gebildet hat, vor das Forum des Gerichts gezogen. Ohne deshalb dem Proceß eine zuweittragende Bedeutung einzuräumen, wird man dennoch nicht umhin können, ihm eine höhere Bedeutung als den übrigen Socialistenprocefsen beizu legen, bei denen es sich etwa um die Thaten einzelner Personen oder um diejenigen einiger Gruppenverbindungen handelte. Wie wohl noch in Aller Erinnerung sein dürfte, endeten die bezüglichen Verhandlungen, welche vor dem Chemnitzer Landgericht in der Zeit vom 28. bis 30. September vorigen Jahres geführt wurden, und welche Landgerichtspräsident Brückner mit großer Umsicht leitete, mit Freisprechung sämmtlicher Angeklagten. In den Gründen wurde gesagt, daß, wenn das Bestehen einer geheimen Verbindung angenommen werden solle, für dieselbe doch eine gewisse Verfassung hätte müssen vorhanden sein, hinsichtlich des Beitritts zu dieser „Ver bindung" mindestens aber eine ausdrückliche Willenserklärung gefordert werden müsse. An beiden Momenten habe eö jedoch gefehlt und in der Organisation, wie sich solche die socialdemocratische Partei ge geben, lasten sich nicht die Merkmale einer geheimen Verbindung, bezw. überhaupt einer Verbindung, welche Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel ver hindern oder entkräften will, insoweit genügend erkennen, um zu einer Nerurtheilung der Angeklagten zu gelangen. Von der Chemnitzer Staatsanwaltschaft wurde nun gegen das freisprechende Urtheil des Landgerichts Berufung eingelegt, die sich hauptsächlich darauf stützte, daß eine geheime Verbindung, mindestens zur Verbreitung des in Deutschland verbotenen „Socialdemocrat" erwießenermaßen bestehe. Letztere geschehe in vollkommen organisirter Weise und liege der Beweis für die Verbindung in dem Vorhanden sein einer gewissen Anzahl von Personen, welche fortdauernd für die Verbreitung des genannten Blattes wirken und dies geschehe auch durch die Theilnahme an den socialistischen Parteicongresten. Vom Reichsgerichte ist diese Revision im Wesentlichen als begründet erachtet unedle Sache zur nochmaligen Verhandlung an das Frei berger Landgericht verwiesen worden und zwar wird dasselbe sein Unheil, nach Maßgabe der vom Reichsgericht hierbei aufgestellten Gesichtspunkte, die den Begriff einer „geheimen Verbindung" ergeben, zu fällen habe». Da es sich hier demnach um eine wichtige prinzipielle Entscheidung handelt, so darf inan dem Urtheile des Freiberger Landgerichts mit Interests entgegensehen. Aertttche und Sächsische Angelegenheiten. — Zur Vorbeugung gegen den Hitzschlag empfiehlt sich Citronen- sast. Wenige Tropfe», die man, sofern man eben kein Wasser znr Hand hat, auf die Zunge träufelt, genügt vollkommen, um die durch die Hitze erschlafften Lebensgeister wieder zu beleben nnd so der Ge fahr eines Hitzschlages wirksam zu begegnen. — Eine prinzipiell wichtige Entscheidung ist in Betreff des Unfall- versicherungsgesetzeö von dem Schiedsgericht für die Buchdrucker- genvssenschast gefällt worden. Der in der Buchdruckerei der „Emdener Zeitung" beschäftigte Arbeiter Dirks hatte das Unglück, bei Glatteis von den Vorstufen des Hauses abzugleiten nnd sich dabei einen so schweren Bruch des rechten Beines zuzuziehen, daß dasselbe amputirt werden mußte. Der Verunglückte ist, wenigstens zur Zeit, gänzlich arbeitsunfähig. Entgegen dem Bescheide der Genoffenschaft, welche den vom Geschäftsinhaber behaupteten ursächlichen Zusammenhang des Unfalles mit dem Betriebe bestritt, hat das Schiedsgericht an erkannt, daß ein Betriebsunfall vorliege und demnach dem Verletzten eine Entschädigung zustehe. — Wie auch an dieser Stelle bemerkt sein mag, wird Sonntag, den 1. August d. I., seitens der Königlichen Generaldirectio» der sächsische» Staatscifenbahnen aus Anlaß der Jubiläumskunstausstell ung ein Extrazug nach.Berlin abgelassen werden. Aus Chemnitz 5 Uhr — Min. Vorm. „ Mittweida 5 „ 30 „ „ „ Waldheim 5 „ 54 „ „ „ Döbeln 6 „ 16 „ „ „ Riesa 7 „ 3 „ In Berlin 10 „ 15 „ „ Ermäßigte Billetpreise, siebentägige Billetgültigkeit, Rückfahrt mit Courierzügen ohne Ausschlag. — Eine lustige Geschichte wird aus einer kleinen sächsischen Stadt erzählt: Ein dortiger Bäckermeister gerieth, wie die „Eisl. Z." erzählt, mit seinem Gesellen in Streit, worüber letzterer ergrimmt die Arbeit sofort verlassen wollte; der betr. Meister gab dies aber nicht ohne Weiteres zu, sondern verlangte von dem Gesellen, daß derselbe einen andern stellen müßte. Diesen: Wunsche willfahrte der Geselle ganz gern, ging fort und stellte aus Verlangen einen anderen Gesellen. Nun konnte er von dannen ziehen, was war aber der andere Geselle? Ein Schuhmacher-Geselle! — In einer Mühle in Zwickau war eines Nachts ein Fuchs in den Hühnerstall gerathen, woselbst er unter den Hühnern arge Verwüstungen angerichtet hat, indem er sämmtliche 28 Hühner erbiß. Der Mörder wurde unter einem Holzhaufen, wo er sich versteckt hatte, entdeckt und sofort erschossen. — Aus An na b er g schreibt man: Dem recht gefährlichen Sport des Stelzenlaufens wird hier seitens der Jugend in recht bedenklichem Maße gehuldigt. Wie wenig harmlos die Spielerei ist, Hal sich wieder einmal am 18. d. M. Nachmittags gezeigt. In der großen Kirch gaste unterhielt sich der 15jährige Sohn eines hiesigen Schlossers damit, die Straße mit Stelzen zu beschreiten. Durch irgend einen Zufall strauchelte er, stürzte und brach zweimal den rechten Arm. Der Polizeiarzt Dr. Kalkoff, welcher alsbald zur Stelle war, erklärte den Zustand des Bedauernswcrthen für bedenklich. Dieser traurige Fall wild hoffentlich Eltern und Erziehern Veranlassung geben, der Vorliebe ihrer Kinder für das Stelzenlaufen mehr entgegenzutreten und insbesondere den Kindern den Gebrauch zu hoher Stelzen zu untersagen. — Oelsnitz, 21. Juli. Ein Naturwunder, bestehend in 3 Kornähren, welche als Seitenzweige 7 bis 13 Aehrchen in Längen bis 6 vm haben, ist heute auf OberhermSgrüner Feldmark gefunden worden — In Wurzen ertrank am Freitag Abend beim Baden in der Mulde der 18jährige Schriftsetzerlehrling EylerS. Obgleich ihm der Bademeister sofort nachschwamm und den Verunglückten noch an
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