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Der Grenzbote : 14.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190503141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19050314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19050314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-14
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 14.03.1905
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Der Grenzbolr ÄgMMAMW Feiertagen Inserate von hier und auS dem VerbreiwngS- bezirk werden mit 10 Pfg-, von auswärts mit 15 Pfg. die 4 mal gespaltene Grundzeit oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. für Mors nnd das obere Vogtland Der Grenzbote er,. > Mit Ausnahme des den Smu. i folgenden TagcS und lostet viertel)^ .ch, voraus- I bezahlbar, 1 Ml. 2o Pfg. Bestellungen werden ! tn der Geschäftsstelle, von den Austrägern deS ' Mattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyer in Adorf. Fernsprecher Nr 14 Hierzu Sonntags die illuftr. Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". Fernsprecher Nr 14 4« 61. Dienstag, de« 14. März 1903. Jayrg. 70^ De«tfcher Reishstas« Sitzung vom 11. März 1 Uhr. Bei schwachem Besuch nahm heute der Reichs tag zunächst die Entwürfe, betr. die Ausdehnung des passiven Wahlrechts für die Aemter der Han delsrichter aus die Vorstandsmitglieder von Ge sellschaften m. b. H„ sowie den Antrag Stock mann (Rp.) betr. den Zeitpunkt der Anmeldung der Geburt unehelicher Kinder in dritter Lesung debattelos au nnd setzte dann die allgemeine Be sprechung über den Etat des Reichsamts des Zu nern fort. Gegenüber dem Abg. Kulersti (Pole), der sich gegen die gestrigen Bemerkungen des Staatssekretärs Grafen Posadowsty wandte, be tonte UnterstaaMekretär Hr. Wermuth, das neue preußische Ansiedeluugsgesetz sei mit der Reichsversafsung durchaus vereinbar. Darauf entspann sich zwischen den Abgg. Zubeil (Soz.) und Lr. Mu^dan (frs. Vp.) erneut eine hitzige Polemik über das Verhältnis der Aerzte zu den unter sozialdemokratischem Einfluß steh-enden Krankenkassen, wobei sich Abg. Zubeil (Soz.) we gen ungehöriger Bemerkungen zwei Ordnungs rufe, Abg. Mugdan (frs. Vp.) eine Rüge zuzog. Um so eindrucksvoller war die rein sachliche Rede des Abg. v. Dirksen (Rp.), der die Erörterung aus die Bekämpfung des Mädchenhandels lenkte und zu dem neuerdings getroffenen internatio nalen Abkommen Ausführungsbestimmungcn in allen Bundesstaaten forderte. Nachdem noch Ab geordneter Stadthagen (Soz.) eine seiner lan gen Reden gehalten nnd Abg. Tr. Müller- Sagan (frs. Vp.) (der 60. Redner zu diesem Titel!) die Hygiene in Glashütten 'beleuchtet hatte, war endlich die Rednerliste erschöpft, und der Titel „Staatssekretär" wurde bewilligt. In der Einzelberatung lenkte Abg. Graf Berns torff (Welfe) die Erörterung auf die Tatsache, daß die subventionierten Lloyddampßr in weit gehendem Maße dänisches und nicht deutsches Fleisch verwenden. Staatssekretär Gras Posa- dowsky bat, sich damit zu begnügen, daß die Lloyddampfer wenigstens auf der Ausreise von Deutschland ausschließlich deutsches Fleisch, be ziehen. Beim Kapitel ReichsschuldenkommWon kritisierte Abg. Eickhoff (frs. Vp.) an der Hand der Broschüre des Oberlehrers Schröder die Leistungsfähigkeit der höheren Schulen Meck lenburgs. Staatsrar Tr. Langfeld bezeichnete die Schröderschen Ausführungen als Ucoertrei- bungen und betonte das Streben seiner Re gierung, die mecklenburgischen Schulen hinter den preußischen nicht zurückstehen zu lasten- Montag l lkhr: Fortsetzung. Schluß viertel 7 Uhr. Voiiti»chc Rundschau. Berlin, 12. März. Zur Mittelmecrfahrt des Kaisers wird ans London depeschiert: „Mor- ning Leader" berichtet aus Gibraltar, daß der Besuch des Deutschen Kaisers endgültig auf den 30. März festgesetzt sei. Ein zweites englisches Geschwader sei dort eingctrofsen, das sich mit dein Atlani sehen Geschwader vereinigen werde. Es werden große Vorbereitungen zn einem würdigen Empfang deS Kaisers getroffen. Berlin, 1l. Mürz. Zm Schloß Bellevue werden zur Zeit Vorbereitungen für die An wesenheit des monprinzenpaares getroffen, das vor seiner feierlichen Einholung zu den Vcr- mühlungSfeierlichtLiten dort, wie einst die Eltern des Kronprinzen, Wohnung nehmen soll. — Eine kaiserliche Käbiuetsordre wurde heute vom Kommandanten von Poisdam, General von Lyn- ker, der Garnison in Erinnerung gebracht, weil in letzter Zeit vielfach Mißverständnisse vor gekommen waren. Tie Kärinctisordre besagt, daß die Prinzen des königlichen Hauses, die im 1. Garderegiment zu Fuß Dienst tun, nur die Honneurs ihrer Charge zu beanspruchen haben. Berlin, 1k. Mürz. Tie offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich gegen die Angriffe der deutsch-evangelischen Wochenschrift „Die Wart burg" gegen den preußischen Kultusminister we gen der Teilnahme von Gymnasiasten an einer marianischen Kongregation, und fährt fort: „Zu welcher Blüte der blinde Eifer führt, mag fol gender Vorgang erläutern: Tie Berliner „Ger mania" hatte sich vor einigen Tagen einen Aprilscherz gestattet, daß jetzt Verhandlungen im Gange seien, uni die Universitäten der fast ausschließlich evangelischen Provinzen, wie SMeÄvig-Hiolstein, Pommern usw., mit katho lisch-theologischen Fakultäten zu versehen. Man sollte es nicht für möglich halten, und doch ist es wahr, daß auf diesen Scherz einige Blätter an geibissen haben und daraus ein neues Argu ment für Liebedienerei gegenüber dem Zentrum hergeleitet haben." Paris, 1k. März. Von Calais kommend, legte Fürst Ferdinand von Bulgarien auf Sta tion Abbeville Arbeiterkleider an, stellte sich neben den Maschinenführer nnd leitete strecken weise den Zug bis Paris. Tas Personal der bulgarischen Agentur halte Mühe, auf dem Pa riser Nordbahnhof den Fürsten zu erkennen. London, 11. März. Die Japaner trieben nach einer Reutermeldung ans Tokio einen Keil durch die Hunho-Linie und breiteten, indem sie weiter nach Norden und Westen vordrangen, eig nen riesigen Kordon um Mulden- Tie Opera tion wurde gestern vollendet. Verzweifelte Kämpfe tobten die ganze Nacht hindurch, da die Russen versuchten, den Ring zu durchbrechen-. Tie gestrigen Verluste auf beiden Seiten er höhen die ungeheuren Gesamtverlnste noch be deutend. iLondo n, kl. März. Aus Tokio wird hier her gemeldet, die Japaner ständen nur noch 24 Kilometer von Tieling. Auch die Straße von Fuschun und Tieling sei von den Japanern be reits gesperrt. Man hält es kaum für möglich, daß Kuropatkin noch entkommen kann, die Ja paner betrachten daher das Zentrum und den linken Flügel der Russen als umzingelt. Tie Ka tastrophe wurde zum Teil durch die schlechte Be dienung des russischen Nachrichtenbureaus ver anlaßt, das die Besetzung von Sinminling erst erfuhr, als es zn einer Gegenbewegung zu ipät war. Einem Gerücht zufolge, das aber bisher unbestätigt ist, soll Kuropattin gefangen genom men sein. Tie Operationen der Japaner gehen mit derselben Präzision wie in einem Fri-edens- manöver vor sich, und Oyamas Plan wurde auf das genaueste Zu die Tat unigesetzt. Petersbu r g,k 2. März. Am Freitag abend trafen in Zarskoje Sselo aus Tieling Nachrich ten ein, die besagen, daß Kuropatkin seiuHaupt- yuartier nach Chardin verlegte. Mulden ist von den Japanern abgeschnitten. Die Verluste be tragen auf beiden Seiten etwa 160 000 Mann, daran sind 70000 Russen. Es besteht die Be fürchtung, daß die Japaner zwei russische Ar meen abschneiden werden. Der Zustand der rus sischen Armee ist furchtbar. Tie Japaner sieg ten durch ihren unerhörten Elan und überlegene Artillerie. Daß auch ihre Führung eine über legene war, ver-schweigt Kuropatkin. Petersburg, kl. März. Tie Meldung von der Einnahme Mutdens durch die Japaner hat hier Pie größte Erbitterung hervorgerufen. Man richtet die heftigsten Vorwürfe gegen Knro- patkm, den „Saumseligen", wie man ihn nennt. Tie heutigen Zeitungen verurteilen sein Ver halten, soweit es die hiesigen Preßverhältnisse gestatten, in harten Worten. Bian sagt: „Tas arpstre, mut ge russische Heer muß zurückgehen, es ist unterlegen. War anders ist schuld daran als sein Leiter, der sich zn keinem enftcheidenven Schlag aufraffte, sondern immer nur wartete und wartete!" Petersburg, 11. März. Aus zuverlässi ger Qualle verlautet, daß die russische Regie rung weit davon entfernt sei, an Friede nsv-r- handlungen zu denken, sie sei vielmehr ent schlossen, den Krieg weiter zu führen und eine neue Armee auf den Kriegsschauplatz zu senden. Alke gegenteiligen Nachrichten widersprechen den Tatsachen. Ter russische Botschafter Graf Cassini in Washington erklärte gegenüber den Gerüchten über Friedens-Verhandlungen: Nach Liaujang sprach inan von Frieden, die Antwort Rußlands! wär die Entsendung von Verstärkungen. Mulden wie Liäuajng bedeuten einen Rückzug, doch aber mals wird die Antwort Rußlands die Entsen dung großer Verstärkungen sein, lieber Frieden wird kein Wort fallen. Ter Botschafter äußerte ferner, daß er seit mehreren Wochen Kenntnis von dem unwiderruflichen Entschluß der Kasters habe, deu Krieg fortzusetzen, bis die Russen siegreich wären, ohne Rücksicht darauf, wie lange dies dauern könne. Es werde bereits die Entsen dung neuer Truppen zur Verstärkung der Armee Kuropatkins vorbereitet. Petersburg, 1k. März. Heute morgen 4 Uhr fand in einem möblierten Zimmer des Bristol-Hotels nahe der Jsaakwthedrale an der Ecke der großen Morskaja, eine furchtbare Explo sion statt. Tie Innenwände des vierstöckigen Hanfes wurden stark beschädigt, die Fenster der Geiamtfront zertrümmert. Tie Untersuchung hat bis jetzt ergaben, daß die Explosion von ei nem Zimmer ausgegangen ist, das ein englischer Unterran namens Henry Lincoln seit einem Jah re bewohnte. Durch die Explosion der Bombe wurde Lincoln selbst in Stücke gerissen; zwei nebenan wohnende Frauen wurden schwer ver letzt. In einem Reisekoffer fand man noch zwei Bomben. TaS Gebäude ist durch Polizei streng abgesperrt und wird von einer gewaltigen An zahl Neugieriger umlagert. Tie Detonation war so stark, haß sie in dem jenseits der 'Newa ge legenen Stadtteile deutlich vernehmbar war. — Pe t e r s burg,12. März. Es unterliegt so gut wie keinem Zweifel, daß die Bombenkata strophe im Hotel „Bristol" einen Bombenwerfer vernichtete. Tas Hotel „Bristol" liegt an der Ecke der Morskaja und des Wotnescnski-Pro- spett, die Fenster des Zimmers, das Acar Col- lan bewohnte, gehen auf die Morskaja Hinaris, die passiert werden muß, wenn sich irgend je mand von der Kaiserlichen Familie zur balti schen oder Warschauer Eisenbahn begibt, oder aber von dort zur Stadt kommt. Tie fragliche Ecke muß in jedem Fall passiert werden. T ie Ge walt der Explosion ist eine ungeheure gewiesen; sämtliche 41 Fenster in allen vier Stockwerken des Hauses sind zertrümmert. Tas Zimmer Mac Collans ist vollständig zerstört, die Möbel sind zersplittert, die Wände und Dielen verrückt. Tie Anzeichen weisen darauf hin, daß Collan die Bombe in eine Kommode tat, wobei die Explo sion erfolgte. Collan wurde in Fetzen zerrissen. In der Stadt zirkulieren verschiedene unkontro- lierbare Gerüchte; soviel steht jedoch fest, daß Collan am 25. Januar aus Riga hier eintraf, täglich gegen Mittag ansging und erst spät nachts heimkehrte. Man null "wissen, in der Nacht der Katastrophe habe bei ihm eine Ver sammlung stattgefnndcu. Ter Vorfall beweist die vollständige Ohnmacht der russischen Geheim polizei. Man glaubt hier nicht an eine fremd ländische Herkunft des Verunglückten, sondern vermutet, wohl mit Recht, einen einheimischen Anarchisten in ihm. Ob hier wirklich politische Zusammenhänge vorliegen, spie bei der ohnedies vorhandenen hochgradigen Erregung her Petersburger Gesell schaft und her nur zu begründeten Furcht vor
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